Im Alten Testament segnet Gott Menschen (z. B. Abraham und Isaak). Menschen segnen Menschen (z. B. Isaak den Jakob), wobei manchmal ein besonderes Wirken des Geistes Gottes bezeugt wird. So erhält Saul, kurz nachdem ihn der Prophet Samuel zum König gesalbt hat, von Gott ein verwandeltes Herz und gerät in prophetische Verzückung.
Ein Beispiel für den Segen Jesu finden wir in Matthäus 19,13: »Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete.« Oder in Markus 10,16: »Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.« Bei seiner Himmelfahrt segnete Jesus seine Jünger: »Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben« (Lukas 24,50-51).
Segen ist bewahrendes Mit sein Gottes oder bleibende Nähe Gottes.
Während im Alten Testament manchmal eine besondere Wirkung des Geistes Gottes beim Segnen beschrieben wird, bedeutet der neue Bund in Jesus Christus eine qualitative Steigerung des Segens zur stetigen Wirkung hin: Denn jeder Christ trägt den Heiligen Geist in sich; er ist durch die Taufe gleichsam König, Priester und Prophet und vermittelt beim Segnen etwas von der Kraft Gottes, vom Heiligen Geist.
Denken wir an Vorgänge in der Apostelgeschichte. Paulus bekam nach seinem Damaskuserlebnis und seiner Erblindung von Hananias, einem einfachen Jünger Jesu, der nicht zu den Aposteln zählte, die Hände aufgelegt, empfing den Heiligen Geist und konnte wieder sehen. Danach ließ er sich taufen (Apostelgeschichte 9,17-18).
Jeder getaufte Christ kann also einen Segen spenden. Der Segen wird in unserer katholischen Kirche meist durch Auflegung der rechten Hand auf den Kopf und das Zeichnen eines Kreuzes mit dem Daumen auf die Stirn ausgedrückt. Dabei kann eventuell Weihwasser verwendet werden. Eltern können ihre Kinder damit morgens auf den Schulweg oder abends in den Schlaf begleiten. Eheleute, Freunde und Teilnehmer von Gebetsgruppen können füreinander beten und einander segnen.
Das Kreuzzeichen mit der Handkante ist dem Priester vorbehalten und ist Ausdruck seines Amtes.
Beim Segen mit Handauflegung wirkt der Heilige Geist, und es kann zu körperlichen Reaktionen beim Empfänger kommen. Dazu gehören zum Beispiel ein Wärmegefühl, Freude, Weinen, Lachen, körperliche und seelische Heilung und das sogenannte »Ruhen im Geist« (Umsinken bei vollem Bewusstsein mit Erfahrung der Nähe Gottes).
Zur Unterscheidung der Geister genügt es, sich die Wirkung anzusehen: Ist der Gesegnete durch diese Erfahrung Jesus nähergekommen? Ist er innerlich gesammelter? Das dürfte in der Regel zutreffen.
Es gibt ähnliche Phänomene im Bereich der Esoterik. Der Empfänger eines solchen »Segens« äußert vielleicht im Nachhinein eine gewisse Faszination für das, was er erlebt hat. Aber gleichzeitig sind Furcht und Unsicherheit im Spiel. Die körperlichen Reaktionen während einer »Sitzung« sind zwanghaft und wirken stark manipuliert. Liebe und Freiheit unterscheiden den Heiligen Geist vom Wirken anderer Geister.