Antichristliche Hetze



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Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist über die wachsende Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten im mehrheitlich muslimisch geprägten Indonesien sehr besorgt. Anlass ist die Gouverneurswahl in der Hauptstadt Jakarta. Der christliche Amtsinhaber, Basuki Tjahaja Purnama, unterlag am 19. April dem muslimischen Kandidaten Anies Baswedan. Das amtliche Endergebnis wird zwar erst im Mai erwartet, aber mehreren Meinungsforschungsinstituten zufolge erhielt Baswedan in der Stichwahl etwa 58 Prozent der Stimmen. Im vergangenen Jahr hatten mehrfach bis zu 500.000 Muslime bei Großkundgebungen gegen den christlichen Gouverneur protestiert, weil er sich angeblich abfällig über den Koran geäußert haben soll. Der chinesischstämmige Politiker steht deswegen vor Gericht. Ihm drohen wegen Blasphemie bis zu fünf Jahre Haft.

Asienexperte: Die Entwicklung ist dramatisch

Der Asienexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, sagte der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Die Entwicklung ist dramatisch. Der Wahlkampf hat tiefe Gräben hinterlassen und das Land gespalten. Es ist nach der antichristlichen und antichinesischen Hetze der vergangenen Monate nicht mehr das gleiche Land.“ Er gehe davon aus, dass das Blasphemieverfahren der Grund für die Wahlniederlage ist: „Das Ergebnis ist deshalb auch eine Niederlage des Rechtsstaates.“ Der Wahlsieger bezeichne sich zwar offiziell als liberaler Muslim, habe aber im Wahlkampf systematisch auf die Kooperation mit radikalen Muslimen gesetzt: „Das ist ein fatales Zeichen für alle Nichtmuslime.“ Die Islamisten seien zwar eine Minderheit, hätten aber immer mehr Einfluss. Sie investierten zudem viel in Bildung und Erziehung: „Sie denken in langen Zeitperioden und unterwandern das System immer mehr.“ Viele Beobachter seien bislang davon ausgegangen, dass in den meisten Regionen Indonesiens ein liberaler Islam praktiziert werde: „Die Wahl ist ein Warnschuss für alle, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.“

„Das Land befindet sich in einem gefährlichen Fahrwasser“

Auch Indonesiens Staatspräsident Joko Widodo habe sich, so Delius, verändert. Er lobe nun den Islam, um muslimischen Extremisten zu gefallen: „Das ganze Land befindet sich in einem gefährlichen Fahrwasser.“ Die Instrumentalisierung des Blasphemievorwurfs müsse unterbunden werden. Die Forderung müsse aber vor allem aus dem Land selbst kommen: „Es ist nur bedingt wirksam, wenn beispielsweise die EU erklärt, dass sie besorgt ist.“ Indonesien ist der Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Von den 250 Millionen Einwohnern sind 87 Prozent Muslime, neun Prozent Christen, die Übrigen Buddhisten und Hindus. (Quelle: idea, Bild: TUBS)