Für Gebet mit Rentnern bestraft



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Drei Mitglieder der Baptistengemeinde Rodnik in Oskemen im Osten Kasachstans, alle Rentnerinnen zwischen 61 und 72 Jahre alt, wurden kürzlich mit einer Geldstrafe von mehr als 2 monatlichen Pensionen belegt, weil sie in einem Altersheim mit Bewohnern gebetet hatten. Die Baptistengemeinde hilft schon seit vielen Jahren in dem privat betriebenen Zhandauren Heim mit Kleidern, Rollstühlen und Medikamenten. „Das Heim ist arm und ein deprimierender Ort“, erklärte ein Baptist gegenüber  Forum 18: „Die Bewohner bekommen nur selten Besuch. Einige leben schon seit Jahren dort, verlassen von ihren Kindern oder Verwandten, sind entweder nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen oder haben keinen anderen Ort, an dem sie wohnen könnten. Einige benötigen rund um die Uhr Betreuung“. Er betonte, dass die Leitung und Mitarbeiter des Heims sehr freundlich und fleißig sind, und ihr Bestes geben, um für die Heimbewohner zu sorgen.

Am Nachmittag des 14. Oktober brachten die drei Frauen Tee und Süßigkeiten für die Bewohner, sprachen mit einigen von ihnen und boten auch Neue Testamente an. „Unsere Frauen besuchten nur diejenigen, von denen sie eingeladen wurden. Sie haben sich oder ihre Fürsorge niemand aufgedrängt und auch keine Störung verursacht. Die Mitarbeiter und insbesondere die Leitung waren immer offen und haben sie und andere aus Rodnik gerne dort gesehen und hatten keine Einwände“, erklärte der Baptist aus Oskemen. Doch am Nachmittag des 14. Oktober trafen plötzlich etwa zehn Beamte in dunkler Kleidung ein, trennten die Frauen voneinander und waren nicht bereit, sie anzuhören oder ihre Fragen zu beantworten, berichtete Lyudmila Kerbele, eine der drei Betroffenen. Sie berichtet, man hätte sie so befragt, als hätten sie etwas Schreckliches getan. Die Polizei holte schriftliche Aussagen von sechs älteren Heimbewohnerinnen ein, die angeblich Einwände gegen das Verhalten der drei Baptistinnen hatten und übten Druck auf die drei aus, für sie selbst belastende Aussagen zu unterschreiben. „Ältere Menschen in unserem Land fürchten die Behörden und tun gewöhnlich alles, wozu sie aufgefordert werden“, kommentierte der Baptist aus Oskemen. Auf Anfrage erklärte Eldar Meirbayev, ein Spezialist der für den Osten Kasachstan zuständigen Behörde für religiöse Angelegenheiten, dass sein Büro von der regionalen Polizeiabteilung für die Bekämpfung des Extremismus die Information erhalten hatte, dass die Frauen in dem Altenheim beteten.

Die drei Frauen haben gegen die Geldstrafe Berufung eingelegt. Die Berufung von Lyudmila Kerbele wurde vom Regionalgericht abgewiesen. Die Fälle der beiden anderen Frauen wurden an das Gericht zurück verwiesen, das die Urteile in erster Instanz verhängt hatte. Die Baptistengemeinde wird die Strafen für die Rentnerinnen bezahlen. Doch hier geht es nicht in erster Linie um die Geldstrafen, sondern um Religionsfreiheit und die Freiheit, Menschen in Not zu dienen und Menschen zu schützen, die sich bemühen, anderen zu dienen. (Quelle: Forum 18, Bild: TUBS)