Morde an Jesuiten erschüttern Mexiko
Papst Franziskus hat den Mord an zwei Jesuiten und einem weiteren Mann in Mexiko scharf verurteilt. Er wolle seine „Trauer und Abscheu“ darüber zum Ausdruck bringen, sagte Franziskus am Ende der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Dem Orden, dem er selbst angehört, sei er mit Zuneigung und Gebeten nahe. Zugleich betonte er, dass Gewalt keine Probleme löse.
Die beiden Jesuiten Javier Campos Morales (79) und Joaquín Cesar Mora Salazar (81) waren am Montag im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua erschossen worden. Sie sollen einem Mann, der vor Bewaffneten floh, Schutz in ihrer Kirche geboten haben. Dabei handelte es sich offenbar um einen lokalen Touristenführer, der kurz zuvor entführt worden war. Unbekannte eröffneten in der Folge das Feuer auf den Mann und die beiden Geistlichen. Ein Tatverdächtiger soll aus Auftragsmörderkreisen stammen, die einer Gruppe angehört, die für das Sinaloa-Drogenkartell arbeitet. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.
Laut mexikanischen Jesuiten wurden die Leichen der Priester von den Tätern mitgenommen. Der Orden fordert deren Herausgabe sowie Schutz für die Gemeinde. Im ganzen Land finden Gottesdienste statt, die an die Opfer des Überfalls erinnern. Nicht nur die Mexikanische Bischofskonferenz ist erschüttert. Dass nun selbst Geistliche in einer Kirche niedergeschossen werden, offenbart, wie sehr ganz Mexiko unter der anhaltenden Gewalt im Land leidet.
Gewalt „zerreißt“ die Gesellschaft
„Wir verurteilen diese Gewalttaten und fordern Gerechtigkeit“, hieß es laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) in einer am Dienstag über Soziale Netzwerke verbreiteten Stellungnahme des Jesuitenordens. Der Orden werde „angesichts der Realität, die die Gesellschaft zerreißt, nicht schweigen“, sagte der Provinzial der mexikanischen Jesuiten, Luis Gerardo Moro Madrid, nach dem Attentat. Es seien umfassende Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung notwendig.
Den beiden Jesuiten-Patres seien „die Risiken, die mit der Verpflichtung verbunden sind, in Gebieten zu arbeiten, die durch Gewalt und Drogenhandel gefährdet sind“, bewusst gewesen, sagte Moro Madrid der Zeitung „El Universal“. Die Ermordung der beiden Jesuiten sei „ein Spiegelbild dessen, was im ganzen Land passiert“. Es habe keine Morddrohung gegen die Betroffenen gegeben, aber eine ständige latente Gefahr. In dem Gebiet seien kriminelle Gruppen aktiv, die sich dem Drogenhandel verschrieben hätten.
84 Morde pro Tag
Der Vorfall hat auch eine politische Dimension, denn Mexikos amtierender linkspopulistischer Präsident Andres Manuel Lopez Obrador hatte die Sicherheitslage zu einem zentralen Thema seiner Präsidentschaft gemacht. Erst am Montag hatte das Portal „CNN en Espanol“ berichtet, es seien zwischen Jänner und Mai bereits mehr als 12.700 gewaltsame Todesfälle registriert worden. Das entspricht einem Durchschnitt von derzeit 84 Morden pro Tag. Dabei konzentriere sich die Mehrzahl der Taten auf sechs besonders gewalttätige mexikanische Bundesstaaten. Acht der gefährlichsten 50 Städte der Welt befinden sich in Mexiko. Kritiker werfen Lopez Obrador vor, seine Strategie der „Umarmung statt Schüsse“ gegenüber den Drogenkartellen habe keinen Erfolg gebracht.
Bischof Juan Jose Gonzalez Sandoval sagte der Tageszeitung „Milenio“ laut KNA, die Behörden müssten „ihre Aufgabe erfüllen, die Verantwortlichen zu finden und all denen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die in den letzten zehn Jahren Opfer dieser Welle des Terrors und der Angst geworden sind“. Der Vertreter der Vereinten Nationen in Mexiko, Guillermo Fernandez-Maldonado, erklärte: „Der Mord an diesen beiden bekannten Priestern erinnert uns an die Situation extremer Gewalt und Verletzlichkeit, mit der die Gemeinden der Sierra Tarahumara in Chihuahua konfrontiert sind.“ Der mexikanische Senat sprach von „feigen Morden“. (Quelle: kathpress)