Anhaltende Übergriffe auf Christen im Bundesstaat Manipur



Indien Manipur Christenverfolgung

Mob durch Regierungspartei aufgestachelt?

Die seit Anfang Mai anhaltenden Ausschreitungen im ostindischen Bundesstaat Manipur seien Teil eines Plans, den hinduistischen Teil der Bevölkerung im Vorfeld der kommenden Parlamentswahlen auf den ultranationalistischen Kurs der Regierungspartei BJP zu bringen und die Bevölkerung zu spalten.

Dies vermutete ein katholischer Bischof, der aus Sicherheitsgründen namentlich nicht genannt werden möchte, im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT: „Im April 2024 wird in Indien gewählt, und so wollen die Hindunationalisten die Menschen vorher terrorisieren. Sie werden Christen und Muslime unter Druck setzen und wollen dadurch die Hindus für sich gewinnen. Ich hoffe, dass ihr Plan nicht aufgehen wird.“

Konflikt um Minderheitenschutz

Im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, gibt es ethnische Spannungen zwischen der überwiegend hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den christlichen Stämmen der Kuki und Naga. Letztere werden von der Regierung als „geschützter Stamm“ anerkannt, was bestimmte Privilegien wie Landbesitz mit sich bringt. Die Meitei fordern nun diese Privilegien ebenfalls ein; Gegner befürchten weitere Diskriminierungen im Sozial- und Arbeitsbereich.

Bei Demonstrationen und Gegendemonstrationen Anfang Mai brachen schwere Unruhen aus. Die Zahl der Toten soll unbestätigten Angaben zufolge mittlerweile bei weit über 100 liegen, laut der lokalen Erzdiözese Imphal zufolge seien mehr als eine halbe Million Menschen vor dem Konflikt auf der Flucht.

„Interreligiöses Problem“

Obwohl Behörden und einige Medien nach wie vor von einem rein ethnischen Konflikt sprächen, seien die Ausschreitungen mittlerweile zu einem interreligiösen Problem geworden, betonte der Gesprächspartner von KIRCHE IN NOT: „Der eigentliche Grund für den Konflikt ist die Größe der christlichen Bevölkerung. Die Hindus sind der Meinung, dass es ihnen erlaubt sein sollte, Land zu besitzen, das den Christen gehört. Die BJP ist sowohl in der Bundesregierung als auch in der Provinz Manipur an der Macht, sodass es eine stille Übereinkunft darüber gibt.“

Im Laufe der Auseinandersetzungen seien laut der Erzdiözese Imphal rund 250 Kirchen zerstört wurden – darunter auch Gotteshäuser der christlichen Minderheit unter der Meitei-Volksgruppe. „Das ist ein starkes Indiz dafür, dass es hier nicht nur um Land geht“, sagte der Bischof. Er zeigte sich pessimistisch, dass der Konflikt im Bundesstaat Manipur in absehbarer Zeit beigelegt werden könne: „Hier ist kein Ende in Sicht. Das Misstrauen, dass sich zwischen den Gruppen aufgebaut hat, wird nicht so schnell verschwinden.“

„Hindus werden merken, dass sie manipuliert wurden“

Gleichzeitig warnte der Bischof davor, die Hindus insgesamt für solche Taten verantwortlich zu machen: „Die große Mehrheit ist nicht einverstanden mit dem, was vor sich geht.“ Doch Widerspruch oder Protest brächten Schwierigkeiten mit sich. Der anonyme Gesprächspartner zeigte sich hoffnungsvoll, dass ein Umdenken innerhalb der aufgestachelten Volksgruppen einsetze: „Die Meitei werden merken, dass sie manipuliert und dazu gezwungen worden sind, andere zu hassen. Da bin ich mir sicher.“

Bitte unterstützen Sie verfolgte und notleidende Christen in Indien mit Ihrer Spende – online unter: www.kircheinnot.at