„Müssen Drohungen ernst nehmen“



jerusalem

In Jerusalem fordert eine Gruppe „Islamischer Staat in Palästina“ die Christen zum Gehen auf. Nach der Verteilung anti-christlicher Flugblätter in Jerusalem ruft Weihbischof William Shomali vom Lateinischen Patriarchat zur Wachsamkeit auf. „Wir müssen die Drohungen auf gewisse Weise Ernst nehmen. Es genügt, dass drei junge Fundamentalisten mit Messern bewaffnet ein christliches Haus angreifen. Das würde Panik in der christlichen Gemeinschaft verursachen“, so Weihbischof Shomali am Freitag gegenüber dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“.

In den vergangene Woche in Jerusalem verteilten Flugblättern fordert eine sich „Islamischer Staat in Palästina“ nennende Gruppe die Christen Jerusalems auf, die Stadt bis zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan am 18. Juli zu verlassen. Bei Nichtbefolgung wird ihnen mit dem Tod gedroht. Die arabisch-sprachigen Flugblätter trugen die schwarze Flagge der Terrorgruppe „Islamischer Staat“. Die Drohungen erinnern an ein im Juli 2014 vom „Islamischen Staat“ gegen die Christen der nordirakischen Stadt Mossul verhängtes Ultimatum. Seit dem Aufstieg des „Islamischen Staats“ gibt es auch in Israel und den von den Israelis besetzten palästinensischen Gebieten immer wieder Sympathiebekundungen für die Gruppe. In diesem und im vergangenen Jahr haben zudem immer wieder arabische Israelis muslimischen Glaubens versucht, sich der Terrormiliz als Kämpfer anzuschließen.

Weihbischof Shomali erklärte, dass das Patriarchat die israelischen Behörden angesichts der Flugblätter zwar nicht selbst kontaktiert habe. „Aber die Israelis sind darüber gut informiert“. „Es gibt unter den Christen im Heiligen Land wegen der Flugblätter schon Angst, wenn auch nur eine moderate“, so der im Patriarchat für Jerusalem und die palästinensischen Gebiete zuständige Weihbischof. „Es gibt Drohungen. Aber wenn wir unsere Lage mit der in unseren Nachbarländern vergleichen, so fühlen wir uns doch viel sicherer. Wir sind nicht in Panik. Alt-Patriarch Sabbah hat mit Blick auf die IS-Flugblätter gesagt, dass wir keine Angst hätten und im Land bleiben werden. Seine Worte haben vielen Leuten Frieden gegeben.“

Der Flugblatt-Vorfall findet kurze Zeit nach einem vermutlich von jüdischen Extremisten verübten Brandanschlag auf das katholische Brotvermehrungskloster in Tabgha (Israel) statt. Dabei wurden Kirche und Kloster Mitte Juni teilweise schwer beschädigt. Tausende arabischer Christen Israels zeigten sich danach empört und demonstrierten in Tabgha für einen besseren Schutz christlicher Einrichtungen durch die israelischen Behörden und mehr Gleichberechtigung.

In Israel einschließlich des 1967 besetzten Ost-Jerusalem leben derzeit etwa 160000 Christen. Der Großteil sind arabische Staatsbürger Israels. Der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung Israels beträgt ungefähr zwei Prozent.