Wegen „Blasphemie“ verbrannt
„Schwerstes Verbrechen im Namen der Religion in der Geschichte Pakistans“. In Ostpakistan wurde ein christliches Ehepaar von einer muslimischen Bande wegen des Vorwurfs, Koranseiten verbrannt zu haben, brutal geschlagen und in einem Ziegelofen verbrannt. Shama Bibi, im vierten Monat schwanger, und ihr Mann Shahbaz Masih waren Fronarbeiter in einer Ziegelfabrik in Kot Radha Kishan, einem Dorf in der Provinz Punjab, 45 km südlich von Lahore.
Die Tragödie ereignete sich als Folge des Todesurteils, das im Oktober über Asia Bibi verhängt wurde, eine christliche Frau, die 2010 wegen Blasphemie verhaftet wurde. Seit den 1990er-Jahren wurden zahlreiche Christen wegen Koranschändung oder Gotteslästerung verurteilt. Es wurden zwar Urteile mangels Beweise aufgehoben, allein ein Blasphemievorwurf kann jedoch schon zu gewalttätigen Übergriffen führen.
Der URI-Koordinator für Pakistan (United Religions Initiative – Gemeinsame Initiative der Religionen), Pater James Channan, O.P., früher Vizeprovinzial, heute Leiter des Friedenszentrums der Dominikaner in Lahore, Pakistan, nimmt gegenüber Kirche in Not dazu Stellung: „Die barbarische Tat fanatischer pakistanischer Muslime, ein armes christliches Ehepaar bei lebendigem Leibe zu verbrennen, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ Es ist das schwerste Verbrechen in der Geschichte Pakistans, das im Namen der Religion begangen wurde. Anstoß war die falsche Beschuldigung, sie hätten Koranseiten verbrannt.
Muslime und Christen sind gleichermaßen Opfer des umstrittenen Blasphemiegesetzes, das für Koranschändung lebenslange Haft und für Verleumdung oder Beleidigung des Propheten Mohamed die Todesstrafe vorschreibt. Das Problem mit diesem Gesetz ist, dass es oft zur Begleichung privater Rechnungen wie beruflicher Konflikte missbraucht wird. Wer würde im Ernst Koranseiten verbrennen oder den Propheten Mohamed beleidigen?
Das größte Problem dieses Gesetzes ist, dass es sehr vage ist; außerdem sind die meisten Menschen in Pakistan Analphabeten. Gesetze können daher sehr leicht missbraucht werden; die Menschen nehmen, wie in Kot Radha Kishan, die Sache selbst in die Hand. Extremistische Muslime haben aufgrund bloßer Anschuldigungen andere Muslime und Christen getötet. Die christliche Bevölkerung ist jedoch besonders gefährdet, da ein Vorwurf gegenüber einem Einzelnen bereits Gewalt gegen dessen Familie und die ganze Ortsgemeinde zur Folge haben kann. Wohnungen werden angegriffen, Kirchen niedergebrannt und Menschen getötet.
Dieses Gesetz ist so gefährlich, dass eine Person, die beschuldigt wurde, nicht mehr in Pakistan leben kann. Selbst wenn die Gerichte eine Person schließlich freisprechen, kann sie von radikalen Muslimen umgebracht werden, und dies gilt als lobenswerte Tat. Was ist zu tun? Es hilft, wenn Regierungen anderer Länder auf unsere Regierung Druck ausüben. Die Vereinten Nationen sollten sich einschalten und solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilen; sie sollten Kommissionen mit der gründlichen Untersuchung der Fälle beauftragen. Dies sind nur Beispiele für Maßnahmen, um solchen barbarischen Taten, wie dem grausamen Mord an einem Ehepaar und ihrem ungeborenen Kind, ein Ende zu machen.“