Bischof beschuldigt Behörden



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Bischof beschuldigt pakistanische Behörden nach Angriff auf ein christliches Viertel der Untätigkeit. Hätte die Regierung die Gewalttätigkeiten verhindern können? Den staatlichen Behörden in Pakistan wird vorgeworfen, ein wehrloses christliches Viertel nicht beschützt zu haben. Die Menschen seien geflohen und hätten ohnmächtig mit ansehen müssen, wie ihre Häuser in Brand gesetzt wurden. Bischof Sebastian Shaw aus Lahore beschuldigt die Provinzregierung von Punjab der Untätigkeit, nachdem ein Streit zwischen zwei Männern eskaliert war und dazu führte, dass ein aus 3.000 Personen bestehender Mob das christliche Stadtviertel Joseph Colony in Lahore angriff und 180 Häuser sowie zwei Kirchen in Brand setzte. Es gab keine Toten.

Bischof Shaw, apostolischer Administrator der Erzdiözese Lahore, betonte bei einem Besuch des verwüsteten Viertels, dass der „gut organisierte“ Angriff von Samstag (9. März) durch ausreichenden Schutz und Präsenz der Polizei hätte verhindert werden können. In einem Interview mit dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ erklärte Bischof Shaw: „Die Regierung ist schuld und trägt die Verantwortung. Sie wusste zwei Tage vor den Geschehnissen, dass so etwas passieren konnte.“ Bischof Shaw gab an, dass der Mob „Chemikalien einsetzte, über die nur die Armee und sonstige Stellen verfügen“ und fuhr fort: „Die Menschen sind sehr, sehr wütend und traurig. Sie sind traurig, weil sie mit der übrigen Gemeinschaft sehr lange zusammengelebt haben. Und nun fragen sie sich: Warum ist uns dies zugestoßen?“

Bischof Shaw: „Die Lage ist äußerst schlimm. Es fällt schwer, den Menschen in solch einer Situation in die Augen zu schauen.“ Dann wandte sich der Bischof eindringlich an die internationale Gemeinschaft und forderte sie auf, sich weiter für die Änderung der umstrittenen Blasphemie-Gesetze Pakistans einzusetzen. Zuvor war bekannt geworden, dass die Gewalttätigkeiten im Stadtviertel Joseph Colony durch einen Streit zwischen Shafiq Ahmed, einem Moslem, hervorgerufen worden waren, der den Müllarbeiter Sawan Masih, einen jungen Christen, beschuldigt hatte, sich abfällig über den Propheten Mohammed geäußert zu haben: Auf dieses Verbrechen steht gemäß Art. 295C des pakistanischen Strafgesetzbuchs die Todesstrafe.

Trotz erster Ermittlungen, die die Beschuldigungen widerlegten, begann eine wachsende Menschenmenge extremistischer Moslems, die Häuser von mehr als 150 christlichen Familien anzugreifen und mit Chemikalien zu besprühen. Als die Spannungen eskalierten, verhaftete die Polizei Sawan Masih und beschuldigte ihn der Blasphemie. Zuvor hatte der Mob auf der vergeblichen Suche nach Sawan Masih dessen 65-jährigen Vater Charman Masih aufgegriffen und schwer verletzt. Bischof Shaw sagte, dass Dr. Paul Bhatti, Minister für Nationale Harmonie und Minderheiten, der Polizei und zivilen Stellen mindestens zweimal Hinweise auf einen drohenden Angriff auf Christen im Stadtviertel Joseph Colony gegeben habe.

Im Gespräch mit Kirche in Not erklärte Dr. Bhatti: „Es ist sehr traurig, was passiert ist. Wir versuchen nun, diese schrecklichen Vorkommnisse zu bewältigen. Wir sind im Gespräch mit der Regierung von Punjab, um die Ereignisse aufzuarbeiten und alles zu unternehmen, damit sich so etwas nie mehr wiederholt.“ Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari kündigte als Reaktion auf die Übergriffe Entschädigungen für die Opfer in Höhe von knapp 4.000 € sowie den Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser an. Bischof Shaw sagte hierzu: „Auch dieses Geld wird die Wunden der Menschen nicht heilen und sie nicht von ihren Ängsten befreien.“