Durch das Weihegebet erfleht die Kirche die reinigende und schützende, die heilende und heiligende Kraft des geweihten Wassers und zeigt sie durch die Vermischung von geweihtem Salz und dem zu weihenden Wasser. Dies geschieht im Namen des Dreifaltigen Gottes mit einem heiligen Kreuzzeichen. Dadurch wird deutlich, dass alle gewünschten besonderen Wirkungen des geweihten Wassers von Gott ausgehen, und zwar durch die Verdienste des gekreuzigten Herrn Jesus Christus.
Die Verwendung von Weihwasser gehört zu den Sakramentalien der Kirche: das sind heilige Zeichen oder Handlungen, deren sich die Kirche in einer gewissen Nachahmung der Sakramente zu bedienen pflegt, um vor allem geistliche Wirkungen auf Fürbitte der Kirche zu erlangen. Eindringlich schärft die Kirche ein, dass alles, was zum Sakramentale geworden ist, ehrfürchtig zu behandeln ist und nicht wieder dem profanen Gebrauch zurückgeführt werden darf.
Das Weihwasser bewirkt die Bewahrung oder Wiedererlangung der Gesundheit, den Nachlass lässlicher Sünden und zeitlicher Sündenstrafen, die Verleihung von vielen Gnaden. Es bewirkt auch den Schutz vor allem Bösen. Jeder gläubige Christ soll besonders in Versuchungen und Gefahren mit großem Vertrauen das Weihwasser gebrauchen, um sich damit zu schützen.
Schon seit alten Zeiten ist das Weihwasser eine große Gnadenquelle. Es war selbstverständlich, dass sich jeder gläubige Christ am Morgen und am Abend damit besprengte. So sollen wir es auch heute noch halten. In jeder Wohnung sollte es wenigstens ein Weihwasserbecken geben, woraus sich die Menschen segnen sollen. Die Gefahren des Straßenverkehrs lassen es sinnvoll erscheinen, auch vor dem Verlassen des Hauses das Weihwasser zu gebrauchen nach dem Wort: “Gehe nie aus dem Hause fort, ohne noch ein Gottes Wort!“ Dabei sollte man niemals vergessen, ehrfürchtig die Worte zu sprechen: “Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen”.
Besonders wertvoll ist es, wenn Eltern schon ihren ganz kleinen Kindern am Morgen und Abend Weihwasser geben und ihnen ein Segenskreuzlein auf Mund, Stirn und Brust zeichnen, und wenn sie auch die Kinder, die zur Schule gehen, unter den Schutz des Weihwassers und der heiligen Engel stellen.
Die Heilkraft, die man dem reinigenden Weihwasser zuschreibt, besteht darin, dass es symbolisch das Übel abwäscht. Es wird bevorzugt zu heiligen Zeiten in feierlicher Stille geschöpft. Solche heiligen Zeiten sind besonders die Weihnachts-, Dreikönigs- und die Osternacht. Neben der Segnung von Weihrauch und Kreide sieht das Benediktionale die Segnung von Epiphanie-Wasser vor.
Ebenso ist es Brauch, Osterwasser vom Tauf-Wasser mit nach Hause zu nehmen. Solches Wasser findet das ganze Jahr über Verwendung zum Schutz von Leib und Seele, Hab und Gut. Es hilft bei Krankheiten von Mensch und Tier. Mit diesem Wasser werden Haus, Hof und Felder besprengt.
Jedes neu gebaute Gotteshaus wird in feierlicher Weise durch den Bischof konsekriert. Der Höhepunkt dieser Feierlichkeiten ist die feierliche Konsekration des Altares, das Einmauern der Reliquien von Heiligen in den Altar, die Salbung der Altarplatte, die Entzündung des heiligen Feuers auf dem Altartisch, die feierliche Beweihräucherung und die Besprengung mit geweihtem Wasser.
Besondere Gebete und Gesänge begleiten die heilige Handlung, die schließlich in das erste hochfestliche Amt im neuen Gotteshaus einmündet. Auch Weihungen von Glocken, heiligen Altargeräten und heiligen Gewändern gelten als Sakramentalien, wobei Weihwasser verwendet wird.
Besonders an den Gräbern gibt die Kirche das geweihte Wasser und sprengt es immer wieder aus. Bereits am offenen Grab steht das Weihwasserbecken bereit. Die Kirche ermahnt, die Verstorbenen täglich mit Weihwasser zu segnen. Wie dankbar sind die Armen Seelen dafür, die die reinigende Kraft spüren und auch die Liebe, mit der es gegeben wird.
Besonders für so manchen kranken oder alten Menschen kann das tägliche Rosenkranzgebet und das Aussprengen von Weihwasser mit einem Segenskreuz über das ganze Fegfeuer zum sinnvollsten und größten Liebesdienst werden. Dadurch können alle Armen Seelen gesegnet werden, ganz besonders die vergessenen, die ärmsten Seelen.
Ein Christ mit weltumspannender Liebe sprengt dieses gesegnete Wasser aber auch täglich über die ganze Welt aus, über alle Länder, über alle Völker, über alle Menschen, die Getauften und Ungetauften. Denn alle sind unsere Geschwister, die für das ewige Leben gerettet werden sollen.