Am 8. März, dem Weltfrauentag, hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz die beiden nigerianischen Christinnen Maryamu Joseph (19) und Janada Marcus (22) begrüßt. Beide hatten durch die Terroreinheit Boko Haram schwere Misshandlungen erfahren. Sie waren auf Einladung des italienischen Büros von KIRCHE IN NOT nach Rom gekommen. Fotos zeigen, wie Papst Franziskus mit den beiden Frauen spricht und sie segnet.
Darüber hinaus wurden die Christinnen von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und von Außenminister Antonio Tajani empfangen.
Eine der beiden Frauen, Janada Marcus, hat mit KIRCHE IN NOT über ihr Leid gesprochen.
KIRCHE IN NOT: Janada, Sie und Ihre Familien waren bereits zweimal vor Boko Haram geflohen, als sie sich in Maiduguri in Nordnigeria niederließen. Was geschah dann?
Maryamu Joseph: Mein Vater hatte ein Stück Land in der Nähe von Maiduguri gekauft und wir waren froh, dass der Albtraum der Flucht vorbei war. Aber dann kam der 20. Oktober 2018 – der Tag, an dem die Sonne aus unserem Leben verschwand.
Was passierte?
Wir waren gerade bei der Arbeit auf unserem Bauernhof und sangen Lieder. Plötzlich waren wir von Männern von Boko Haram umzingelt. Sie richteten eine Machete auf meinen Vater. Sie sagten ihm, sie würden uns freilassen, wenn er mit mir Sex hätte. Während die Machete auf die Stirn meines Vaters zielte, sah er mich und meine Mutter an. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ich schämte mich für das, was die Männer vorgeschlagen hatten.
Wie reagierte Ihr Vater?
Er senkte den Kopf und antwortete: „Ich kann nicht mit meiner eigenen Tochter schlafen. Lieber sterbe ich, als so eine Gräueltat zu begehen.“ Da nahm einer der Männer die Machete und enthauptete meinen Vater. Ich flehte Gott an, auch mein Leben zu nehmen. Ich war schon eine lebendige Tote.
Sie haben diesen Angriff überlebt. Aber das war noch nicht das Ende des Schreckens …
Zwei Jahre später, im November 2020, war ich auf dem Weg zu einer Behörde, als ich erneut von Boko-Haram-Kämpfern überfallen wurde. Sie verschleppten mich und folterten mich, sechs Tage lang. Es kam mir wie sechs Jahre vor. Ich kann nicht beschreiben, was ich erlebt habe. Dann ließen sie mich frei. Ich ging zurück zu meiner Mutter. Sie brachte mich dann ins Traumazentrum der katholischen Diözese Maiduguri.
Wie war es im Traumzentrum?
Ich wurde erstmal zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Es folgte ein halbes Jahr mit intensiven Therapiegesprächen und geistlicher Betreuung. Ich habe gelernt, meine Vergangenheit zu verarbeiten – die Kunst, heil zu werden, indem ich meinen Schmerz loslasse. Mein Glaube ist stärker geworden. Inzwischen bin ich wieder auf den Beinen und habe mich jetzt in einer weiterführenden Schule eingeschrieben.
Sie sagen, Ihr Glaube sei stärker geworden. Was meinen Sie damit?
Meine schrecklichen Erfahrungen haben mich erst von Gott weggeführt. Ich fragte: Wo war Gott, als mein Vater getötet wurde? Wo war er, als ich Folter und Qualen durchleben musste? Nach meinem Heilungsprozess weiß ich, dass Gott auch im Leid da ist. Boko Haram hat mir so Schlimmes angetan. Ich kann selbst nicht glauben, dass ich das sage: Aber ich haben meinen Peinigern vergeben und bete für die Erlösung ihrer Seelen.
Das Traumazentrum der Diözese Maiduguri wurde mit Hilfe von KIRCHE IN NOT gebaut. Dort können bis zu 40 traumatisierte Frauen und Mädchen psychologisch und seelsorgerisch betreut werden.
Auf das Schicksal entführter und missbrauchter Frauen und Mädchen in Nigeria, Pakistan, Ägypten, Irak und andernorts macht eine Fallstudie von KIRCHE IN NOT mit dem Titel „Hört Ihre Schreie“ aufmerksam. Sie kann hier bei uns bestellt werden.
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