Anti-Bekehrungs Gesetz verabschiedet



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Am 12. August hat der indische Bundesstaat Jharkhand als sechster indischer Staat ein „Anti-Bekehrungs-Gesetz“ verabschiedet. Die Opposition und Vertreter religiöser Minderheiten äußerten sich besorgt und sehen die Religionsfreiheit ernsthaft bedroht. Für Hindus, die sich dem christlichen Glauben zuwenden möchten, werden dadurch hohe Hürden geschaffen.

Bekehrung nur unter staatlicher Kontrolle

Der Name des neuen „Gesetzes zur Religionsfreiheit“ klingt harmlos, doch die Regelung könnte weitreichende Folgen haben. Darin wird festgelegt, dass jeder, der beschuldigt wird, jemand anders zum Religionswechsel gezwungen zu haben, mit bis zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 650 Euro bestraft werden kann. Falls bei dem Religionswechsel Minderjährige, Frauen oder Angehörige einer niederen Kaste mit geringem Bildungsstandard – etwa Dalits – betroffen sind, erhöhen sich die Strafen auf bis zu 1.300 Euro und vier Jahre Haft.

Das Gesetz sieht außerdem vor, dass jede Person nach ihrem freiwilligen Religionswechsel dem stellvertretenden Polizeipräsidenten detaillierte Informationen über Ort und Zeitpunkt sowie den Namen der an dem Vorgang Beteiligten mitteilen muss.

Christen sehen Präsident Modi in der Pflicht

Seit dem Jahr 2002 haben mit Jharkhand fünf von der hindu-nationalistischen Partei BJP kontrollierte Bundesstaaten ein Anti-Bekehrungs-Gesetz erlassen. Kardinal Telesphore Toppo ist der katholische Erzbischof von Ranchi, der Hauptstadt von Jharkhand. Im Gespräch mit dem Informationsdienst World Watch Monitor beklagte er: „Diese Gesetze sind nicht die Entscheidung eines Mannes [des Ministerpräsidenten], sondern dahinter steckt eine Ideologie. Überall, wo die BJP das Sagen hat, treiben sie diese Dinge voran. Sie beschuldigen uns illegaler Konversionen von Stammesangehörigen und Dalits. Aber können sie ein einziges Beispiel anführen?“

Premierminister Narendra Modi von der BJP sprach sich am 15. August, dem indischen Unabhängigkeitstag, gegen „Gewalt im Namen des Glaubens“ aus; sie sei schädlich für das soziale Gefüge. Shibu Thomas, Gründer und Direktor der indischen Hilfsorganisation “Persecution Relief”, sieht darin jedoch „reine Rhetorik“. Er stelle nicht die aufrichtigen Absichten Präsident Modis in Frage, doch „die Welt erkennt immer deutlicher, dass seine Wort nicht seinen Taten entsprechen. Statt sich bei den Übergriffen in Schweigen zu hüllen, sollte er vernehmbar reagieren und die gewaltsamen Angriffe auf religiöse Minderheiten verurteilen. Dann würden die Menschen ihn ernstnehmen.“

Übergriffe gegen Christen nehmen weiter zu

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 gab es mit 410 registrierten Übergriffen gegen Christen annähernd so viele wie im gesamten Jahr 2016 (441). Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Indien an 15. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. (Quelle: World Watch Monitor, Open Doors)