Gehirnblutung nach Polizeiverhör



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Am 21. Jänner wurde der indische Christ K. A. Swamy von aufgebrachten Hindus bei der Polizei angezeigt, weil er Bibeln verteilt hatte. Dieser Vorfall ereignete sich in Hyderabad, der Hauptstadt des Bundesstaates Telangana im Süden des Landes. Seit dem Erstarken der hindu-nationalistischen Bewegung, das mit der Machtübernahme Narendra Modis im Mai 2014 einherging, hat sich die Situation für die Christen im Land immer weiter verschlechtert.

Sechs Stunden lang verhört

Der 47-jährige Professor an einer technischen Hochschule gehört dem internationalen Gideonbund an; einer christlichen Vereinigung, die überall auf der Welt kostenlos Bibeln verteilt. Dies hatte K. A. Swamy auch an diesem Tag in der Nähe eines Hindu-Tempels getan, was großes Missfallen bei einigen Passanten erregte. Sie warfen ihm vor, er wolle Menschen im Tempelbezirk zum christlichen Glauben bekehren, und brachten ihn schließlich zur Polizei. Dort wurde er sechs Stunden lang verhört. Mit der Hilfe von christlichen Freunden kam er zwar anschließend wieder frei, doch auf dem Weg nach Hause fühlte er sich plötzlich sehr unwohl und sein Blutdruck stieg stark an. Seine Freunde brachten ihn umgehend ins Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte fest, dass er eine Gehirnblutung erlitten hatte. Seitdem liegt er im Koma.

Evangelisieren nicht erlaubt

Sein Schwager berichtete gegenüber World Watch Monitor, dass Swamy in der Vergangenheit schon mehrere Male von extremistischen Hindus angegriffen und bedroht worden sei. Die hindu-nationalistische Gruppe Vishwa Hindu Parishad habe mehr als 200 Fotos von Swamy beim Verteilen von Bibeln und anderen christlichen Schriften gesammelt und als Beweismaterial dafür, dass er unerlaubt evangelisiert habe, bei der Polizei vorgelegt.

In fünf indischen Bundesstaaten (Madhya Pradesh, Chhattisgarh, Odisha, Gujarat und Himachal Pradesh) gibt es sogenannte „Anti-Konversions-Gesetze“, in weiteren Staaten ist darüber diskutiert worden. Offiziell sollen diese Gesetze nur verhindern, dass jemand mit unlauteren Mitteln wie Betrug oder Zwang dazu gebracht wird, seine Religion zu wechseln. Tatsächlich werden sie jedoch immer wieder verwendet, um grundsätzlich gegen Christen vorzugehen.

„Es ist sehr wichtig, dass die Hindus die Mehrheit bleiben“

Zwei Mitglieder des Parlaments, die der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP angehören, planten 2015 sogar einen Gesetzesentwurf, der die Konversion weg vom Hinduismus generell verbieten sollte. Einer der beiden, Tarun Vijay, sagte angesichts der Tatsache, dass der hinduistische Bevölkerungsanteil nach der letzten Erhebung erstmals weniger als 80 Prozent betrug: „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um diese Entwicklung aufzuhalten. Es ist sehr wichtig, dass die Hindus die Mehrheit im Land bleiben. Ich bin der Meinung, dass die Religionszugehörigkeit eine persönliche Entscheidung bleiben muss. Aber in Indien ist Religion zu einem politischen Werkzeug in der Hand ausländischer Mächte geworden, die Hindus gezielt angreifen, um unsere Nation zu zersetzen. Dagegen müssen wir uns im Interesse unseres Landes und aller Minderheiten in Indien zur Wehr setzen.“

Indien steht auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors aktuell auf Platz 15 unter den Ländern, in denen Christen die schlimmste Verfolgung erleben. Vor allem Christen mit hinduistischem Hintergrund oder Christen, die anderen das Evangelium weitergeben, erleben Anfeindungen und Angriffe durch extremistische Hindus. (Quellen:  EAD, World Watch Monitor, Open Doors)