Jesus Christus hat seine Apostel und Jünger ausgesandt „bis an die Grenzen der Erde“, um das Evangelium zu verkünden und den Menschen zu dienen. Dass sie dabei auch auf Ablehnung, Feindseligkeit und zum Teil blutigen Widerstand treffen würden, hat Christus ihnen nicht verschwiegen: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20). Und so durchlitten Christen immer schon „große Bedrängnisse“ (vgl. Offb 7,14) und werden wohl auch weiterhin mit Unterdrückung und Verfolgung rechnen müssen. Auch heute noch gibt es zahlreiche Regionen, in denen Christen große und größte Schwierigkeiten bekommen, wenn sie sich offen zu ihrem Glauben an Jesus Christus bekennen.
In den vergangenen Jahren hat das Ausmaß an Unterdrückung, Gewalt und Verfolgung gegen religiöse Gemeinschaften, darunter vor allem auch gegen die Christen, dramatisch zugenommen und ein selten zuvor gesehenes Niveau erreicht. Eine Entspannung ist in der derzeitigen Weltlage vorerst kaum zu erwarten.
Mehr als 120 000 Christen wurden im Sommer 2014 von IS-Milizen unter Androhung tödlicher Gewalt aus der Millionenstadt Mossul im Nordirak und aus den Ortschaften der angrenzenden Ninive-Ebene vertrieben. Da ihnen ein zeitliches Ultimatum von nur wenigen Stunden gesetzt wurde, erfolgte ihre Flucht in großer Eile. Die Christen mussten deswegen ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen und stehen seitdem mittellos da. Viele von ihnen leben jetzt in Flüchtlingsunterkünften in der Autonomen Region Kurdistan im Norden des irakischen Staatsgebietes.
An der Notlage dieser christlichen Flüchtlinge hat sich bis heute wenig geändert. Sie sind weiterhin auf humanitäre Unterstützung angewiesen.
Ziel: Völlige Auslöschung des Christentums Militante Islamisten, darunter vor allem die Ideologen der Terrorsekte „Islamischer Staat“, streben offen und mit allen Mitteln die Vertreibung bzw. vollständige Vernichtung der christlichen Gemeinden im Nahen Osten und die Auslöschung aller christlichen Spuren im Herrschaftsgebiet des Islams an.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien halten weiter an. Betroffen sind neben Millionen von Muslimen auch die Christen, die darüber hinaus immer wieder auch Opfer gezielter christenfeindlicher Anschläge von islamistischer Seite werden.
So wurden zum Beispiel im Februar 2015 mehr als 250 Christen im Norden Syriens am Fluss Khabur nahe der türkischen Grenze von Kämpfern der Terrorbewegung „Islamischer Staat“ aus ihren Dörfern verschleppt. Einige Christen sollen auch hingerichtet worden sein. Zahlreiche Kirchen wurden zerstört. Mehrere Tausend Christen sind vor der Gewalt geflüchtet. Ihr Patriarch, Ignace Youssif III. Younan von der syrisch-katholischen Kirche, sprach in diesem Zusammenhang von einer „religiösen Säuberung“ und einem „Genozid“, der hier an den Christen verübt werde.
In Ägypten erfahren Christen – wie in vielen islamischen Ländern – im Alltag vielfältige Formen der Diskriminierung. Vor allem im Beruf haben sie oft nicht die gleichen Chancen wie ihre muslimischen Mitbürger. Von Schlüsselpositionen in der staatlichen Verwaltung, in der Armee oder Polizei oder im Schuldienst bleiben sie oft ausgeschlossen. Immer wieder waren koptische Christen in den vergangenen Jahren Opfer von Gewalttaten.
Mehr als 20 Tote forderte ein Anschlag im Dezember 2016 auf eine koptische Kirche nahe der Kathedrale in Kairo, 44 Tote ein Doppel-Anschlag am Palmsonntag 2017 auf die Kathedrale in Alexandria und eine Kirche in Tanta nördlich von Kairo. Verübt wurden diese Anschläge von der Terrororganisation „Islamischer Staat“. Besonders brutal war auch die Enthauptung von 21 christlichen Gastarbeitern aus Ägypten an der Mittelmeerküste in Libyen im Februar 2015 durch den IS.
Wenn diese brutalen Terrorakte und die gewaltsame Vertreibung der Christen, insbesondere im Irak und in Syrien, ungebremst weitergehen, dürfte das Christentum dort schon in wenigen Jahren bis zur völligen Bedeutungslosigkeit geschrumpft sein. Besonders bitter ist es, dass die Auslöschung christlicher Gemeinden in urchristlichem Gebiet erfolgt. Die geschichtlichen Wurzeln dieser Gemeinden gehen oft bis in die Zeit der Apostel zurück. Bedeutende Regionen urkirchlichen Lebens gehen für das Christentum verloren, wenn nicht mit aller Entschiedenheit gegengesteuert wird.
Auch in Teilen Afrikas breitet sich islamistischer Terror immer weiter aus. Hier ist vor allem Nigeria zu nennen, das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Dort hat sich die islamistische Bewegung Boko Haram seit etwa 2006 zu einer der gefährlichsten und gewalttätigsten militanten islamistischen Bewegungen weltweit entwickelt. Das bislang blutigste Jahr unter Boko Haram war das Jahr 2014, mit mehreren Tausend Toten und Hunderttausenden Flüchtlingen. Ganze Dörfer und Städte im muslimisch geprägten Nordosten Nigerias wurden von Boko Haram erobert. Im August 2014 wurde ein Kalifat ausgerufen, in Anlehnung an den „Islamischen Staat“ im Irak und in Syrien. Unter den Leidtragenden waren auch Zigtausende von Christen. Der nigerianischen Regierung ist es gelungen, Boko Haram aus einigen Regionen zurückzudrängen, doch besiegt ist diese Terrorsekte noch lange nicht. Und so hält die Gewalt weiterhin an.
Religiösen Fanatismus gibt es auch in anderen Weltregionen, zum Beispiel in Indien. Dort gibt es starke politische Bewegungen, die aus Indien eine rein hinduistische Nation machen wollen. Andere Religionsgemeinschaften, unter ihnen besonders die Christen und Muslime, gelten als Fremdkörper, die ausgemerzt werden sollen. In diesem gesellschaftlichen Klima kommt es immer wieder zu gewalt-tätigen Übergriffen auf Christen und kirchliche Einrichtungen – manchmal auch mit Todesopfern.
Nach kommunistischer Staatslehre wäre der ideale Staat ein vollkommen religionsfreier Raum, eine Gesellschaft ohne Gott. Solange der „religiöse Aberglaube“ noch nicht überwunden ist und es noch Reste von Religion gibt, muss die Religion vom Staat überwacht, kontrolliert und gesteuert werden. Der Religion werden enge Grenzen gesetzt. Es wird von staatlicher Seite alles getan, dass sich Religion nicht weiter ausbreitet. Das sehen wir vor allem in der Volksrepublik China: Dort wurde erst in jüngster Vergangenheit die Religionspolitik des Staates weiter verschärft. In diesem Zusammenhang wurden seit Anfang 2014 religiöse Gebäude, die als „gesetzwidrig“ angesehen werden, ganz oder teilweise abgerissen. Auch wurden viele Kreuze von den Dächern und Türmen christlicher Kirchen entfernt.
In Nordkorea liegt die Macht seit über 60 Jahren in den Händen einer Familie, einer Dynastie von Diktatoren, die jegliche Religion unterdrücken. Der Staatsgründer, sein Sohn und sein Enkel werden gleichsam wie Götter verehrt. Dieser Personenkult ist Religionsersatz, ist sozusagen die einzig erlaubte Form von Religion. Alle anderen – richtigen – Religionen werden massiv unterdrückt.
Weitere Informationen über verfolgte und bedrohte Christen:
Ausführliche Informationen zum Thema Christenverfolgung finden Sie in unserem Angebot im Shop. Zu unserem Shop … hier
Das Hilfswerk KIRCHE IN NOT versteht sich als „Stimme der bedrängten und verfolgten Kirche“. Unsere Projektpartner bitten uns immer wieder, ihr Schicksal in der Öffentlichkeit bekannt zu machen – denn sie selbst sind oft zum Schweigen verdammt, wenn sie nicht ihr Leben riskieren wollen. Diese Aufgabe erfüllen wir durch unsere Publikationen und unsere Medienarbeit.
Was aber können wir tun, um diesen Menschen konkret zu helfen? Das Erste ist, dass wir diese Not in unser Gebet hineinnehmen. Tragen wir die Not der bedrängten Christen im Gebet vor Gottes Angesicht, damit er uns Wege aufzeige, wie wir helfen können. Und wir können helfen!
Wir können helfen, zerstörte Kirchen wieder aufzubauen. Wir können dafür sorgen, dass die Opfer von Anschlägen wieder gesund gepflegt werden. Wir können dazu beitragen, dass die Hinterbliebenen der Getöteten nicht in Armut geraten. Wir können helfen, dass die Flüchtlinge zu essen bekommen und am Ende ein neues Zuhause finden. Wir können es ermöglichen, dass für jeden getöteten Priester mindestens ein neuer Priester ausgebildet wird. Wir können christliche Schulen bauen, in denen die Kinder zur Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe erzogen werden und zur Achtung vor dem Nächsten, auch wenn er einer anderen Religion angehört. Lassen wir die verfolgten Christen in ihrer Not nicht allein! „Mit ihnen solidarisch zu sein, ist eine Ehrenpflicht“, wie Pater Werenfried van Straaten, der Gründer von KIRCHE IN NOT, zeit seines Lebens betont hat.