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Im Jahr 2022 sind weltweit mindestens 17 Priester und Ordensleute der katholischen Kirche eines gewaltsamen Todes gestorben. Insgesamt wurden mehr als 100 Priester und Ordensschwestern entführt, verhaftet oder getötet. Das geht aus einer Aufstellung des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) zum Jahresende hervor.

Demnach wurden in Nigeria 2022 vier Priester umgebracht. Darüber hinaus wurden in Mexiko drei Priester von Mitgliedern der Drogenkartelle ermordet. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo wurden zwei Geistliche erschossen.

Im Jahr 2022 wurden nach den „Kirche in Not“ vorliegenden Informationen auch fünf Ordensschwestern in Ausübung ihrer Mission ermordet: Schwester Luisa Dell’Orto im Juni in Haiti, die Schwestern Mary Daniel Abut und Regina Roba im August im Südsudan, Schwester Mari de Coppi im September in Mosambik sowie Schwester Marie-Sylvie Vakatsuraki im Oktober in der Demokratischen Republik Kongo.

Ruinen des von Terroristen zerstörten Krankenhauses von Maboya (DR Kongo), in dem Schwester Marie-Sylvie Kavuke Vakatsuraki ums Leben kam.

Mehr als 40 Priester entführt

2022 wurden nach Kenntnis von „Kirche in Not“ insgesamt 42 Priester in verschiedenen Ländern entführt, von denen 36 wieder freigelassen wurden. Drei in Nigeria entführte Priester wurden ermordet, und drei weitere Geistliche werden noch immer vermisst: zwei in Nigeria und der deutsche Missionar Pater Hans-Joachim Lohre, ein Projektpartner von „Kirche in Not“, der im November in Mali verschleppt wurde.

Nigeria führt die Liste mit insgesamt 28 Entführungen im Jahr 2022 an. Kamerun folgt mit sechs Entführungen; dort waren im September fünf Priester auf einmal verschleppt und fünf Wochen später wieder freigelassen worden. In Äthiopien, Mali und auf den Philippinen wurde jeweils ein Priester entführt.

Haiti hat sich zu einem der gefährlichsten Orte in Mittelamerika entwickelt: Fünf Priester wurden dort im Laufe des Jahres kriminellen Banden entführt, wobei alle inzwischen wieder freigelassen wurden.

Ebenfalls in Nigeria wurden im zu Ende gehenden Jahr die meisten Ordensfrauen verschleppt: „Kirche in Not“ hat von sieben Entführungen Kenntnis erhalten. In Burkina Faso wurde eine Schwester, in Kamerun – zusammen mit den fünf oben erwähnten Priestern – noch eine weitere Ordensfrau entführt. Glücklicherweise wurden alle diese Ordensschwestern später wieder freigelassen.

Der deutsche Afrikamissionar Hans-Joachim Lohre, der seit vielen Jahren in Mali lebt und arbeitet, wurde Ende November 2022 mutmaßlich verschleppt. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihm.

In Ausübung des Seelsorge-Dienstes festgenommen

Außerdem sind im Jahr 2022 nach Informationen von „Kirche in Not“ mindestens 32 Geistliche in Ausübung ihres Dienstes festgenommen und inhaftiert worden. Die jüngsten Fälle betreffen vier Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, die im von Russland besetzten Teil der Ukraine tätig sind. Zwei von ihnen wurden inzwischen freigelassen und in das ukrainische Hoheitsgebiet „abgeschoben“, zwei weitere befinden sich weiterhin in Haft und sollen möglicherweise wegen „Terrorismus“ angeklagt werden. Es steht zu befürchten, dass sie in der Haft gefoltert werden, wie lokale Ansprechpartner berichten.

Große Sorgen macht sich „Kirche in Not“ um die Lage in Nicaragua, wo die Regierung massiv gegen die katholische Kirche vorgeht. Dort wurden im zu Ende gehenden Jahr elf Mitglieder des Klerus verhaftet. Es handelt sich um zwei Seminaristen, einen Diakon, einen Bischof und sieben Priester. Bischof Rolando Alvarez aus Matagalpa, der derzeit unter Hausarrest steht, soll am 10. Januar 2023 wegen „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ vor Gericht gestellt werden. „Kirche in Not“ hat auch Berichte erhalten über Priester in Nicaragua, denen es nicht erlaubt ist, ihre Gemeinden zu verlassen, und über mindestens zehn Geistliche, die von der Regierung an der Rückkehr in das Land gehindert werden.

Ein weiterer aktueller Fall betrifft die Inhaftierung eines Bischofs und zweier Priester in Eritrea. Zwei Monate sind seit ihrem Verschwinden vergangen, ohne dass die Behörden etwas dazu erklärt hätten.

Der unter Hausarrest stehende Rolando José Alvarez Lagos, Bischof von Matagalpa in Nicaragua. © Jacques Berset / Kirche in Not

Unklare Lage in China

Wie viele katholische Priester und Bischöfe im Jahr 2022 in China festgenommen wurden, lässt sich kaum abschätzen. Nach den von „Kirche in Not“ zusammengetragenen Informationen werden Geistliche aus der Untergrundkirche immer wieder für einige Zeit von den Behörden verschleppt, um sie zu drängen, sich der staatlich anerkannten Kirche anzuschließen. Ein Beispiel ist das Verschwinden von mindestens zehn Priestern, die alle der Untergrundgemeinde von Baoding etwa 160 Kilometer südwestlich von Peking angehören, im Zeitraum von Januar bis Mai 2022.

Darüber hinaus wurde ein Priester in Myanmar während der Proteste gegen das Regime verhaftet. Mehrere Ordensschwestern und zwei Diakone wurden in Äthiopien während des Tigray-Konflikts Ende 2021 verhaftet und 2022 wieder freigelassen.

„Kirche in Not“ ruft die beteiligten Länder auf, alles zu tun, um die Sicherheit und Freiheit von Priestern, Ordensschwestern und anderen pastoralen Mitarbeitern zu gewährleisten, die sich in den Dienst der Bedürftigsten stellen. Das internationale Hilfswerk bittet auch alle Freunde und Wohltäter, für diejenigen zu beten, die noch in Gefangenschaft sind, sowie für die Gemeinden und Familien derjenigen, die ihr Leben verloren haben.

Um notleidenden und verfolgten Christen weiterhin helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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Laut Bischof Aloysius Fondong Abangalo aus Mamfe im Westen Kameruns in der Nähe der Grenze zu Nigeria gibt es bislang keine Informationen über den Verbleib von neun Christen, die am 16. September in der Ortschaft Nchang verschleppt wurden. Bislang Unbekannte hatten dort am vergangenen Freitag die Kirche St. Maria niedergebrannt und fünf Priester, eine Ordensschwester und drei weitere Gläubige verschleppt.

Bischof Abangalo hatte sich mit einer Videobotschaft an das weltweite katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT (international: ACN) gewandt. „Was hier geschehen ist, ist ein Gräuel. Die Täter waren nicht damit zufrieden, die Geduld der Menschen zu testen, jetzt stellen sie auch die Geduld Gottes auf die Probe“, erklärte der Bischof mit Blick auf die ausgebrannte Kirche. Lokalen Quellen zufolge sind bereits Lösegeldforderungen für die entführten Personen eingegangen; darüber hinaus gibt es jedoch kein Lebenszeichen von ihnen.

Plakat mit den Personen, die am 16. September 2022 in Nchang entführt wurden.

Kirche steht zwischen den Fronten von Militär und Separisten

Bischof Abangalo wandte sich in seiner Botschaft auch direkt an die Entführer: „Was auch immer sie tun, sie sollten wissen, dass sie Kinder Gottes sind. Was sie tun, ist falsch. Gewalt erzeugt nur weitere Gewalt. Wir müssen zusammenarbeiten und die richtigen Mittel einsetzen, um das Problem zu lösen.“

Die Kirchenvertreter sehen als Motiv hinter der jüngsten Entführung einen seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen der französischsprachigen Mehrheit und der englischsprachigen Minderheit in Kamerun. Die Bevölkerung in den englischsprachigen Regionen im Westen des Landes fühlt sich von der Regierung benachteiligt.

Der Konflikt verschlimmerte sich seit 2016, als die englischsprachigen Regionen eine Rückkehr Kameruns zum föderalen Regierungssystem forderten, um mehr Selbstständigkeit und politischen Einfluss zu erhalten. Separatisten riefen eine „Republik Ambazonien“ aus.

Die verwüstete Kirche St. Maria in Nchang.

Vermittlung bislang gescheitert

In der Folge kam es zu brutalen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und dem militärischen Arm der anglophonen Aufständischen, den sogenannten „Amba Boys“. Kirchlichen Ansprechpartnern zufolge ging die Armee auch gegen religiöse Einrichtungen vor, weil sie dort Unterstützer für die Separatisten vermutete.

Die katholische Kirche, der etwa ein Viertel der rund 26 Millionen Einwohner Kameruns angehören, hat versucht, zwischen Regierung und Aufständischen zu vermitteln. Diese Versuche sind jedoch bislang gescheitert. Die Kirche wurde von den Konfliktparteien jeweils beschuldigt, auf der Seite des Gegners zu stehen.

In den vergangenen fünf Jahren hat KIRCHE IN NOT 24 Einzelprojekte in Kamerun gefördert, darunter auch ein Programm zur Friedenserziehung für Jugendliche. Unterstützen Sie die Friedensarbeit der Kirche in Kamerun mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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Neunzehn Pallottinerinnen sind an fünf Orten in den Diözesen Doumé Abong-Mbang, Bafoussam und Yaoundé tätig. Vierzehn der Schwestern stammen aus Polen, aber inzwischen haben sich auch junge einheimische Frauen dem Orden angeschlossen. Zwei von ihnen haben bereits ihre zeitlichen Gelübde abgelegt.
Afrika Kamerung Ordensschwestern
Die Pallottinerinnen widmen sich besonders der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Die Pallottinerinnen widmen sich besonders der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und kümmern sich um Menschen, die besonderer seelsorglicher Betreuung bedürfen. Sie erteilen Katechese, organisieren Jugendgruppen, führen Schulen und sind in der Berufungspastoral tätig. Außerdem besuchen sie Kranke, Alte, Einsame und Gefangene. Zwei Schwestern sind überdies in dem Geistlichen Zentrum tätig, das die Pallottinerinnen in Mvolyé eingerichtet haben. Dort finden Gläubige, die dies wünschen, geistliche Begleitung und die Möglichkeit, den eigenen Glauben zu vertiefen.
2021 habt Ihr die Schwestern mit 10.000 Euro unterstützt, damit sie ihre wertvolle Arbeit weiterführen konnten.
2021 habt Ihr die Schwestern mit 10.000 Euro unterstützt, damit sie ihre wertvolle Arbeit weiterführen konnten. Schwester Fabiana, die Ökonomin, schreibt uns: „Wir bitten Gott, der voller Barmherzigkeit und Güte ist, dass Er unsere Wohltäter segne. Im Gebet sind wir verbunden!“ Ein herzliches Dankeschön an alle, die geholfen haben!

Während in Nigeria die Entwaffnung ehemaliger Mitglieder von Boko Haram und des IS-Ablegers ISWAP (Islamischer Staat Westafrikanische Provinz) erste Erfolge zeigt, melden Projektpartner von KIRCHE IN NOT aus dem benachbarten Kamerun neue Angriffe der Terrormilizen.

Die Terroreinheiten hätten ihren Aktionsradius auf die Gegend um den Tschadsee und das Mandara-Gebirge ausgedehnt. Der Tschadsee liegt zwischen Tschad, Kamerun, Nigeria und Niger, das Mandara-Gebirge zwischen Nigeria und Kamerun.

Der Norden Kameruns war auch schon in früheren Jahren von terroristischen Attacken betroffen, diese hätten jedoch jüngst wieder zugenommen, so die Projektpartner. In der Region halten sich zudem zahlreiche Flüchtlinge aus Nigeria auf, die vor den Boko-Haram-Überfällen in ihrem Heimatland geflohen sind.

Ein Gemeindeseelsorger, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss, berichtet von regelmäßigen Überfällen und Anschlägen der Terrormilizen auf Dörfer am Mount Oupay, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Mokolo, der Hauptstadt des Bezirks Mayo-Tsanaga im äußersten Norden Kameruns.

Verstümmelte Frauen.
Diesen Frauen wurde bei einem Überfall auf ein kamerunisches Dorf von den Terroristen jeweils ein Ohr abgeschnitten.

Überfall in der Nacht

„Wir haben einen weiteren ,Besuch’ von Boko Haram erhalten“, schreibt der Priester in einer Nachricht Ende März an KIRCHE IN NOT. „Die Milizen haben zwei Menschen getötet, brannten die Häuser nieder und raubten Kleidung und Vieh. Wir dachten sie würden uns nicht erreichen, weil unser Dorf auf dem Berg liegt, aber leider haben wir uns geirrt.“

Der Gemeindepfarrer beschreibt auch die veränderte Vorgehensweise der Terrormilizen: „Früher sind sie unter lautem Kriegsgeschrei in die Dörfer eingefallen. In jüngster Zeit kommen sie unauffällig in der Nacht, um die Menschen im Schlaf zu überraschen. Sie töten Familienväter und junge Männer, dann plündern sie den Besitz und zerstören alles, was sie nicht mitnehmen können.“

Seit Mitte Februar seien bereits fünf Orte auf seinem Pfarreigebiet überfallen worden. Diese seien jetzt „nahezu menschenleer. Diejenigen, die bleiben, sind gezwungen im Freien in der Kälte und unter armseligen Bedingungen zu leben“, beklagte der Priester gegenüber KIRCHE IN NOT.

Kinder und Jugendliche in Kamerun, die vor dem Terror von Boko Haram in Nigeria geflüchtet sind.

Der lokale Ansprechpartner bittet um Unterstützung für die Sicherheit seiner Gemeinde. „Die Situation ist wirklich besorgniserregend. Wir zählen auf Ihre Gebete“, schreibt der Priester. KIRCHE IN NOT hat aktuell Unterstützung für ein kirchliches Flüchtlingslager in Minawao in Diözese Maroua-Mokolo auf den Weg gebracht, um den Betroffenen des Terrors durch Boko Haram beizustehen.

Seit Ende 2021 kündigt die nigerianische Regierung die Entwaffnung von Mitgliedern der Terrororganisation Boko Haram an. Berichten zufolge legen aktuell Tausende von Aufständischen im Nordosten Nigerias ihre Waffen nieder.

Allein in der vorletzten Märzwoche hätten sich laut einen hochrangigen nigerianischen General 7000 ehemalige Mitglieder von Boko Haram und ISWAP ergeben. Den Berichten der Projektpartner von KIRCHE IN NOT zufolge bedeutet das jedoch noch nicht das vollständige Aus für die terroristische Gewalt.

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Pater Cosmas Omboto Ondari, ein 30 Jahre alter kenianischer Missionar der St.-Josef-Missionare von Mill Hill, wurde am 21. November 2018 in Kembong im Südwesten Kameruns ermordet. Er wurde von einer Patrouille der kamerunischen Sicherheitskräfte gegen die separatistischen Milizen erschossen, als er vor der Tür seiner Kirche St. Martin von Tours, deren Pfarrer er war, stand.

Als der Konflikt zwischen Regierungstruppen und separatistischen Gruppen ausbrach, haben viele Menschen ihre Häuser verlassen. Gerade die Diözese Mamfe war von dem Konflikt getroffen und hat KIRCHE IN NOT um Hilfe gebeten, um der Flüchtlingslage Herr zu werden. KIRCHE IN NOT stellte medizinische und psychologische Hilfe zur Verfügung und versorgte die Flüchtlinge mit Essen.

Diesen Fall und andere Beispiele von Märtyrern unserer Zeit finden Sie in unserem Buch “Kalender der Märtyrer und Zeugen der Liebe”, das Sie in unserem Shop bestellen können. KIRCHE IN NOT möchte damit Männer und Frauen würdigen, die wegen ihres Glaubens und ihrer Überzeugung gelitten haben und leiden.

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Verwendungszweck: Christenverfolgung

„Boko Haram ist wie das wilde Tier der Apokalypse: Wenn ihm ein Kopf abgeschlagen wird, scheint es einen anderen hervorzubringen“, so Bischof Bruno Ateba Edo aus Maroua-Mokolo im Norden Kameruns im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

Die Regierung im Nachbarland Nigeria hatte Ende 2015 den militärischen Sieg über die Terroreinheit erklärt. Doch unserem Hilfswerk vorliegenden Informationen scheint es jedoch so, als hätte Boko Haram lediglich seinen Fokus verlagert: aus den Zentren in die ländlichen Gebiete Nigerias sowie in die Grenzgebiete zu Kamerun und Tschad.

„An der Grenze vergeht kein Tag, an dem es nicht zu Anschlägen und Übergriffen von Terroristen kommt“, erklärte Bischof Ateba. „Die Meldungen über entführte und hingerichtete Bauern haben in der Bevölkerung Angst und Psychosen ausgelöst.“

„Kein Tag ohne Anschläge und Übergriffe”

In der Weihnachtszeit tauchte ein Video in den sozialen Netzwerken auf, dass die Enthauptung von elf Menschen in Nigeria zeigt.

Die Verantwortung übernahm der sogenannte „Islamische Staat in Westafrika“ (ISWAP). Dabei handelt es sich um eine der beiden Gruppen, in die sich Boko Haram 2016 aufgespalten hatte.

Bischof Bartélemy Yaouda Hourgo aus Yagoua in Kamerun, der aus einem Dorf nahe der nigerianischen Grenze stammt, schrieb an KIRCHE IN NOT: „Mein Heimatdorf existiert nicht mehr. Die Terroristen töteten einen jungen Mann aus meiner Verwandtschaft und plünderten das ganze Dorf, darunter auch mein Elternhaus.“

Boko Haram ist in kleine kriminelle Banden zerfallen

Die Bewohner seien geflohen, nur die alten und kranken Dorfbewohner seien geblieben. Die Geflüchteten müssten jetzt unter freiem Himmel schlafen.

Angaben der nigerianischen Militärführung zufolge ist Boko Haram mittlerweile in einzelne kriminelle Banden zerfallen. „Sie begehen Verbrechen allein zu ihrem persönlichen Vorteil“, erklärte der Stabschef der nigerianischen Armee, Tukur Yusufu Buratai. „Sie kämpfen für keinen anderen Zweck als materielle Bereicherung.“

Bischof Atebo Edo begutachtet die Schäden in einer Kirche, die am 6. Januar 2020 niedergebrannt ist.Nach Angaben des vom britischen Außenministerium veröffentlichten „Nigeria Security Tracker“ sind seit 2012 mehr als 36 000 Menschen bei bewaffneten Übergriffen umgekommen.

Neue Generation von Kämpfern

Die Zahl der Todesopfer ging aber in den vergangenen Jahren zurück. Das ist unter anderem auf gemeinsame Militäraktionen zurückzuführen, zu denen Nigeria, Kamerun und Tschad sich zusammengeschlossen haben.

Diese Einheiten konnten Angriffe von Boko Haram und weiteren Terrorgruppen zwar zurückdrängen, die Bewegung im Keim ersticken konnten sie jedoch nicht. Nun scheint eine neue Generation von Kämpfern heranzuwachsen.

Trotz zahlreicher Anschläge durch Boko Haram sind die Gemeinden in Nigeria sehr aktiv und die Gottesdienst gut besucht.„Die Armut und der Mangel an Zukunftsperspektiven auf dem Land machen sie zu einer leichten Beute für Islamisten“, erklärt Bischof Ateba aus Kamerun.

Hunderttausende Menschen auf der Flucht

Wie Human Rights Watch berichtet, haben die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Boko Haram seit 2014 über eine Viertelmillion Menschen zur Flucht gezwungen. In Kamerun sollen im Jahr 2019 mehr als hundert Zivilisten bei Terroranschlägen ums Leben gekommen sein.

Seit Weihnachten habe es allein in seiner Diözese Maroua-Mokolo 13 Angriffe gegeben, berichtet Ateba. „Als wir glaubten, das ,wilde Tier῾ Boko Haram sei enthauptet worden, ist das Grauen zurückgekehrt.“

HELFEN SIE DEN MENSCHEN IN KAMERUN

KIRCHE IN NOT unterstützt das Leben der notleidenden christlichen Gemeinden in Kamerun und den Einsatz der Kirche für vertriebene und geflüchtete Menschen.

Um weiterhin helfen zu können, bittet das Hilfswerk um Spenden – entweder online unter www.kircheinnot.at oder auf folgendes Konto:

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Niedergebrannte Kirche der St. Peter Pfarre in Douroum
Bischof Bruno Ateba von Maroua-Mokolo

In den englischsprachigen Regionen im Nordwesten und Südwesten Kameruns verschärft sich die gesellschaftspolitische Krise immer weiter. Besonders stark davon betroffen ist die Diözese Buea. Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Päpstliche Stiftung KIRCHE IN NOT (ACN) laut Berichten von Partnern vor Ort.

Nach Schätzungen lokaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen wurden in der Diözese Buea mehr als 200 Zivilisten – nicht nur Katholiken – getötet, inklusive Frauen und Kinder. Laut den Quellen von KIRCHE IN NOT wird geschätzt, dass es mehr als 20.000 Vertriebene gibt. Seit der Verschärfung der Krise im November 2016 sind mindestens acht Ortschaften niedergebrannt worden, 70 wurden angegriffen und geplündert. Insgesamt haben Bewohner 25 Dörfer auf die Suche nach Zuflucht in Farmen und im Dschungel verlassen.

Wegen der anhaltenden Unsicherheit sahen sich zehn Pfarren und Missionsstationen, vor allem in den Dörfern Muyuka und Muea, gezwungen, ihre pastorale Arbeit einzustellen. Andere wurden bei Konflikten zwischen staatlichen Sicherheitskräften und Unabhängigkeitskämpfern angegriffen, zum Beispiel Bolifamba (Meile 16) an Heiligabend 2018 sowie Muyuka, Ekona und Muea am 25. März dieses Jahres. Auch das Leben der Priester in der Diözese ist in großer Gefahr, wie die brutale Ermordung von Pater Alexander Sob aus der Pfarre Bomaka am 20. Juli 2018 in Muyuka zeigt, so die Quelle.

Den Berichten nach leidet nicht nur die Seelsorge, sondern auch die von der Diözese unterstützten Bildungsaktivitäten unter den Folgen des Konfliktes: Seit 2016 sind 40 katholische Grundschulen geschlossen worden. Andere wurden angegriffen und Opfer von Vandalismus, wie das College of Our Lady of Grace in Muyuka und das College of Our Lady of Mount Carmel in Muea am 22. September 2017. Auch die bekannte Sant Joseph High School in Sasse wurde von bewaffneten Zivilisten überfallen. Dieser Angriff hatte 20 verletzte Schüler und Lehrer sowie die vorübergehende Schließung sämtlicher katholischer Schulen in der Diözese zur Folge.

Darüber hinaus wurde KIRCHE IN NOT informiert, dass in den diözesanen Krankenhäusern wie dem Mount-Mary-Hospital und dem Regina-Pacis-Hospital in Muntengene die Zahl der Patienten wegen der massiven Flucht in andere Gebiete drastisch gesunken sei. Außerdem seien Sicherheitskräfte mit Schusswaffen in katholische Gesundheitszentren eingedrungen, um nach Unabhängigkeitskämpfern zu suchen, die dort angeblich aufgenommen wurden. Es gäbe auch Fälle, bei denen Frauen ohne ärztliche Hilfe ihre Kinder zur Welt bringen mussten, beklagt KIRCHE IN NOT.

Laut Bericht seien die gravierende Nahrungsmittelknappheit und die steigenden Preise besorgniserregend. Wegen der Vertreibung der Bauern von ihren Äckern sei in naher Zukunft die Ernährung der Bevölkerung nicht mehr gesichert, bestätigen die Quellen. Unterernährung und weitere gesundheitliche Probleme seien unvermeidbar.

Die aktuelle Krise begann sich in der Diözese Buea im Oktober 2016 zu verschärfen, als Sicherheitskräfte scharfe Munition bei weitgehend friedlichen Protesten der englischsprachigen Bevölkerung einsetzten, die seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1961 von den überwiegend französischsprachigen Behörden ausgegrenzt wurden. Die Demonstranten warfen vor, dass ihnen die französische Sprache und Traditionen aufgezwungen wurden, und forderten mehr Autonomie und Respekt für ihre Bräuche.

Den bei KIRCHE IN NOT eingegangenen Berichten zufolge nehmen Geistliche und Gläubige trotz all der Herausforderungen weiterhin beharrlich ihre pastoralen Aufgaben wahr und kommen von tiefem Glauben bewegt zu großen Gottesdienstfeiern wie der diesjährigen Chrisammesse in der Kathedrale von Small Soppo.

KIRCHE IN NOT hat in den letzten 25 Jahren mehr als 20 Projekte in der Diözese Buea gefördert. Im aktuellen Jahr kommt der Großteil der Unterstützung den von der Krise betroffenen Frauen-Ordensgemeinschaften zugute.