Schülerinnen ohne Kopftuch schikaniert



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Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, werden muslimische und auch christliche Schülerinnen in Ägyptens Schulen genötigt oder sogar dazu gezwungen, ein Kopftuch zu tragen. Ägyptische Medien berichten beispielhaft über die 12-jährige Rahma Salim. Sie ist Muslimin, hat liberale Eltern und weigerte sich, den Hijab zu tragen – ein großes Kopftuch, das Haare und Hals vollständig bedeckt. An ihrer Schule in Kafr al-Ashraf in Nordägypten wurde sie deswegen von Lehrern und Schülern schikaniert und vom Unterricht ausgeschlossen. Die IGFM unterstreicht, dass es sich dabei um eine Verletzung des Rechts auf Religionsfreiheit handelt, das in der derzeit gültigen ägyptischen Verfassung von 2014 verankert ist.

„Ich musste alleine auf dem Schulhof stehen. (…) Alle Mädchen müssen den Hijab tragen, auch christliche Schülerinnen“, so Salim. Sobald am Ende des Schultages die Glocke läutet, nehmen vor allem christliche Schülerinnen das Kopftuch wieder ab. Die Mutter der Schülerin reichte eine Beschwerde beim Ausschuss für Bildung und Erziehung in ihrer Heimatstadt Zagzig ein und erhielt zur Antwort, dass sie sich nicht „idiotisch verhalten“ solle. Zudem wurde sie gefragt, ob sie nicht wolle, dass ihre Tochter „anständig“ sei.

Intoleranz gegen Andersgläubige und liberale Schülerinnen auf dem Vormarsch

Leider ist dies kein Einzelfall. Nach Information der IGFM werden alle Schülerinnen der al-Nassiriya-Schule in Zagzig mit einem neu aufgestellten großen Schild aufgefordert, ein Kopftuch zu tragen. Die Intoleranz gegenüber Schülerinnen, die aus welchem Grund auch immer kein Kopftuch tragen wollen, ist ganz klar auf dem Vormarsch.

Die IGFM kritisiert die Vorgehensweise an ägyptischen Schulen als verfassungswidrig. „Artikel 64 der ägyptischen Verfassung von 2014 garantiert absolute Glaubensfreiheit, in Artikel 3 wird das Recht von Christen und Juden auf ihre eigenen Gesetze in Übereinstimmung mit ihrer Religion festgehalten. Indem Kopftücher an Schulen vorgeschrieben werden, verletzt der ägyptische Staat sowohl das fundamentale Menschenrecht auf Religionsfreiheit sowie auch die Bestimmungen der eigenen Verfassung“, so IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin.

Auch koptische Schüler werden dazu gezwungen, den Koran auswendig zu lernen

Viola Samir, eine siebenjährige koptische Christin, berichtete, dass in ihrer Schule Kom el-Lufi nahe der Stadt Samalout im mittelägyptischen Gouvernement al-Minya auch christliche Schüler gezwungen wurden, Teile des Korans auswendig zu lernen. Religion zählt zu den Pflichtfächern, normalerweise erhalten die christlichen Schüler separat Unterricht in ihrer Religion. „Als Viola ihrem Lehrer mitteilte, dass die Korantexte für sie nicht Teil des Lehrplans wären, wurde sie bestraft“, so der Vater des Mädchens. Ein anderer christlicher Schüler, der keine Korantexte auswendig lernen wollte, wurde vom Lehrer dafür geschlagen.

Nach einer Beschwerde der Eltern beim Direktor, bekamen die christlichen Kinder wieder die Erlaubnis, während des islamischen Religionsunterrichts die Klasse für ihren Unterricht in christlicher Religion zu verlassen. Der muslimische Lehrer musste für sein Vorgehen aber keine Konsequenzen tragen. Viola Samirs Vater gibt an, dass koptische Kinder nicht selten die Schule hassen und oft fehlen, weil sie sowohl von Lehrern als auch von Schülern gemobbt werden und von den Lehrern generell härter bestraft würden als muslimische Kinder. (Quelle: IGFM)