Glaubens-Kompass - „Die Firmung“
Spenden
Glaubens-Kompass: „Firmung“

Glaubens-Kompass: „Firmung“

Setzt man die Sakramente in Bezug zu den Lebensaltern des Menschen, könnte man die Firmung das „Sakrament der Vollreife“ nennen. Denn mit der Firmung wird der Christ mündig, selbst wenn der Firmling in den meisten Fällen erst zehn bis 14 Jahre alt ist. Er hat nun alle Rechte und Pflichten, die einem Glied des Volkes Gottes zukommen.

Die Firmung steht nicht für sich allein. Sie gehört zu den drei Sakramenten, die in das Christsein und in die Kirche einführen: Taufe, Firmung und Eucharistie. Man nennt diese auch „Initiationssakramente“, also „Sakramente der Eingliederung“.

Ursprünglich war die Firmung kein eigenständiges Sakrament, sondern Teil des Taufgottesdienstes. Sie hatte in den einzelnen Gemeinden weder einen einheitlichen Namen noch eine festgelegte Gestalt. Die Aufnahme in die Kirche erfolgte in den ersten Jahrhunderten des Christentums in der Osternacht. An den Taufgottesdienst inklusive Firmung schloss sich für die Neugetauften ihre erste Eucharistiefeier an. In der Ostkirche ist es bis heute so, dass Täuflinge alle drei Initiationssakramente in einer einzigen Feier empfangen, selbst bei Kindertaufen. Wenn in der römisch-katholischen Kirche Erwachsene Christen werden, empfangen auch sie Taufe, Firmung und Eucharistie innerhalb desselben Gottesdienstes.

Chrisam-Salbung und Handauflegung

Worum geht es bei der Firmung? Nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte ist es nicht genug, auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft zu werden. Für das volle Christ sein ist es noch nötig, dass die Apostel den Getauften die Hände auflegen, damit der Heilige Geist auf sie herabkomme (vgl. Apg 8,16-17).

Genau dies geschieht bei der Firmung. Der Bischof als rechtmäßiger Nachfolger der Apostel oder ein vom Bischof beauftragter Priester legt seine Hand auf den Kopf des Firmlings. Dabei salbt der Firmspender den Firmling mit einem speziellen Öl, das Chrisam genannt wird. Hierfür tunkt der Bischof oder Priester seinen Daumen in Chrisam und zeichnet ein Kreuz auf die Stirn des Firmlings (siehe Titelbild). Der Chrisam ist ein Gemisch aus Olivenöl und wohlriechenden Balsamen. Als Symbol für Freude (vgl. Ps 45,8) versinnbildlicht der Chrisam den Heiligen Geist.

Als Gesalbte stehen die Firmlinge in der Tradition der alttestamentlichen Hohepriester, Könige und Propheten. Bevor diese ihr Amt antraten, wurden sie zum Zeichen ihrer Heiligung und göttlichen Bevollmächtigung gesalbt. Weil es im Neuen Bund aber nur einen Hohepriester, König und Propheten gibt, nämlich Christus (= der Gesalbte), bringt die Chrisamsalbung die Gemeinschaft mit Christus zum Ausdruck, an den sich die Firmlinge noch enger binden. Durch die Firmung werden sie selbst Gesalbte. Die Salbung und die Handauflegung sind äußere Zeichen für das unsichtbare Wirken Gottes am Firmling.

„Sei besiegelt durch die Gabe Gottes“

Während der Bischof den Firmling bekreuzigt, spricht er den Firmling mit Namen an und sagt: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Den Heiligen Geist haben die Firmlinge zwar bereits bei ihrer Taufe empfangen. Schließlich wurden sie damals ein Glied am Leib Christi, dessen „Seele“ ja der Heilige Geist ist. Nun aber wird ihnen die Fülle des Heiligen Geistes geschenkt. Diese Fülle kommt auch in der Aufzählung der sieben Geistesgaben aus Jes 11,2 zum Ausdruck, die der Bischof oder Priester vor der Firmspendung in einem Bittgebet vorträgt: „Herr, (…) gib ihnen den Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, den Geist der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.“

Die Gnade der Taufe wird also in der Firmung vertieft und bekräftigt. Daher leitet sich auch der Name des Sakramentes her. Das lateinische Wort „firmare“ bedeutet „bekräftigen“. Mit den sieben Gaben des Heiligen Geistes ausgestattet, erreichen die Neugefirmten das „Erwachsenenalter“ eines Christen. Deshalb wird die Firmung auch die „Vollendung der Taufe“ genannt.

Der Vergleich des Heiligen Geistes mit einem Siegel („sei besiegelt“) stammt vom Völkerapostel Paulus. Er schrieb an die Christen in Korinth: Gott ist es, „der uns sein Siegel aufgedrückt und (…) den Geist in unser Herz gegeben hat“ (2 Kor 1,22). In der Antike hatten Siegel unterschiedliche Funktionen: Sie dienten als Verschluss (z. B. von Türen), als Zeichen der Zugehörigkeit (z. B. Tätowierungen von Soldaten, die anzeigten, welchem Feldherrn sie unterstanden) und zur Bestätigung (z. B. der Echtheit von Dokumenten).

Dementsprechend hat der bildhafte Ausdruck des Siegels im Zusammenhang mit der Firmung folgende Bedeutungen: Der Heilige Geist bewahrt die Gnade Gottes im Firmling, die er in der Taufe erhalten hat, und schützt ihn vor ihrem Verlust infolge einer schweren Sünde. Gottes Geist verschließt Gottes Gnade also gleichsam mit einem Siegel. Außerdem vertieft der Heilige Geist in der Firmung die Zugehörigkeit des Getauften zu Gott. Er macht ihn noch mehr zu einem Eigentum Gottes. Schließlich bestätigt der Heilige Geist, was sich in der Taufe vollzogen hat: die Hinwendung des Menschen zu Christus, der Übertritt vom Herrschaftsbereich des Bösen zum Reich Gottes. Der Heilige Geist beglaubigt also in der Firmung die Wirkungen der Taufe, drückt ihnen gleichsam sein Siegel auf und macht sie perfekt.

Firmung baut auf Taufe auf

Auf dem Firmling ruht nicht nur die Hand des Bischofs bzw. Priesters. Auch der Firmpate oder die Firmpatin legt seine/ihre rechte Hand dem Firmling auf die Schulter. Diese Geste bringt zum Ausdruck, was eine frühchristliche Redensart sagen will: „Ein Christ ist kein Christ.“ Im Glauben braucht es Weggefährten. Der Glaube wird erst in Gemeinschaft lebendig.

Mit dem Friedensgruß werden die Riten der Firmung abgeschlossen. Der Firmspender spricht als Vertreter der Gemeinde und der weltweiten Kirche zum Firmling: „Der Friede sei mit dir!“ Der Friedensgruß erinnert daran, dass der Firmling nun voll in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurde. Er ist jetzt „volljährig“.

Wie eng Taufe und Firmung ineinandergreifen, wird kurz vor dem eigentlichen Firmakt deutlich. Einerseits erneuern die Firmlinge ihr Taufversprechen. Sie widersagen dem Satan und seinen Verführungen und bekennen sich zum Glauben an den dreifaltigen Gott. Im Fall der Kinder-taufe hatten die Eltern und Paten stellvertretend für sie dieses Versprechen abgelegt. Nun bekräftigen sie es mit ihrem eigenen Mund. Andererseits nimmt der Firmspender bei seinem Bittgebet um die Gabe des Heiligen Geistes auf die Taufe Bezug: „Allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus, du hast diese jungen Christen in der Taufe von der Schuld Adams befreit, du hast ihnen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt. Wir bitten dich, Herr, sende ihnen den Heiligen Geist, den Beistand.“

Erfüllung alter Verheißungen

Die Firmung wurzelt nicht allein in der Handauflegung der Apostel nach dem Pfingstfest. In ihr erfüllt sich eine alte Verheißung. Bereits durch den Propheten Ezechiel (6. Jahrhundert v. Chr.) verspricht Gott seinem Volk Israel seinen Geist: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt“ (Ez 36,26-27). Auch durch den Propheten Joël kündigt Gott sein Vorhaben an, den Menschen seinen Geist zu geben: „Danach aber wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen. Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen“ (Joël 3,1-2).

Diese Verheißungen finden im Neuen Testament mehrfach ihre Erfüllung. Als erstes durch den auferstandenen Jesus. Am Osterabend haucht er seine Apostel an und spricht zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist“ (Joh 20,22). Diese Geistausgießung erfolgt hinter verschlossenen Türen, unbemerkt von der Öffentlichkeit. Erst 50 Tage später wird der private Rahmen gesprengt. Der Geist Gottes kommt lautstark auf die Jünger Christi herab: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,2-4; vgl. Glaubens-Kompass Pfingsten). In der Folgezeit ereignete es sich immer wieder, dass Gottes Heiliger Geist auf Menschen herabkam, aber nie wieder begleitet von spektakulären Phänomenen wie Feuerzungen oder Sturm. Die Apostel beteten zu Gott für andere um den Heiligen Geist und legten ihnen die Hände auf (vgl. Apg 8,15-17; 19,6). Bei diesen Handauflegungen handelt es sich um die Anfänge des Firmsakramentes.

Drei geschichtliche Entwicklungen

Dass Taufe und Firmung heute in der westlichen Kirche zwei getrennte Feiern sind, hängt mit drei geschichtlichen Entwicklungen zusammen: Mit der Ausbreitung des Christentums von den Städten auf das Land, mit der Etablierung der Kindertaufe als Regelfall und mit dem Vorrecht des Bischofs, die Firmung zu spenden. Einerseits wollte man im Karolingerreich (7.-10. Jahrhundert) die Kinder auf dem Land nicht ohne Sakramente aufwachsen lassen und ihnen die Gnade Gottes nicht jahrelang vorenthalten. Andererseits konnte der Bischof aus logistischen und terminlichen Gründen nicht alljährlich in seinem gesamten Bistum herumreisen, um die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Erstkommunion zu spenden. Daher entschied man sich für eine mehrstufige Einführung in die Kirche. Zunächst sollten die Neugeborenen durch einen Priester in den Pfarreien getauft werden und die heilige Kommunion empfangen. Die Firmung hob man sich für einen späteren Zeitpunkt auf, z. B. für einen Besuch des Bischofs in der Pfarrei.

Die Firmung gehört neben der Taufe und der Priesterweihe zu den Sakramenten, die man nur einmal empfangen kann. Wer gefirmt ist und Gottes Geist in sein Herz aufgenommen hat, in dem wurde ein Grundstein gelegt. Damit nach dieser Grundsteinlegung das Haus eines christlichen Lebens weitergebaut werden kann, ist es nötig, unter der Führung des Heiligen Geistes zu leben. Das häufige Gebet zum Heiligen Geist ist daher nicht nur Kennzeichen der Urkirche, sondern bis heute das Merkmal eines lebendigen Christentums.

Gebete und Lieder zum Heiligen Geist im Gotteslob:

GL 342: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft (Hymnus)
GL 344: Komm herab, o Heilger Geist (Pfingstsequenz)
GL 346-351: Heilig-Geist-Lieder
GL 565: Heilig-Geist-Litanei