Glaubens-Kompass - "Pfingsten" von KIRCHE IN NOT
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Glaubens-Kompass - "Pfingsten"

Glaubens-Kompass - "Pfingsten"

Neben Weihnachten und Ostern ist Pfingsten ein Hochfest, das in Österreich mit zwei Feiertagen begangen wird. Doch im Gegensatz zu den anderen beiden Festen wissen viele Menschen hierzulande nicht (mehr), was man eigentlich an Pfingsten feiert. Das ergab bereits im Jahr 2009 eine Umfrage. Dabei ist Pfingsten ein wichtiges Fest, denn es gilt als „Geburtsstunde der Kirche“.

Das Pfingstfest wird am 50. Tag nach Ostern gefeiert. Aus diesem Datum leitet sich auch der Name ab, denn das Wort Pfingsten stammt vom altgriechischen Wort „pentekoste“ (übersetzt: der Fünfzigste, also: der 50. Tag). Der Feiertag ist also an den Ostertermin gekoppelt und kann daher zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni liegen. Nicht nur durch Datum und Namen gibt es eine Verbindung zu Ostern, sondern auch theologisch (siehe Glaubens-Kompass „Ostern“).

Dieses Kirchenfenster auf den Philippinen zeigt das Pfingstereignis.

Die Ursprünge von Pfingsten

Als christliches Fest wird Pfingsten bereits im Jahr 130 erwähnt. Die Ursprünge reichen jedoch viel weiter zurück, denn das Fest folgt einer langen jüdischen Tradition. Sieben Wochen nach dem Paschafest feiert man im Judentum Schawuot, das Wochenfest. Es ist ursprünglich ein Erntedankfest, denn es markiert das Ende der Weizenernte, die am Paschafest beginnt. Im Judentum und im Christentum gibt es also die zeitliche Verbindung zu einem anderen hohen Fest. Während das Paschafest an den Auszug aus Ägypten erinnert, entwickelte sich das Wochenfest als Erntedankfest im Laufe der Zeit zu einem Dankfest für die Verkündigung der Tora, der fünf Bücher des Mose. Die Tora ist die Basis des jüdischen Glaubens.

Der Pfingsttag in der Bibel

Dieses Wochenfest Schawuot ist es, das im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte in der Bibel als „Pfingsttag“ erwähnt wird. Als alle Jünger in einem Haus versammelt sind, zieht vom Himmel her ein Brausen auf, das das Gebäude erfüllt. „Zungen wie von Feuer“ kommen auf sie herab. „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab … Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden“ (Apg 2,4.6). Die Menschen kommen aus dem Staunen nicht heraus, denn sie wundern sich, dass die Jünger plötzlich in fremden Sprachen reden und doch einander verstehen. Manche glauben aber auch, dass der Wein die Jünger betrunken gemacht hat.

Petrus erhebt sich und wendet sich an die Menschen, die herbeigeeilt sind und die Jünger umgeben. In einer Art Predigt erklärt er ihnen, dass sich das Wort des Propheten Joel erfüllt habe. Dort heißt es, dass Gott seinen Geist über alle ausgießen werde und er Wunder erscheinen lasse am Himmel und Zeichen auf der Erde, nämlich Blut, Feuer und qualmenden Rauch (Joel 3).

Petrus wirft den zuhörenden Israeliten vor, dass sie Jesus durch die Hand von Gesetzlosen gekreuzigt und umgebracht hätten, Gott habe ihn jedoch auferweckt. „Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn (Jesus) zum Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg 2,36).

Nach dieser Predigt von Petrus sind die Zuhörer sehr berührt. Er lädt sie ein, umzukehren und sich zur Vergebung der Sünden auf den Namen Jesu Christi taufen zu lassen. Die Bibel berichtet, dass sich noch an diesem Tag etwa dreitausend Menschen taufen ließen. „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten … Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte“ (Apg 2,42.44f).

Die Geburtsstunde der Kirche

Wegen dieser Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag, von der dieser Text aus der Apostelgeschichte berichtet, wird dieses Ereignis als Geburtstag der Kirche und als Beginn der weltweiten Mission verstanden. Vor allem die Fähigkeit der Jünger, in fremden Sprachen zu sprechen und sie zu verstehen, wird theologisch als Mission der Kirche gedeutet. Alle Menschen werden angesprochen, egal welcher Volksgruppe oder Nationalität sie angehören. Der Heilige Geist ist also nicht mehr Propheten oder anderen ausgewählten Menschen vorbehalten, sondern er kommt herab auf alle Menschen.

Die Getauften bilden eine Gemeinschaft, die alles teilt und am Brechen des Brotes und an Gebeten festhält. So zeichneten sich die christlichen Urgemeinden aus. Menschen, die vom Heiligen Geist berührt beziehungsweise erfüllt worden sind, fühlen sich als Einheit im Glauben an Jesus Christus und Gott Vater. Durch Pfingsten wird die Dreifaltigkeit Gottes für den Menschen offenbart. Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes in die Herzen der Menschen werden diese zum Tempel des Heiligen Geistes.

Der Mensch ist hineingenommen in die Liebe Gottes zu seinem Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist (siehe Glaubens-Kompass „Gott, der Dreifaltige“).

Darauf besinnen wir uns bei jeder Taufe:

„Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Oder auch beim Kreuzzeichen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Ohne das Pfingstwunder, wovon uns die Bibel berichtet, und die Aussendung des Heiligen Geistes wäre der christliche Glaube nicht komplett und nicht wirkungsvoll.

„Der Heilige Geist erfüllte sie mit Kraft und Mut.“ – Darstellung aus der Kinderbibel „Gott spricht zu seinen Kindern“ von KIRCHE IN NOT.

Ausgießung des Hl. Geistes durch den Vater oder Sohn?

Um die Deutung dieser Ausgießung des Heiligen Geistes ist es in der Kirchengeschichte zu einem theologischen Streit zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche gekommen: Geht der Heilige Geist alleine von Gott Vater aus oder auch von seinem Sohn (lat.: „filioque“)? Nach dem katholischen Verständnis wird die Ausgießung des Heiligen Geistes auch als ein Werk Christi verstanden. In Apg 2,33 heißt es: „Nachdem er (Christus) durch die rechte Hand Gottes erhöht worden war und vom Vater den verheißenen Heiligen Geist empfangen hatte, hat er ihn ausgegossen, wie ihr seht und hört.“ Bis heute wird theologisch zwischen den beiden Konfessionen um diesen Punkt gestritten.

Taube und Feuerzungen als Sinnbilder

In den künstlerischen Darstellungen der Herabkunft des Heiligen Geistes gibt es zum einen die erwähnten Feuerzungen, aber auch die Taube ist ein beliebtes Sinnbild. Sie wird im Lukasevangelium ausdrücklich erwähnt, bei der Taufe Jesu: „Und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“ (Lk 3,22). In der Antike war die Taube das Sinnbild für Sanftmut und Unschuld. Die Menschen nahmen an, dass die Taube keine Galle besitze und dadurch frei von allem Bösen und Bitteren sei. Später wurde der Heilige Geist auch als Mensch dargestellt, doch diese Art der Darstellung wurde von Papst Urban VII. im 17. Jahrhundert untersagt.

Das Pfingstfest ist nicht nur das Hochfest, an dem das Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird, sondern es ist auch gleichzeitig der Abschluss der Osterzeit. In den neun Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten wird in der sogenannten Pfingstnovene um das Kommen des Heiligen Geistes gebetet. Auch dazu gibt es einen biblischen Bezug: In Apg 1,12ff. wird berichtet, dass die Jünger Jesu mit Maria, der Mutter Jesu, und anderen Mitgliedern der christlichen Urgemeinde nach der Himmelfahrt Jesu nach Jerusalem gingen, um dort im Gebet zu verharren.

Bräuche und Rituale

Rund um Pfingsten haben sich einige Rituale und Bräuche entwickelt, die sich auf die Bibel oder aber auch auf den bevorstehenden Sommerbeginn beziehen. Es gab zum Beispiel den beliebten Brauch des Heilig-Geist-Schwingens. Dabei wurde eine Taube aus Zirbelholz an einer Schnur durch eine Öffnung in der Kirchendecke gelassen und in Schwingung versetzt. Sie kreiste dann über den Köpfen der Gläubigen. Dieser Brauch ist aber heutzutage in Vergessenheit geraten. In einigen Gegenden gibt es sogenannte Pfingstfeuer, als Symbol für den Heiligen Geist, und Springprozessionen, bei denen vor allem um den Wettersegen für eine gute Ernte gebetet wird.