Christliche Studentin gesteinigt



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Muslime und Christen sind sich einig in der Verurteilung der grausamen Steinigung einer christlichen Studentin. An die Behörden des Bundesstaates Sokoto, in dem der Mord geschah, appellierten sie, die Ursachen zu ermitteln und für Ruhe im Land zu sorgen.

Muslimische und christliche Religionsführern in ganz Nigeria verurteilten das grausame Verbrechen, darunter auch die höchste muslimische Autorität, Sultan Saad Abubakar, während Bischof Mathew Hassan Kukah die Bevölkerung bat, Ruhe zu bewahren. Der Bischof von Sokoto  zeigte sich schockiert über den Vorfall und forderte in einer auf der Webseite der Diözese veröffentlichten Botschaft Gerechtigkeit für eine „kriminelle, unmenschliche Tat, die nichts mit Religion zu tun hat“. Christen und Muslime hätten im Laufe der Jahre immer friedlich zusammengelebt, betont der katholische Religionsführer.

Kollektiver Wahn

Laut lokalen Medienberichten beschuldigte ein Student die junge Wirtschaftsstudentin Deborah Samuel öffentlich, in einem Chat einer Studentengruppe Beleidigungen gegen den Propheten Mohammed gepostet zu haben. So kam es zum Ausbruch des kollektiven Wahns am Shehu-Shagari-College im Bundesstaat Sokoto im Nordosten Nigerias. Muslimische Kommilitonen der jungen christlichen Studentin zerrten sie offenbar aus dem Institut, in dem sie vergeblich Zuflucht und Schutz gesucht hatte, um sie zu steinigen und in Brand zu setzen. Die Täter wurden bereits ermittelt. Ein wichtiges Beweismittel dabei scheint ein Video darzustellen, das den schrecklichen Tod bezeugt und von der Polizei in Sokoto bestätigt wurde. Das College wurde auf Anordnung der Regierung auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Kirche in Not in Nigeria: ein barbarischer Akt, der einem die Sprache verschlägt

Die Päpstliche Stiftung „Kirche in Not“ in dem afrikanischen Land zeigte sich zutiefst schockiert über diesen „schrecklichen Mord“: „Die Situation des Extremismus und der Gewalt in dem Land“, sei in den letzten Jahren auf ein „schreckliches und abschreckendes“ Ausmaß angewachsen. „Fast jede Woche gibt es Entführungen und Dutzende von Toten, aber dieser barbarische Akt macht uns sprachlos“, sagt Thomas Heine-Geldern, geschäftsführender Präsident der Stiftung. Man denke an die christlichen Familien und Gemeinschaften und rufe zur „einmütigen Verurteilung aller Formen des Extremismus“ auf.

Die schwierige Lage in Nigeria

In der Erklärung erinnert die Stiftung auch daran, dass „seit 1999 zwölf Bundesstaaten im Norden Nigerias parallel zu den weltlichen und gewohnheitsrechtlichen Gerichten Shari’a-Strafgesetze verabschiedet haben. Viele Scharia-Gesetze in Nordnigeria sehen sehr harte Strafen für Blasphemie vor, bis hin zur Todesstrafe. Die Shari’a garantiert jedoch zumindest ein faires Verfahren, ohne dass es zu Lynchjustiz und Hinrichtungen im Schnellverfahren kommt, wie im schrecklichen Fall von Sokoto, der nicht der erste im Land ist.“

Laut dem jüngsten Bericht der Stiftung zur Religionsfreiheit habe sich die Lage im Norden Nigerias nach 20 Jahren Shari’a verschlechtert. „Ethnische Zugehörigkeit und Religion sind zu einem wirksamen Mittel geworden, um Macht, Ressourcen und Privilegien zu erlangen. Dem Kirche-in-Not-Bericht zufolge hat die Scharia das Land weiter gespalten“, so das Fazit des Hilfswerkes.