Christen zunehmend Ziel von Angriffen



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Während der jüngste Staatstreich in Burkina Faso viele offene Fragen zur Strategie des Militärs hinterlasse, nähmen die Dschihadisten zunehmend Christen ins Visier. Das berichtete Pater Alain Tougma dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Tougma ist Oberer der afrikanischen Provinz der Ordensgemeinschaft „Frères Missionaires des Campagnes“ (Missionsbrüder in den ländlichen Gebieten).

„Der Terrorismus gewinnt immer mehr an Boden“, berichtete der Ordensmann. Internationale Beobachter gingen Ende Juni davon aus, dass sich 40 Prozent der Landesfläche Burkina Fasos in der Hand von Terroristen befänden. „Heute sind es bestimmt noch mehr“, sagte Pater Alain. Im ganzen Land gäbe es mehr als 1,7 Millionen Binnenvertriebene. Auch seine Gemeinschaft sei vor einigen Monaten von Milizen aus der Stadt Pama im Südosten des Landes verjagt worden. „Sie haben uns ein Ultimatum von zehn Tagen gesetzt, um die Stadt zu verlassen. Und da die Terroristen es besonders auf die Priester und Ordensschwestern abgesehen haben, forderte unser Bischof uns auf, zu gehen.“

Kreuze bewusst zerstört

Die Terroristen hätten auch in anderen Landesteilen christliche Einrichtungen niedergebrannt. „Manchmal brennen sie nicht nur ein kirchliches Gebäude nieder, sondern achten auch darauf die Kreuze zu zerstören“, sagte Pater Alain. Dies zeige ihren Willen, den christlichen Glauben auszulöschen.

Dem Ordensmann zufolge hätten Dschihadisten in der Umgebung von Pama christliche Dorfbewohner zum Besuch der Moschee gezwungen. Auch hätten sie die islamische Kleiderordnung durchgesetzt. In einigen Ortschaften seien noch katholische Gottesdienste erlaubt. Sie fänden aber unter Aufsicht der Dschihadisten statt.

Als besonders schwerwiegend bezeichnete es Pater Alain, dass viele Schulen wegen der anhaltenden Gefahr geschlossen sind. Viele Felder blieben unbestellt, weil die Besitzer fliehen mussten oder getötet worden seien. „Wir hören die Rufe so vieler unserer Gemeindemitglieder: ,Kommt und helft uns, gebt uns zu essen’. Doch wir können nicht allen Anfragen nachkommen.“

Radiosender als einzige Kontaktmöglichkeit

In der chaotischen Situation sei das Radio oft die einzige Möglichkeit, um mit den vertriebenen Menschen und denjenigen, die sich noch in den eroberten Gebieten befinden, in Kontakt zu treten, betonte Pater Alain. „Kirche in Not“ unterstützt unter anderem in Burkina Faso die Arbeit der kirchlichen Radiosender. „Über das Radio machen wir der Bevölkerung Mut. Die Menschen zählen auf unsere Unterstützung“, sagte der Ordensmann.

In Burkina Faso hatte es nur acht Monate nach dem letzten Staatstreich Ende September einen erneuten Militärputsch gegeben. An der Staatsspitze steht nun Hauptmann Ibrahim Traoré. Während sich mit dem ersten Umsturz noch gewisse Hoffnungen im Kampf gegen den Terror verbunden hätten, sei die Bevölkerung jetzt skeptisch, teilten lokale Ansprechpartner von „Kirche in Not“ mit.

Burkina Faso wird seit 2015 von islamistischen Truppen heimgesucht; sie rekrutieren sich aus der einheimischen Bevölkerung und aus dem Ausland. Dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ von „Kirche in Not“ zufolge ist das Land zu einem der Hauptoperationsgebiete des militanten Dschihadismus in Afrika geworden.

Ziel in Burkina Faso und anderen Staaten Subsahara-Afrikas ist es, ein transnationales Kalifat aufzubauen. Während sich die Gewalt zu Beginn unterschiedslos gegen die gesamte Bevölkerung richtete, kommt es nach Angaben von lokalen Beobachtern seit 2019 vermehrt zu gezielten Attacken auf Christen, die etwa ein Viertel der Bevölkerung Burkina Fasos ausmachen. (Bild: TUBS/wikipedia)