Glaubens-Kompass - „Die Eucharistie“
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Glaubens-Kompass: „Die Eucharistie”

Glaubens-Kompass: „Die Eucharistie”

Eucharistie – Danksagung an den himmlischen Vater

Die wichtigste Lebensäußerung eines Christen und einer christlichen Gemeinde ist die sonntägliche Feier der Eucharistie. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Feier der Eucharistie als „Quelle und … Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ bezeichnet (Lumen Gentium 11). Zentraler Inhalt ist die Danksagung für die Gaben der Schöpfung, für das eigene Leben und für die Befreiung von Sünde und Tod durch das Leben und das Kreuzesopfer Jesu Christi. Seit den Tagen der Urkirche wird die Eucharistie an jedem ersten Tag der Woche gefeiert, an dem Tag also, an dem Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.

Was heißt „Eucharistie“?

Der Begriff Eucharistie ist aus dem Griechischen abgeleitet und heiß „Danksagung“.

Ursprung der Eucharistiefeier

Die Eucharistiefeier ist eines der sieben Sakramente der katholi- schen Kirche und wurde von Jesus selbst eingesetzt am Abend vor seinem Tod, als er mit seinen zwölf Aposteln das Letzte Abendmahl feierte. Dabei nahm er Brot und Wein, sprach darüber – nach jüdi- schem Brauch – das Dankgebet und teilte die Gaben an die Jünger aus. Der Evangelist Lukas überliefert uns: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergos- sen wird“ (Lk 22,19-20).

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“

Jesus selbst hat seine Jünger aufgefordert, dieses sakramentale Geschehen bis ans Ende der Zeiten immer von Neuem zu wiederholen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19). Das Volk Israel kannte das sogenannte Paschamahl, in dem es einmal im Jahr, im Frühlingsmonat, feierlich das Gedächtnis an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten durch Gottes Hilfe beging. Beim Letzten Abendmahl, das in die Paschawoche fiel, stiftete Jesus als Zeichen eines neuen Bundes zwischen Gott und den Menschen das Sakrament der Eucharistie. Damit sollte für alle Zeiten das Gedächtnis bewahrt werden an die Großtaten Gottes, die sich in der Befreiung von der Macht der Sünde und des Todes durch das Kreuzesopfer und die Auferstehung Jesu Christi ereignet haben.

Jesus Christus: Offenbarung der Liebe Gottes

„Das größte und bedeutungsvollste Ereignis der ganzen Heils- und Weltgeschichte ist das Kreuzesopfer auf Golgatha, worin der menschgewordene Gottessohn Jesus Christus das Werk der Verherr- lichung Gottes und der Erlösung der Menschen vollbrachte“ (Mainzer Gesangbuch, zitiert nach: Gerhard Ludwig Müller, Die Messe. Quelle christlichen Lebens, 2002,10).
Durch die Lebenshingabe Jesu am Kreuz schenkt Gott uns Menschen die Vergebung unserer Sünden und damit die Versöhnung. In der Auferweckung Jesu von den Toten schenkt Gott uns Menschen Anteil an seinem ewigen göttlichen Leben. Dieses Geschehen bezeichnen wir als Erlösung. Dadurch hat Jesus Christus als Mensch gewordener Sohn Gottes einen neuen Bund geschlossen zwischen Gott und Menschen. Wesentliche Zeichen dieses Neuen Bundes sind das Brot und der Wein. Die Eucharistiefeier erinnert stets von Neuem an die- sen Bund.

„Durch sein Blut haben wir die Erlösung“ (Eph 1,7)

Jesus war gleichsam ein „neues Paschalamm, das sich stellvertretend für die Jünger (wie für die ganze Menschheit) in den Tod geben wollte“ (Leo Scheffczyk, Die Heilszeichen von Brot und Wein. Eucharistie als Mitte christlichen Lebens, 21), um so die Menschheit von Sünde und Tod zu erlösen. Jesu Tod bringt den Menschen Heil. In seiner Lebenshingabe am Kreuz vollendet Jesus, der Heiland, seine Liebe zu den Menschen (vgl. Joh 13,1). Damit erfüllte er den tiefsten Sinn seines Kommens: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern sein Leben hinzugeben als Lösegeld für die vielen“ (Mk 10,45). Die Existenz Jesu wird damit offenbart als „Existenz reiner, bis in den Tod gehender Hingabe, die im Abendmahl einen zeichenhaften Ausdruck von höchster Gültigkeit und Verbindlichkeit gewinnt“ (Leo Scheffczyk, 24).

Father Juventino Hernández Flores (Padres Espiritanos de México) during holy mass, Parish of San Antonio de Padua, San Luis Potosí, Mexico.
MEXICO / NATIONAL 22/00418
Mass intentions to be celebrated by 15 priests for partial coverage of medical expenses of priests of the Espíritu Santo Congregation.
Father Juventino Hernández Flores (Padres Espiritanos de México) during holy mass, Parish of San Antonio de Padua, San Luis Potosí, Mexico.

„Das ist mein Leib – Das ist mein Blut“ (Mt 26,26-27)

Jesus hat in seinem Leiden und Sterben aber nicht nur sein Leben hingegeben zur Erlösung der Welt. In den Gaben von Brot und Wein hat er buchstäblich sich selbst, mit Leib und Blut, mit seiner ganzen Person, den Jüngern dargereicht. Das kommt zum Ausdruck in den Deuteworten, die Jesus beim Letzten Abendmahl gesprochen hat: „Das ist mein Leib.“ – „Das ist mein Blut.“ (Mt 26-27). Freilich dürfen diese Worte Jesu nicht in einem materialistischen Sinn missverstan- den werden: Es ist nicht die Materie von Fleisch und Blut, die Jesus darreicht, sondern Leib und Blut Christi sind zu verstehen „im Sinne der geistigen Person, die sich hier in voller Wirklichkeit und Wahrheit, aber eben nicht materialistisch, sondern geistförmig unter den Mahl- gestalten hingibt“ (Leo Scheffczyk, 30). Damit freilich ist eine „letzte Tiefe des Eucharistiegeheimnisses“ erreicht, die nur noch dem Glau- ben zugänglich ist, vor der der menschliche Verstand aber kapitulie- ren muss (Leo Scheffczyk, 26).

Reale Gegenwart Jesu Christi in jeder Eucharistiefeier

In jeder Feier der Eucharistie wird Jesus Christus, der Sohn Gottes, von Neuem gegenwärtig in den Gaben von Brot und Wein. In der so- genannten Epiklese („Anrufung“) richtet der Priester im Namen Jesu Christi ein entsprechendes Gebet an Gott Vater: „Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus“ (Zweites Hochgebet). Dann spricht der Priester die Einsetzungsworte, die Jesus beim Letzten Abendmahl über Brot und Wein gesprochen hat. Durch die Kraft des Heiligen Geistes werden so die Gaben von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi verwandelt. Jesus Christus ist dann in den eucharistischen Gaben wirklich gegenwärtig, mit seiner ganzen Person, mit allem, was ihn kennzeichnet und aus- macht, aber auf eine geistförmige Weise.

Wesensverwandlung der eucharistischen Gaben

Brot und Wein sind nach der eucharistischen Wandlung physikalisch und chemisch unverändert. Beschaffenheit, Aussehen und Geschmack sind gleich geblieben. Mit den menschlichen Sinnen ist die Wesensverwandlung nicht zu erkennen, auch mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht zu messen. Aber das innerste Wesen von Brot und Wein ist radikal verwandelt. Ein unvergleichliches Geschehen, mit keinem anderen Vorgang im ganzen Universum zu vergleichen. Es geht um eine Wahrheit, die nur im Glauben angenommen werden kann, im Vertrauen auf das Wort Jesu Christi. Begreifen können wir dieses Wunder nicht, sondern uns nur in Anbetung vor ihm verneigen.
In den verwandelten Gaben von Brot und Wein schenkt Christus sich selber an uns hin. Er ist zugleich Spender der Gaben als auch Gabe selbst.

Sakramentale Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu

Wenn Jesu Christus in den verwandelten Gaben von Brot und Wein gegenwärtig wird, mit seiner ganzen gott-menschlichen Person, mit allem, was ihn auszeichnet, dann gehört dazu ganz wesentlich auch sein Kreuzesopfer. Auch dieses wird in jeder Eucharistiefeier von neuem gegenwärtig. Dabei muss allerdings die Eucharistiefeier vor dem Missverständnis bewahrt werden, als würde hier ein neues und eigenständiges Opfer der Kirche dargebracht, zusätzlich oder als Ergänzung zum Kreuzesopfer Jesu Christi. Vielmehr hat Jesus als Hoherpriester (Hebr 5,10) ein einziges Lebensopfer gebracht, das ein für alle Mal und vollkommen die Erlösung der Welt erwirkt hat.

Teilhabe am Kreuzesopfer Jesu

Entsprechend ihrer Berufung, Christus immer ähnlicher zu werden, an Wesen und Gestalt des Gottessohnes teilzuhaben (vgl. Röm 8,29), sind alle Gläubigen, die an der Eucharistiefeier teilnehmen, eingeladen, sich nach dem Vorbild Jesu Christi in die Gesinnung der Lebenshingabe einzuüben. Deshalb ruft der Apostel Paulus die Gläubigen in der Gemeinde in Rom dazu auf, sich selbst als „leben- diges und heiliges Opfer“ darzubringen (vgl. Röm 12,1), in der Hin- gabe an den Willen Gottes und im Dienst an den Menschen.
„Christus nimmt die Gemeinde … in seine Opferbewegung zum Vater mit hinein“ (Leo Scheffczyk, 94). Weil einerseits das Kreuzesopfer Jesu in jeder Eucharistiefeier gegenwärtig wird und andererseits die versammelten Gläubigen sich bemühen, ihr eigenes Leben als Op- fergabe darzubringen, wird die Eucharistiefeier auch als Messopfer bezeichnet.

Kommunion: innigste Vereinigung mit Jesus Christus

Um diese an Christus angelehnte Gesinnung der Lebenshingabe an Gott und die Menschen wahrhaft vollziehen zu können, bedarf es einer besonderen Identifikation und Vereinigung mit Christus. Deren höchste Form ist der Empfang der gewandelten eucharistischen Gaben. Wer die Kommunion empfängt, nimmt Christus in der Gestalt von Brot und Wein in sich auf, buchstäblich als Speise, und gelangt so zur innigsten Vereinigung mit Jesus Christus, dem Sohn Gottes, die hier auf Erden möglich ist.

„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.“ (Joh 6,56)

Das geistliche Leben des Gläubigen wird dadurch erneuert, belebt, gestärkt und gefestigt. Die Gnade, die im Gläubigen wirksam ist, wird erneuert. Alltägliche Sünden werden getilgt und die Widerstands kraft gegen die Sünde allgemein wird gestärkt.

Kommunion in Sierra Leone

„Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“ (Joh 6,51)

Im Sakrament der Eucharistie kommen Gottes Wille zur Versöhnung und seine Liebe zu den Menschen in vollkommener Weise zum Aus druck. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (Joh 3,16-17). Und Jesus sagt von sich: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6,51).

Wer darf die heilige Kommunion empfangen?

An der katholischen Eucharistiefeier teilnehmen darf jeder. Zur hei ligen Kommunion hinzutreten und den Leib (und bei besonderen Anlässen auch das Blut) des Herrn empfangen darf jedoch nur, wer getaufter Katholik ist. Wer sich aber einer schweren Sünde bewusst ist, muss zuvor das Sakrament der Beichte empfangen, sonst darf er nicht zur Kommunion gehen. Der Apostel Paulus warnt vor einem unwürdigen Empfang der heiligen Kommunion: „Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trin ken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt“ (1 Kor 11,27-29). Aus diesem Grund beginnt auch jede Feier der Eucharistie mit einem Bußakt zur Vergebung der alltäglichen Sünden.
Die Kommunion soll in andächtiger und ehrfürchtiger Haltung emp fangen werden, entweder auf die Zunge (Mundkommunion) oder in die übereinandergelegten Hände (Handkommunion), kniend als be sonderer Ausdruck der Ehrfurcht oder stehend mit einer Verbeugung an geeigneter Stelle. Wer aus bestimmten Gründen die heilige Kom munion nicht empfangen darf, sollte dennoch das innerliche Verlan gen nach der vollen Vereinigung mit Christus in der heiligen Kommunion pflegen (geistliche Kommunion), denn auch dies trägt reiche geistliche Früchte.

Brot, das unsre Seele nährt

Der Moment nach dem Empfang der heiligen Kommunion gehört dem persönlichen Gebet. Es ist der Augenblick tiefster Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Ihm gegenüber bringen wir un seren persönlichen Dank für die Heilstaten Gottes zum Ausdruck und tragen ihm zugleich unsere Anliegen vor.

Sakrament der Liebe Gottes

Sakrament der Liebe Gottes Leib des Herrn, sei hoch verehrt,
Mahl, das uns mit Gott vereinigt, Brot, das unsre Seele nährt, Blut, in dem uns Gott besiegelt seinen Bund, der ewig währt.
Lob und Dank sei Gott, dem Vater, der das Leben uns verheißt, seinem Wort, dem ewgen Sohne, der im Himmelsbrot uns speist; auch der Born der höchsten Liebe sei gelobt, der Heilge Geist. Amen.
(heiliger Thomas von Aquin, Gotteslob Nr. 542)

„Ite, missa est!“

Die Eucharistiefeier endet mit der Aussendung in die Welt. „Ite, missa est!“, so lautet der liturgische Text in der lateinischen Fassung: „Geht, es ist Aussendung!“ Von diesem Entlassungsruf leitet sich auch der Begriff „heilige Messe“ ab. Die Christen sind in die Welt gesandt , um dort im Alltag, inspiriert vom Sakrament der Liebe, die Werte des Evangeliums zu leben.

 

Literatur
Leo Scheffczyk, Die Heilszeichen von Brot und Wein. Eucharistie als Mitte christlichen Lebens, München 1973