Bericht: Christen massiv bedroht.



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Die christliche Minderheit in der Türkei wurde 2016 angegriffen und massiv bedroht. Das geht aus der Dokumentation „Menschenrechtsverletzungen“ der Vereinigung Protestantischer Kirchen der Türkei hervor, die in Izmir veröffentlicht wurde. So habe das Rat der Stadt Yalova am Marmarameer im Januar der 1.000 Mitglieder zählenden evangelischen Leuchtturmgemeinde eine historische Kirche als Versammlungsstätte zugesprochen. Nachdem es zu Widerständen gekommen und ein Ratsmitglied eine weitere Abstimmung verlangt habe, sei die Entscheidung wiederrufen worden. In der Großstadt Adana sei eine Gruppe von Christen angegriffen worden, als sie zum Valentinstag vor ihrem Gemeindehaus Rosen an Passanten verteilte. Beleidigungen gegen die Christen seien später im Internet fortgesetzt worden. Am 25. Februar habe eine Gruppe von jungen Männern vergeblich versucht, in die Baptistengemeinde von Samsun am Schwarzen Meer einzudringen. Dabei seien sie von einer Überwachungskamera gefilmt worden und vier Tage später verhaftet worden. Im November sei der Pastor der Gemeinde in Canakkale in der Provinz Marmara am Telefon massiv bedroht worden. Vor allem in der Weihnachtszeit hätten die Beleidigungen gegen Christen stark zugenommen – durch Veröffentlichungen im Internet, in Anzeigen, auf Flugblättern und Plakaten. Andererseits hätten die Behörden die Christen auch geschützt. Als es etwa Befürchtungen gab, die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) plane am 31. März einen Angriff auf Christen, seien viele Organisationen und Kirchen von der Polizei gesichert worden.

Drei US-Amerikaner sollen die nationale Sicherheit bedroht haben

Betroffen gewesen seien auch drei US-amerikanische Christen, die in der Türkei lebten. Ihnen sei von den Behörden vorgeworfen worden, „die nationale Sicherheit zu bedrohen“. So sei dem Pastor der Kirche in Gaziantep in Südostanatolien, Patrick Jansen, nach einem Auslandsaufenthalt am 26. August die Einreise verweigert worden. 64 Tage lang saß der Pastor der Auferstehungsgemeinde in Izmir, Andrew Craig Brunson, in Abschiebehaft. Am 9. November musste er sich vor Gericht dem Vorwurf stellen, einem Terrornetzwerk anzugehören. Seitdem sitzt er in Haft. Über seinen Fall sei noch nicht entschieden worden, heißt es. Das Land verlassen musste der in Ankara lebende Philosophiestudent Ryan Keating. Er gehörte zur evangelischen Heilsgemeinde in der türkischen Hauptstadt. Als er am 8. Oktober zu einer Fortbildungstagung im Ausland aufbrechen wollte, erfuhr er am Flughafen, dass er nicht wieder einreisen dürfe. Alle Versuche, ein Visum zu bekommen, scheiterten. Seine Familie lebe weiter in Ankara.

Die meisten evangelischen Gemeinden sind illegal

Zur Vereinigung Protestantischer Kirchen in der Türkei gehören eigenen Angaben zufolge 140 Gemeinden, vor allem in den Großstädten Istanbul, Ankara und Izmir mit rund 7.000 Mitgliedern. Nur 34 Gemeinden seien vom Staat anerkannt. Die Übrigen – meist Hausgemeinden – versammelten sich illegal. Die Türkei hat rund 79 Millionen Einwohner, von denen 99 Prozent Muslime sind. Die Zahl der Christen liegt bei 160.000. (Quelle: idea)