Seelsorge unter Lebensgefahr



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Zahlreiche kirchliche Mitarbeiter von Terroristen ermordet

In Burkina Faso gehe trotz des Terrors die pastorale und karitative Arbeit weiter, wenn auch unter Lebensgefahr. Das berichtete der Priester Wenceslao Belem bei einer Veranstaltung des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) in Madrid: „Bevor wir zu pastoralen Einsätzen aufbrechen, beten wir intensiv und empfangen die Sakramente für den Fall, dass wir nicht mehr zurückkehren.“

Da fast die Hälfte der Landesfläche Burkina Fasos in der Hand von Terroristen sei, gebe es kein reguläres kirchliches Leben mehr. Viele Pfarren und kirchliche Schulen seien aus Sicherheitsgründen geschlossen, es fänden dort keine öffentlichen Gottesdienste statt: „Die Gläubigen verfolgen die heilige Messe über das Radio, weil es zu gefährlich ist, die Pfarrkirche zu besuchen“, berichtete Belem.

Die Terror-Einheiten hätten die Straßen vermint, so dass weder Militär noch Hilfe von außen in die eroberten Gebiete vordringen könnten, sagte der Priester: „So können sie die Bevölkerung weiter isolieren und dem Hunger aussetzen.“

Enormer Mut, um dennoch bei den Leidenden zu sein

Viele kirchliche Mitarbeiter bewiesen enormen Mut und Einfallsreichtum, um dennoch für die notleidenden Menschen da zu sein, berichtete der Priester: „Katholische Krankenschwestern verkleiden sich als muslimische Frauen, um in den von Dschihadisten besetzten Gebieten Leben zu retten und Kranke zu versorgen. Sie sind ein ermutigendes Beispiel für uns alle.“

Belem erinnerte an zahlreiche getötete kirchliche Mitarbeiter wie den Priester Jacques Yaro Zerbo, der am 2. Januar 2023 ermordet wurde, als er auf dem Weg zu einer Beerdigung war. „Er sollte mit einem Gemeindemitglied reisen, entschied sich aber im letzten Moment, allein zu fahren. Auf dem Weg wurde er von Terroristen angehalten. Sie brachten ihn bis auf wenige Meter an die Dorfkapelle heran und erschossen ihn.“ Die Kirche in Burkina Faso sei zu einer „Keimzelle der Märtyrer“ geworden.

Frauen besonders gefährdet

Der Priester wies darauf hin, dass seit 2015 über 2000 Schulen geschlossen oder von den Terroristen in Koranschulen umgewandelt worden seien. Die Extremisten wollten ihre Überzeugungen auch den Muslimen aufzwingen, die ihnen ablehnend gegenüberstehen. „Sie wollen Frauen zwingen Vollverschleierung zu tragen, unabhängig von ihrer Religion. Viele christliche Mädchen müssen einen Schleier tragen, um nicht verleumdet, geschlagen oder entführt zu werden.“

Trotz der verzweifelten Situation sei er zuversichtlich, „dass das Böse nicht das letzte Wort hat“, betonte Belem. Er dankte „Kirche in Not“, das Lebensmittel für Binnenflüchtlinge finanziert, die Priesterausbildung und das kirchliche Leben fördert und den Dialog gemäßigter religiöser Kräfte unterstützt. „Wir sind eine verfolgte Kirche, aber dank Ihnen sind wir nicht vergessen.“

Hauptregion des Dschihadismus in Afrika

Burkina Faso wird seit 2015 von islamistischen Truppen heimgesucht; sie rekrutieren sich aus der einheimischen Bevölkerung und aus dem benachbarten Ausland. Das Land ist zu einem der Hauptoperationsgebiete des militanten Dschihadismus in Afrika geworden. Seit etwa vier Jahren kommt es lokalen Beobachtern zufolge vermehrt zu gezielten Attacken auf Christen, die etwa ein Viertel der Bevölkerung Burkina Fasos ausmachen.

Ende September vergangenen Jahres hatte Hauptmann Ibrahima Traoré die Macht an sich gerissen; es war der zweite Putsch innerhalb eines Jahres. Traoré führt das Land als Übergangspräsident; 2024 soll ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden. Ansprechpartner von „Kirche in Not“ berichten, dass viele Bewohner sich anfangs ein entschiedeneres Vorgehen der Militärregierung gegen den Terror erhofft hätten. Dies habe sich jedoch nicht erfüllt.