Glaubens-Kompass - „Fronleichnam“
Spenden
Glaubens-Kompass: „Fronleichnam“

Glaubens-Kompass: „Fronleichnam“

„Fronleichnam“, das zehn Tage nach Pfingsten begangen wird, ist ein Hochfest. In Österreich ist es ein gesetzlicher Feiertag, das heißt arbeitsfrei.

Das Fronleichnamsfest bezieht sich im Gegensatz zu vielen anderen katholischen Fest- und Feiertagen nicht unmittelbar auf ein biblisches Ereignis oder das Leben Jesu, sondern ist aus der Volksfrömmigkeit entstanden. Das Fest heißt in der katholischen Liturgie „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Meist wird es aber nur Fronleichnam genannt. Der Name leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrone licham“ ab, was soviel bedeutet wie „des Herren Leib“. Auf Lateinisch heißt das Fest „Corpus Christi“, also Leib beziehungsweise Körper Christi, auch in anderen Sprachen wurde diese Bezeichnung übernommen, wie zum Beispiel im Englischen.

Fronleichnam steht in Verbindung mit Gründonnerstag

Da das Fest terminlich an Ostern gekoppelt ist – Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr gefeiert – , variiert das Datum. Der frühestmögliche Termin für Fronleichnam ist der 21. Mai, der späteste der 24. Juni. Das Fest wird wie Christi Himmelfahrt an einem Donnerstag begangen. In den Regionen und Ländern, in denen das Hochfest kein Feiertag ist, kann es auch am darauffolgenden Sonntag gefeiert werden.

Fronleichnam wird an einem Donnerstag begangen, weil es in Verbindung mit dem Gründonnerstag steht, dem Tag des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Bei diesem Mahl wurde das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, in dem Katholiken die Gegenwart Christi in den Zeichen von Brot und Wein feiern. Jesus sagte: Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis (vgl. Mt 26,26ff.; Lk 22,19f.; 1 Kor 11,24f.). Weil die Karwoche durch einen stillen Charakter geprägt ist, wurde das Fronleichnamsfest auf einen Termin nach Pfingsten gelegt: Am 40. Tag nach Ostern ist Christi Himmelfahrt, am 50. Tag Pfingsten, am 60. Tag Fronleichnam.

Zu Beginn war es ein regional begrenztes Fest

Die Einführung des Fronleichnamsfestes geht auf eine Vision der heiligen Juliana von Lüttich (um 1192-1258) zurück. Sie hatte eine wiederkehrende Vision, bei der der Mond einen sichtbaren dunklen Fleck hatte. Juliana deutete dies so, dass der Kirche (hier symbolisiert durch den Mond) ein Fest zu Ehren des Altarsakramentes beziehungsweise der Eucharistie fehle. Im Jahr 1246 – andere Quellen gehen von 1247 aus – wurde das Fest von Bischof Robert von Lüttich für sein Bistum eingeführt, auch schon mit dem bis heute gültigen Termin am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag. Dies ist die erste Erwähnung dieses Festes.

Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings noch ein regional begrenztes Fest, also noch nicht vom Papst bestätigt. Erst acht-zehn Jahre später, am 11. August 1264, erhob Papst Urban IV.(vor 1200-1264) in der Bulle „Transiturus de hoc mundo“ das Fest Fronleichnam zu einem Fest der Gesamtkirche.

Um die Einführung dieses Festes zu verstehen, muss man auch die Geschichte und die theologischen Diskussionen im 13. Jahrhundert berücksichtigen. Das Vierte Laterankonzil betont im Jahr 1215, dass in der Kirche „Jesus Christus zugleich Priester und Opfergabe“ ist, das heißt Leib und Blut Jesu sind durch eine wesensmäßige Verwandlung von Brot und Wein in der Eucharistie gegenwärtig (Transsubstantiation). Zu dieser Zeit gab es Strömungen, die das Abendmahl nicht als Sakrament ansahen. Die Transsubstantiation wurde erst auf dem Konzil von Trient (1545-1563) festgelegt. Mit der Bulle aus dem Jahr 1264 wertet Papst Urban IV. die Einsetzung der Eucharistie durch Christus auf.

Die Prozession entwickelt sich aus der Volksfrömmigkeit

Bekannt ist das Fest für seine festlichen und feierlichen Prozessionen. Dabei wird eine geweihte Hostie in einem besonderen Gefäß, der Monstranz, vom Priester von der Kirche aus durch die Straßen der Städte und Dörfer getragen. Oft sind die Straßen festlich geschmückt, vielerorts gibt es Blumenteppiche. Ursprünglich war von päpstlicher oder bischöflicher Seite keine Prozession vorgesehen. Dies hat sich aus der Volksfrömmigkeit entwickelt. Schon wenige Jahre nach Einführung des Festes sind jedoch erste Prozessionen bezeugt.

In der Zeit der Reformation geraten das Fest und die Prozession in die Kritik, denn es ließe sich nicht biblisch begründen. Von Martin Luther ist überliefert: „Ich bin keinem Fest mehr feind … Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet.“ Das Konzil von Trient bestätigt jedoch das Fronleichnamsfest. In dieser Zeit verbreiten sich die Prozessionen weiter und vermischen sich wohl auch mit den in Deutschland (damals) bekannten Flurprozessionen. Dabei zieht die Gemeinde durch Feld und Flur, um Gottes Segen für eine gute Ernte und gutes Wetter zu erbitten.

Das Zweite Vatikanische Konzil konzentrierte sich wieder auf die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus, das heißt die Eucharistiefeier und der Empfang des Leibes und Blutes Christi stehen mehr im Mittelpunkt. Das Fest Fronleichnam bekam mehr den Charakter eines Dankfestes: Während die Katholiken am Gründonnerstag die Einsetzung der Eucharistie im Rahmen der Karwoche, der Zeit des Gedenkens an das Lei-den Christi vor seinem Tod, feiern, so ist Fronleichnam ein Dank für die österlichen Gaben als „Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit“, wie es im Schlussgebet in der Liturgie des Fronleichnamsfestes steht.

Auch wenn die Prozessionen an Fronleichnam vielerorts an Bedeutung verloren haben oder ganz abgeschafft worden sind, hat sich in vielen anderen Gemeinden die Tradition erhalten.