Erzbischöfe weiterhin in Untersuchungshaft



Armenien Kloster

Der armenisch-apostolische Erzbischof Mikael Ajapahyan bleibt in Haft. Ein Gericht in armenischen Hauptstadt Jerewan hat am Dienstag die Untersuchungshaft bereits zum zweiten Mal verlängert. Ajapahyan befindet sich seit Ende Juni im Gefängnis.

Ihm wird vorgeworfen, über die Massenmedien zur Machtübernahme und zum gewaltsamen Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung aufgerufen zu haben. Der Erzbischof wie auch die armenische Kirchenleitung haben die Anschuldigungen stets vehement zurückgewiesen. Die Kirche forderte die unverzügliche Freilassung des Inhaftierten.

Angebote zur psychologischen Unterstützung

Rund 100.000 Karabach-Armenier mussten im September 2023 von einem Tag auf den anderen vor aserbaidschanischen Truppen aus Bergkarabach (Artsach) fliehen. Das christliche Artsach hat mit Jahresende 2023 aufgehört zu existieren. Die Geflüchteten wurden in Armenien aufgenommen, haben es aber teils sehr schwer, sich eine neue Existenz aufzubauen. Ein Beispiel für kirchliche Hilfe ist das „Khachmeruk“-Zentrum in der nordarmenischen Stadt Gjumri. Hunderte Kinder und Jugendliche, aber auch viele Frauen jeden Alters und mitunter auch ein paar Männer werden betreut.

Es gibt Traumatherapien für alle Altersstufen, Logotherapie für Kinder, psychologische Angebote sowie Malkurse und Theatergruppen – ebenso Nachhilfe für die Kinder, Berufsausbildungskurse für die Erwachsenen, denen die Sozialarbeiterinnen auch bei Behördengängen helfen. Rund 30 Prozent aller Personen, denen im Zentrum geholfen wird, sind zudem körperlich und/oder geistig beeinträchtigt. Für diese Menschen ist die Situation nochmals schwieriger.

Konflikt zwischen Kirche und Regierung

Neben Erzbischof Ajapahyan befindet sich auch der armenische Erzbischof Bagrat Galstanyan in Untersuchungshaft. Beiden Bischöfen sowie weiteren Beschuldigten wird im Prinzip das Gleiche vorgeworfen. Vonseiten der Kirche werden die Anschuldigungen vehement zurückgewiesen.

Zwischen dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan und der armenisch-apostolischen Kirche schwelt seit Jahren ein Konflikt über den politischen Kurs des Landes. Der Kirchenleitung widerstrebt es laut Beobachtern, dass die Regierung eine – aufgezwungene – Versöhnung mit Aserbaidschan anstrebt, sich nicht für den Erhalt des christlichen Erbes von Artsach und auch nicht für die Freilassung der armenischen Geiseln in Baku und eine Rückkehr der Karabach-Armenier in ihre Heimat einsetzt.

Kritik von kirchlicher Seite

Katholikos Karekin II. brachte die kirchliche Position in einer Erklärung zum „Tag der Unabhängigkeitserklärung der Republik Artsach“ (2. September) auf den Punkt. Infolge des von Aserbaidschan entfesselten Krieges und „Völkermords“ sei die armenische Welt von Artsach besetzt und vollständig entvölkert worden, so der Katholikos. Tausende von Armeniern seien getötet, zahlreiche heilige Stätten geschändet und zerstört worden, und bis heute würden Staatsbeamte und Militärangehörige von Artsach in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku als Geiseln festgehalten.

„An diesem heiligen Tag gedenken wir unserer tapferen Söhne, die ihr Leben für die Unabhängigkeit von Artsach und die Sicherheit der Armenier von Artsach geopfert haben“, so das armenisch-apostolische Kirchenoberhaupt und weiter wörtlich: „Wir beten zu Gott und bitten um die baldige Rückkehr unserer gefangenen und vermissten Söhne und um Frieden für unser Land und Volk.“

Die Kirchenleitung schätze die Bemühungen aller Länder und internationalen Organisationen, die darauf abzielten, die schwerwiegenden Folgen des tragischen Krieges in Artsach zu überwinden und in der Region einen stabilen und dauerhaften Frieden zu schaffen, der Drohungen und Zwang ausschließt. (Quelle: CiN, religion.ORF.at, Kathpress, Bild: Diego Delso, delso.photo, License CC BY-SA/wikipedia)