Christen bei Fluthilfen benachteiligt
Bischof von Hyderabad prangert Diskriminierung an
Nach der Flutkatastrophe in Pakistan im vergangenen Sommer seien Christen bei Hilfeleistungen von muslimischer Seite benachteiligt, erklärte Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad im Interview mit „Kirche in Not“ Deutschland: „Immer, wenn unsere Leute um Hilfe bitten, bekommen sie zu hören: ,Nein, das ist nicht für Dich, frag in der Kirche um Hilfe!’ Auf diese Weise findet eine große Diskriminierung statt.“
Hinter dieser Zurückweisung stehe die Vorstellung, dass Christen aus dem westlichen Ausland finanziert würden und kein Teil der pakistanischen Gesellschaft seien: „Wir sind aber vollwertige Pakistaner. Wir sind keine Ausländer“, betonte Shukardin. Der Anteil der Christen in Pakistan liegt bei unter zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.
Weite Teile der Provinz Sindh zerstört
Der Bischof sagte, dass bei der Flut die meisten Teile seiner Diözese Hyderabad zerstört worden seien, die in der besonders betroffenen Provinz Sindh im Südosten Pakistans liegt: „Die meisten Menschen wurden obdachlos. Außerdem hatten sie nichts zu essen und waren völlig darauf angewiesen, das andere Menschen sie unterstützen.“
„Kirche in Not“ sei die erste Organisation gewesen, die ihm Hilfe für die Betroffenen der Flut angeboten habe, zeigte sich Shukardin dankbar: „Das ist eine große Sache. Darüber habe ich mich sehr gefreut.“ Die Hilfe bestehe aus vier Phasen: der Verteilung von Lebensmitteln, dem Aufbau medizinischer Stationen, da viele Menschen an Krankheiten wie dem Dengue-Fieber erkrankt seien, der Unterstützung für Bauernfamilien, deren Ernte zerstört wurde, sowie dem Wiederaufbau zerstörter Wohngebäude. Ein Dreivierteljahr nach der Flut gebe es schon erste Fortschritte, sagte Shukardin: „Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns. Wir müssen noch mehr Unterstützung für die Renovierungen bereitstellen.“
„Oft werden ganze Dörfer niedergebrannt und zerstört“
Zur allgemeinen Situation der Christen in Pakistan erklärte der Bischof, dass Christen sich zwar ungehindert zu Gottesdiensten und anderen Aktivitäten versammeln können. Das Gesetz verbiete jedoch, dass Muslime zum Christentum wechseln. Konvertierten Hindus würde bei den Behörden oft die Anerkennung als Christen verweigert.
Auf dem Land lebten Christen häufig gemeinsam in Dörfern, um sich besser schützen zu können. Auf der anderen Seite würden dann gewalttätige Übergriffe die gesamte Dorfgemeinschaft treffen; es gebe zu wenig Polizeischutz: „Wenn in einer Region etwas passiert, passiert es allen Christen. Oft werden ganze Dörfer niedergebrannt und zerstört.“ Ursache seien häufig Übergriffe wegen vermeintlicher Gotteslästerung oder Beleidigung des Islam.
Die ideologische Grundlage dafür würden die staatlichen Blasphemiegesetze bieten. Die pakistanische Regierung habe schon mehrfach Anläufe unternommen, die Gesetze zu ändern, aber dies habe zu gewalttätigen Protesten radikaler Muslime geführt: „Die Regierung ist meistens nicht in der Lage, die Gesetze zu ändern. Sie macht einen Schritt nach vorne und zwei zurück.“
Sanktionen gegen Pakistan?
Aus diesem Grund rief Bischof Shukardin die Staatengemeinschaft auf, Druck auf die pakistanische Regierung auszuüben: „Druck entsteht, wenn zum Beispiel die EU keine Zuschüsse mehr gewährt oder nicht zulässt, dass pakistanische Produkte ins Ausland gebracht werden.“ Dann könnte bei der Regierung ein Umdenken einsetzen. Der Bischof zeigte sich jedoch wenig optimistisch und bat um weitere Hilfe, da die Not in Pakistan weiterhin hoch sei: „Bitte helfen Sie uns, damit die armen und unschuldigen Menschen gerettet werden können.“