Pastor drohen mehrere Jahre Haft



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Am 9. Dezember 2018 wurde im westchinesischen Chengdu Pastor Wang Yi zusammen mit seiner Frau Jiang Rong und 10 Kirchenmitarbeitern verhaftet. Nun wurde er wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ angeklagt. Damit drohen dem Geistlichen mehrere Jahre Haft. Seine Kirchengemeinde wurde geschlossen, ebenso wie am 16.12. die Gemeinde des bekannten, 2013 verstorbenen Pastors Samuel Lamb im südchinesischen Guangzhou. Beide hatte keine offizielle Genehmigung – ähnlich wie Tausende anderer Kirchen.

Bisherige Einschüchterungsversuche wirkungslos

Am Abend des 9. Dezember führte die Polizei in Chengdu einen koordinierten Zugriff an unterschiedlichen Einsatzorten durch, bei dem sie neben den oben genannten Personen 100 Gemeindemitglieder von Pastor Wangs „Protestant Early Rain Covenant Church“ vorübergehend festnahm. Auch der 11-jährige Sohn des Pastorenehepaars und seine Großmutter, die ihn nach der Verhaftung zu sich genommen hatte, standen zwischenzeitlich unter polizeilicher Beobachtung. Mittlerweile wurden die Gemeindemitglieder und Pastor Wangs Frau wieder freigelassen, während der Geistliche und seine 10 Mitarbeiter weiter inhaftiert sind.

Pastor Wang, ein renommierter Rechts- und Menschenrechtswissenschaftler und christlicher Leiter, ist einer von drei Gründern der Early Rain Covenant Church. Er ist bekannt für seine entschiedene Ablehnung staatlicher Eingriffe in kirchliche Aktivitäten und für seine Ermutigung an andere Christen, ihr Recht auf Religionsfreiheit wahrzunehmen. Wang wurde schon mehrfach festgenommen, bislang aber jedes Mal innerhalb von 48 Stunden wieder freigelassen. Wenn seine Gemeinde in der Vergangenheit vorübergehend geschlossen wurde, trafen sich die Mitglieder in nahegelegenen Parks, um zu beten, zu predigen und mit Passanten zu sprechen. Trotz polizeilicher Bemühungen, sie zu zerstreuen, wurden die Gottesdienste im Freien fortgesetzt. Aufgrund der Schließung im Dezember besuchen einige Gemeindemitglieder inzwischen andere Kirchen oder haben eigene Treffen gestartet.

„Als Pastor muss ich diese Bosheit verurteilen“

Zwei Tage nach Wangs Verhaftung veröffentlichten Mitglieder seiner Gemeinde im Auftrag des Pastors einen Brief, den er für den Fall seiner Inhaftierung zuvor verfasst hatte. Darin nennt er das Vorgehen der Regierung gegen die christlichen Kirchen „zutiefst boshaft“ und „gesetzwidrig“. Er schreibt: „Meine Berufung verlangt, dass ich gewaltfreie Methoden anwende, um jene menschlichen Gesetze zu missachten, die Gott und der Bibel widersprechen.“ Sein kurz nach ihm verhafteter Assistent Li Yingqiang äußerte, unmittelbar bevor er abgeführt wurde: „Verfolgung ist ein Preis, den zu zahlen der Herr wert ist. Wir ertragen sie lieber, als unseren Glauben zu verbergen, und wir hoffen, dass weitere chinesische Kirchen ihre Stimmen erheben und sich an unsere Seite stellen.“

Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert China aktuell an 43. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. (Quelle: Open Doors, World Watch Monitor)