Glaubens-Kompass - „Familie“ von KIRCHE IN NOT
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Glaubens-Kompass - "Familie"

Glaubens-Kompass - "Familie"

Die Familie wird oft als die „kleinste soziale Einheit“ oder als das „Fundament der Gesellschaft“ bezeichnet. Vereinfacht kann man sagen: In einer Familie geben sich die Eheleute gegenseitig Halt, und die Kinder benötigen die Familie, damit sie zu starken Persönlichkeiten heranwachsen können.
Familie
Die Grundlage des Lebens
Doch die aktuelle Scheidungsrate von fast 50% (Quelle: Statisches Bundesamt, Anteil der Ehescheidungen an Eheschließungen im Jahr 2010) zeigt deutlich, dass die Ehe zerbrechlich ist. Es gibt im Familienleben nicht nur schöne, romantische Tage, sondern auch „Durststrecken“, die zum Teil lang dauern. Das können enttäuschte Erwartungen in den Partner, Übernächtigung wegen schreiender Kleinkinder oder Sorgen um die Zukunft sein. Sollen sich Eheleute also vorsichtshalber auf Scheidung einstellen?

 

Nein, denn es gibt noch jemanden, der jede Ehe und somit jede Familie tragen will und kann, nämlich Gott. Ohne seine Hilfe ist kaum jemand den Anforderungen einer Familie gewachsen. Kardinal Schönborn drückte es so aus: „Damit Beziehung, damit Familie gelingt, braucht es Gottes Segen“ (Konferenz „Familie in der Krise“, Dezember 2011). Wir glauben, dass Gott in der und durch die Kirche wirkt. Daher ist es wichtig zu wissen, was die Kirche zum Thema „Familie“ sagt. Oft wird heutzutage die Position der Kirche lächerlich gemacht. Sie entspreche nicht der heutigen Zeit. Doch die Lehre der Kirche hängt nie vom Zeitgeist ab, sondern sie folgt dem Evangelium und kommt schließlich von Gott.

Im Folgenden werden Fragen zum Thema „Familie“ anhand des Katechismus der katholischen Kirche (KKK) und des Jugendkatechismus „Youcat“ beantwortet:

Was ist eine Familie?

„Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie. Diese Gemeinschaft geht jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus“ (KKK, 2202). Zur christlichen Ehe gehören Einheit durch den Ehebund, Unauflöslichkeit, Offenheit für Nachkommenschaft und Hinordnung auf das Wohl des Partners. Schließt ein Partner einen dieser Punkte zum Zeitpunkt der Eheschließung aus, ist das Sakrament nicht zustande gekommen. (vgl. Youcat, 416)

Ist die Familie das Wichtigste auf der Welt?

Gott muss immer der Mittelpunkt sein. Nur auf ihn kann eine Familie fest begründet sein. Bürdet ein Ehepartner seine ganzen Sorgen und Lasten nur auf den anderen oder wird der Trost nur in den Kindern gesucht, folgen daraus schwere Enttäuschungen, die hin zum Bruch der Ehe führen können. „Die Familienbande sind zwar wichtig, aber nicht absolut. (…) Man muss überzeugt sein, dass es die erste Berufung des Menschen ist, Christus nachzufolgen“ (KKK 2232).

Hat eine Familie ein Recht auf Kinder?

Der Mensch kann kein Leben schaffen, höchstens biologische Vorgänge manipulieren. Leben an sich ist immer ein Geschenk Gottes. „Das Kind ist nicht etwas Geschuldetes, sondern ein Geschenk“ (KKK 2378). „Alle Hilfe zur Empfängnis eines Kindes durch Fortschritt und Medizin muss dort enden, wo durch eine dritte Person die Gemeinsamkeit der Elternschaft aufgelöst und zerstört wird oder wo die Zeugung zu einem technischen Akt außerhalb der sexuellen Vereinigung in der Ehe wird“ (Youcat, 423).

Wie viele Kinder soll die Familie haben?

So viele, wie Gott schenkt. Dabei sollten ökonomische, soziale und gesundheitliche Umstände zwar berücksichtigt werden, aber jedes Kind muss willkommen und angenommen sein (vgl. Youcat 419)

Wer soll die Kindererziehung übernehmen?

„Die Erziehung durch die Eltern ist so entscheidend, dass sie dort, wo sie fehlt, kaum zu ersetzen ist. Das Grundrecht und die Grundpflicht der Eltern, ihre Kinder zu erziehen, sind unersetzlich“ (KKK, 2221). Somit ist klar, dass die christliche Erziehung innerhalb der Familie stattfinden soll. Nicht der Staat, sondern die Eltern sind verantwortlich.

Soll das Kind von klein auf christlich erzogen werden?

Jesus sagt, dass Kinder einen besonderen Zugang zum Vater haben. Somit ist es nötig, diesen Zugang zu nutzen, damit der Glaube von klein auf in den Kindern wächst. So reifen starke Persönlichkeiten heran. „Die Erziehung zum Glauben durch die Eltern muss schon in frühester Kindheit einsetzen. (…) Die Familienkatechese geht allen anderen Formen der Glaubensunterweisung voran, begleitet und bereichert sie (KKK, 2226).“

Wie wichtig ist es, (mit Kindern) zu beten?

Das Familiengebet ist oft ein richtiger „Kampf“ und bereitet viel Mühe. Kinder brauchen aber gerade im Gebet Anweisung und Führung. Zwänge helfen dabei wenig. Ein liebevolles Vorbild beharrlich betender Eltern wird die Kinder sicher zu Gott führen. Eine bestimmte Uhrzeit, zu der die Familie täglich zum Gebet zusammen kommt, sollte zur festen Regel werden. „Eine Familie, die zusammen betet, bleibt zusammen.“ (Mutter Teresa)

Der Rosenkranz ist auch und war schon immer das Gebet der Familie und für die Familie – und damit auch für die Kinder. Der sel. Papst Johannes Paul II. empfahl in seinem Apostolischen Schreiben „Rosarium Virginis Mariae“ im Oktober 2002, den Rosenkranz auch mit den Kleinen zu beten.

Was sagt die Kirche zu Scheidung und erneutem Heiraten?

Bei einer Scheidungsrate von ca. 50% kommt es immer häufiger zur Heirat von Geschiedenen. Was vor dem zivilen Gesetz kein Problem ist, kann vor Gott nicht bestehen. Denn bei der christlichen Ehe ist immer Gott mit im Bunde. Es fällt den Menschen immer leichter, ihr Wort zu brechen. Gott jedoch nimmt Versprechen ernst und bleibt treu. Der Mensch kann diese Treue nicht beeinflussen. „Die gültig geschlossene und vollzogene Ehe“ zwischen getauften Katholiken „kann durch keine menschliche Gewalt und aus keinem Grunde, außer durch den Tod, aufgelöst werden“ (vgl. KKK 2382).

„Die Ehescheidung ist ein schwerer Verstoß gegen das natürliche Sittengesetz. Sie gibt vor, den zwischen den Gatten freiwillig eingegangenen Vertrag, bis zum Tod zusammen zu leben, brechen zu können. Die Ehescheidung missachtet den Bund des Heils, dessen Zeichen die sakramentale Ehe ist. Das Eingehen einer, wenn auch vom Zivilrecht anerkannten, neuen Verbindung verstärkt den Bruch noch zusätzlich“ (KKK 2384).

„Die Ehescheidung ist auch deshalb unsittlich, weil sie in die Familie und die Gesellschaft Unordnung bringt. Diese Unordnung zieht schlimme Folgen nach sich. Für den Partner, der verlassen worden ist; für die Kinder, die durch die Trennung der Eltern einen Schock erleiden und oft zwischen ihnen hin- und hergerissen werden; für die Gesellschaft, für die sie aufgrund ihrer ansteckenden Wirkung zu einer tiefen Wunde wird“ (KKK 2385).

Ist also eine Trennung von Eheleuten immer ausgeschlossen?

„Die Trennung der Gatten unter Beibehaltung des Ehebandes kann in gewissen Fällen, die das kanonische Recht vorsieht, berechtigt sein“ (KKK 2383).

Es kann unter eng begrenzten Voraussetzungen auch möglich sein, eine Ehe zu annullieren. Das bedeutet, dass die Ehe nie gültig zustande gekommen ist. Eine Annullierung kann nur durch ein Kirchengericht durchgeführt werden.

Es gibt in jeder Familie helle und dunkle Tage. Man verspricht sich bei der Eheschließung, auch in schweren Zeiten zu einander zu stehen. Oft ist es gerade das gemeinsame Durchstehen dieser dunklen Tage, was die Ehe an Tiefe gewinnen lässt – sofern man Gott um Beistand bittet.

Was sagt die Kirche über gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften?

Aus Sicht der katholischen Kirche kann eine solche Lebensgemeinschaft nicht mit einer christlichen Ehe gleichgestellt werden. „Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen“ (KKK 2357).

Dieses Thema wird ausführlich im Glaubens-Kompass „Homosexualität“ behandelt.

Wie sind „alternative“ Formen der Familie zu sehen?

Die so genannte „wilde Ehe“ ist eine Lebensgemeinschaft ohne sakramentale Eheschließung. Gott wird also nicht mit einbezogen. Die grundsätzliche Ablehnung der Ehe sowie die Unfähigkeit sich langfristig zu binden, verletzen die Würde der Ehe. All diese Situationen zerstören den Grundgedanken der Ehe (vgl. KKK 2390).

Polygamie (Vielehe) widerspricht radikal der ehelichen Gemeinschaft, „denn sie leugnet in direkter Weise den Plan Gottes, wie er am Anfang offenbart wurde; denn sie widerspricht der gleichen personalen Würde von Mann und Frau“ (vgl. KKK 2387).

Heiligen Familie

Gebet für die Familie

Gott, du Ursprung jeder Vaterschaft im Himmel und auf Erden,
Vater, der du die Liebe und das Leben bist,
mache jede menschliche Familie auf Erden durch deinen Sohn,
unseren Herrn Jesus Christus, „geboren aus einer Frau“,
und durch den Heiligen Geist, der Quelle der göttlichen Liebe,
von Geschlecht zu Geschlecht zu einem wahren Heiligtum des Lebens und der Liebe.

Schenke den Eheleuten deine Gnade und leite ihre Gedanken
und ihr Tun zum Wohl ihrer Familien und der Familien der ganzen Welt.

Gib, dass die jungen Generationen in der Familie
einen starken Rückhalt für ihre Menschlichkeit und
ihr
Heranwachsen in der Wahrheit und in der Liebe finden.
Gib, dass die Eheleute in der Kraft der von der Gnade des
Ehesakraments getragenen Liebe
die Schwächen der anderen und ihre eigenen ertragen und
Krisen in der Familie überwinden.

Gib, so bitten wir dich auf die Fürsprache der Heiligen Familie von Nazaret,
dass die Kirche mitten unter allen Nationen der Erde
ihre Sendung in der Familie und durch die Familie
Frucht bringend erfüllen kann.

Durch Christus unseren Herrn,
der der Weg, die Wahrheit und das Leben, ist in alle Ewigkeit.

Amen.

 

Sel. Papst Johannes Paul II. (4. Welttreffen der Familien, 2003)

 

Quellenangaben:
www.destatis.de (Statistisches Bundesamt)
Katechismus der katholischen Kirche, 1993
Youcat, Pattloch Verlag, 2011
www.vatican.va
Titelbild: Eric Ward