Christentum meist verfolgte Religion



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Das Christentum ist als die am meisten verfolgte Religion der Welt. Das betont der geschäftsführende Präsident des internationalen päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“, Thomas Heine-Geldern. Über 250 Millionen Christen leben demnach in Ländern, wo es Verfolgung und Diskriminierung gibt, „wo sie Bürger zweiter Klasse sind“, wie Heine-Geldern im Interview für die Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ und „Radio klassik Stephansdom“ betont. Religiöse Minderheiten seien häufig unterdrückt und „Christen sind in vielen Ländern eine solche“, erläutert der Jurist. Auch die Botschaft Jesu Christi werde oft in sich „als Ärgernis“ gesehen.

Die Aufgabe des international tätigen katholischen Hilfswerks sei es daher, Missstände rund um Religionsfreiheit aufzuzeigen, „nicht um den Graben zu vertiefen und Hass und Zwiespalt zu sehen, sondern um diesen Menschen eine Stimme zu verleihen“.

„Kirche in Not“ legt alle zwei Jahre einen Bericht zur Religionsfreiheit weltweit vor, der über den Zustand der verfolgen Christen, aber auch anderer religiöser Minderheiten informiert. Heine-Geldern: „Es geht uns um das Menschenrecht Religionsfreiheit. Da geht es nicht nur um Unterstützung von Christen, sondern auch um Buddhisten, Hindus und Muslime, ob die in einem Land verfolgt oder diskriminiert werden.“

Die Erkenntnisse des rund 800-Seiten starken Berichts seien die Basis für Gespräche mit Politikern und Entscheidungsträgern, erläuterte Heine-Geldern. „Kirche in Not“ poche dabei auf die Forderung, dass „Religionsfreiheit, die Freiheit zur Ausübung einer Religion, oder zur Nichtausübung einer Religion ein fundamentales Menschenrecht ist, das geschützt werden muss“.

Zwar könnten Menschenrechte prinzipiell nur von staatlichen oder internationalen Organisationen geschützt werden, die kirchliche Stiftung könne jedoch hinweisen, „dass es ein absolut schützenswertes Gut ist und bleiben soll“.

Internationale Brennpunkte

Aktuelles Schwerpunktland von „Kirche in Not“ ist Pakistan. Dort machen die Christen zwar nur zwei Prozent der Bevölkerung aus, zählen aber wegen der hohen Bevölkerungszahl einige Millionen Menschen. Sie „stehen sie auf der Sozialstufe sehr weit unten und sind daher diskriminiert“. Speziell in der Zeit der Corona-Krise bringe dies negative Auswirkungen mit sich, so seien Christen etwa von den normalen Hilfestellungen des Staates ausgenommen. „Kirche in Not“ betreibt laut Heine-Geldern in Pakistan derzeit „Existenzhilfe“ für christliche Familien, „damit sie überleben“.

In anderen Ländern sei Hilfe wiederum unmöglich. Als Beispiel nannte der „Kirche in Not“-Chef den Iran. Dort dürften anerkannte christliche Minderheiten wie die Armenisch-apostolische Kirche ihre Religion zwar weitgehend ausüben, jedoch nicht missionieren. Pastorale Projekte seien darum nicht möglich.

Eine massive Verschlechterung der Situation für Christen nimmt Heine-Geldern aktuell in der Sahelzone Afrikas wahr. In Ländern wie Burkina Faso, Mali, Niger oder Nigeria schürten fremde islamistische Prediger Hass gegen Minderheiten. „Es kommt verstärkt zu Zwischenfällen, wo Christen Kollateralgeschädigte sind, weil es um die Zerstörung der Institutionen des Staates, der Schulen und des Gesundheitswesens geht.“ Und: „Immer mehr kommen die dort lebenden Christen aber auch ins Fadenkreuz der Banden.“

Das gesamte Interview mit Thomas Heine-Geldern ist auf „Radio klassik Stephansdom“  am 26. Juli um 17.30 Uhr zu hören.