Bibelübersetzer ermordet



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Im zentralafrikanischen Kamerun ist erneut ein Bibelübersetzer bei einem Anschlag getötet worden. Das bestätigte die Pressesprecherin der auf Bibelübersetzungen spezialisierten Missionsgesellschaft Wycliff, Ramona Eibach (Burbach bei Siegen), auf Nachfrage gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Überfall auf den Pastor Christopher Tanjoh ereignete sich bereits am 7. August in seinem Heimatdorf Guzang im Nordwesten Kameruns. Medienberichten zufolge entführten Unbekannte den Bibelübersetzer und Alphabetisierungslehrer aus seinem Haus und schossen ihm einige Stunden später ins Bein. Der 55-Jährige verblutete daraufhin. Er hinterlässt eine Ehefrau und sieben Kinder. Tanjoh war beim Bibelübersetzungs- und Alphabetisierungsprojekt CABTAL tätig. Die Vereinigung ist Teil des internationalen Dachverbandes der Wycliff-Organisationen. Wie der Generalsekretär von CABTAL, Keyeh Emmanuel, erklärte, gibt es in der Region immer wieder Unruhen. Auch Mitarbeiter des Übersetzungsprojekts seien deswegen bereits weggezogen. Tanjoh jedoch habe das Neue Testament in der Sprache „Moghamo“ fertigstellen wollen. Neben seiner Tätigkeit als Bibelübersetzer arbeitete Tanjoh auch für die Kameruner Gemeinschaftsinitiative für nachhaltige Entwicklung (COMINSUD).

UN: Immer wieder Gewalt gegen Entwicklungshelfer

Siti Batoul Oussein (Jaunde) vom Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) verurteilte den Mord ebenfalls scharf. Entwicklungshelfer würden in Südwest- und Nordwest-Kamerun regelmäßig Opfer von Gewalt. Die UN-Mitarbeiterin rief dazu auf, jegliche Übergriffe oder Behinderungen von Mitarbeitern von Hilfsorganisationen zu beenden.

Dritter Mord innerhalb weniger Monate

Es ist bereits der dritte Mord an einem Bibelübersetzer innerhalb weniger Monate in Kamerun. Am 23. Oktober 2019 hatten mehrere Personen – Einheimische sprechen von muslimischen Fulani-Hirten – den Bibelübersetzer Benjamin Tem (48) in seinem Haus in der Region Wum (Nordwest-Provinz) die Kehle durchgeschnitten. Nur zwei Monate zuvor war sein Kollege Angus Abraham Fung (60) mit einer Machete getötet worden. Der Ehefrau des Opfers schnitten die unbekannten Angreifer eine Hand ab. Beide Männer hatten bis 2016 bei einem Wycliff-Projekt zur Übersetzung des Neuen Testaments in die Sprache des Stamms der Aghem gearbeitet. In dem Land gibt es mehrere Konfliktherde: Zwei englischsprachige Regionen streben die Unabhängigkeit an, weil sie sich von der frankophonen Mehrheit ausgegrenzt fühlen. Bei den Kämpfen sind mittlerweile mehr als 3.000 Menschen ums Leben gekommen. Ferner sind in den Grenzgebieten islamistische Terrorgruppen aktiv. Von den 23,3 Millionen Einwohnern Kameruns sind jeweils etwa 25 Prozent evangelisch bzw. katholisch. 20 Prozent gehören dem Islam an. Weiterhin gibt es Anhänger von animistischen Religionen. (Quelle: idea)