Islam bedeutet Unterwerfung oder Ergebung unter den Willen Gottes („Allah“). Der Islam ist mit etwa 1,5 Milliarden Anhängern (Stand: 2011) die zweitgrößte Weltreligion nach dem Christentum. Seine Anhänger bezeichnen sich als Muslime, was soviel heißt wie „einer, der sich unterworfen hat“. Die wichtigste Quelle, auf der der Islam gründet, ist der Koran, dessen religiöse Gedankenwelt altarabische, jüdische, christliche und gnostische Ideen enthält. Nach islamischer Überlieferung wurde er dem Propheten Mohammed durch den Erzengel Gabriel in arabischer Sprache offenbart. Da der Koran für die Muslime Allahs wörtliche Offenbarung darstellt, ist er nur auf Arabisch authentisch und gilt als unübersetzbar.
Mohammed, der Begründer des Islam, wurde um 570 n. Chr. als Sohn eines Kaufmanns in Mekka (auf dem Gebiet des heutigen Saudi-Arabien) geboren. Schon früh starben seine Eltern, und noch jung an Jahren heiratete er Chadidscha, eine 15 Jahre ältere Frau, die bis zu ihrem Tod im Jahr 619 seine einzige Ehefrau war. Nach ihrem Tod folgte Mohammed der Landessitte und nahm sich mehrere Frauen. Im Alter von 40 Jahren, also um das Jahr 610, fühlte sich Mohammed zum Propheten berufen und sah seine Sendung in der Wiederherstellung der seiner Meinung nach von Juden und Christen verfälschten monotheistischen Religion Abrahams. Der Islam versteht sich also nicht als eine neue Religion, sondern als die ursprüngliche und einzig wahre Religion (vgl. Sure Al Imran, 19: „Die Religion bei Allah ist der Islam!“). Nach islamischer Auffassung haben das Judentum und das Christentum diese ursprüngliche Religion (= Islam) in ihren eigenen heiligen Büchern verfälscht.
Die Mehrheit der Einwohner Mekkas weigerte sich, Mohammed als Propheten anzuerkennen. Deshalb kam es 622 zur Flucht („hidschra“) Mohammeds und seiner Gefährten nach Medina. Dieses Datum gilt als Gründungsjahr des Islam und Beginn der islamischen Zeitrechnung. In Medina, das damals noch Yathrib hieß und zur Hälfte von Juden bewohnt wurde, fand Mohammed freundliche Aufnahme. Er versuchte, die Juden Yathribs für ein Bündnis gegen Mekka zu gewinnen. Diese weigerten sich jedoch. Auch ohne ihre Hilfe gelang es ihm, in der Schlacht von Badr 624 die Mekkaner zu besiegen. Nun brauchte Mohammed keine Rücksicht mehr zu nehmen. Nach kaum mehr als zwei Jahren war das jüdische Leben in Yathrib durch Ermordung und Vertreibung fast vollständig ausgelöscht. Aus Yathrib wurde Medina, die „Stadt des Propheten“, der erste islamische Staat. Innerhalb kurzer Zeit gelang es Mohammed danach, die arabischen Stämme zur Annahme seiner Botschaft zu bewegen und sie dadurch zu einen. Im Jahr 630 kehrte Mohammed in seine Heimatstadt Mekka zurück, wo er die „Kaaba“, ein schon in vorislamischer Zeit als Heiligtum des Gottes Hubal verehrtes Gebäude mit einem schwarzen Stein, auch als Heiligtum der Muslime etablierte. Zwei Jahre später, 632, starb Mohammed in Mekka.
Die nun folgende schnelle und umfassende Ausbreitung des Islam über die arabische Halbinsel hinaus ist als geschichtliche Entwicklung beispiellos und einmalig und stärkte das Sendungs- und Selbstbewusstsein der islamischen Gemeinde („umma“) enorm. Kaum achtzig Jahre nach Mohammeds Tod hatten die arabischen Heere unter den „Kalifen“ (Nachfolgern Mohammeds) den von An- fang an auf Eroberung ausgerichteten Islam weit in die umliegenden, vorwiegend christlichen Länder getragen. 635-637 wurden Syrien und Palästina, 639-641 Ägypten, 640-644 Persien, bis etwa 700 ganz Nordafrika, 711 Spanien mit dem Schwert erobert. Der Vorstoß des Islam auf das Herz Europas konnte erst 732 durch den Sieg Karl Martells bei Tours und Poitiers aufgehalten werden.
Der Islam ist eine Gesetzesreligion. Zentral ist der Glaube an die absolute Einheit und Einzigkeit Gottes („Allah“) als des allmächtigen und allgütigen Herrn, der alles vorherbestimmt hat und alles wirkt. Da Allah absolut allmächtig ist, entscheidet er völlig frei, wen er am Ende annimmt und wen nicht. Er ist dabei an nichts gebunden, nicht einmal an sein eigenes Wort, sonst wäre er ja nicht allmächtig. Was immer er tut, gilt als Gerechtigkeit. Heilsbedingung für den Menschen ist allein der Glaube an Allah und seinen Gesandten Mohammed und die Unterwerfung unter die an diesen ergangenen Offenbarungen.
Der Islam besteht aus fünf Säulen oder Hauptpflichten, die von jedem Muslim streng einzuhalten sind:
• Das Glaubensbekenntnis („schahada“): „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet“. Als Muslim gilt, wer das islamische Glaubensbekenntnis im vollen Be- wusstsein vor zwei volljährigen muslimischen Zeugen gesprochen hat.
• Das fünfmal täglich zu verrichtende rituelle Gebet („salat“) in Richtung Mekka. Bedingung für die Gültigkeit eines Gebets ist neben der Sauberkeit der Kleidung und des Ortes die kul- tische Reinheit des Betenden. Sie wird jeweils unmittelbar vor Beginn durch eine Waschung hergestellt.
• Die Almosensteuer („zakat“): die Entrichtung der für Arme, Gemeindebedürfnisse und den „Heiligen Krieg“ bestimmten Almosen.
• Das Fasten („saum“) im Monat Ramadan. Hierbei geht es um die dreißig Tage währende Feier der Herabkunft des Koran. Während des Ramadan dürfen die Gläubigen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder Speisen noch Getränke zu sich nehmen. Nach Sonnenuntergang wird das Fasten gebrochen („iftar“).
• Die Pilgerreise nach Mekka („haddsch“). Jeder freie, volljährige und gesunde Muslim – ob Mann oder Frau -, der es sich leisten kann, ist verpflichtet, einmal im Leben nach Mekka zu pilgern.
Für die islamische Gemeinschaft („umma“) ist das islamische Gesetz („shari’a“) von Allah geoffenbart und daher für jeden Muslim verpflichtend. Die „Shari’a“ wurde aus dem Koran und aus der „Sunna“ (Worte und Taten Mohammeds) erstellt. Eine Unterscheidung zwischen religiös und weltlich ist ihr fremd. Sie ordnet das gesellschaftliche, politische und kulturelle Leben der islamischen Gesellschaft bis in kleinste Bereiche. Die „Shari’a“ teilt die Welt in zwei Bereiche, das „Haus des Islam“ („dar al- islam“) und das „Haus des Krieges“ („dar al-harb“). Ziel ist es, die ganze Welt zum „Haus des Islam“ zu machen, daher auch die Verpflichtung für jeden Muslim zum „Heiligen Krieg“ („dschihad“). Dieser Glaubenskrieg soll geführt werden, bis die ganze Welt den Islam angenommen hat. Wer im Glaubenskrieg fällt, gilt – selbst wenn er andere getötet hat – als Märtyrer und erringt sicher das Paradies.
1. Das Gottes- und Menschenbild
Für den Islam ist „Allah ein einziger“ (s.o.), der unendlich transzendent, außerhalb dieser Welt, seiner Schöpfung, bleibt. Das Verhältnis zwischen Allah und Mensch ist ausschließlich die Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf oder Herr und Sklave. Selbst die Propheten – einschließlich Mohammed – werden in diesem sklavischen Verhältnis zu Gott gesehen (vgl. Abdullah = Sklave Allahs). Die dem Menschen angemessene Haltung Allah gegenüber ist daher Hingabe und Unterwerfung (= Islam).
Auch das christliche Glaubensbekenntnis kennt den Glauben an den einen Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer aller Dinge. Aber Gott wird in der Bibel auch „Vater“ genannt, der die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen und nur wenig geringer ge- macht hat als sich selbst (vgl. Ps 8,5-7; Hebr 2,6-8). Diese väterliche Beziehung Gottes zum Menschen, ein wesentliches Charakteristikum des christlichen Glaubens, ist für den Islam un- denkbar und stellt für ihn eine Gotteslästerung dar.
2. Mohammed – Jesus Christus
Mohammed gilt im Islam als der größte und letzte Prophet. Aber auch er ist nur Offenbarungsempfänger und -verkünder. Ganz anders die Bedeutung von Jesus Christus im Christentum: Für die Kirche ist Jesus (hebräisch: „Gott rettet“) nicht bloß Träger der Offenbarung, sondern selber die Offenbarung; nicht lediglich Ver- mittler des Glaubens, sondern Gegenstand des Glaubens. Denn Jesus ist eine Person mit zwei Naturen: er ist wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich, gesandt als Erlöser der Welt, der „die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29). Sünden vergeben aber kann niemand „außer dem einen Gott“ (Mk 2,7). Ganz anders der Islam: Jesus wird im Koran nicht Jesus, sondern Isa genannt. Dass Jesus der Sohn Gottes sei, wird strikt zurück- gewiesen: „Sie sagen: ‚Der Barmherzige hat sich ein Kind zugelegt.’ (Sag: ) Da habt ihr etwas Schreckliches begangen.“ (Sure 19, 88f.).
3. Erlösung
In der Bibel ist die Frage der Erlösung untrennbar mit der Lehre von der Erbsünde verbunden (vgl. Röm 5,8-10; 12-18): denn ohne Erbsünde bräuchte es keine Erlösung. Nach christlicher Lehre ist der Sohn Gottes Mensch geworden, um die Menschen zu erlösen und die rechte Beziehung zwischen ihnen und Gott wieder her- zustellen. Jesus Christus hat sein Leben am Kreuz hingegeben „aus freiem Willen“ (Joh 10,18) zur Sühne für die Sünden der Welt, d. h. zur Wiederversöhnung der Menschen mit Gott. Durch den stellvertretenden Gehorsam des Einen, des Gottmenschen Jesus Christus, sind die Sünden aller Menschen gesühnt worden (vgl. Röm 5,19). Dass Gottes Sohn sich selbst erniedrigte und wie ein Sklave wurde, gehorsam bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,6-8), ist das äußerste Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen.
Der Islam kennt keine Erbsünde und damit auch keine Notwendigkeit einer allgemeinen Erlösung der Menschheit. Auch lehnt der Islam die Vorstellung scharf ab, Jesus sei Gottes Sohn gewesen. Zur Kreuzigung Jesu äußert sich der Koran nur an einer Stelle, die aber vom Wortlaut her unklar ist. Die islamische Theologie bestreitet, dass Jesus am Kreuz gestorben sei. Gerade weil Jesus (Isa) auch nach Lehre des Koran ein außergewöhnlicher Prophet war, hätte Allah eine Kreuzigung Jesu niemals zugelassen. Der Islam lehnt somit die zentralen christlichen Glaubenssätze über die Menschwerdung Gottes und die Erlösung durch Jesu Sühnetod am Kreuz strikt ab.
4.Vorherbestimmtes Schicksal?
Der Islam lehrt, dass Allah die Ursache aller guten Dinge, aber auch aller bösen Dinge ist, und dass alles, was der Mensch erlebt und tut, schon vor aller Zeit vorherbestimmt wurde und der Mensch dies alles niemals wird ändern können. Nach islamischer Lehre besitzt Allah zwei Seiten: eine gütige, freundliche und barmherzige, und eine majestätische, ehrfurchtgebietende, gewalttätige. Der Mensch hat keinen Einfluss auf das Verhalten Allahs. Dieser ist absolut souverän in seiner Entscheidung über Güte oder Zorn. Trotzdem lehrt der Islam, dass Allah nur die Ge- rechten liebt und alle anderen hasst, und dass jeder Nicht-Muslim verdammt wird.
Ganz anders der christliche Glaube: Danach will Gott das Heil aller Menschen. Gott liebt alle Menschen, auch die Sünder – aber nicht die Sünde. Christus ist der Heiland und Retter aller Menschen und hat für alle sein Leben hingegeben zur Sühne und Erlösung