Kirche entweiht und geplündert
Gläubige versammeln sich zum Gebet in entweihter und geplünderter Kirche. Pfarrer Pedro Narbona: „Wir dürfen uns nicht die Seele vergiften lassen.“ Nach dem schweren Anschlag auf die Pfarre Mariä Himmelfahrt in Santiago de Chile am Freitag, den 8. November traf sich der Pfarrer Pedro Narbona mit seinen Gemeindemitgliedern, um zu beten und um die Kirche zu reinigen. Einige von ihnen konnten die Tränen nicht zurückhalten. Pfarrer Pedro Narbona versuchte, die Gläubigen zu trösten: „Eine Kirche wird nicht so sehr mit physischem Material, mit Baumaterial errichtet, sondern vielmehr mit lebendigen Steinen, mit jedem einzelnen von uns. Wir sind lebendiger Stein, und das ist das Wichtigste.“ Darüber hinaus bat er die Anwesenden darum, „nicht in einen Teufelskreis des Hasses zu geraten, der die Seelen vergiften kann.“
Am Sonntag wurde auch eine einfache Sühneandacht gefeiert, bei der die Gläubigen das beschädigte und entweihte Kruzifix küssen konnten. Es wurden auch Muttergottes-Lieder gesungen, denn ihr ist in Chile der Monat November gewidmet
Im Zuge der Proteste und gewalttätigen Demonstrationen, die derzeit das Land erschüttern wurde die Kirche am 8. November von Vermummten angegriffen. Sie warfen Kirchenbänke und Heiligenbilder auf die Straße, zerstörten sie und setzten sie in Brand. Sie malten auch Graffiti und Beleidigungen an die Innenwände der Kirche.
Es war nicht das erste Mal, dass ein Anschlag auf eine katholische Kirche verübt wurde. Pfarrer Narbona, der ebenfalls geistlicher Assistent von KIRCHE IN NOT in Chile ist, berichtete im Gespräch mit der Stiftung, es sei bereits am Freitag, den 1. November versucht worden, die Kirche in Brand zu setzen. Damals sei es aber gelungen, die Feuerwehr zu rufen. Auch die Fassade einer anderen Pfarrei, die Pater Pedro in der Innenstadt von Santiago betreut, der Pfarrkirche Vera Cruz, sei eine Woche vorher beschädigt worden. Außerhalb der Hauptstadt kam es Ende Oktober zu zwei aufeinander folgenden Anschlägen auf die Kathedrale von Valparaíso sowie zu einem weiteren Anschlag auf die Gemeinde Santa Teresa de Los Andes, in Villa Alfredo Lorca, Punta Arenas.
„Voll Sorge schauen wir auf das Ausmaß der Gewalt in diesen Tagen, die sich auch gegen die Kirche richtet. Heute haben wir erneut die Plünderung einer Pfarrei erleben müssen. Als Stiftung KIRCHE IN NOT trifft uns diese Gewalt besonders“, sagte direkt nach den Attacken Maria Covarrubias, Präsidentin von KIRCHE IN NOT Chile.
„In diesen schwierigen Zeiten bitten wir Sie, für unseren geistlichen Assistenten, für seine Gemeinde, für den Frieden in unserem Land und dafür zu beten, dass Gott die Herzen derer bekehren möge, die diese bedauerlichen Taten begangen haben“, so der Appell der Präsidentin von KIRCHE IN NOT Chile an die Wohltäter der Stiftung in aller Welt.
Der Apostolische Administrator von Santiago de Chile, Msgr. Celestino Aós, brachte seine Solidarität mit Pfarrer Narbona sowie seine Ablehnung der Plünderung der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in einer Videobotschaft zum Ausdruck, die auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese veröffentlicht wurde: „Lieber Herr Pfarrer, liebe Gläubigen der Pfarrei Mariä Himmelfahrt, wir versichern Euch unserer Nähe und Solidarität in Eurem Schmerz. Euch allen, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, sage ich mit dem Apostel Paulus: Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem.“
Er rief außerdem zum Frieden auf: „Mit aller Kraft rufen wir wir unsere Schwestern und Brüder, unsere Landsleute, dazu auf, jegliche Gewalt einzustellen. Mögen diejenigen, die betrügen, indem sie an die scheinbare Wirksamkeit und den Triumph der Gewalt glauben, den Weg des Dialogs und der Suche nach Lösungen für die bestehenden Probleme einschlagen und ihre eigenen Visionen einbringen.“