„Wir beten für die, die uns hassen“



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Erneut wurde die Jerusalemer Dormitio-Abtei zum Ziel von Übergriffen – Wahrscheinlich stecken jüdische Extremisten dahinter. Unbekannte hatten in der Nacht von Samstag auf Sonntag Schmähungen an Mauern und Türen des deutschsprachigen Benediktinerklosters am Rande der Jerusalemer Altstadt hinterlassen. Auch nahegelegene Einrichtungen der griechisch-orthodoxen und der armenisch-apostolischen Kirche waren betroffen. Die in hebräischer Sprache und mehreren verschiedenen Handschriften angebrachten Graffitis lauten etwa „Christen zur Hölle“, „Tod den heidnischen Christen, den häretischen Feinden Israels“, „Rache für die Israeliten“ oder „ausgelöscht sei sein Name“. Auch ein bluttriefendes Schwert neben einem Davidstern wurde aufgemalt. 

Die Mönchsgemeinschaft zeigte sich angesichts der Vorfälle betroffen. „Wir beten für die, die uns hassen“, sagte Pater Nikodemus Schnabel, Subprior des Klosters, gegenüber „Kirche in Not“. „Wenn wir angegriffen werden, weil wir Christen sind, wollen wir als Christen darauf reagieren.“ Pater Nikodemus konnte sich auf Nachfrage nicht erklären, warum die Extremisten zum wiederholten Male die Dormitio-Abtei attackierten. Er betonte aber die Anteilnahme auch von jüdischer Seite. „Wir sind dankbar für alle unsere Freunde in Israel, die uns solidarisch beistehen. Wir als Mönche der Dormitio werden nicht aufhören für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu beten – und auch für die Täter von heute Nacht, dass der Hass aus ihren Herzen verschwinden möge“, so Pater Nikodemus. Er forderte die israelischen Behörden indes zum Handeln auf. „Wir fordern die Sicherheitsbehörden auf, diese Straftat ernst zu nehmen und endlich für eine Verbesserung der Sicherheitssituation auf dem Zion zu sorgen, die seit Sommer 2013 in Aussicht gestellt wurde“, betonte Pater Nikodemus. Bereits im Sommer 2013 habe die Polizei eine Installierung von Kameras zugesagt, nachdem parkende Autos des Klosters schwer beschädigt und mehrere Hass-Graffitis entdeckt worden waren. Bislang sei aber nichts geschehen, so Pater Nikodemus. In den letzten Jahren ist die Benediktinergemeinschaft wiederholt zum Ziel von Angriffen mutmaßlicher jüdischer Extremisten geworden. Kurz nach dem Besuch von Papst Franziskus im Mai 2014 war versucht worden, in der Jerusalemer Abteikirche ein Feuer zu legen. Höhepunkt der Übergriffe war indes der von mittlerweile festgenommenen jüdischen Extremisten verübte Brandanschlag auf das zur Mönchsgemeinschaft gehörende Priorat von Tabgha am See Genesareth im Juni 2015. Dabei war ein Schaden von über 1,6 Millionen Euro entstanden. Zwei Personen erlitten eine Rauchvergiftung. Bislang ist noch unklar, in welcher Höhe der Staat Israel sich an den Kosten für den Wiederaufbau der zerstörten Teile des Brotvermehrungsklosters beteiligen will. 

Seit Jahren werden christliche und muslimische Gotteshäuser und Einrichtungen zum Ziel mutmaßlich jüdischer Extremisten. Vor allem der Siedlerbewegung nahestehende extremistische Juden werden als Täter vermutet. Festnahmen und Verurteilungen sind dabei indes kaum erfolgt. Zuletzt war im Dezember der Friedhof des Salesianerkonvents von Beit Gemal in Israel geschändet worden. Unbekannte hatten Kreuze umgeworfen und beschädigt. (Foto: Patriarcat latin de Jérusalem)