„Aleppo droht ein langsamer Tod“



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Neue Soforthilfe für Syrien. Das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ stellt weitere 360.000 Euro Soforthilfe für Syrien zur Verfügung. Wie das Hilfswerk heute in München mitteilte, werden damit erneut pastorale und humanitäre Projekte in dem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Land unterstützt. Den Schwerpunkt bildet die Hilfe für die notleidende Bevölkerung in verschiedenen Teilen Syriens.

Seit Beginn des Krieges im März 2011 hat „Kirche in Not“ Gesamthilfen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro für die Flüchtlinge in Syrien und den Nachbarländern weitergeleitet. Allein 2014 wurden Kriegsopfer und Flüchtlinge aus Syrien mit bisher insgesamt 1.234.700 Euro Nothilfe unterstützt.

Zu den nun geförderten Projekten gehört beispielsweise eine Hilfseinrichtung in der seit Jahren umkämpften Stadt Aleppo. „Aleppo droht ein langsamer Tod“, beschreibt die Ordensfrau Annie Demerjian von der Gemeinschaft der Schwestern Jesu und Mariens die Lage in der Stadt. Bereits zwei Mal hat „Kirche in Not“ den Nonnen geholfen; mit der jetzigen Hilfe soll die humanitäre Grundversorgung für die Bevölkerung in Aleppo sichergestellt werden. Die einstige Metropole im Norden Syriens, in der mittlerweile nur noch etwa eine halbe Million Menschen leben, leidet unter dem Zusammenbruch der Infrastruktur durch die andauernden Kämpfe. Die Strom- und Wasserversorgung sei schlecht, die Menschen wüssten nicht mehr, wie Fleisch und frisches Obst schmecken, so Schwester Annie. Die meisten Häuser seien zerstört und die Überlebenden oft bereits geflohen. „Wenn wir wollen, dass die Christen im Nahen Osten bleiben, dann müssen wir ihnen helfen“, betont sie.

Auch in der lange heftig umkämpften westsyrischen Stadt Homs und Umgebung unterstützt „Kirche in Not“ die karitative Arbeit der Kirche. Etwa die Hälfte der einst 1,6 Millionen Einwohner von Homs musste ihre Häuser verlassen und in anderen Teilen der Stadt Zuflucht suchen. Hinzu kommen Flüchtlinge aus der Umgebung. Jesuitenpater Ziad Hilal will dort etwa 3000 Familien mit Grundnahrungsmitteln sowie Hygieneartikeln versorgen. Auch Ausstattung für den kommenden Winter wie Decken und warme Kleidung wird benötigt. „In Homs wächst die Zahl jener, die auf die Unterstützung angewiesen sind, weil viele Menschen arbeitslos sind und keine Einkünfte mehr haben“, sagte Pater Ziad. Zudem sei die Inflation sehr hoch. Um Spannungen zwischen Flüchtlingen und der ursprünglichen Stadtbevölkerung zu vermeiden, würden die Hilfsgüter unter beiden Gruppen verteilt. Grundsätzlich werde die kirchliche Unterstützung Bedürftigen unabhängig von Religion, Geschlecht oder politischer Einstellung gewährt, betonte Pater Ziad. Ein Großteil der christlichen Bevölkerung von Homs habe im sogenannten „Tal der Christen“ nahe der Stadt Zuflucht gefunden. Dank der Hilfe von „Kirche in Not“ kann Pater Ziad dort etwa 12 000 Menschen mit Hygieneartikeln und Winterkleidung versorgen.