Kamerun: Gesellschaftliche Krise verschärft sich -Seelsorge auch betroffen
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KAMERUN: Wie sich die gesellschaftliche Krise auf die Seelsorge der Diözese Buea auswirkt

KAMERUN: Wie sich die gesellschaftliche Krise auf die Seelsorge der Diözese Buea auswirkt

06.09.2019 aktuelles

In den englischsprachigen Regionen im Nordwesten und Südwesten Kameruns verschärft sich die gesellschaftspolitische Krise immer weiter. Besonders stark davon betroffen ist die Diözese Buea. Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Päpstliche Stiftung KIRCHE IN NOT (ACN) laut Berichten von Partnern vor Ort.

Nach Schätzungen lokaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen wurden in der Diözese Buea mehr als 200 Zivilisten – nicht nur Katholiken – getötet, inklusive Frauen und Kinder. Laut den Quellen von KIRCHE IN NOT wird geschätzt, dass es mehr als 20.000 Vertriebene gibt. Seit der Verschärfung der Krise im November 2016 sind mindestens acht Ortschaften niedergebrannt worden, 70 wurden angegriffen und geplündert. Insgesamt haben Bewohner 25 Dörfer auf die Suche nach Zuflucht in Farmen und im Dschungel verlassen.

Wegen der anhaltenden Unsicherheit sahen sich zehn Pfarren und Missionsstationen, vor allem in den Dörfern Muyuka und Muea, gezwungen, ihre pastorale Arbeit einzustellen. Andere wurden bei Konflikten zwischen staatlichen Sicherheitskräften und Unabhängigkeitskämpfern angegriffen, zum Beispiel Bolifamba (Meile 16) an Heiligabend 2018 sowie Muyuka, Ekona und Muea am 25. März dieses Jahres. Auch das Leben der Priester in der Diözese ist in großer Gefahr, wie die brutale Ermordung von Pater Alexander Sob aus der Pfarre Bomaka am 20. Juli 2018 in Muyuka zeigt, so die Quelle.

Den Berichten nach leidet nicht nur die Seelsorge, sondern auch die von der Diözese unterstützten Bildungsaktivitäten unter den Folgen des Konfliktes: Seit 2016 sind 40 katholische Grundschulen geschlossen worden. Andere wurden angegriffen und Opfer von Vandalismus, wie das College of Our Lady of Grace in Muyuka und das College of Our Lady of Mount Carmel in Muea am 22. September 2017. Auch die bekannte Sant Joseph High School in Sasse wurde von bewaffneten Zivilisten überfallen. Dieser Angriff hatte 20 verletzte Schüler und Lehrer sowie die vorübergehende Schließung sämtlicher katholischer Schulen in der Diözese zur Folge.

Darüber hinaus wurde KIRCHE IN NOT informiert, dass in den diözesanen Krankenhäusern wie dem Mount-Mary-Hospital und dem Regina-Pacis-Hospital in Muntengene die Zahl der Patienten wegen der massiven Flucht in andere Gebiete drastisch gesunken sei. Außerdem seien Sicherheitskräfte mit Schusswaffen in katholische Gesundheitszentren eingedrungen, um nach Unabhängigkeitskämpfern zu suchen, die dort angeblich aufgenommen wurden. Es gäbe auch Fälle, bei denen Frauen ohne ärztliche Hilfe ihre Kinder zur Welt bringen mussten, beklagt KIRCHE IN NOT.

Laut Bericht seien die gravierende Nahrungsmittelknappheit und die steigenden Preise besorgniserregend. Wegen der Vertreibung der Bauern von ihren Äckern sei in naher Zukunft die Ernährung der Bevölkerung nicht mehr gesichert, bestätigen die Quellen. Unterernährung und weitere gesundheitliche Probleme seien unvermeidbar.

Die aktuelle Krise begann sich in der Diözese Buea im Oktober 2016 zu verschärfen, als Sicherheitskräfte scharfe Munition bei weitgehend friedlichen Protesten der englischsprachigen Bevölkerung einsetzten, die seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1961 von den überwiegend französischsprachigen Behörden ausgegrenzt wurden. Die Demonstranten warfen vor, dass ihnen die französische Sprache und Traditionen aufgezwungen wurden, und forderten mehr Autonomie und Respekt für ihre Bräuche.

Den bei KIRCHE IN NOT eingegangenen Berichten zufolge nehmen Geistliche und Gläubige trotz all der Herausforderungen weiterhin beharrlich ihre pastoralen Aufgaben wahr und kommen von tiefem Glauben bewegt zu großen Gottesdienstfeiern wie der diesjährigen Chrisammesse in der Kathedrale von Small Soppo.

KIRCHE IN NOT hat in den letzten 25 Jahren mehr als 20 Projekte in der Diözese Buea gefördert. Im aktuellen Jahr kommt der Großteil der Unterstützung den von der Krise betroffenen Frauen-Ordensgemeinschaften zugute.

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