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KIRCHE IN NOT (ACN) hat im vergangenen Jahr 122 Fälle zusammengetragen, bei denen Priester und Ordensleute Gewalt angetan wurde. Darunter sind 13 Morde, 38 Entführungen und 71 Inhaftierungen. Zehn dieser Fälle betrafen Ordensfrauen, von denen acht entführt und zwei festgenommen wurden. In die Liste hat KIRCHE IN NOT sowohl Kirchenmitarbeiter aufgenommen, die von religiöser Verfolgung betroffen waren, als auch Fälle, in denen sie in Ausübung ihres Dienstes attackiert wurden.

Hinter diesen Zahlen stecken erschütternde Schicksale, die unterstreichen: In vielen Regionen der Welt ist es lebensgefährlich, als Priester oder Ordensfrau tätig zu sein. Viele kirchliche Mitarbeiter blieben trotz Lebensgefahr in ihren Einsatzgebieten.

Tobias Chukwujekwu Onkonkwo aus Nigeria wurde am 26. Dezember 2024 ermordet.

In vielen Ländern ist es lebensgefährlich, Priester oder Ordensfrau zu sein

Bei den dreizehn Tötungsdelikten gegen Geistliche handelt es sich um je zwei Fälle in den USA und Südafrika. Jeweils ein Seelsorger kam in Südsudan, Kamerun, Ecuador, Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Spanien und Polen gewaltsam ums Leben. Das letzte Tötungsdelikt gegen einen Geistlichen 2024 ereignete sich am Zweiten Weihnachtstag. Bislang unbekannte Täter erschossen den Priester Tobias Chukwujekwu Onkonkwo aus der Diözese Nnewi im Südosten Nigerias, als er auf der Autobahn unterwegs war.

Nigeria, Nicaragua und Haiti an Spitze bei Inhaftierungen und Entführungen

In Nigeria, Haiti und Nicaragua waren nach der Statistik von KIRCHE IN NOT die meisten Entführungen und Festnahmen von Kirchenmitarbeitern zu verzeichnen. In Haiti haben besonders in der Region um die Hauptstadt Port-au-Prince bewaffnete Banden die Kontrolle übernommen, nachdem das Land nach wie vor weitgehend ohne funktionsfähige Regierung ist. Dieses Machtvakuum hat Entführungen von Kirchenvertretern begünstigt. KIRCHE IN NOT zählte im vergangenen Jahr in Haiti 18 Entführungsfälle, 2023 waren es nur zwei.

Nigeria zählt nach Augenzeugenberichten nach wie vor zu den gefährlichsten Ländern für Priester und Ordensfrauen, da es immer wieder zu islamistischen Attacken kommt. Zwölf Kirchenmitarbeiter wurden dort entführt und glücklicherweise ebenso wie in Haiti später wieder freigelassen. Insgesamt, so KIRCHE IN NOT, sei jedoch eine leichte Verbesserung der Situation in Nigeria festzustellen.

Bischof Rolando José Alvarez Lagos aus Matagalpa in den zerstörten Räumen einer karitativen Einrichtung seiner Diözese.

Situation in Nicaragua verschlechtert

Verschlechtert dagegen hat sich die Lage in Nicaragua, wo das Regime hart gegen die Kirche vorgeht. 25 katholische Geistliche wurden dort 2024 inhaftiert. Nimmt man die Verhaftungen der Vorjahre mit hinzu, waren vergangenes Jahr 44 Geistliche im Gefängnis. Darunter war auch Bischof Rolando José Álvarez Lagos aus Matagalpa, der zuerst zu 26 Jahren Haft verurteilt worden und dann überraschend im Januar 2024 freigelassen worden war.

KIRCHE IN NOT weist auch auf die Vielzahl von Gläubigen hin, die wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Kirche in Nicaragua inhaftiert wurden; genaue Zahlen liegen dazu nicht vor. Darüber hinaus wurden viele Geistliche und Ordensleute nach einem Auslandsaufenthalt an der Wiedereinreise gehindert, andere sind wegen drohender Verhaftung geflohen.

Die ukrainischen Priester Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta nach ihrer Freilassung. © Koordinationsstelle für die Behandlung von Kriegsgefangenen

Oft keine vollständigen Informationen

Verlässliche Zahlen seien aus Nicaragua nicht zu bekommen, teilte KIRCHE IN NOT mit, ebenso wie aus China. Dort sind neun Fälle von Inhaftierungen bekannt. Während ein Geistlicher im Laufe des Jahres wieder freigelassen wurden, sind fünf teilweise seit Jahren in Haft oder stehen unter Hausarrest – im längsten Fall sogar seit 1997.

KIRCHE IN NOT weist auch Hoffnungsfälle hin, wie die beiden ukrainischen Redemptoristenpatres Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta. Sie waren wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten von russischen Besatzungstruppen festgenommen worden. Nach 19 Monaten kamen sie Ende Juni 2024 frei.

Zahl der Entführungen angestiegen

Für 2023 hatte KIRCHE IN NOT 133 Fälle von Morden, Inhaftierungen und Entführungen kommentiert. Während die Zahl der inhaftierten Priester und Ordensleute im vergangenen Jahr von 87 auf 71 dokumentierte Fälle zurückgegangen ist, stieg die Zahl der entführten Kirchenmitarbeiter von 33 auf 38 an. Die Zahl der ermordeten Priester und Ordensfrauen ist mit 13 Fällen etwa gleichgeblieben (2023: 14 Fälle).

Die „Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist“, die auch als „Spiritanerorden“ bekannt ist, widmet sich in mehr als 60 Ländern der Evangelisierung der Armen und derer, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sie gehen dabei vor allem in schwierige und abgelegene Regionen, in denen die Kirche vor besonders großen Herausforderungen steht.

In Sambia sind die Spiritaner seit 1971 vertreten. 19 Patres in drei Diözesen tätig. Bereits sechzehn junge Männer aus Sambia wurden zu Priestern geweiht, zwölf weitere befinden sich noch in der Ausbildung. Im vergangenen Jahr hat KIRCHE IN NOT ihre Ausbildung unterstützt. Ihre Hilfe kommt an, und die jungen Männer sind dafür sehr dankbar.

Diakonweihe von Bruder Brian Chilando in Sambia.

„Ihre Hilfe ist für uns wie ein warmer Lichtstrahlt“

Bruder Brian Chilando, der kürzlich zum Diakon geweiht wurde und bald Priester wird, schreibt uns: „Wir werden immer für Sie beten, dass Gott Sie mit allem segnen möge, was Sie in Ihrem Leben brauchen. Ihre Hilfe ist für uns ein warmer und heller Lichtstrahl, der für gute und fürsorgliche Menschen steht, die sich um die Not anderer kümmern.

Ich glaube, dass ich auf meinem Berufungsweg so weit gekommen bin, weil es Menschen wie Sie gibt, die Studenten, die sich auf das Priestertum und das Ordensleben vorbereiten, unterstützen. Daher möchte ich Ihnen meine herzliche Dankbarkeit ausdrücken. Ich glaube, dass die Träume vieler junger Menschen, die Priester oder Ordensleute werden wollen, nur durch Gesten wie die Ihre verwirklicht werden können.

Ihre Hilfe kommt nicht nur der jeweiligen Kongregation zugute, sondern auch der gesamten Kirche, denn Sie tragen zur Ausbildung der künftigen Diener der Weltkirche bei. Vielen Dank!“

Bruder Remmy Banda (rechts) dankt allen Wohltätern, die sein Studium ermöglichen.

„Immer wieder durch Ihre selbstlose Unterstützung ermutigt“

Bruder Remmy Banda studiert im vierten Jahr Theologie. Auch er dankt allen Wohltätern von Herzen „Mit großer Freude und Dankbarkeit habe ich die Mitteilung über Ihre treue finanzielle Unterstützung für meine Ausbildung erhalten. Wie immer möchte ich Gott mit meinen Gebeten für Sie, Ihre Familien und Ihr Werk danken. Ich bitte den Herrn, dem Sie so eifrig dienen wollen, Sie weiterhin zu segnen und zu beschützen und Ihre Großzügigkeit zu vergelten. Ich bin immer wieder ermutigt durch Ihre überwältigende und selbstlose Unterstützung.

Heute kann ich getrost sagen: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1 Kor 15,10). Diese Gnade hat sich anschaulich in Ihrer Großzügigkeit und Liebe zu mir gezeigt. Ich bete darum, dass der Heilige Geist weiterhin seine Früchte in Ihnen wachsen lässt.“

Unterstützen Sie die Ausbildung angehender Priester mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Ausbildung

Das westafrikanische Burkina Faso ist eines der Epizentren des Islamismus in der Sahelzone. Nahezu die Hälfte des Landes wird von Terrorgruppen kontrolliert. Zwei Millionen Menschen sind UN-Angaben zufolge auf der Flucht. Terror und Gewalt treffen alle Bevölkerungsgruppen. Beobachter stellen jedoch auch gezielte Attacken auf christliche Bewohner fest, die rund ein Viertel der Einwohner Burkina Fasos ausmachen.

In dieser dramatischen Situation sind es häufig engagierte Gläubige, die als Katecheten das kirchliche Leben aufrechterhalten, Hilfen koordinieren und der Nächstenliebe ein Gesicht geben – oft um den Preis des eigenen Lebens. „Die Katecheten zahlen den höchsten Preis in diesem Terrorkrieg – unter ihnen gibt es mehr Märtyrer als unter den Priestern“, berichtet Edgard Ouedraogo KIRCHE IN NOT. Der Priester leitet ein Ausbildungszentrum für Katecheten in der Diözese Kaya im Nordosten von Burkina Faso. Für ihn steht fest: „Unsere Katecheten sind die Helden der Kirche.“

Ein Katechist mit einem Priester im Gespräch in Burkina Faso.

Ohne Katechten geht nichts

In vielen afrikanischen Staaten spielen Katecheten eine zentrale Rolle im kirchlichen Leben. Die Pfarren sind riesengroß, Dörfer oft nur schwer erreichbar. Pfarrer können die Außenstellen ihrer Gemeinden nur unregelmäßig besuchen. Hinzukommt, dass die Terroristen viele Seelsorger vertrieben haben. Umso wichtiger ist die Arbeit der Katecheten, die aus der Dorfgemeinschaft kommen, berichtet Pfarrer Edgard: „Sie vertreten den Pfarrer in den Dörfern und Vertriebenenlagern. In seiner Abwesenheit leiten sie die Gottesdienste, geben Religionsunterricht, besuchen die Kranken und Hilfsbedürftigen. Ohne Katecheten könnten wir in Burkina Faso nicht auskommen.“

Auf diesen anspruchsvollen Dienst werden die Katecheten intensiv vorbereitet. Die Ausbildung dauert vier Jahre. In dieser Zeit leben die angehenden Katecheten und ihre Familien mit anderen Bewerbern zusammen. Der Alltag ist wie in einem Priesterseminar von Stundengebet, heiliger Messe, Anbetung, Vorlesungen und praktischen Einheiten geprägt. „Oft durchlaufen die Frauen die gleiche Ausbildung wie ihre Ehemänner. Dann bekommen sie später den Auftrag, die Nachbargemeinde zu betreuen“, erklärt Pfarrer Edgard.

Ein Katechet mit seiner Familie

Bitte unterstützen Sie den Einsatz von Katecheten in Burkina Faso mit Ihrer Spende:

„Katecheten sind bereit, ihr Leben hinzugeben“

Der Ausbildungsleiter hebt hervor, dass sich die angehenden Katecheten sehr bewusst seien, was auf sie zukommen kann: „Es sind Menschen, die bereit sind, ihr Leben bis zum letzten Atemzug für Christus hinzugeben.“ Die Diözesen verfügten über zu wenig Mittel, um die Katecheten zu bezahlen. Gleichzeitig sei der Dienst so aufwendig, dass vielen Katecheten zu wenig Zeit bliebe, um einer weiteren Arbeit nachzugehen oder als Bauern ihre Felder zu bestellen. „Wenn die Gemeinde ihren Katecheten mit Lebensmitteln oder anderen Dingen unterstützen kann, dann tut sie es“, berichtet der Priester. Aber angesichts der großen Not in Burkina Faso sei es jetzt oft andersherum: „Oft wird der Katechet gebeten, anderen Christen zu helfen.“

Damit dies möglich ist, springt KIRCHE IN NOT ein und übernimmt nicht nur Ausbildungskosten für angehende Katecheten, sondern auch die Schulgebühren für deren Kinder oder die Versorgung mit Lebensmitteln. Das sei überlebenswichtig, betont Pfarrer Edgard: „Ohne diese Hilfen wären wir mit einer noch größeren Nahrungsmittelkrise konfrontiert, die Situation wäre noch katastrophaler.“ Die Präsenz und der Einsatz der Katecheten sicherten nicht nur das kirchliche Leben in Burkina Faso: „Wenn die Kirche nicht missionarisch ist, verliert sie ihre Daseinsberechtigung. Durch die Arbeit der Katecheten können wir den Menschen die Barmherzigkeit Gottes zeigen.“

Gläubige aus Burkina Faso beten unter freiem Himmel.

Malawi, ein Binnenstaat im Südosten Afrikas, zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die im Osten des Landes unweit des Malawi-Sees gelegene Pfarre von Benga liegt dabei in einer besonders armen Region. Die Pfarrgemeinde wurde 2013 errichtet. Innerhalb von zehn Jahren gab es 6000 Taufen. Dennoch sind nur knapp 20 Prozent der Einwohner katholisch. Die Mehrheit setzt sich aus Protestanten und Muslimen zusammen.

Die Pfarre erstreckt sich über ein großes Gebiet mit vielen weit auseinanderliegenden Ortschaften, wie es in Afrika oft der Fall ist. Da die Gläubigen zu weit vom Sitz der Pfarre entfernt leben, ist der Fußweg zur Pfarrkirche zu weit. Daher werden in vielen Dörfern bescheidene kleine Kapellen errichtet, damit sich die Menschen zum Gebet versammeln können. Solche einfachen Gotteshäuser werden oft nur aus Lehm von den Gläubigen selbst gebaut. So sind sie nicht sehr stabil, aber sie sind immerhin Orte, an denen sich die Leute zum Gebet versammeln können.

Dank der Hilfe unserer Wohltäter, konnten in beiden Dörfern inzwischen zwei einfache, aber stabile Kapellen gebaut und eingeweiht werden.

In zwei Dörfern der Pfarre von Benga wurden dringend neue Kapellen gebraucht. In Kachule, wo im Jahr 1960 nur zwölf katholische Familien lebten, sind es heute 55 Familien. Die Kapelle wurde ursprünglich – wie viele traditionelle afrikanische Hütten – nur aus Gras gebaut. Im Jahr 2010 verstärkten die Gläubigen sie mit Lehmziegeln, aber durch starke Regenfälle bekam sie Risse und drohte einzustürzen. Außerdem war sie aufgrund der gestiegenen Zahl der Katholiken inzwischen zu klein geworden. Im Dorf Njiza hatten die Gläubigen ebenfalls mit eigenen Mitteln versucht, ihre kleine und instabile Kapelle zu reparieren. Da sie aber keine soliden Fundamente hatte, stürzte sie ein. In diesem Ort leben 20 katholische Familien, die wieder ein Gotteshaus brauchen.

Der Erzbischof von Lilongwe legte uns dieses Anliegen nachdrücklich ans Herz, denn die Menschen in diesem vernachlässigten Gebiet brauchen dringend Hilfe – und dazu gehört auch, dass sie Hoffnung aus dem gemeinsamen Gebet schöpfen können.

Die Freude unter den Gläubigen ist groß! Allen, die geholfen haben, ein herzliches Dankeschön!
Seine Bitte blieb nicht ungehört: Dank der Hilfe unserer Wohltäter, konnten in beiden Dörfern inzwischen zwei einfache, aber stabile Kapellen gebaut und eingeweiht werden. Die Freude unter den Gläubigen ist groß! Allen, die geholfen haben, ein herzliches Dankeschön!

Christen in zahlreichen Ländern weltweit leiden unter steigender Gewalt, Diskriminierung und weiteren Verletzungen der Menschenrechte. Das ist das Ergebnis der Neuauflage des Berichts „Verfolgt und Vergessen?“, des weltweiten katholischen Hilfswerks KIRCHE IN NOT (ACN).

„Die Lage der Christen hat sich in vielen Ländern verschlechtert“, erklärt die Geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT, Regina Lynch. Sie weist ausdrücklich darauf hin, dass die Verfolgung und Diskriminierung nicht nur Christen, sondern auch Angehörigen anderer religiöser Minderheiten betrifft. „Kirche in Not“ macht sich auch für die generelle Einhaltung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit stark.

Der Bericht „Verfolgt und vergessen?“, den das Hilfswerk alle zwei Jahre herausgibt, liefert für den Zeitraum von Sommer 2022 bis Sommer 2024 globale und regionale Analysen von Christen in 18 Ländern. Der Bericht enthält Zeugenaussagen aus erster Hand von Überlebenden antichristlicher Angriffe sowie Details zu Vorfällen, die auf Informationen von Projektpartnern und Kontakten von KIRCHE IN NOT beruhen.

Ein indisches Mädchen, dass Opfer eines Brandanschlages wurde (Archivbild).

„Afrika ist zum Epizentrum islamistischer Gewalt geworden“

Besonders besorgt blickt das Hilfswerk auf die Lage in Afrika. Dorthin habe sich vom Nahen Osten aus das „Epizentrum islamistischer Gewalt“ verlagert, erklärt Lynch. In den untersuchten afrikanischen Ländern wie Burkina Faso, Mosambik oder Nigeria lösten „islamistische Angriffe eine Massenmigration christlicher Gemeinschaften aus“, heißt es in dem Bericht. Diese Entwicklung werfe „Fragen zum langfristigen Überleben der Kirche in afrikanischen Schlüsselregionen auf.“

Lynch nannte China, Eritrea und den Iran als Beispiele für Länder „in denen Christen als Feinde des Staates ins Visier genommen werden.“ In anderen Ländern setzten staatliche und nichtstaatliche Akteure „Gesetze zunehmend als Waffe ein, um Christen und andere Minderheiten zu unterdrücken.“ Wie „Verfolgt und vergessen?“ dokumentiert, wurden zum Beispiel im Indien im Berichtszeitraum mehr als 850 Christen inhaftiert.

Die Landkarte aus dem Bericht „Verfolgt und vergessen?“ zeigt die aktuellen Brennpunkte.

Gewalt gegen christliche Frauen und Mädchen

Wiederholt finden sich im Bericht Schilderungen von Entführungen und Zwangskonversionen christlicher Frauen und Mädchen, zum Beispiel in Pakistan, oder abwertende Beiträge über Christen in Schulbüchern. Einzig in Vietnam seien leichte Verbesserungen für Christen festzustellen, bilanziert „Verfolgt und Vergessen?“. Das Land habe zum Beispiel diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl aufgenommen.

Neu in der 18-jährigen Geschichte von „Verfolgt und Vergessen?“ ist ein Bericht zur Lage in Nicaragua. Dort geht die Ortega-Regierung massiv gegen die Christen vor; zahlreiche kirchliche Mitarbeiter wurden verhaftet, Priester und Bischöfe ausgewiesen.

Der Bericht thematisiert auch Entführungen und Zwangskonversionen christlicher Frauen und Mädchen.

„Christen leiden unverhältnismäßig stark“

Aus erster Hand berichtet uns Bischof Gerald Mamman Musa aus Katsina im Nordwesten Nigerias, dass die Region zu einem Brennpunkt organisierter Kriminalität und des gewalttätigen Extremismus geworden sei. Neben dschihadistischen Gruppen wie „Boko Haram“ stellten Milizen aus dem Nomadenstamm der Fulani mittlerweile eine noch „größere Bedrohung“ dar. Die Gewalt treffe Muslime wie Christen, betonte der Bischof. Allerdings litten Christen „unverhältnismäßig stark“: So seien zwischen 2019 und 2023 über 16 000 Christen getötet worden.

Entführungen von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern seien mittlerweile an der Tagesordnung. „Angriffe auf Kirchen, Entführungen und Morde sollen Angst schüren, das Gemeinschaftsleben stören und die Aufmerksamkeit auf die Anliegen dieser Gruppen lenken“, sagt der Bischof.

Christen seien am Arbeitsplatz, in der Politik oder in der Rechtsprechung diskriminiert, da in zahlreichen nigerianischen Bundesstaaten die Scharia gelte. Die Ursachen für Intoleranz seien vielfältig, beruhten häufig aber auch auf einer Unkenntnis der Lebensweise und Ansichten der Angehörigen der jeweils anderen Religion. Musa fordert deshalb umfassende Bildungsbemühungen und Initiativen für Religionsfreiheit und Frieden: „Wir Christen Nigerias danken ,Kirche in Not’ für die Unterstützung in Krisenzeiten.“

Der Bischof weist daraufhin, dass Verfolgung und Gewalt nicht zu einem Rückgang der religiösen Praxis geführt hätten. Das Gegenteil sei der Fall: „Die Christen, die getötet wurden, haben ihr Blut nicht umsonst vergossen. Viele Menschen werden angezogen vom Glauben.“

Der 45-seitige Bericht ist zum Preis von 2,50 Euro bestellbar unter: www.kircheinnot.at/shop oder unter: KIRCHE IN NOT, Weimarer Str. 104/3, 1190 Wien, Telefon: 01/405 25 53, E-Mail: kin@kircheinnot.at

Acht Klarissenschwestern leben in ihrem Kloster in Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Eine weitere junge Frau möchte sich ihnen anschließen. Sie führen ein strenges Leben des Gebetes und der Buße. Besonders pflegen sie die Eucharistische Anbetung, in die sie alle Anliegen und Nöte der ganzen Welt mit hineinnehmen. Sie leben in Klausur, verlassen ihr Kloster also nur im Notfall, und folgen Christus in äußerster Armut nach. „Wir vertrauen uns ganz der Göttlichen Vorsehung an“, erklären die Schwestern. Sie leben von dem, was Gläubige ihnen bringen, und produzieren außerdem Hostien, Kerzen und liturgische Gewänder. Diese Arbeiten entsprechen ihrer kontemplativen Lebensweise, denn die Schwestern verrichten sie in Schweigen und im Gebet. Zugleich leisten sie damit der Ortskirche einen wertvollen Dienst, denn vor allem Hostien werden in großer Zahl benötigt, um die Eucharistie feiern zu können, die Quelle und Zentrum des Lebens der Kirche ist.

Das Backen und Ausstanzen der Hostien erfordert viel Fingerspitzengefühl und äußerste Sorgfalt. Die dünnen Oblaten dürfen nicht zerbrechen und müssen genau die richtige Konsistenz haben. Technische Geräte vereinfachen einige Schritte der Herstellung, aber die Schwestern in Harare hatten bislang nur eine unzureichende Ausstattung, sodass die Arbeit mühsam war und langsam vonstattenging, während die Nachfrage stieg. 80.000-100.000 kleine Hostien und 6.000 Priesterhostien stellten die Klarissen monatlich her, aber schon diese Arbeit war kaum zu bewältigen, während mindestens die doppelte Menge gebraucht würde. In den Pfarren der Erzdiözese mussten die Hostien daher oft halbiert werden, damit überhaupt alle Gläubigen die Kommunion empfangen konnten.

„Wir wissen nicht, wie wir Ihnen und den Wohltätern danken sollen, die uns ‚fünf Brote und zwei Fische‘ gegeben haben (Joh 6), damit wir alles haben, was wir brauchen. Gott segne Sie und vergelte Ihnen das, was Sie gegeben haben, vielfach.“

Die Klarissen in Harare hatten uns daher um Hilfe gebeten, denn sie brauchten unbedingt geeignete Geräte, um die vielen Aufträge bewältigen zu können – umso mehr, als inzwischen sogar noch eine weitere Diözese Hostien bestellen wollte.

Unsere Wohltäter haben großzügig auf ihren Hilferuf reagiert, so dass 17.700 Euro für die benötigte Ausstattung zusammengekommen sind. Inzwischen sind die Geräte eingetroffen und haben große Freude ausgelöst.

Die Schwestern schreiben uns: „Wir wissen nicht, wie wir Ihnen und den Wohltätern danken sollen, die uns ‚fünf Brote und zwei Fische‘ gegeben haben (Joh 6), damit wir alles haben, was wir brauchen. Gott segne Sie und vergelte Ihnen das, was Sie gegeben haben, vielfach. Wie Sie auf den Fotos sehen, sind wir nun dabei, die neuen Maschinen zu nutzen, auch wenn wir noch dabei sind, uns mit ihnen vertraut zu machen. Die Qualität unserer Produkte wird von denjenigen, die uns durch ihren Kauf unterstützen, sehr geschätzt. Wir beten für Sie und sind Ihnen sehr dankbar!“

Im Osten Burkina Fasos stehen Katechisten in vorderster Front, um Betroffene von immer häufiger werdenden Terrorangriffen zu versorgen. Die Laienhelfer sind in zahlreichen Dörfern die ersten kirchlichen Ansprechpartner, weil es zu wenige Pfarrer gibt.

Mittlerweile sind auch gezielte Morde an Katechisten zu verzeichnen: „Vor einem halben Jahr haben die Angreifer Edouard Yougbaré aus Pouargoguin in der Diözese Fada N‘Gourma die Kehle durchgeschnitten“, erinnert sich ein Ansprechpartner von KIRCHE IN NOT, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss. „Der Katechist hinterließ eine Frau und acht Kinder. Seine letzten Worte waren: ,Herr Jesus, komm und rette mich!’“

Lokalen Quellen zufolge forderten Ende Oktober weitere Terrorangriffe zahlreiche Todesopfer. Erst Anfang des Monats waren in der Provinzhauptstadt Manni im Nordosten von Burkina Faso mindestens 150 Menschen getötet worden, unter ihnen auch zahlreiche Christen. Nun seien am 20. Oktober über 100 Terroristen in die Ortschaften Ziéla und Kombembgo eingefallen. Wie ein Augenzeuge berichtet, hatten es die Terroristen „hauptsächlich auf Männer im kampfähigen Alter abgesehen“.

Zerstörtes Haus in Ziéla.

Über 100 Terroristen in Ortschaften eingefallen

Dennoch sei in Ziéla ein christliches Mädchen erschossen worden, als sie aus ihrem Haus flüchtete. Die Angreifer hätten sie wohl irrtümlich für eine Erwachsene gehalten. Auch zahlreiche Häuser seien in Brand gesteckt worden, darunter die Wohnung des örtlichen Katechisten. Dieser hielt sich zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Dorfes auf. Allerdings hätten die Terroristen seine Frau, die mit drei Kindern zurückgeblieben war, schwer misshandelt.

Ebenfalls am 20. Oktober sei es zu einem weiteren Angriff auf die Ortschaft Kombembgo gekommen. Dort hätten lokalen Angaben zufolge Terroreinheiten drei Sicherheitskräfte und einen Zivilisten umgebracht. Und bereits am 19. Oktober waren hundert Terrorkämpfer in Kouri eingefallen. Dabei seien mindestens 13 Menschen umgekommen, unter ihnen auch eine katholische Christin.

Vor dem Terror geflüchtete Menschen in Burkina Faso.

Unterstützen Sie verfolgte und bedrohte Christen in Burkina Faso mit Ihrer Spende:

Angriffe vermutlich Vergeltungsaktionen

Diese Angriffe seien vermutlich eine Vergeltungsaktion dafür gewesen, dass die lokale Bevölkerung mit Angehörigen der Gruppierung „Volontaires pour la défense de la patrie“ (VDP, Freiwillige zur Verteidigung des Vaterlandes) zusammenarbeitet. Die VDP sind eine Miliz und unterstützen die staatlichen Streitkräfte beim Kampf gegen die Terroristen. In Kouri hätten die Angreifer auf ihrem Weg zum Stadtzentrum Feuer an 16 Häusern gelegt, die allesamt katholischen Familien gehört hätten, so die lokalen Quellen. Die beiden Katechisten des Ortes hätten sich in Sicherheit bringen können.

Ein Priester der Diözese Fada N‘Gourma, wo KIRCHE IN NOT die kirchliche Flüchtlingsarbeit unterstützt, sagte: „Die Anschläge werden immer häufiger. Wir bitten inständig um Gebet und Hilfe. Flehen wir den Herrn an, dass der Friede in unser Land zurückkehrt!“

Flüchtlingscamp in Burkina Faso.

Zwei Millionen Binnenflüchtlinge

Burkina Faso wird seit 2015 von terroristischen Anschlägen heimgesucht. Mittlerweile sind über zwei Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht und ganze Landstriche aufgrund der Sicherheitslage nahezu nicht mehr bewohnbar.

In der Region Mopti im Südosten von Mali zwingen islamistische Gruppierungen Christen, eine religiöse Schutzsteuer (Dschizya) zu zahlen. Das berichten Gesprächspartner, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben müssen, gegenüber KIRCHE IN NOT.

Den Berichten zufolge forderten Islamisten im Dorf Douna-Pen, das nahe der Stadt Koro an der Grenze zu Burkina Faso liegt, von jedem christlichen Erwachsenen umgerechnet rund 40 Euro ein. Die Zahlung ist Voraussetzung für die freie Religionsausübung. Zuvor sei es bereits in der Ortschaft Dougouténé zu einer ähnlichen Forderung gekommen.

In Douna-Pen leben die meisten Christen in der Region. Islamisten hatten vor der Steuereintreibung gefordert, die katholische und evangelische Kirche im Ort zu schließen. Gottesdienste dürften stattfinden, allerdings sei es verboten, Musikinstrumente zur Begleitung des Gesangs zu verwenden, berichten lokale Quellen. Die Bewohner fürchten nun, dass die Vorhaben der Extremisten auf weitere Orte übergreifen könnten und sich die Sicherheitslage weiter verschärft.

Ein Ansprechpartner erklärte gegenüber KIRCHE IN NOT: „Wenn die Behörden nicht handeln, wird die Bevölkerung ihre Steuern direkt in die Kassen der Terroristen einzahlen, die unter der Flagge des Dschihadismus in Mali agieren.“

Flüchtlinge in der Region Mopti (Archivbild).

Viele Schulen aus Sicherheitsgründen geschlossen

Die jüngste finanzielle Erpressung ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte der religiösen Verfolgung in der Region Mopti. Die Situation dort hat sich durch den Mangel an grundlegender Infrastruktur wie Straßen und Wasserversorgung weiter verschärft. Viele Schulen mussten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.

Der Ansprechpartner schloss seine Mitteilung mit einem dringenden Appell: „Das ist der Schrei eines Bürgers, der noch an die Republik Mali und ihre Regierenden glaubt. Aber wir müssen sofort handeln. Möge Gott uns helfen!“

Bitte unterstützen Sie den Einsatz der Kirche in Mali unter widrigsten Umständen mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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André Poré ist Pfarrer der Gemeinde St. Therese vom Kinde Jesu in Kongoussi im westafrikanischen Land Burkina Faso. Seine Gemeinde hat zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen, die wegen des Terrors durch islamistische Milizen ihre Heimat verlassen mussten. Unter ihnen sind auch 2000 Menschen aus der Region Rollo im Norden des Landes, die am 8. Mai 2023 von Terroristen vertrieben wurden.

Bei seinem Besuch in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus schilderte der Priester aus dem Bistum Ouahigouya, das besonders vom Terrorismus betroffen ist, die dramatische Situation der Flüchtlinge, die Herausforderungen der Gemeinden, die die zahlreichen Flüchtlinge aufnehmen und die Hilfe der Kirche.

Der Priester André Poré (Bildmitte, in der weißen Soutane) und Pfarrer Étienne Sawadogo (beige Soutane) kümmern sich um die zahlreichen Binnenflüchtlinge in Kongoussi.

KIRCHE IN NOT: Im Mai 2023 wurden etwa zwanzig Dörfer im Departement Rollo von Terroristen eingenommen. Diese Übergriffe sind in Ihrer Diözese leider sehr häufig. Wie laufen derartige Überfälle meistens ab?

PFARRER ANDRÉ PORÉ: Wenn die Extremisten kommen, töten sie entweder die gesamte Bevölkerung oder sie zwingen die Menschen, ihre Häuser vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen, nachdem sie wahllos mehrere Menschen getötet haben, um zu zeigen, dass sie es ernst meinen. Vor allem in Rollo plünderten und verbrannten die Terroristen alles, und am nächsten Tag ermordeten sie mehrere Flüchtlinge auf der Straße. Zu den Opfern zählen auch Menschen, die in Rollo geblieben waren, um Gepäck zusammenzupacken.

Die rund 2000 Flüchtlinge mussten mitten in der Nacht etwa 40 Kilometer zu Fuß bis nach Kongoussi zurücklegen, wobei sie von Terroristen verminte Straßen nehmen mussten. Unter ihnen war auch der Pfarrer von Rollo. In der Nacht explodierte eine Mine und tötete einen Teil des Viehs, das sie mitgenommen hatten, nur wenige Sekunden nachdem die Menschen vorbeigezogen waren. Sie hätten alle sterben können. Aber die Hand Gottes war mit ihnen.

Ausgabestelle für Lebensmittel für Flüchtlinge, die in Kongoussi untergekommen sind.

- Pfarrer André Poré

Die Bevölkerung von Rollo kam in Kongoussi, also in Ihre Gemeinde, und in Séguénéga an – zwei Städte, die nicht darauf vorbereitet waren, so viele Vertriebene aufzunehmen …

Ja, die Menschen kamen völlig unerwartet am frühen Morgen bei uns an – müde, traumatisiert und mit leeren Händen. Aber alle machten sich daran, ihnen zu helfen, ihnen Nahrung und Kleidung zur Verfügung zu stellen, auch unsere Pfarrei St. Therese vom Kinde Jesu. Einige Geflüchtete konnten bei Verwandten in der Gegend unterkommen, aber für die meisten von ihnen war es sehr schwierig.

Es dauerte Tage, bis die Vertriebenen staatliche Hilfe erhalten konnten, denn sie mussten sich erst registrieren und warten, bis ein Projekt eingerichtet wird. Daher war es uns wichtig, sofort zu reagieren. Vertrieben zu werden, ist furchtbar: Man muss das Land, das man bewirtschaftet, aufgeben und sich damit abfinden, in extremer Armut zu leben.

Binnenflüchtlinge in Burkina Faso.

Wie kann man sich die Situation der Binnenvertriebenen von Rollo heute vorstellen?

Die meisten von ihnen leben in provisorischen Unterkünften, zum Beispiel in Zelten. Es ist eine sehr schwierige Situation, vor allem für ältere Menschen, denn im Zelt ist man weder vor Regen noch vor Hitze sicher. Von März bis Mai können die Temperaturen bis zu 45 Grad erreichen. Seit Anfang des Jahres gab es bereits 400 Todesfälle unter den Vertriebenen. Die meisten von ihnen sind Opfer der schlechten hygienischen Verhältnisse. Wir helfen, wo wir können, aber wir haben nicht genug Mittel für alle.

Die staatliche Hilfe ist im Wesentlichen punktuell; auf lange Sicht ist es notwendig, dass die Kirche eingreift. Deshalb ist die Unterstützung von KIRCHE IN NOT so wertvoll für uns. Wir konnten tonnenweise Lebensmittel kaufen und die Kosten für medizinische Rezepte für die Kranken übernehmen. Ein sehr großes Dankeschön geht an alle Wohltäter.

Die Schwierigkeit, den täglichen Unterhalt zu sichern, ist ebenfalls eine große Herausforderung. Frauen sammeln Sand am Straßenrand, um ihn an Lastwagenfahrer zu verkaufen, die Baumaterial transportieren. Andere versuchen, die von ihnen gebackenen Krapfen zu verkaufen, und verdienen so 1 oder 1,50 Euro am Tag. Wenn man einen Mann und drei Kinder hat, reicht das kaum für eine Mahlzeit.

In der Stadt ist alles sehr teuer geworden. Die Männer versuchen, als Tagelöhner zu arbeiten. Ich denke derzeit viel über Beschäftigungsmöglichkeiten nach, denn die Pfarrei hat Land, das man bewirtschaften könnte. Dafür benötigen wir aber Wasser und Werkzeuge.

Geflüchtete Frauen mit ihren Kindern in Burkina Faso.

Wie hilft die Kirche den Vertriebenen, sowohl psychologisch als auch geistlich?

Den Menschen zu helfen, ihre Traumata zu heilen, ist eine sehr wichtige Aufgabe der Kirche. Dank KIRCHE IN NOT konnte ein Priester aus unserer Diözese an einer Schulung zur Traumabewältigung in Kenia teilnehmen. Ziel ist es, dass er andere Menschen ausbilden kann. Geistliche Unterstützung ist auch entscheidend gegen Entmutigung. Wir wollen diese Prüfung im Glauben und in der Hoffnung leben. Seit der Ankunft der Vertriebenen aus Rollo haben wir die Seelsorge intensiviert. Wir organisieren regelmäßig Einkehrtage, einschließlich heiliger Messen und Beichten. Insgesamt sind in Burkina Faso viele Gebiete von Terroristen angegriffen worden.

Werden die Vertriebenen eines Tages in ihre Dörfer zurückkehren können?

Wenn die Terroristen ein Dorf angreifen, verminen sie meistens Häuser und Straßen. Nach den Angriffen sichert die Armee diese Bereiche mit Minensuchgeräten. Wenn dies abgeschlossen ist, kehren in den meisten Fällen etwa 80 % der Bevölkerung in ihre Häuser zurück. Aber tief in ihrem Inneren sind die Menschen weiterhin beunruhigt, weil es bereits an mehreren Orten vorgekommen ist, dass die Terroristen zurückgekehrt sind. Die Armee bleibt in der Nähe, um die Bevölkerung zu schützen, aber leider kann sie nicht überall sein.

Burkina Faso ist bekannt für das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen. Hat der islamistische Extremismus diese Beziehungen verschlechtert?

Nein, im Gegenteil. Für mich sind die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen gestärkt worden. Wir sitzen hier im selben Boot. Wir haben heutzutage viel mehr interreligiöse Treffen. Die Pfarrei unterscheidet bei der Verteilung der Hilfsgüter an die Vertriebenen nicht zwischen Religionszugehörigkeit. Das hat die Muslime beeindruckt und unsere Beziehungen gestärkt. Bei der humanitären Hilfe ist jeder willkommen, denn wir alle sind Gottes Geschöpfe.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Burkina Faso  für die notleidenden Menschen und Flüchtlinge mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Burkina Faso

Bei einem terroristischen Angriff auf die Ortschaft Barsalogho im Norden des westafrikanischen Landes Burkina Faso sind nach örtlichen Quellenangaben mindestens 150 Menschen getötet worden. Es ist eine der blutigsten Attacken in der Geschichte des Landes, das seit 2015 unter islamistischem Terror leidet.

Bischof Théophile Nare aus der Diözese Kaya, in dem Barsalogho liegt, bezeichnete den Angriff gegenüber KIRCHE IN NOT als eine „Tragödie von beispiellosem Ausmaß seit Beginn der Terroranschläge“. Örtliche Quellen berichteten gegenüber KIRCHE IN NOT, dass die Zahl der Todesopfer so hoch sei, dass es nicht möglich gewesen wäre, alle Opfer in den drei Tagen nach dem Massaker zu beerdigen.

Der grausame Angriff auf Barsalogho ereignete sich bereits am vergangenen Samstag. Medienberichten zufolge waren die Bewohner der Gemeinde gerade dabei, Verteidigungsgräben auszuheben, um sich gegen terroristische Übergriffe zu schützen, als plötzlich über 100 dschihadistische Terroristen auf Motorrädern erschienen und mit Maschinengewehren auf die Menschen, Zivilisten und Soldaten, schossen. Unter den Opfern sollen auch Frauen, Kinder und ältere Menschen gewesen sein.

Bischof Théophile Nare aus dem Bistum Kaya in Burkina Faso.

Dritte schwere Attacke innerhalb eines Monats

Den lokalen Quellen zufolge ist es bereits die dritte Attacke innerhalb eines Monats in Burkina Faso. Demnach sollen am 4. August bewaffnete Männer in ein Dorf eingedrungen sein und mehr als 100 Männer zwischen 16 und 60 Jahren verschleppt haben. Seitdem fehle von ihnen jegliche Spur. Auch am 20. August habe es einen Angriff auf zwei Dörfer gegeben, worauf ein Teil der Bevölkerung geflohen sei, berichteten die Quellen gegenüber KIRCHE IN NOT.

In einer Botschaft an die Gläubigen drückte Bischof Nare den Betroffenen und Angehörigen der zahlreichen Opfer sein Mitgefühl aus und rief für Mittwoch, 28. August, zu einem Trauertag für die Verstorbenen auf. Außerdem lädt er zu einer dreitägigen intensiven Gebetszeit ein, um „Wiedergutmachung für alle Angriffe auf das menschliche Leben“ zu leisten, bei denen das Blut unschuldiger Menschen vergossen wurde.

Flüchtlinge in Burkina Faso (Archivbild).

Brutalität und Häufigkeit der Angriffe nimmt zu

Burkina Faso im Westen Afrikas wird besonders seit 2015 wiederholt von dschihadistischen Angriffen erschüttert. Aufgrund der zunehmenden Brutalität und Häufigkeit dieser Attacken befindet sich das Land in einem anhaltenden Zustand der Unsicherheit und Angst. Millionen Menschen sind auf der Flucht oder leben in Flüchtlingslagern. KIRCHE IN NOT ruft zum Gebet für die Betroffenen der Gewalt in Burkina Faso auf.

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Verwendungszweck: Burkina Faso

Der Krieg in der äthiopischen Region Tigray hat zu Massenmorden und sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen geführt. Nun engagiert sich die Kirche bei der Therapie und Seelsorge für die traumatisierte Bevölkerung. Das berichtete der äthiopisch-katholische Bischof Tesfaselassie Medhin aus Adigrat bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Tesfaselassie Medhin, äthiopisch-katholischer Bischof von Adigrat (Äthioipien).

Folter und Massaker

„Die Menschen in Tigray haben die Hölle erlebt: Es gab Gruppenvergewaltigungen und Morde vor den Augen der Familien. Mehr als eine Million Menschen wurden getötet. Es fanden Folter und Massaker statt“, sagte der Bischof, dessen Diözese die gesamte Region Tigray im Norden Äthiopiens an der Grenze zu Eritrea umfasst. Während des Konflikts, der 2020 seinen Anfang nahm und im November 2022 durch ein Friedensabkommen offiziell beendet wurde, sei die Region vollständig abgeriegelt gewesen; auch Hilfslieferungen seien nicht durchgekommen, berichtete Medhin: „Wir waren völlig abgeschnitten. Internet und Telefon haben nicht funktioniert, wir konnten das Haus nicht mehr verlassen.“

Manche Priester seiner Diözese habe er seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Denn auch nach dem Friedensabkommen sei rund ein Drittel der Region Tigray besetzt und unzugänglich. Er zollt den Seelsorgern hohen Respekt: „Aufgrund der Gefahren haben alle Hilfsorganisationen unsere Region verlassen. Aber die Priester und Ordensleute – unter ihnen 30 ausländische Missionare – sind alle dageblieben.“

Ein „wahrer Albtraum“ sei es gewesen, nicht zu wissen, was mit den Menschen seiner Diözese geschehe, erklärte der Bischof. Dennoch habe er bereits während des Krieges in seiner Bischofsstadt Adigrat ein medizinisches Zentrum aufgebaut. Menschen konnten sich dort vertraulich behandeln lassen. „Wir Katholiken machen nur ein Prozent der sieben Millionen Einwohner Tigrays aus, aber aufgrund des Einsatzes im Gesundheits- und Bildungsbereich haben wir für 25 Prozent der Bevölkerung große Bedeutung“, betonte Medhin.

Ein Priester besucht eine Familie in der Region Tigray (Foto: KIRCHE IN NOT/Magdalena Wolnik).

Traumabehandlungen mit geistlicher Dimension

Nach dem offiziellen Kriegsende sei insbesondere der Bedarf an Seelsorge und Betreuung von traumatisierten Menschen sehr hoch. Viele Menschen seien bei den Kämpfen verstümmelt worden oder könnten die erlebten Grausamkeiten nicht verarbeiten. Die äthiopisch-katholische Diözese führt für diese Menschen spezielle Kurse durch, die neben der psychologischen Hilfe auch pastorale Aspekte umfassen, wie der Bischof erklärte: „Ein Bewältigung der traumatischen Erfahrungen ist nicht möglich, ohne sich dem Geschehenen zu stellen. Es muss aber auch die geistliche Dimension berücksichtigt werden. Darum sind unsere Programme biblisch gestützt und werden geistlich begleitet.“ KIRCHE IN NOT wird diese Traumabehandlungen zukünftig finanziell unterstützen.

In Adrigat hielten sich noch immer 50 000 vertriebene Menschen auf, die nicht in ihre Heimatorte zurückkehren könnten, schilderte Medhin die aktuelle Situation. Die Straßen seien unsicher, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Tausende Menschen in der Region würden weiterhin durch Gewalt, Nahrungsmittelknappheit und eine mangelnde medizinische Versorgung sterben, beklagte der Bischof: „Wie kann die Welt da einfach nur zuschauen?“

Gottesdienst in Äthiopien

Einer der tödlichsten Konflikte weltweit

Der Konflikt in der Region Tigray ist Beobachtern zufolge einer der tödlichsten weltweit. Auslöser war ein Streit um die Macht zwischen der Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed und der lange in Tigray regierenden „Tigray´s People Liberation Front“ (TPLF). Die Regierungstruppen wurden aus dem Nachbarland Eritrea und von ethnischen Milizen aus dem Inland unterstützt. Mit dem Friedensabkommen von Anfang November 2022 ist es wieder möglich, humanitäre Hilfen in die Region zu bringen. Vorbei ist der Konflikt aber nicht.

Äthiopien ist mit rund 110 Millionen Einwohnern aus über 80 Ethnien einer der bevölkerungsreichsten Staaten Afrikas. Etwa 95 Prozent der Bevölkerung gehören der äthiopisch-orthodoxen Kirche an. Während der Kämpfe wurden vereinzelt auch Übergriffe auf Kirchen und Klöster gemeldet. Die Gewalt war jedoch nicht religiös, sondern politisch motiviert.

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Das Oberhaupt der mit Rom unierten koptisch-katholischen Kirche, Patriarch Ibrahim Sidrak, sieht eine positive Entwicklung für die Christen in Ägypten: „In den vergangenen zehn Jahren hat es echte Fortschritte gegeben“, sagte Sidrak im Gespräch mit KIRCHE IN NOT. „Im Gegensatz zu den Nachbarländern“ habe sich die Situation der Religionsfreiheit in Ägypten verbessert. Es gebe „viel weniger Gewaltakte“ gegen Christen als in der Vergangenheit, auch erkenne der ägyptische Staat die Kirchen an.

Die Regierung habe die Hindernisse für den Bau neuer Kirchen beseitigt, deshalb gebe es nun in vielen Diözesen Baustellen, betonte der Patriarch: „Eines der repräsentativsten Beispiele ist unsere Kathedrale in Luxor, die 2016 niedergebrannt wurde.“ KIRCHE IN NOT unterstützt den Wiederaufbau maßgeblich.

Neue Gotteshäuser seien notwendig, weil Gemeindemitglieder oft weite Weg auf sich nehmen müssten, um Gottesdienste zu besuchen. Manche Gläubige müssten „bis zu einem Viertel des Gehalts aufwenden, um mit dem Bus in die nächstgelegene Kirche zu fahren“, sagte der Patriarch.

Die Lage habe sich im Vergleich mit 2012 fundamental geändert; damals waren mit Präsident Mohammed Mursi die Muslimbrüder an die Macht gekommen. „Als sie alle Hebel in der Hand hatten, war es für einen Christen sehr riskant, allein auf die Straße zu gehen. Unsere Kirchen waren ständig bedroht, und Terroristen brannten hunderte von ihnen nieder“, erklärte Sidrak.

Der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Sidrak.

Muslimbruderschaft hat keinen Einfluss mehr

Auch heute gebe es Fanatiker und Terroristen in Ägypten, aber diese „seien kaltgestellt“. Eine Gefahr, dass die Muslimbruderschaft wieder die Macht erlangen könnte, sieht der Patriarch nicht: „Ich glaube, als die Ägypter 2012 zur Wahl gingen, glaubten sie, dass sie der Muslimbruderschaft nie eine Chance gegeben hatten und man es nun ausprobieren müsse. Sie werden denselben Fehler nicht noch einmal begehen.“

Als aktuelle Herausforderungen für Ägypten bezeichnete Sidrak die hohe Jugendarbeitslosigkeit, das Bevölkerungswachstum und die Zuwanderung aus dem Ausland: „Wir nehmen viele Einwanderer aus Ländern auf, in denen Krieg herrscht. Früher kamen sie aus Syrien, heute aus Sudan.“

Die koptisch-katholische Kirche nehme eine sozial-karitative Verantwortung für die ägyptische Gesellschaft wahr, indem sie unter anderem Kliniken und Bildungseinrichtungen betreibe: „Es gibt 180 koptisch-katholische Schulen, die einen guten Ruf genießen.“ Viele Muslime schickten ihre Kinder auf diese Schulen, unter den Absolventen seien auch heutige Regierungsmitglieder, betonte der Patriarch. „Das trägt nicht nur zur Bildung unseres Volkes bei, sondern auch dazu, dass es trotz der religiösen Unterschiede zusammenhält.“

Kerzen in einer koptischen Kirche in Kairo (Ägypten).

Katholische Schulen auch von Muslimen geschätzt

Der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten gehören etwa 300 000 Gläubige an. Die Mehrheit der Christen im Land ist koptisch-orthodox. Die Schätzungen, wie hoch der Bevölkerungsanteil der Christen in Ägypten insgesamt ist, schwanken stark zwischen sechs und bis zu 15 Millionen. Da wären etwa zwischen sechs und 14 Prozent der rund 110 Millionen Einwohner Ägyptens.

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