Christen in Homs und Aleppo, Bericht



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Christen in Homs und Aleppo: Berichte aus dem syrischen Bürgerkrieg. Es ist eine besondere Mission, zu der sich Schwester Maria Nazareth bereit erklärt hat: Seit zwei Monaten lebt die argentinische Ordensfrau in Aleppo, jener seit Jahren heftig umkämpften früheren Millionenmetropole im Norden Syriens. Zuvor war sie lange in Gaza-Stadt tätig. Schwester Maria Nazareth kennt die Brennpunkte des Nahen Ostens. „Unsere Aufgabe in diesem Land ist sehr speziell. Wir sind ständig mit dem Leiden der Menschen konfrontiert. Der Krieg beeinträchtigt die Würde zutiefst. Die Menschen verlieren gewaltsam ihre Lieben, ihre Freiheit und ihre Rechte. Hinzu kommen Armut und der Mangel an grundlegenden Dingen wie Elektrizität und Wasser“, berichtet die junge Ordensfrau.

Zusammen mit einigen Mitschwestern lebt sie im römisch-katholischen Apostolischen Vikariat in Aleppo. Dem Vikariat unterstehen die römisch-katholischen Katholiken in Syrien. „Wir arbeiten in einem Wohnheim für Mädchen, die an der Universität studieren. Die Einrichtung gehört zum Vikariat. Wir kümmern uns außerdem um die Sakristei und die Liturgie in der Kathedrale. Hinzu kommt die Betreuung von Gläubigen, die die Kathedrale besuchen. Die Hauptaufgabe gottgeweihter Personen an Orten wie diesen besteht darin, den leidenden Menschen zuzuhören, ihnen ein Wort der Hoffnung zuzusprechen und ihnen bestmöglich dabei zu helfen, ihre wichtigsten Bedürfnisse zu stillen. Sicher können nur die Worte Unseres Herrn Jesus Christus das Wunder vollbringen, in diesen Seelen Hoffnung keimen zu lassen.“ Schwester Maria Nazareth setzt dabei all ihre Hoffnung ins Gebet. Ausdrücklich dankt sie den Wohltätern von „Kirche in Not“ und schreibt: „Bitte beten Sie jeden Tag für uns. Wir brauchen das. Wir schließen Sie aber auch in unsere täglichen Gebete ein.“ Schon auf der gefährlichen Fahrt nach Aleppo konnte sich Schwester Maria Nazareth von den Verwüstungen überzeugen, die der seit über drei Jahren dauernde Krieg dem Land zugefügt hat. „Wir sahen viele Städte, die komplett zerstört und unbewohnt waren. Der Krieg ist wirklich eine schreckliche und grausame Sache.“

Der griechisch-katholische Erzbischof von Homs, Jean Abdo Arbach, berichtet „Kirche in Not“, wie schwer seine Diözese getroffen ist. Dutzende Kirchen, manche aus dem 4. Jahrhundert, sind beschädigt oder zerstört. „Am 20. Februar 2014 ist eine bewaffnete Bande in der Nacht in die Kirche ‚Unserer Lieben Frau von Yabroud‘ eingedrungen. Sie haben die Einrichtung der Kirche zerstört, das Kreuz zertrümmert, die Ikonen auf den Boden geworfen und die Seiten aus dem Evangeliar gerissen. Danach hat diese Bande den Altar verbrannt“, sagt der Erzbischof. Andere Kirchen wurden dagegen nicht durch die Rebellen, sondern durch die syrische Armee zerstört. Erzbischof Arbach führt als Beispiel die Georgs-Kirche in Nabek an, die durch Bomben der Armee im November 2013 zerstört wurde.

Die Menschen leiden in dieser Region, die seit Beginn des Bürgerkriegs zu den umkämpftesten im Land gehört hat. „Bislang hat unsere Erzdiözese 96 Märtyrer gehabt. Das Schicksal von 26 Personen ist ungewiss“, berichtet der Erzbischof. Über 1800 Familien aus seinem Bistum haben ihre Häuser verlassen, um sich innerhalb Syriens in Sicherheit zu bringen oder in Länder wie den Libanon zu fliehen. „Während meiner Besuche in den Häusern der Familien und durch die Berichte meiner Priester konnte ich feststellen, dass alle infolge der tragischen Ereignisse verarmt sind. Wir haben begonnen, etwa 600 Familien eine monatliche Unterstützung zu gewähren.“ Erzbischof Arbach zufolge macht besonders die hohe Inflation den Menschen zu schaffen. „Die Preise steigen, während die Gehälter stagnieren.“

Trotz all der Beschwernisse stellt der Erzbischof keinen Einbruch des religiösen Lebens fest. Im Gegenteil. „Es hat während der Krise eine große Rückkehr zum Glauben und zum Gebet bei den Menschen stattgefunden, die ihre Dörfer nicht verlassen haben. Trotz der Angst, der Bomben und Explosionen bleiben die Familien ihren religiösen Überzeugungen verbunden.“ Ungeachtet der Schwierigkeiten setzt die Diözese auch ihre katechetischen Anstrengungen fort, um die Weitergabe des Glaubens an die Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. „Ungefähr 3300 Jugendliche nehmen an unseren Katechesen teil. Etwa 350 Erzieher kümmern sich um sie.“ Erzbischof Arbach weist allerdings auf die Probleme hin, denen auch der Religionsunterricht ausgesetzt ist. „Mehrere Katechesezentren sind bombardiert und zerstört worden, zum Beispiel in Quseir.“ Deshalb bittet er um Hilfe, um die Zentren wieder aufbauen oder restaurieren zu können. Besonders liegen ihm die Armen am Herzen, die von der Kirche unterstützt werden sowie die Kranken und Flüchtlinge. „Unsere Kirche braucht Hilfe jeder Art: spirituell, materiell, medizinisch, psychologisch. Die Kirche in diesem Teil Syriens ist in echter Gefahr, wenn wir nicht schnell reagieren.“

„Kirche in Not“ hat Erzbischof Arbach Hilfe für seine humanitäre und religiöse Arbeit zugesagt.