7 Jahre unschuldig in der Todeszelle



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„Ich saß sieben Jahre unschuldig in der Todeszelle“, Christin erzählt von ihrer Anklage wegen angeblicher Blasphemie. Shagufta Kausar und Shafqat Emmanuel, ein katholisches Ehepaar mit vier Kindern aus Gojra in der Nähe von Faisalabad, wurden im Juli 2013 unter dem Vorwurf der Blasphemie verhaftet und zum Tod verurteilt. Nach jahrelangen Revisionsbemühungen sprach das Oberste Gericht in Lahore die beiden Christen im Juni 2021 frei. Heute lebt die Familie an einem sicheren Ort in Europa. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) konnte mit Shagufta sprechen und gibt ihr persönliches Zeugnis wieder:

„Ich wurde in eine sehr gläubige christliche Familie hineingeboren. Die meisten Einwohner in unserem Dorf waren Muslime. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es je einen Streit oder eine Auseinandersetzung aufgrund der Religion gab.

Einige Jahre nach meiner Heirat mit Shafqat zogen wir nach Gojra und mein Mann fand dort eine Arbeit. Mein Mann ist seit zwölf Jahren teilweise gelähmt. Er hatte versucht, einen Streit zu schlichten und war dabei von einem Querschläger aus einer Waffe getroffen worden. Das Leben danach war hart, doch wir hatten Glück und fanden beide eine Arbeit an einer christlichen Schule, wo wir Hausmeisterdienste verrichteten. Nebenbei reparierte mein Mann Handys.

Geständnis unter Folter erzwungen

Im Juli 2013 stürmte die Polizei unser Haus und verhafteten meinen Mann und mich. Sie warfen uns Gotteslästerung vor. Über die SIM-Karte unseres Handys sei eine SMS über den Propheten Mohammed verfasst worden. Die Nachricht war auf Englisch geschrieben – eine Sprache, die weder mein Mann noch ich sprechen oder lesen können.

Im Gefängnis wurden wir gefoltert. Die Beamten sagten meinem Mann, dass sie mich vor seinen Augen vergewaltigen würden, wenn er die Tat nicht gestehen würde. Also tat er es, obwohl wir beide unschuldig waren.

Acht Monate waren wir inhaftiert, als wir vom Gericht schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt wurden. Unser Anwalt durfte sein Schlussplädoyer nicht zu Ende führen, keiner von uns wurde angehört. Als ich das Todesurteil hörte, wurde ich ohnmächtig.

Todesdrohungen auch gegen die Kinder

Mein Mann und ich wurden nach der Verhandlung getrennt: Shafqat wurde in das Gefängnis von Faisalabad überführt, während ich in eine Todeszelle in Multan gebracht wurde. Meine Kinder konnten mich nur zweimal im Jahr für knapp eine halbe Stunde besuchen. Auch für sie war es sehr schwer: Sie mussten ständig umziehen und sich verstecken. Islamisten hatten sie mit dem Tod bedroht, weil sie unsere Kinder waren.

Jeden Tag habe ich geweint, weil ich nicht bei meinen Kindern sein konnte. Ich dachte ständig daran, dass mein Mann und ich eines Tages gehängt würden. Doch trotzdem verlor ich nie meinen Glauben. Ich betete jeden Tag und sang Psalmen und Hymnen. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Mehrmals wurde mir gesagt: Wenn ich zum Islam konvertiere, könnte ich der Todesstrafe entgehen und würde eines Tages freigelassen. Ich habe immer Nein gesagt.

Eine Zeit lang war Asia Bibi, die ebenfalls unter der falschen Anklage der Blasphemie zum Tode verurteilt worden war, meine Nachbarin in der Todeszelle in Multan. [Asia Bibi war 2010 als erste Frau in Pakistan zum Tod wegen Gotteslästerung verurteilt worden. Ihr Schicksal erregte internationale hohe Aufmerksamkeit. Sie kam schließlich nach einer Revisionsverhandlung Anfang 2019 frei; Anm. d. Red.]

Nach Freilassung in Pakistan nicht mehr sicher

Mittlerweile wurden weltweit Stimmen laut, die sich gegen unseren unfairen Prozess und unsere Verurteilung wandten. Sie beteten für unsere Freilassung und boten uns moralischen und geistlichen Beistand an. Und schließlich geschah es – man ließ meinen Mann und mich frei. Doch konnten wir ebenso wie Asia Bibi nicht mit unserer Familie in Pakistan bleiben, weil fanatische und extremistische Muslime darauf aus waren, uns zu töten, wenn wir in Pakistan blieben.

Wir sind jedoch sehr froh, dass ein europäisches Land uns Asyl gewährt hat und unsere Familie nun wieder vereint ist. Ich hoffe und bete, dass in meiner Heimat Pakistan die falschen Blasphemie-Anschuldigungen aufhören und dass diejenigen bestraft werden, die falsche Anschuldigungen erheben.“

Informationen zur Lage der Religionsfreiheit in Pakistan im Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ von „Kirche in Not“ finden Sie … hier 

„Kirche in Not“ unterstützt die pastorale Arbeit und das Gemeindeleben der katholischen Minderheit Pakistans. Das Hilfswerk hilft über die Partner vor Ort auch Personen, die wegen Blasphemie angeklagt sind und macht auf internationaler Ebene auf ihr Schicksal aufmerksam. „Kirche in Not“ finanziert auch Initiativen, die sich gegen die Entführung von Frauen und Mädchen einsetzen.

Helfen Sie den bedrängten Christen in Pakistan mit Ihrer Spende – entweder online unter www.kircheinnot.at oder auf folgendes Spendenkonto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Pakistan