Der Buddhismus ist eine Religion oder Lehrtradition, die ihren Ursprung in Indien hat. Er ist je nach Quelle mit weltweit etwa 230 bis 500 Millionen (Stand 2011) Anhängern nach Christentum, Islam und Hinduismus die viertgrößte Weltreligion. Grundlage der Religion sind die Lehren des Buddha Siddhartha Gautama, der in Nordindien lebte. Mit „Buddha“ („der Erleuchtete“) wird ein Mensch bezeichnet, der „Bodhi“ (Erwachen) und Erleuchtung erfahren hat.
Siddharta Gautama, der Begründer des Buddhismus, war der Sohn eines nordindischen Kleinfürsten. Er lebte etwa von 560 bis 480 v. Chr. – nach neueren Forschungen möglicherweise auch ein Jahrhundert später – und wuchs zunächst als Hindu auf. Er erhielt eine seinem Rang angemessene Erziehung, heiratete, bekam einen Sohn und führte ein Leben im Luxus. Mit 29 Jahren durchlebte er eine geistige Krise, in der er erkannte, dass Leiden wie Schmerz, Krankheit, Altern und Tod untrennbar mit dem Leben verbunden sind.
Grundlage der Lehre („Dharma“) des Buddhismus sind die „Vier edlen Wahrheiten“: Alles Leben ist leidvoll. Ursache des Leidens sind die Begierden (Egoismus, Habgier, Hass). Das Leiden wird überwunden durch die Befreiung von den Begierden. Der Weg zur Überwindung des Leidens ist der „Edle achtfache Pfad“.
Dieser setzt sich aus folgenden acht Teilen oder Gliedern zusammen: 1. rechte Einsicht und Erkenntnis; 2. rechter Entschluss (der Einsicht und Lehre zu folgen); 3. rechte Rede; 4. rechtes Verhalten; 5. rechter Lebenserwerb; 6. rechte Anstrengung und rechtes Üben; 7. rechte Bewusstheit und Achtsamkeit; 8. rechte Sammlung und Meditation. Dieser Weg wird auch als „Weg der Mitte“ bezeichnet, der alle Extreme vermeidet.
Ein zweiter wichtiger Inhalt des Buddhismus ist die Lehre vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburten („Samsara“). Ursache und Auslöser der Wiedergeburt ist das „Karma“: damit sind die Wirkungen gemeint, die jegliches Denken und Handeln erzeugen, auch über den Tod hinaus. Gutes Denken und Handeln erzeugen gutes Karma und führen zu einer Wiedergeburt auf höherem Niveau. Schlechtes Denken und Handeln dagegen führen zu schlechtem Karma und zu einer Wiedergeburt auf niedrigerem Niveau.
Der Kreislauf der Wiedergeburten existiert seit unendlichen Zeiten, hatte also niemals einen Anfang. Der Ursprung alles Seienden wird vom Buddhismus nicht erklärt. Es gibt keinen Anfang, sondern nur einen ewigen Zyklus. Es gibt vor allem auch keinen Schöpfergott. Einziges Ziel des Buddhismus ist es, einen Weg zu weisen, wie der Einzelne sich aus dem ewigen Kreislauf von Wiedergeburt und endlosem Leid herauslösen kann, indem er kein Karma mehr erzeugt. Ohne Karma keine Wiedergeburt.
Heute gibt es drei Hauptströmungen des Buddhismus.
Der Hinayana- oder Theravada-Buddhismus: Hinayana bedeutet kleines Rad oder Fahrzeug. Theravada bezeichnet die „Schule der Älteren“. Hierbei handelt es sich um die Schule, die sich am meisten auf die Aussagen des Buddha Siddharta Gautama stützt. Ein Anhänger des Hinayana geht seinen Weg des „Edlen achtfachen Pfads“ allein, allenfalls lässt er sich von einem Meister über die rechten Meditationspraktiken unterrichten. Dieser Weg gilt als sehr beschwerlich, es braucht nach buddhistischer Tradition zumeist mehrere „Leben“, um zum Ziel, dem Nirwana, zu gelangen.
Der Mahayana-Buddhismus: Mahayana bedeutet großes Rad. Seine Anhänger glauben an die Existenz von Buddha-Texten, die Jahrhunderte versteckt geblieben waren, dann jedoch von dem großen Heiligen Nagarjuna aus dem Palast der Schlangen und Drachen in der Unterwelt zu den Menschen gebracht wurden. Im Gegensatz zur Hinayana-Lehre ist für den Mahayana-Buddhismus das Boddhisatva-Ideal kennzeichnend. Der Boddhisatva-Guru sieht sich als Personifizierung der Lehre (Dharma), d. h. durch ihn wird die Lehre Buddhas verwirklicht bzw. sichtbar gemacht. Er wird für fähig gehalten, die Erlösung herbeizuführen, indem er seine Schüler unterrichtet (vgl. Zen-Buddhismus). Ein weiterer Erlösungsweg ist die Anrufung von transzendenten Buddha-Wesen. Durch die Wiederholung ständiger Anrufungsformeln (Mantras) kann Hilfe aus der unsichtbaren Welt erwartet werden.
Der Tantrayana- oder Vajrayana-Buddhismus: Diese Richtung wird als der „steile Pfad der Erleuchtung“ beschrieben, man könnte ihn auch als „Weg zur (Selbst)-Vergöttlichung“ oder „Tantra“ bezeichnen. Bei ihm soll es möglich sein, innerhalb eines Lebens zur Erleuchtung zu gelangen, und zwar durch folgende Praktiken: a) Vorstellungskraft: die Person stellt sich vor, ein Buddha zu sein; b) Mantras: formelhafte Wortfolgen, die in vielen Wiederholungen rezitiert werden (je häufiger, desto besser); c) sexualmagische Kräfte: spirituell machtvollstes Mittel ist die Vereinigung mit einem andersgeschlechtlichen Partner. Die sexuelle Energie wird in sich aufgenommen und transformiert.
„Westlicher“ Buddhismus: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich neben den beschriebenen drei Hauptströmungen noch eine vierte Richtung herausgebildet: der „westliche Buddhismus“. In ihm werden Elemente aus dem Buddhismus und der Esoterik mit christlichen Glaubensinhalten vermischt.
IV. Buddhismus und Christentum im Vergleich
Viele Menschen im Westen haben den Eindruck, als vertrete der Buddhismus ähnliche Werte wie das Christentum, sei aber im Vergleich zu diesem die tolerantere Religion. Im folgenden sollen daher einige wichtige Unterschiede in der Lehre und den Werten betrachtet werden.
1. Erlösung
Die buddhistische Lehre kennt weder einen Schöpfergott noch eine ewige Seele. Höchstes Ziel ist es, sich vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburten und des Leidens zu befreien. Dazu braucht es keinen Erlöser, sondern einen Weg, eine Methode der Selbst-erlösung. Alles dreht sich um das rechte Denken und Handeln. Das endgültige Ziel des Buddhisten ist das „Sich-Auflösen“ im Nirwana, das Ende aller Gedanken, Bedürfnisse und Empfindungen.
2. Leiden
Leiden ist für Buddhisten ein Zeichen für Unerlöstheit, der Buddhismus sieht im Leiden keinen Sinn. Sein einziges Interesse gilt der Überwindung jeglichen Leidens durch die Auflösung im Nirwana. Im christlichen Glauben dagegen steht das Erlösungsleiden Jesu Christi im Mittelpunkt. Nach christlicher Auffassung kann sich der Mensch nicht aus eigener Kraft vom Leiden, vom Tod und vor allem auch von der Sünde befreien, sondern alles hängt von der gnädigen Zuwendung Gottes ab, die der Mensch im Glauben annimmt.
3. Mitgefühl und Nächstenliebe
Gemäß dem „Edlen achtfachen Pfad“ vermeidet rechtes Handeln zum Beispiel das Töten von Lebewesen, Stehlen und sinnliche Ausschweifungen. Rechter Lebenserwerb bedeutet, einen Beruf auszuüben, der anderen Lebewesen nicht schadet. Letztlich aber soll alles Denken und Handeln in eine Richtung gelenkt werden, die das Leiden überwindet und zur Selbsterlösung führt.
Nach christlicher Auffassung dagegen besteht der Sinn des menschlichen Lebens in der Gottes- und Nächstenliebe, bis hin zur Bereitschaft, auch Leiden und womöglich gar den Tod auf sich zu nehmen, um anderen Menschen zu dienen. Nächstenliebe und Gottesliebe sind dabei ineinander verwoben, gemäß dem Wort Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40).