Vandalismus gegen Marienheiligtum



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Mit scharfen Worten hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, die mutmaßlich von jüdischen Extremisten begangenen Übergriffe gegen das Marienwallfahrtsheiligtum Deir Rafat nahe Jerusalem verurteilt. Bei einer Ortsbegehung am Dienstag Nachmittag sagte Twal angesichts der in der Nacht zuvor erfolgten vandalistischen Akte vor Journalisten: „Wir verurteilen diese Übergriffe auf das Schärfste. Wir bedauern diese jungen Leute, die das getan haben. Gleichzeitig fragen wir uns, wer dahinter steckt. Welcher Schule entspringt so eine Geisteshaltung?“, so der Patriarch. „Solche Akte sind schlecht für uns Christen, aber auch schlecht für Israel. Ich glaube nicht, dass das eine gute Art ist, den Heiligen Vater nächsten Monat hier zu empfangen. Sie sind aber auch schlecht für die, die so etwas tun. Ich hoffe, dass die israelischen Behörden die Täter ergreifen und zur Rechenschaft ziehen. Gleichzeitig reicht das aber nicht. Es geht darum, eine neue Art der Erziehung zu beginnen, die von größerer Offenheit und Respekt gegenüber dem Anderen geprägt ist.“ Gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ sagte Twal weiter, dass er sich nicht erklären könne, warum ausgerechnet christliche Einrichtungen seit Jahren immer wieder Ziel derartiger Übergriffe seien: „Das müssen wir die Leute fragen, die dahinter stecken. Hier beten Klausurschwestern für den Frieden im Heiligen Land. Sie sind völlig unpolitisch. Ich bin hierhergekommen, um die Schwestern zu ermutigen, keine Angst zu haben. Ich werde sie aber auch bitten, für die Täter zu beten. Ich glaube diese Leute sind krank.“

Unbekannte hatte in der Nacht zuvor in hebräischer Sprache blasphemische Graffiti wie „Jesus ist ein Affe und Maria eine Kuh“ an die Außenmauern des Heiligtums „Maria Königin von Palästina“ gesprüht und die Reifen dort parkender Fahrzeuge zerstochen. Außerdem wurden in einem zweiten Graffito Amerika mit Nazi-Deutschland gleichgesetzt, was als Kritik an den gegenwärtigen auf amerikanische Vermittlung hin zustandegekommenen Friedensgesprächen zwischen Israelis und Palästinensern gedeutet werden kann. Die Graffiti weisen damit in Richtung der sogenannten Preisschild-Bewegung (price tag). Dabei handelt es sich um eine seit Jahren aktive Bewegung extremistischer Juden, deren Aktionen sich gegen Personen und Einrichtungen richtet, die die jüdische Besiedlung der von Israel besetzten Gebiete nicht genügend unterstützen oder ihr im Weg stehen. Sie hätten dafür deshalb einen Preis zu bezahlen. Aktionen der Extremisten zielen gegen Palästinenser und islamische Einrichtungen, etwa Moscheen, aber auch gegen israelische siedlungskritische Organisationen und die Sicherheitskräfte. Beobachtern zufolge wählen die Täter christliche Einrichtungen zum Einen wegen ihrer anti-christlichen Ressentiments aus, zum Anderen, weil sie sich davon eine erhöhte internationale Medienaufmerksamkeit für ihre politischen Ziele erhoffen.

Patriarch Twal hatte die Übergriffe schon in seiner Weihnachtsbotschaft 2013 beklagt. Wörtlich sagte er damals: „Wir müssen feststellen, dass es dieses Jahr in unserer Diözese zu einer Zunahme von Vandalismus gekommen ist, der zwanzig Heilige Stätten oder Orte der Anbetung betrafen, die von Extremisten gezielt angegriffen wurden.“ Tatsächlich wurden in den letzten Jahren dutzende Übergriffe gegen christliche Einrichtungen gemeldet. Unter anderem wurden christliche Friedhöfe in Jerusalem geschändet, Kirchenmauern beschmiert und die Tür der Trappistenabtei Latrun zwischen Jerusalem und Tel Aviv in Brand gesetzt. Seitens des israelischen Staates sind diese Akte immer wieder verurteilt worden. Die Betroffenen kritisieren aber häufig, dass die Täter nur schleppend gefasst werden. Im Falle Deir Rafat hat die israelische Polizei die Ermittlungen noch am Dienstag aufgenommen.

Bei dem Marienheiligtum von Deir Rafat handelt es sich um das zentrale marianische Heiligtum des Heiligen Landes. 1927 durch Patriarch Luigi Barlassina gegründet, wird die Gottesmutter hier als „Königin von Palästina“ angerufen. Damit ist keine politische Aussage verbunden, da die Verehrung Mariens unter diesem Namen lange vor Gründung des Staates Israel 1948 geübt wurde. Seit einigen Jahren tun drei Servitenpatres Dienst am Heiligtum. Außerdem leben zwölf Nonnen der kontemplativen Gemeinschaft „Schwestern von Bethlehem“ in strenger Klausur an dem Ort, dessen Wallfahrtsfest Ende Oktober begangen wird. Die Schwestern waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Pater Roch Boulanger, ein Mitglied der Servitengemeinschaft sagte „Kirche in Not“, dass man für die Täter bete. „Vielleicht erwächst ja aus ihrer Sünde auch eine Gelegenheit zur Umkehr“, so der Kanadier.