Attentat auf Kathedrale in Jolo

Bei der Explosion mehrerer Sprengsätze in und vor der katholischen Kathedrale in der südphilippinischen Stadt Jolo auf der Insel Sulu sind laut Medienberichten mindestens 20 Menschen getötet worden. Bisher unbekannte Täter ließen Sonntagfrüh kurz vor Beginn eines Gottesdienstes inmitten der bereits eingetroffenen Messbesucher eine Bombe hochgehen. Ein zweiter Sprengsatz detonierte kurz darauf auf dem Parkplatz vor der Kirche als weitere Sicherheitskräfte eintrafen.
Das Online-Portal „Inquirer“ berichtete am Sonntagnachmittag (Ortszeit) unter Berufung auf die Polizei, dass unter den Toten 15 Zivilisten und fünf Soldaten sind. Weitere 82 Menschen, der Großteil von ihnen Gläubige, seien verletzt worden. Andere Medien gaben auf Basis verschiedener Quellen aus Armee und Polizei die Zahl der Toten mit bis zu 27 an.
Auf von philippinischen Medien verbreiteten Bilder vom Anschlagsort war der verwüstete Kirchenraum der Kathedrale „Unsere liebe Frau vom Berg Karmel“ zu sehen. Die Bombe explodierte offenbar in unmittelbarer Nähe zum Altar in einer der vorderen Sitzbankreihen des Gotteshauses.
Die Kathedrale in Jolo war bereits mehrmals Ziel von Terrorattentaten. 2009 starben zwei Menschen bei einem Bombenanschlag der islamistischen Terrorgruppe „Abu Sayyaf“. 2012 wurde eine Granate auf das Gotteshaus geworfen, die das Dach der Kirche zum Einsturz brachte, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde. Insgesamt sollen nach Recherchen des philippinischen Nachrichtenportals Rappler seit dem Jahr 2000 vor oder in der Nähe der Kathedrale von Jolo zehn Bombenanschläge verübt worden sein.
Der philippinische Verteidigungsminister Delfin Lorenzana verurteilte den neuerlichen Angriff und betonte, die Täter würden gejagt. Alle Kirchen und öffentlichen Plätze würden gesichert, um mögliche Angriffe zu vereiteln. Über seinen Sprecher Salvador Panelo verurteilte Präsident Rodrigo Duterte die Anschläge als „gottlosen“ Akt und versprach, die Täter „gnadenlos“ zur Strecke zu bringen.
Papst verurteilt Anschlag
Papst Franziskus verurteilte den Anschlag. Während des sonntäglichen Angelusgebets beim Weltjugendtag in Panama-Stadt sprach er von einem „terroristischen Angriff“. Er bete für ein „friedliches Zusammenleben“ in der betroffenen Region, so das Kirchenoberhaupt.
Auch die philippinische Bischofskonferenz verurteilte den Anschlag in einer ersten Reaktion als „Terrorismus“. Der Bischofskonferenz-Vorsitzender Erzbischof Romulo Valles sprach in einer Erklärung den Betroffenen sein Beileid aus. An die Christen appellierte er, zum „Beginn der Phase des Friedensprozesses“ durch die Schaffung der autonomen muslimischen Region auf Mindanao „Hand in Hand mit dem friedliebenden Muslimen und den Ureinwohnern gegen gewaltsamen Extremismus vorzugehen“, hieß es am Sonntag in Manila. Dort sind die philippinischen Bischöfe derzeit zu einer Plenarsitzung versammelt.
Hochburg von „Abu Sayyaf“
Zu dem Attentat hat sich vorerst niemand bekannt. Nach Angaben des Portals „Asia Times“ untersuchen die Behörden, ob der Anschlag eine Vergeltungsaktion von „Abu Sayyaf“ für eine zuletzt in Sulu vom Militär gestartete Operation gegen die Terrorgruppe ist. Sulu ist eine Hochburg von „Abu Sayyaf“, die enge Verbindungen mit den Terroristen von Al Kaida sowie der Terrormiliz „Islamischer Staat“ unterhält.
Der Angriff könnte auch mit dem Ausgang einer Volksabstimmung in der Region Mindanao zusammenhängen. Am Freitag hatte die Wahlkommission bekannt gegeben, dass dort der Ratifizierung des „Bangsamoro Organic Law“ zugestimmt worden sei, das die rechtliche Basis einer neuen muslimischen autonomen Einheit, der „Bangsamoro Autonomous Region in Muslim Mindanao“ (BARMM) bildet. Lediglich in der Provinz Sulu, die zum Autonomiegebiet gehören soll, haben die Menschen mehrheitlich ablehnend votiert.
Das Gesetz zur Schaffung dieser Region war eine Schlüsselbestimmung in einem Friedensabkommen, das zwischen der philippinischen Regierung und der größten muslimischen Rebellengruppe, der „Moro Islamic Liberation Front“ (MILF), im Jahr 2014 geschlossen worden war. BARMM soll die „Autonome Region Mindanao“ (ARMM) ablösen, die Ende der 1990er Jahre nach einem Friedensvertrag zwischen dem damaligen philippinischen Präsidenten Fidel Ramos und einer weiteren Rebellengruppe, der „Moro National Liberation Font“ (MNLF), gegründet worden war.
Muslimische Organisationen ebenso wie die katholische Kirche hatten in den vergangenen Wochen für ein Ja zu dem neuen Abkommen geworben. Gegner haben vor dem Obersten Gericht des Landes Klage eingereicht. Auch der Gouverneur der Provinz Sulu strengte eine Verfassungsklage gegen das „Bangsamoro Organic Law“ als gesetzliche Grundlage der Autonomie an. (Quelle: Kathpress, Bild: vaticannews)