Priester aufgrund falscher Anschuldigungen zu langer Haft verurteilt



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Am 16. November 2023 wurde der katholische Priester Henryk Okolotovich verhaftet und danach im Untersuchungsgefängnis der Geheimpolizei KGB in Minsk festgehalten. Am 30. Dezember 2024 verurteilte ihn das Landgericht Minsk aufgrund einer Anklage wegen Verrats in einer nicht öffentlichen Verhandlung zu 11 Jahren Haft. Überdies wurde er zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Am 1. April 2025, eine Woche vor seinem 65. Geburtstag, wies der Oberste Gerichtshof in Minsk seine Berufung zurück. Auch die Berufungsverhandlung fand hinter verschlossenen Türen statt. Danach wurde er zum Antritt seiner Strafe in ein Arbeitslager in Bobruisk verlegt.

Henryk Okolotovich, der als Pfarrer in Volozhin in der Region Minsk tätig war, wies die Anschuldigungen vehement zurück. Es ist bekannt, dass er sich während der Ermittlungen gegen ihn weigerte, die katholischen Bischöfe des Landes zu belasten, obwohl Druck auf ihn ausgeübt wurde, dies zu tun.

In einer an katholische Glaubensgeschwister gerichteten Nachricht aus dem Gefängnis Anfang April erklärte Okolotovich laut Website Katolik.life, dass man ihn der „Spionage für Polen und den Vatikan“ angeklagt hatte. Er betonte mit Nachdruck, dass er niemals für irgendjemand spioniert hatte, dass er ein Diener Gottes ist und dass bei diesem Verfahren nicht er, sondern die gesamte katholische Kirche in Belarus vor Gericht gestellt wurde. „Priester werden verfolgt, um uns mundtot zu machen, damit die katholische Kirche die Wahrheit nicht ausspricht“, erklärte Okolotovich.

Henryk Okolotovich leidet an Krebs in fortgeschrittenem Stadium. Bereits vor seiner Verhaftung hatte er einen Herzanfall erlitten und war ihm wegen seines Krebsleidens ein Teil seines Magens entfernt worden.

Ein Vertrauter erklärte vor Journalisten der polnischen Zeitung Rzeczpospolita: „Er wird 11 Jahre im Gefängnis nicht überleben. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich kontinuierlich. Das Lukaschenko-Regime quält den Geistlichen auf abscheuliche Art.“ Weiters erklärte er: „Die Behörden in Minsk mochten es nicht, dass er standhaft blieb und die Wahrheit sagte. Er wurde schon lange überwacht. Bei jeder Messe waren Geheimagenten anwesend, die er schon gesehen hatte. Nach jeder Messe lud er die Menschen ein, sich zu bekehren. Er hatte keine Geliebte und auch keine Kinder mit einer Haushälterin. So beschlossen sie, ihn fälschlich der Spionage zu beschuldigen und anzuklagen“.

Am 1. April stufte die Geheimpolizei KGB die Organisation Christian Vision, die Verletzungen der Religions- bzw. Glaubensfreiheit dokumentiert, ihre Website und Social-Media-Kanäle als „extremistisch“ ein und sprach ein Verbot gegen die Organisation aus. Auch drei mit ihr verbundene Personen wurden als „Extremisten“ gebrandmarkt. Die Social-Media-Kanäle und das Logo von Christian Vision waren bereits zuvor von einem Gericht als „extremistisch“ verboten worden. Am 16. April erklärte das Innenministerium die mutmaßliche Einmannorganisation „Priester Barok“ des katholischen Priesters Vyacheslav Barok und seine Auftritte auf YouTube, Facebook und Telegram für „extremistisch“ und verbot diese. Barok war bereits 2021 nach Polen geflohen, um der Strafverfolgung in Belarus zu entgehen. (Quelle: Forum 18, Bild: TUBS/wikipedia)