Weihbischof aus Maiduguri sieht Nigeria im Umfeld der Präsidentschaftswahlen „noch nie so geteilt wie jetzt – entlang religiöser, ethnischer und regionaler Grenzen. Das ist ein Versagen der Politik, die es versäumt hat, Menschen zusammenzubringen.“
Im Gespräch mit KIRCHE IN NOT betonte der Weihbischof, dass die internationale Gemeinschaft in der aktuellen Katastrophenlage helfen könne, „dass Rechtsstaatlichkeit und Religionsfreiheit eingehalten werden. Die Weltgemeinschaft kann Druck auf unsere Regierung ausüben, damit sie all das wahrnimmt.“ Nigeria sei „in gewisser Weise ein Entwicklungsland, dem beim Regieren geholfen werden muss“.
Bakeni ist seit Sommer 2022 Weihbischof im Bistum Maiduguri im Nordosten Nigerias. Die Region im Bundesstaat Borno gilt als Ursprungsregion der Terrorgruppe „Boko Haram“. Mittlerweile sei es dort etwas sicherer geworden, aber es handle sich nach wie vor um einen „Guerillakrieg. Besonders in den Dörfern ist die Lage noch angespannt, weil die Boko-Haram-Einheiten in den Busch und die Wälder zurückgedrängt werden konnten.“
Muslime und Christen, die in der Region einen Anteil von etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, lebten „Seite an Seite zusammen. Wir gehen auf denselben Markt, ins selbe Krankenhaus. Es gibt einen Dialog des Lebens.“
Es sei jedoch ebenso falsch, in den Medien und der Öffentlichkeit vereinfachend von „Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen“ in Nigeria zu sprechen. Die Konflikte hätten zwar eine religiöse Dimension, aber es spielten auch politische, ethnische und weitere Faktoren eine Rolle.
Dennoch werde besonders in Nordnigeria von Regierungsseite versucht, „Christen zu unterdrücken, zu verfolgen, zu diskriminieren und vom politischen und gesellschaftlichen Leben auszuschließen“, erklärte der Weihbischof.
Das gelte auch im Konflikt zwischen Bauern und Hirten in weiten Teilen Nigerias. Durch die klimatischen Veränderungen fänden die Hirten immer weniger Weideland: „Also mussten sie ins Hinterland ziehen, und das schafft zwangsläufig Konflikte“, sagte Weihbischof Bakeni.
Neben dem Landkonflikt gebe es jedoch auch hierbei „eine Islamisierungsagenda. Dessen muss sich die internationale Gemeinschaft bewusst sein. Manchmal wollen es die Verantwortlichen nicht hören. Aber für uns, die wir in dieser Realität leben, ist das alles sehr klar.“
Als besonders problematisch bezeichnete Bakeni das traditionelle islamische Bildungssystem „Almajiri“. Dabei handelt es sich um „wandernde“ Koranschulen, für die „kleine Kinder schon im sehr zarten Alter ihre Elternhäuser verlassen. Sie werden rein auf islamistischer Grundlage ausgebildet.“
Diese jungen Menschen würden zu einer leichten Beute von „Boko Haram“ und anderen radikalen Strömungen. „Sie werden sogar von Politikern während der Wahlkampf-Kampagnen benutzt“, berichtete Bakeni. Den staatlichen und kirchlichen Schulen komme deshalb eine wichtige Bedeutung zu, um der Radikalisierung entgegenzuwirken.
In dieser schwierigen Situation seien für die katholischen Christen Nordnigerias Gebet, Anbetung und Gemeindeleben essenziell, betonte der Weihbischof. „Wir brauchen den spirituellen Rückhalt. Wir haben bisher so viel erlitten. Aber all das hat uns angespornt, unser Leben aus dem Glauben zu stärken. Ich danke allen Wohltätern von KIRCHE IN NOT, die uns dabei unterstützen.“
Nach den Präsidentschaftswahlen in Nigeria hat die Wahlkommission Bola Tinubu von der Regierungspartei All Progressives Congress (APC) zum Sieger erklärt. Fast 90 Millionen Wahlberechtigte waren am 25. Februar aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Muhammadu Buhari zu wählen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte.
Der Urnengang war Medienberichten zufolge größtenteils friedlich verlaufen. Viele Wahllokale hatten jedoch mit organisatorischen Problemen zu kämpfen, was die Bekanntgabe der Wahlergebnisse verzögerte. Beobachter erwarten im Nachgang weitere Auseinandersetzungen.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Nigeria
Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende – schnell und einfach online!