Frage nach Religionszugehörigkeit



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In der für Oktober geplanten Volkszählung in Tadschikistan wird auch die Religionszugehörigkeit der Bürger erhoben. Dies geschieht zum ersten Mal seit 1937, als Stalin über die damalige Tadschikische Sowjetrepublik als Teil der Sowjetunion herrschte. Daher haben einige Bürger die Besorgnis geäußert, dass der Staat die Angaben über die Religionszugehörigkeit für weitere Verletzungen der Religions- bzw. Glaubensfreiheit verwenden würde. Der unabhängige Blogger Rustam Gulov schrieb: „Es ist möglich, dass Tadschiken, die den christlichen Glauben angenommen haben, Ahmadis oder Salafisten sind, sich zum Lügen gezwungen fühlen und vorgeben werden, Hanafiten zu sein“ (Das ist die einzige in Tadschikistan legale Form des Islams). Daher würden sie in Gewissensnot geraten. Wenn sie die Wahrheit schrieben, könnten sie nicht nur von staatlichen Stellen, sondern auch von Verwandten oder der lokalen Bevölkerung verfolgt werden. Gulov merkte weiters an: „Desto weniger der Staat über den einzelnen Bürger weiß, desto besser und friedlicher ist es insgesamt. Der Grund dafür ist, dass es in unserem Land keine wirklichen Mechanismen zum Schutz persönlicher Daten gibt.“ Die Daten sollen bei Haus-zu-Haus Befragungen, wo unter anderem lokale Lehrer eingesetzt werden, erhoben und auf Tablets oder zunächst auf Papier erfasst werden. In kleinen Orten, wo jeder jeden kennt, sprechen sich Antworten schnell herum.

Mehrere Protestanten, die aus Furcht vor staatlichen Repressalien nicht namentlich genannt werden möchten, haben gegenüber Forum 18 erklärt, dass sie befürchten, dass die Behörden versuchen werden, die Mitglieder ihrer Kirchen zu identifizieren und ihre Wohnorte festzustellen.

Nach dem Grund für die Frage nach der Religionszugehörigkeit befragt haben Beamte abweichende Antworten gegeben. Einige sagen, diese Angaben würden benötigt, um Saudi-Arabien Daten für die Festlegung der Quote für die Hadsch zur Verfügung zu stellen, während andere behaupten, nicht näher genannte internationale Organisationen würden dies wünschen. Der Leiter des Parlamentsausschusses für Gesetzgebung und Menschenrechte Imomali Nasriddinzoda weigerte sich, die Frage von Forum 18 nach dem Grund der Erhebung der Religionszugehörigkeit anlässlich der Volkszählung zu beantworten. Voris Murodov vom staatlichen Statistikamt behauptet hingegen, dass niemand bestraft würde, wenn er sich weigert seine Religionszugehörigkeit anzugeben und dass kein Grund zur Besorgnis bestünde.  (Quelle: Forum 18, Bild: TUBS/wikipedia)