Bis zu 21 Kirchengebäude wurden angegriffen und Hunderte von christlichen Häusern zerstört, nachdem Extremisten in Pakistan randaliert hatten.
Christen aus der Stadt Jaranwala im Punjab, in der Nähe von Faisalabad, flohen in Massen, als Fanatiker begannen, Steine und Felsen zu werfen und Gebäude in Brand zu setzen.
Der Vorfall ereignete sich, nachdem eine christliche Reinigungskraft der Blasphemie beschuldigt wurde. Sie habe den Koran entweiht und den Propheten des Islam beleidigt.
Im Gespräch mit KIRCHE IN NOT (ACN), das sich für verfolgte Christen einsetzt, berichtete Pater Abid Tanveer, Generalvikar der katholischen Diözese Faisalabad, von einem Besuch in Jaranwala, wo es seiner Meinung nach immer noch unsicher ist.
„Die Lage ist sehr beängstigend. Die Christen sind sehr verängstigt. Bitte beten Sie für unsere Leute, beten Sie, dass ihr Leben geschützt wird.“„So viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren, alles. Sie wissen nicht, was sie tun sollen und wohin sie gehen sollen.“
Ein christlicher Geistlicher sagte, dass bisher bis zu 2.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen seien.
Pater Tanveer berichtete, dass 13 Kirchen verschiedener christlicher Konfessionen sowie das Haus eines Katecheten und ein Gemeindehaus angegriffen und zum Teil in Brand gesetzt wurden.
Er sagte, dass Pater Khalid, Pfarrer von St. Paul’s in Jaranwala, sich im Pfarrhaus einschließen musste, als Extremisten es umzingelten und schreiend forderten, dass er herauskommen solle.
Schließlich verließen sie den Ort, so dass der Pfarrer gehen konnte. Kurz darauf kehrten die Angreifer jedoch zurück und fackelten die Tauf-, Heirats- und Sterbeurkunden im Pfarrbüro ab.
Nach Angaben von Zeugen vor Ort, die von „Kirche in Not“ kontaktiert wurden, begannen die Angreifer, Möbel auf die Straße zu werfen, während sie zum Mord an dem angeblichen Gotteslästerer aufriefen.
Eine „Kirche in Not“-Kontaktperson in Faisalabad berichtete, dass über Lautsprecher verbreitete Botschaften aus Moscheen die Menschen vor Ort aufforderten, „hinauszugehen und Christen zu töten“.
Ein Christ in Faisalabad sagte gegenüber „Kirche in Not“: „Es ist absolut erschreckend. Wir wissen nicht, was als nächstes passieren wird“. Ein anderer führender pakistanischer Geistlicher aus Faisalabad sagte: „Wir verurteilen diesen Akt des brutalen Terrorismus aufs Schärfste.“ „Die Leute, die unschuldige Christen angreifen und ihre Häuser niederbrennen, haben eine terroristische Gesinnung“.
Bislang liegen keine Berichte über Todesfälle vor. Christen aus Jaranwala verließen ihre Häuser bereits heute Morgen um 5 Uhr, nachdem dort lebende Muslime sie vor einem Angriff gewarnt hatten.
Ein ranghoher Priester erklärte gegenüber „Kirche in Not“, dass die Bedrohung nicht vorüber sei und die Menschen weiterhin „sehr verängstigt“ seien. „Wir sind so dankbar für Ihre Sorge und Ihre Gebete. Bitte beten Sie weiter für uns.“
Pater Tanveer sagte, dass zusätzliche Polizeikräfte eingesetzt worden seien, es aber keine Garantie dafür gebe, dass die Situation unter Kontrolle gebracht werden könne, da die Extremisten gut bewaffnet seien und als Reaktion auf den angeblichen Vorfall der Blasphemie weiterhin auf Gewalt aus seien.
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„Ich wurde in eine sehr gläubige christliche Familie hineingeboren. Die meisten Einwohner in unserem Dorf waren Muslime. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es je einen Streit oder eine Auseinandersetzung aufgrund der Religion gab.
Einige Jahre nach meiner Heirat mit Shafqat zogen wir nach Gojra und mein Mann fand dort eine Arbeit. Mein Mann ist seit zwölf Jahren teilweise gelähmt. Er hatte versucht, einen Streit zu schlichten und war dabei von einem Querschläger aus einer Waffe getroffen worden. Das Leben danach war hart, doch wir hatten Glück und fanden beide eine Arbeit an einer christlichen Schule, wo wir Hausmeisterdienste verrichteten. Nebenbei reparierte mein Mann Handys.
Im Juli 2013 stürmte die Polizei unser Haus und verhafteten meinen Mann und mich. Sie warfen uns Gotteslästerung vor. Über die SIM-Karte unseres Handys sei eine SMS über den Propheten Mohammed verfasst worden. Die Nachricht war auf Englisch geschrieben – eine Sprache, die weder mein Mann noch ich sprechen oder lesen können.
Im Gefängnis wurden wir gefoltert. Die Beamten sagten meinem Mann, dass sie mich vor seinen Augen vergewaltigen würden, wenn er die Tat nicht gestehen würde. Also tat er es, obwohl wir beide unschuldig waren.
Acht Monate waren wir inhaftiert, als wir vom Gericht schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt wurden. Unser Anwalt durfte sein Schlussplädoyer nicht zu Ende führen, keiner von uns wurde angehört. Als ich das Todesurteil hörte, wurde ich ohnmächtig.
Mein Mann und ich wurden nach der Verhandlung getrennt: Shafqat wurde in das Gefängnis von Faisalabad überführt, während ich in eine Todeszelle in Multan gebracht wurde. Meine Kinder konnten mich nur zweimal im Jahr für knapp eine halbe Stunde besuchen. Auch für sie war es sehr schwer: Sie mussten ständig umziehen und sich verstecken. Islamisten hatten sie mit dem Tod bedroht, weil sie unsere Kinder waren.
Jeden Tag habe ich geweint, weil ich nicht bei meinen Kindern sein konnte. Ich dachte ständig daran, dass mein Mann und ich eines Tages gehängt würden. Doch trotzdem verlor ich nie meinen Glauben. Ich betete jeden Tag und sang Psalmen und Hymnen. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Mehrmals wurde mir gesagt: Wenn ich zum Islam konvertiere, könnte ich der Todesstrafe entgehen und würde eines Tages freigelassen. Ich habe immer Nein gesagt.
Eine Zeit lang war Asia Bibi, die ebenfalls unter der falschen Anklage der Blasphemie zum Tode verurteilt worden war, meine Nachbarin in der Todeszelle in Multan. [Asia Bibi war 2010 als erste Frau in Pakistan zum Tod wegen Gotteslästerung verurteilt worden. Ihr Schicksal erregte internationale hohe Aufmerksamkeit. Sie kam schließlich nach einer Revisionsverhandlung Anfang 2019 frei; Anm. d. Red.]
Mittlerweile wurden weltweit Stimmen laut, die sich gegen unseren unfairen Prozess und unsere Verurteilung wandten. Sie beteten für unsere Freilassung und boten uns moralischen und geistlichen Beistand an. Und schließlich geschah es – man ließ meinen Mann und mich frei. Doch konnten wir ebenso wie Asia Bibi nicht mit unserer Familie in Pakistan bleiben, weil fanatische und extremistische Muslime darauf aus waren, uns zu töten, wenn wir in Pakistan blieben.
Wir sind jedoch sehr froh, dass ein europäisches Land uns Asyl gewährt hat und unsere Familie nun wieder vereint ist. Ich hoffe und bete, dass in meiner Heimat Pakistan die falschen Blasphemie-Anschuldigungen aufhören und dass diejenigen bestraft werden, die falsche Anschuldigungen erheben.“
Informationen zur Lage der Religionsfreiheit in Pakistan im Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ von KIRCHE IN NOT:
KIRCHE IN NOT unterstützt die pastorale Arbeit und das Gemeindeleben der katholischen Minderheit Pakistans. Das Hilfswerk hilft über die Partner vor Ort auch Personen, die wegen Blasphemie angeklagt sind und macht auf internationaler Ebene auf ihr Schicksal aufmerksam. KIRCHE IN NOT finanziert auch Initiativen, die sich gegen die Entführung von Frauen und Mädchen einsetzen.
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Die Corona-Krise hat in Pakistan zu einer Zunahme der Anklagen aufgrund der international umstrittenen Blasphemiegesetze geführt, erklärte der Leiter der Katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan, Emmanuel Yousaf, gegenüber KIRCHE IN NOT. „Wir beobachten einen alarmierenden Anstieg, insbesondere durch die zunehmende Nutzung der sozialen Medien. Die religiöse Radikalisierung ist weiter auf dem Vormarsch.“
Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden verteidigt Christen und andere religiöse Minderheiten, denen angebliche Gotteslästerung oder Beleidigung des Islam vorgeworfen wird und dokumentiert diese Fälle.
Radikale Muslime machten sich zunutze, dass aufgrund der Covid-19-Pandemie Ermittlungen länger dauerten oder Gerichtsverhandlungen verschoben würden, erklärte Yousaf. Eine weitere Entwicklung macht dem Priester Sorgen: „Es ist eine Zunahme [der Blasphemiebeschuldigungen] in den Städten zu verzeichnen, die sich gegen Studierende, Krankenschwestern, Ärzte und andere gebildete Berufsgruppen richten.
Das deutet darauf hin, dass die Mehrheit ihre Mitmenschen noch entschlossener zwingen will, zu konvertieren oder sich ihrer Ideologie anzuschließen. Wenn diese sich weigern, werden sie fälschlich der Blasphemie beschuldigt.“
Auch ein Freispruch vor Gericht schütze die Betroffenen nicht: „Bei vielen Fällen ist zu beobachten, dass eine fälschlich beschuldigte Person nicht in seine Wohngegend, noch nicht einmal in seine Heimatregion zurückkehren kann. Das Leben dieser Menschen ist immer in Gefahr.“
Die Islamische Republik Pakistan hat 1986 mehrere Paragrafen im Strafgesetzbuch eingeführt, die für „gotteslästerliche Handlungen“ drastische Strafen vorsehen: Die Schändung des Korans kann mit lebenslanger Haft, abschätzige Bemerkungen über den Propheten Mohammed sogar mit dem Tod bestraft werden.
Beobachter kritisieren seit Langem, dass Anklagen, Prozessführung und Haftbedingungen rechtsstaatlichen Standards widersprechen.
Zu diesem Schluss kommt auch eine Resolution des Europäischen Parlaments von Ende April. Die Abgeordneten fordern Pakistan unter anderem zur Abschaffung von Todesstrafe und lebenslanger Haft in den Blasphemiegesetzen auf. Andernfalls sollten die Pakistan gewährten Handelspräferenzen auf den Prüfstand gestellt werden.
„Diese Resolution ist sehr wichtig für die Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan, insbesondere für Christen“, bilanziert Yousaf. Fast ein Sechstel (14,5 Prozent) der wegen Blasphemie angeklagten Personen seien Christen, obwohl diese weniger als zwei Prozent der Gesamtbevölkerung Pakistans ausmachen.
Allerdings sieht der Menschenrechtler wenig Chancen, die Gesetze ganz abzuschaffen, dazu sei die pakistanische Gesellschaft zu sehr radikalisiert. Auch seien viele Bürger der Auffassung, „diese Gesetze seien nicht von Menschen gemacht, sondern göttlich“.
Nach Verabschiedung der Resolution hatte der Sprecher des pakistanischen Außenministeriums der Europäischen Union mangelndes Verständnis für die religiösen Empfindsamkeiten in der islamischen Welt vorgeworfen.
Das treffe in gewissem Maße zu, erklärte Yousaf: „Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden hat die Regierung immer wieder aufgefordert, den Missbrauch dieser Gesetze zu unterbinden und dazu auch Vorschläge gemacht. Wir fordern nicht die Aufhebung der Gesetze, sondern verfahrenstechnische Änderungen.
Obwohl der Staat sagt, dass er sich an internationales Recht hält, werden den Minderheiten meiner persönlichen Erfahrung nach ihre gesetzlich garantierten Rechte vorenthalten.“
Yousaf appelliert an die internationale Gemeinschaft, „auf die Regierung einzuwirken und Druck auf sie auszuüben, damit sie den Schutz der religiösen Minderheiten gewährleistet“. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch Bildung. „Im Lauf der Jahre haben die öffentlichen Einrichtungen aufgrund einseitig parteiischer Lehrpläne die Ideologie gestärkt, dass es in Pakistan nur Platz für den Islam gibt.“
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Das Leben für Christen in Pakistan ist nicht einfach. Als Angehörige einer religiösen Minderheit sind sie häufig Opfer von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung. Die meisten Christen gehören zu den ärmsten Schichten der Gesellschaft und sind Fabrikarbeiter, Tagelöhner, Hausangestellte, Reinigungspersonal von Abflüssen und Toiletten… Viele von ihnen finden sich ohne Zugang zu rechtlicher Unterstützung wieder und werden von den Behörden ignoriert, wenn sie versuchen, ihre Menschenrechte zu verteidigen. Christliche Frauen sind in diesem Kontext noch verwundbarer und größeren Gefahren ausgesetzt. Öffentliche Berichte über sexuellen Missbrauch und Zwangsverheiratungen werden immer zahlreicher, und doch ist die tatsächliche Zahl dieser Fälle wahrscheinlich noch höher.
KIRCHE IN NOT fördert nun ein Programm, das junge christliche Frauen, die in diesen extrem schwierigen Verhältnissen leben, stärken soll. Viele der jungen Frauen, die an dem Programm teilnehmen, sind Studentinnen oder Hausangestellte in den Außenbezirken einer pakistanischen Großstadt. Um die Sicherheit der betroffenen jungen Frauen zu schützen und sie und die lokalen Projektpartner von KIRCHE IN NOT vor jeglicher Art der Repressalien zu bewahren, gibt die Hilfsorganisation weder Namen noch Orte bekannt. Sie teilt aber dennoch die Geschichten der Frauen, die Ängste und die Sorgen, mit denen sie konfrontiert sind. Es ist die Realität, von der so viele christliche Frauen in Pakistan betroffen sind.
Eine dieser jungen Frauen ist „Samia“ (Name geändert). Sie lebt im Norden Pakistans zusammen mit ihren Eltern und vier Brüdern. Ihr Vater ist Fabrikarbeiter und ihre Mutter ist Hausfrau. Sie berichtet: „Da ich zu einer christlichen Familie gehöre, haben meine Eltern mich immer ermahnt, niemals mit anderen Menschen über religiöse Unterschiede zu sprechen. Sie haben uns beigebracht, jede Art von Diskriminierung einfach zu ertragen, da wir ohnehin keinen Einfluss haben, weil wir in einem muslimischen Land leben. Ich habe Angst von den Gesetzen diskriminiert zu werden; wir sind eine Minderheit in Pakistan, die nicht viel Unterstützung hat. Wir leben in einem Zustand der Angst und des ständigen Drucks. Wir glauben, dass wir, wenn wir versuchen, unsere Rechte zu verteidigen, aufgrund falscher Anschuldigungen der Blasphemie oder anderer Vergehen beschuldigt werden, so wie es in der Vergangenheit schon häufiger vorgekommen ist.
Dank meiner Teilnahme an dem von KIRCHE IN NOT International unterstützten Frauenförderprogramm bin ich in meinem Glauben gestärkt worden. Es hilft uns Frauen, uns unserer Verantwortung und unserer Rechte stärker bewusst zu werden. Es ermutigt uns, stark zu bleiben, gegen Diskriminierung, Zwangsbekehrung, Belästigung und Gewalt zu kämpfen und unsere gleichen Rechte zu verteidigen“, erklärt die 20-jährige. Das Programm habe sie ermutigt, „hart zu arbeiten, damit unsere Gemeinschaft eine bessere Zukunft haben kann“.
Eine andere junge Frau, die an dem Programm teilnimmt, ist „Ashia“ (Name geändert). Ihr Vater ist Straßenkehrer und verdient gerade mal 10.000 Rupien (rund 53 Euro) im Monat. „Als ich zum College ging, wurde ich von meinen Lehrern und Mitschülern oft diskriminiert, und das ging so weit, so dass ich mich nicht mehr aufs Lernen konzentrieren konnte“, berichtet die 17-jährige. Sie erzählte ihre Schwierigkeiten einer Freundin, die sie ermutigte, am KIRCHE IN NOT-Programm teilzunehmen. „Ich nahm an den Beratungsgesprächen teil und sie gaben mir neue Hoffnung, mit meinen Umständen fertig zu werden. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich den Anderen keine weitere Gelegenheit geben werde, meine Zukunft zu zerstören. Ich werde fleißig studieren und den Menschen zeigen, dass unser Herr immer bei uns ist, dass er uns Kraft gibt und uns führt und beschützt“, schließt sie.
Paradigmatisch is der Fall von „Shazia“ (Name geändert). Wie viele junge christliche Frauen hatte die 19-Jährige große Träume. Ihr Vater, ein Rikschafahrer, war der Einzige, der für den Lebensunterhalt der Familie sorgte. Mit viel Mühe seitens ihrer Familie schaffte sie es, an der Universität Software Engineering zu studieren. Doch wegen der Finanzkrise musste sie das Studium im zweiten Jahr abbrechen. „Ich begann, in einer Fabrik zu arbeiten, um meinem Vater zu helfen, die Familie finanziell zu unterstützen. Ich verdiente zwischen acht- und zehntausend pakistanische Rupien im Monat. Ich dachte, das ist mein Schicksal und das sollte meine Zukunft sein“, erinnert sie sich. Sie hatte sich mit diesem Schicksal abgefunden, bis sie das von KIRCHE IN NOT gesponserte Förderprogramm kennenlernte. „Neue Hoffnung keimte auf. Es entzündete in mir den Funken der Hoffnung, dass es möglich sein kann, etwas Anderes in unserem Leben zu tun, und das selbst verzweifelte junge Menschen wie ich es schaffen können, positive Veränderungen herbeizuführen. Der Motivationsvortrag hat mich so sehr inspiriert, und mir wurde klar, dass Bildung das einzige Werkzeug und der Schlüssel zum Erfolg ist. Alles ist möglich, wenn wir uns mit ganzem Herzen engagieren und uns mutig den Schwierigkeiten des Lebens stellen“, sagt Shazia jetzt.
Eine der jüngsten Teilnehmerinnen des Programms ist „Nasreen“ (Name geändert). Diese junge Frau war gerade 15 Jahre alt und befand sich im neunten Schuljahr an einer staatlichen Schule, als die Pandemie ihr Leben zerstörte. Ihr Vater ist Tagelöhner und befand sich durch den „Lockdown“ in großen finanziellen Schwierigkeiten, so dass er das Schulgeld und den Online-Unterricht in Zeiten der COVID-Pandemie nicht mehr bezahlen konnte. Zudem war Nasreen die einzige Christin in der Klasse. Am Ende wurde sie aus den Online-Kursen verwiesen. „Ich war sehr verletzt und aufgebracht, aber ich konnte darüber mit meinen Eltern nicht sprechen, weil sie aufgrund der schwierigen finanziellen Situation in der Familie ohnehin schon sehr litten“, erinnert sie sich. „Es war nicht das erste Mal, dass ich von meinen Mitschülern aufgrund unserer Religion Diskriminierungen und Vorurteilen gegenüber mir und meiner Familie ausgesetzt war. Ich war völlig ratlos und verzweifelt über das, was mir widerfahren ist“, erzählt Nasreen. „Dann lernte ich das Team kennen, das das Förderprojekt leitete und das einer Gruppe junger Mädchen wie mir die Teilnahme an einem Kurs anbot. Sie erklärten uns, dass eine Ausbildung unerlässlich ist, um persönlich und spirituell wachsen zu können.“ Schließlich besserte sich die Lage und Nasreens Vater konnte wieder arbeiten und ihr Schulgeld bezahlen.
Aber es geht nicht nur um den wirtschaftlichen Aspekt. Die moralische Unterstützung und Ermutigung, die die Kurse bieten, sind absolut notwendig, um diesen jungen christlichen Frauen zu helfen, die sich sonst angesichts ihres Schicksals oft überfordert und verlassen fühlen. „Ich bin KIRCHE IN NOT so dankbar, dass es mir eine so große Veränderung in meinem Leben ermöglicht hat. Jetzt erleuchtet die Kerze des Glaubens und der Hoffnung meinen Weg, und ich werde sie in Zukunft nicht durch irgendeine Art von Diskriminierung verlöschen lassen“, sagt Nasreen.
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In diesem bewegenden Video-Interview mit dem internationalen Hilfswerk KIRCHE IN NOT (ACN) appelliert Asia Bibi an den pakistanischen Premierminister Imran Khan, Minderheiten zu verteidigen. Sie erinnert an das Drama zahlreicher pakistanischer minderjähriger Frauen, die entführt, bekehrt und gewaltsam zur Heirat gezwungen wurden.
Die pakistanische Christin, die zu einem Symbol für das durch die weltweite Christenverfolgung verursachte Leiden geworden ist, sprach von ihrem derzeitigen Wohnsitz in Kanada aus mit dem Direktor von KIRCHE IN NOT Italien, Alessandro Monteduro. Monteduro erwähnte dabei die beiden jungen Christinnen Huma Younus und Maira Shahbaz, die Opfer von Missbrauch wurden. Das Hilfswerk verteidigt deren Fälle mit einer langfristigen Medienkampagne.
Asia Bibi sagte dazu: „Ich weiß, dass diese Mädchen verfolgt werden. Ich appelliere an den Premierminister Pakistans Imran Khan, unseren Mädchen zu helfen, denn keine von ihnen sollte leiden müssen!“
Ein weiteres besonders heikles Thema, das in den letzten Tagen erneut die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich gezogen hat, ist das sogenannte Blasphemiegesetz. Laut dem vom Hilfswerk veröffentlichten Bericht über Religionsfreiheit schränken die sogenannten Blasphemiegesetze, die 1986 in das pakistanische Strafgesetzbuch aufgenommen wurden (Abschnitte 295 B, 295 C, 298 A, 298 B, 298 C), die Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit massiv ein. Das Schänden des Koran, sowie das Beleidigen des Propheten stellen Straftaten dar, welche im Höchstfall jeweils mit lebenslänglicher Haft sowie dem Tod bestraft werden können. Im Alltag werden diese Gesetze häufig als Mittel genutzt, um religiöse Minderheiten zu verfolgen. Asia Bibi, eine Mutter von fünf Kindern, war genau aufgrund dieser Anklage von 2009 bis zur Aufhebung des Urteils durch das höchste Gericht Pakistans im Oktober 2018 inhaftiert.
„Als Pakistan gegründet und von Indien getrennt wurde, garantierte der Gründer Ali Jinnah in seiner Eröffnungsrede allen Bürgern Religions- und Gedankenfreiheit“, erklärte Asia Bibi in dem Interview. „Aber heute gibt es einige Gruppen, die die bestehenden Gesetze missbrauchen. Deshalb appelliere ich an den pakistanischen Premierminister, insbesondere die Opfer des Blasphemiegesetzes und die gewaltsam bekehrten Mädchen sowie die Minderheiten, die auch pakistanische Bürger sind, zu verteidigen und zu schützen. Als Opfer spreche ich aus eigener Erfahrung. Ich habe schrecklich gelitten und viele Schwierigkeiten durchlebt; aber jetzt bin ich frei, und ich hoffe, dass diese Gesetze so geändert werden können, dass jeder Missbrauch vermieden wird“, sagte Asia Bibi.
Bei dem Interview, das vollständig auf dem YouTube-Kanal von KIRCHE IN NOT Italien veröffentlicht wurde, bezog sich Asia Bibi auch auf Papst Franziskus. „Ich habe zwei Rosenkränze, die der Heilige Vater gesegnet hat“, sagte sie. „Der eine ist in Pakistan geblieben, den anderen habe ich bei mir. Ich bete den Rosenkranz jeden Tag für den Glauben und für die Verfolgten in Pakistan. Ich danke dem Heiligen Vater Franziskus und Papst Benedikt, die für mich Fürsprache einlegten. Ebenfalls danke ich KIRCHE IN NOT und den vielen anderen Menschen, die für mich gebetet haben.“
Im Namen von KIRCHE IN NOT lud Monteduro Bibi und ihre Familie nach Rom ein. Sie nahm die Einladung mit Freude auf: „Ich habe den großen Wunsch, Rom zu besuchen und, wenn möglich, den Heiligen Vater zu treffen“, antwortete Asia. „Ich bete für Papst Franziskus, der uns in unserem Glauben bestärkt“. Die pakistanische Christin wandte sich abschließend an die Wohltäter des Hilfswerks: „Ich danke KIRCHE IN NOT und allen Wohltätern in Italien und auf der ganzen Welt für die Unterstützung von Menschen, die wie ich wegen ihres Glaubens verfolgt werden.“
KIRCHE IN NOT unterstützt notleidende und verfolgte Christen in Pakistan. Um den Christen weiterhin beistehen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:
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In Pakistan häufen sich Vorfälle, bei denen Christen und andere religiöse Minderheiten bei der Verteilung von Schutzausrüstungen und humanitären Hilfen während der Corona-Pandemie benachteiligt werden. Dies berichtete Cecil Shane Chaudry, Direktor der Nationalen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (NCJP), dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“.
Dem Leiter der katholischen Menschenrechtsorganisation zufolge gibt es zahlreiche Berichte, wonach islamische Organisationen und Moscheegemeinden Christen bei der Verteilung von Lebensmitteln und anderen Nothilfen dezidiert zurückwiesen. Dies sei zum Beispiel in einem Dorf in der Nähe von Lahore der Fall gewesen. In einem anderen Dorf in der Provinz Punjab seien 100 christliche Familien von der Lebensmittelverteilung ausgeschlossen worden.
Es gebe auch Meldungen über Hilfspersonal, das Nichtmuslimen die Unterstützung verweigert habe mit dem Hinweis, dass es sich um Spenden aus der „Zakat“, der islamischen Armensteuer, handle. Chaudry zitierte einen Imam aus Lahore, der bei einer Predigt angekündigt habe: „Morgen früh werden Hilfsgüter an Notleidende verteilt, aber nur an Muslime.“
Dabei gehörten Christen und andere religiöse Minderheiten zu den besonders hilfsbedürftigen Gruppen der pakistanischen Gesellschaft, so der Menschenrechtler. Viele von ihnen lebten als Tagelöhner unter der Armutsgrenze; ihre Einkunftsmöglichkeiten seien durch die Pandemie weggebrochen. Auch seien sie besonders ansteckungsgefährdet, da sie zum Beispiel als Hausangestellte, in Ziegeleien oder bei der Müll- und Abwasserbeseitigung arbeiten, erklärte Chaudry: „Covid-19 kennt keine Grenzen – Jeder ist gefährdet, unabhängig von der Religion. Ist es also gerecht, Christen und anderen Minderheiten die Nothilfe zu verweigern?“
Der NCJP-Leiter rief die pakistanische Regierung auf, Schutzmaterialien für besonders gefährdete Berufsgruppen zur Verfügung zu stellen, unter denen auch viele Christen seien. Außerdem sollten die religiösen Minderheiten bei den Initiativen zur Pandemie-Bekämpfung hinzugezogen werden, so Chaudry: „Wir haben bislang keine Kenntnis über Initiativen, die Angehörige religiöser Minderheiten miteinbeziehen. Ihre Bedürfnisse dürfen nicht ignoriert werden.“
In Pakistan gehören etwa 96 Prozent der Bevölkerung dem Islam an, der auch Staatsreligion ist. Das Leben der Christen, rund zwei Prozent der Pakistaner, unterliegt starken Einschränkungen. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Übergriffen auf Christen.
„Kirche in Not“ hat ein Nothilfeprogramm aufgelegt, damit Priester, Ordensleute und Gemeinden die Folgen der Corona-Pandemie schultern können. Dazu bittet das Hilfswerk um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:
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Offensichtlich ist Asia Bibi müde. Interviews und offizielle Treffen nehmen die wenigen Tage in Anspruch, die sie in Frankreich verbringt. Doch sie lächelt den Fotografen zu, die unablässig Bilder machen, und gibt tapfer eine Reihe Interviews: „Es ist den Medien zu verdanken, dass ich noch lebe“, versichert sie.
Opfer eines absurden Gesetzes
Das Ende ihres Leidensweges verdankt sie vor allem der französischen Journalistin Anne-Isabelle Tollet, die sie „ihre Schwester“ nennt und die ihr bei der Veröffentlichung des Buches „Enfin libre!“ (Endlich frei! erschienen bei du Rocher) geholfen hat. Diese Autobiografie erzählt, wie die pakistanische, katholische Bäuerin zu einer weltweiten Ikone des Widerstands gegen den islamischen Fundamentalismus wurde. Von ihren muslimischen Nachbarn der Blasphemie beschuldigt, verbrachte Asia Bibi neun Jahre im Gefängnis, unter Androhung der Hinrichtung, nachdem sie zum Tode verurteilt worden war. Das pakistanische Antiblasphemie-Gesetz wird häufig zur Beilegung einfacher Nachbarschaftsstreitigkeiten herangezogen und hat schlimme Folgen. Die Angeklagten werden oft von einem wütenden Mob gelyncht oder „verschwinden“, „begehen Selbstmord“ im Gefängnis. Die Medienberichterstattung über Asia Bibi hat sie vor diesem Schicksal bewahrt.
Am 31. Oktober 2018 wurde sie vom pakistanischen Obersten Gerichtshof auf Berufung freigesprochen und konnte nach vielen Höhen und Tiefen am 8. Mai 2019 – dank des internationalen Drucks – endlich nach Kanada ausreisen. Es gibt jetzt eine „Asia-Bibi-Rechtsprechung“, die es den der Blasphemie Beschuldigten erlaubt, sich gegen ihre Ankläger zu wenden. Das Antiblasphemie-Gesetz existiert in Pakistan immer noch, aber es ist zu einem Risiko geworden, es zu benutzen, um jemandem zu schaden.
„Wir sind seit mehr als tausend Jahren Christen.“
„Ich hätte nie gedacht, dass ich berühmt werden würde“, sagt Asia Bibi mit ihrer leisen Stimme. Sie erzählt von einer glücklichen Kindheit in ihrer Heimat Pakistan: „Ich habe mit meinen muslimischen Nachbarn gespielt, es gab keine Trennung“, erinnert sie sich nostalgisch. Im Alter von acht Jahren getauft, kann sie ihren Glauben ohne Schwierigkeiten leben. Was ihr religiöses Erbe angeht, erinnert sie an die lange Geschichte der pakistanischen Christen: „Wir sind seit mehr als tausend Jahren Christen.“ Mit der Zeit wird Asia Bibi jedoch bewusst, dass es doch Unterschiede zwischen Christen und Muslimen in ihrem Land gibt. Sie erfährt von Angriffen gegen Christen. Einige werden von wütenden Mobs gelyncht. Es gibt auch Vorfälle von Muslimen, die junge christliche Frauen entführen und sie zwingen, zum Islam überzutreten, um sie zu heiraten.
Christen sind „unrein“.
Asia Bibi entdeckt auch, dass Muslime Christen als „unrein“ betrachten. Wegen dieses Irrglaubens wird ihr Leben an einem heißen Tag, dem 14. Juni 2009, auf den Kopf gestellt. Bei der Arbeit mit muslimischen Nachbarn wird sie gebeten, Wasser zu holen. Sie gehorcht, holt das Wasser und trinkt dann aus einer Tasse, bevor sie den anderen den Behälter bringt. Eine der Frauen weigert sich zu trinken, weil Asia die Flüssigkeit „unrein“ gemacht hätte. Asia Bibi verteidigt sich, indem sie sagt, dass sie nicht glaubt, dass der Prophet Mohammed dem zustimmen würde. Ihr wird gesagt, dass sie gerade Blasphemie begangen hat! Es folgen das Gefängnis, die von Fundamentalisten herbeigeführte Flucht ihrer Familie, die Verurteilung zum Tode durch den Strang… Eine Gerichtsodyssee, die 2019 ein glückliches Ende findet. Wenn sie über diese schwierige Zeit ihres Lebens spricht, ist kein Ärger zu spüren, nur Traurigkeit und Müdigkeit.
Es gibt andere „Asia Bibi“…
Aber Asia weiß, dass sie in ihrer Lage nicht allein ist, und sie will das Mikrofon nutzen, um für diejenigen zu sprechen, die in ihrem Heimatland noch immer der Blasphemie beschuldigt werden. Sie wird lebendiger und ihre bis dahin leise Stimme wird drängender: „Während meiner Haft habe ich die Hand Christi gehalten, ihm habe ich es zu verdanken, dass ich standhaft geblieben bin. Habt keine Angst!“ Hinter ihrer neu gewonnenen Lebendigkeit können wir die Stärke einer Frau erahnen, die zehn Jahre schrecklicher Prüfungen nicht zu Fall bringen konnten. Dieselbe Frau, die sich immer geweigert hat, ihre Familie zu verlassen oder ihrem Glauben abzuschwören, wie man es nach ihrer Verhaftung verlangt hatte; so hätte sie einer Verurteilung entgehen können.
Trotz allem hat sie ihr Land verlassen müssen. Sie hofft, eines Tages zurückzukehren: „Dies ist meine Heimat, ich liebe Pakistan von Herzen!“, sagt sie. In Erwartung Ihrer Rückkehr würde sie gerne in Frankreich leben: „Mir ist hier viel Liebe entgegengebracht worden, ich glaube, ich würde mich bei euch sehr wohl fühlen.“