Regierung verstärkt Druck



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Nach Informationen des christlichen Hilfswerkes Open Doors wurden im Iran im Jahr 2016 mindestens 193 Christen verhaftet oder ins Gefängnis geworfen. Die von Präsident Rohani im Dezember 2016 ausgegebene „Charta für Bürgerrechte“ kann demnach bestenfalls als Absichtserklärung gelten. Seit Beginn seiner Amtszeit 2013 leiden religiöse Minderheiten zunehmend unter Verfolgung. Ein aktueller Bericht der amerikanischen „Kommission für internationale Religionsfreiheit“ (USCIRF) weist darauf hin, dass die Anzahl inhaftierter Angehöriger religiöser Minderheiten unter Präsident Rohani gestiegen ist.

Gottesdienste in der Landessprache Persisch sind im Iran verboten, ebenso die Verbreitung christlicher Schriften. Regierung und Medien diffamieren den christlichen Glauben und warnen vor seinen Anhängern. Mindestens 12 Christen wurden in den letzten Monaten zu Haftstrafen von 10 und mehr Jahren verurteilt. Das soll ebenso abschrecken wie andauernde Razzien in Kirchengemeinden – insbesondere Hauskirchen. Wie bei zahlreichen Prozessen gegen Christen in den letzten Jahren lautete die Anklage u.a. auf „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ sowie „Organisation von Hauskirchen“ oder „Beleidigung des Heiligen“ (Blasphemie). Trotz dieser Zunahme von Verfolgung wächst gerade unter jungen Menschen das Interesse am christlichen Glauben. Konvertiten aus dem Islam stellen mit mehreren Hunderttausend inzwischen die weitaus größte Gruppe von Christen im Iran, noch vor den Angehörigen traditioneller Kirchen. Warum nehmen sie dieses Risiko auf sich, da der Koran – und Fatwas – für den Abfall vom Islam die Todesstrafe vorsehen? „Ich habe durch Jesus Christus Frieden gefunden“ oder „Der Gott der Christen ist Liebe“, lautet die Antwort vieler Konvertiten.

Fürchtet das Regime den Glauben der Christen?

Bizarr wirkt die jüngste Veröffentlichung von Bildern durch die wirtschaftlich und auch politisch einflussreiche Revolutionsgarde, auf denen große Mengen konfiszierter Bibeln und weiterer christlicher Materialien zu sehen sind. Mansour Borji von der Menschenrechtsorganisation Artikel 18 fragt dazu: „Warum veröffentlichen nicht Polizei oder Justizbehörden die Bilder, sondern die Revolutionsgarde, die ja eine militärische Einheit ist? Ist es ihre Aufgabe, Hauskirchen auszuheben? Wie kann eine stabile Regierung so beunruhigt sein über das Neue Testament und christliche Bücher? Sie behaupten, sie würden die Freiheit religiöser Minderheiten respektieren, während sie die konfiszierten Materialien vorführen wie Beweismaterial für kriminelle Handlungen.“

Die aktuelle Statistik vom 10. Oktober, dem Internationalen Tag gegen die Todesstrafe, komplettiert das Bild eines repressiven Regimes. Unter allen Ländern, in denen die Todesstrafe vollzogen wird, rangiert der Iran laut Amnesty International mit mindestens 567 vollstreckten Todesurteilen in 2016 auf Rang 2, gefolgt von Saudi-Arabien (mindestens 154 Hinrichtungen).

Wirtschaftliche und Regierungsbeziehungen mehr nutzen

Auch dem iranischen Pastor Youcef Nadarkhani drohte 2010 wegen Abfall vom Islam die Todesstrafe. Diese wurde aufgrund internationaler Proteste in eine dreijährige Haftstrafe umgewandelt. Ein stärkeres Eintreten westlicher Regierungen für Religionsfreiheit sowie wirtschaftlicher Druck könnten die Situation der Christen im Iran deutlich verbessern. Forderungen nach der Wahrung der Menschenrechte oder dem Schutz von Christen vor willkürlicher Inhaftierung werden die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen nicht gefährden. Die Christen im Iran hoffen auf diese Unterstützung. (Quelle: Open Doors)