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Die Ankündigung von Papst Franziskus, seine verschobene Reise in den Südsudan voraussichtlich im kommenden Februar durchführen zu wollen, habe bei den Katholiken im Land „große Freude“ ausgelöst. Das erklärte die portugiesische Missionarin Beta Almendra gegenüber KIRCHE IN NOT. Sie ist in Wau, der zweitgrößten Stadt des Landes, tätig.

Der Papstbesuch sei auch deshalb wichtig, um die internationale Aufmerksamkeit auf den Südsudan zu richten, der erst 2011 seine Unabhängigkeit erlangt hat und seither durch eine extreme Krise geht. „Die Lage ist nicht stabil; wir schaffen es nicht allein“, sagte die Ordensfrau.

Im Südsudan herrscht seit 2013 Bürgerkrieg. Das größte Problem aber sei der Hunger, so Schwester Beta. Nach Angaben von UNICEF leiden rund zwei Drittel der Bevölkerung im Südsudan unter extremer Unterernährung, das sind rund sieben Millionen Menschen. Die Versorgungslage habe sich durch die Covid-19-Pandemie und die ausbleibenden Kornlieferungen infolge des Ukraine-Kriegs noch weiter verschlimmert.

Schwester Beta Almendra (mit Kappe) mit Schülerinnen einer katholischen Schule.

Prekäre Versorgunslage

Erschwerend komme hinzu, dass sich einige Hilfsorganisationen aus dem Südsudan zurückgezogen hätten. Dies habe spürbare Folgen, erzählte Schwester Beta: „In einer der Schulen, in denen ich arbeite, haben wir einmal am Tag Essen ausgegeben: für viele Kinder die einzige Möglichkeit, eine Mahlzeit zu bekommen. Aber die Schule musste die Essensausgabe aufgeben, weil kein Geld mehr da war.“ Viele Kinder würden krank, so die Ordensfrau.

In Südsudan kämpfen Anhänger von Präsident Salva Kiir Mayardit und dem früheren Vizepräsidenten Riek Machar erbittert gegeneinander. Hintergrund sind ethnische Konflikte. Internationalen Angaben zufolge sind in dem Konflikt seit 2013 mehr als 400 000 Menschen getötet worden; mehr als zwei Millionen sind geflohen.

Eine Familie im Südsudan erhält eine Lebensmittelhilfe.

Ethnische Konflikte

Papst Franziskus hatte bereits im Juli 2022 eine Reise in den Südsudan und die Demokratische Republik Kongo geplant, musste diese jedoch aufgrund gesundheitlicher Probleme absagen. Mitte September kündigte er an, die Reisepläne für Februar 2023 wieder aufnehmen zu wollen.

Auf der Afrika-Reise wird der Papst voraussichtlich vom Primas der anglikanischen Kirche, Justin Welby, begleitet werden. Über 60 Prozent der mehr als elf Millionen Einwohner des Südsudan sind Christen. Die meisten von ihnen gehören der anglikanischen und der römisch-katholischen Kirche an.

Unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Südsudan mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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Verwendungszweck: Südsudan

Der Südsudan ist eines der ärmsten Länder der Welt. Zwei Drittel der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Korruption und Stammesfehden spalten das Land, das einen mühsamen Weg zur Unabhängigkeit hinter sich hat: Erst 2011 trennte sich der mehrheitlich christlich geprägte Süden vom muslimischen Norden.

Über den Einfluss der Kirche auf die politische wie gesellschaftliche Entwicklung, die desaströse Lage und zarte Hoffnungen auf Verbesserungen sprach der Erzbischof der südsudanesischen Hauptstadt Juba, Stephen Ameyu Martin Mulla, mit KIRCHE IN NOT.

Stephen Ameyu Martin Mulla, Erzbischof von Juba/Südsudan.

KIN: Erzbischof Mulla, wie ist das alltägliche Leben für die Menschen im Südsudan derzeit?

Erzbischof Mulla: Der Südsudan ist eines der jüngsten Länder der Welt, aber es ist auch eines der ärmsten. Hinter uns liegen Jahrzehnte des Bürgerkriegs. Es gibt nur wenige gute Straßen, es fehlt an allem. Von morgens bis abends suchen die Menschen nach Lebensmitteln und Trinkwasser. In diesem Jahr herrschte noch dazu eine große Dürre. Nach wie vor ringen wir auch mit den Folgen von lokalen Auseinandersetzungen. Wir appellieren an unsere Brüder und Schwestern weltweit, uns in dieser Zeit der Not zu Hilfe zu kommen.

Wie sieht das kirchliche Leben unter diesen schwierigen Bedingungen aus?

Die christliche Bevölkerung leidet enorm. Auch unsere Priester haben viel zu leiden. In manchen Pfarren gibt es nur Strohhütten, keinen Strom, kein Wasser. Wo es keine Kirche gibt, beten die Menschen im Schatten der Bäume. Aber die Menschen kommen in großer Zahl, der Glaube ist stark.

Eine Mutter mit ihren Kindern im Südsudan erhält Lebensmittelhilfen.

Offensichtlich ist der Staat nicht in der Lage, für die grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen zu sorgen. Kann die Kirche hier helfen?

Die Kirche ist ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung für die Menschen im Südsudan. Sie war und ist führend im Erziehungs- und Gesundheitsbereich. Wir tun unser Bestes, damit die Menschen Lebensmittel und Trinkwasser bekommen. Wir versuchen, die Menschen zu ermutigen, dass sie Landwirtschaft betreiben, damit sie sich versorgen können. Wir bringen den Leuten bei, selbstbewusst zu werden und für ihre Rechte einzustehen.

„Kirche ist Zeichen des Friedens und der Hoffnung”

Der Südsudan ist reich an Bodenschätzen. Aber die Einzigen, die den Profit aus diesen Bodenschätzen einstreichen, sind die Eliten. Sie stehen in Kontakt mit den Eliten, und Sie haben auch mit dem Präsidenten Ihres Landes gesprochen. Ist er in einen Dialog mit Ihnen getreten?

Reichtum erweist sich manchmal auch als Fluch. Im Südsudan wird Erdöl gefördert, aber die Einnahmen kommen nicht bei den Menschen an. Es gibt einen Dialog zwischen den Bischöfen und dem Präsidenten und anderen Autoritäten. Wir hoffen, dass wir durch diesen Dialog einen Mentalitätswandel bewirken können. Mittlerweile hat die Regierung begonnen, neue Straßen und neue Krankenhäuser zu bauen – ich denke, das ist eine Frucht unseres Dialogs.

Jugendliche in einer katholischen Schule in El Obeid/Sudan.

Die Anführer im Südsudan hatten als Kriegsherren begonnen. Jetzt müssen sie zivile Anführer sein. Nehmen sie diese Verantwortung ernst?

Die Verantwortlichen sehen langsam, dass es nicht gut für sie wäre, wenn sie sich weiterhin unverantwortlich verhalten. Als Kirche können wir ihren Blick für diese Verantwortung schärfen. Präsident Salva Kiir Mayardit hat uns gesagt, dass er nicht zum Krieg zurückkehren wird. Ich hoffe, er hat die Wahrheit gesagt.

Nach vielen Jahren des Bürgerkriegs ist der Südsudan ein gespaltenes Land. Was tut die Kirche, um die Menschen zu versöhnen?

In jeder Diözese haben wir eigene Abteilungen für Gerechtigkeit und Frieden eingerichtet. Wir versuchen, die Menschen zur Einheit und zur Zusammenarbeit zu erziehen. Unser Problem besteht im Stammesdenken, dem Tribalismus, der unser Lebensgefüge zerstört hat. Wir arbeiten hart, um durch Versöhnung und Dialog einen Wandel in unserem Volk herbeizuführen, damit die Menschen verstehen, dass wir alle Brüder und Schwestern sind.

Die Kirche im Südsudan hilft bei der Umsetzung des Friedens, sie hilft im Bildungsbereich. In vielen afrikanischen Ländern sehen wir, dass die Menschen ausgebildet sind, wenn sie dann aber aus Schule kommen, gibt es keine Arbeit für sie. Wie ist die Situation bei Ihnen?

Genaugenommen ist im Südsudan das Gegenteil der Fall. Während der Kriegsjahre hat die Kirche nie mit ihrer Bildungsarbeit aufgehört. Viele der Menschen, die damals in unsere Schulen gegangen sind, arbeiten heute bei der Regierung oder anderen öffentlichen Stellen. Ohne den Einsatz der Kirche hätte niemand eine Ausbildung erhalten, und das würde uns schwer zurückwerfen.

Lebendiger Glaube: Kinder aus Südsudan haben bei der KIRCH IN NOT-Aktion „Eine Million Kinder beten den Rosenkranz“ mitgemacht.

In einem Land, das so sehr durch einen Bürgerkrieg gespalten wurde, ist es ein Hoffnungszeichen, dass zumindest die Bischöfe in Sudan und Südsudan nie getrennt waren. Wie ist die Situation derzeit?

Die Bischöfe des Nordens und des Südens sind eins. Diese Einheit hilft uns, unsere Köpfe und unsere Ideen zusammenzubringen, um die brennenden Aufgaben im Sudan und im Südsudan zu lösen. Wir versuchen, Druck auf unsere Regierungen auszuüben. Sie müssen ihre Haltung gegenüber dem Volk verändern.

Wie kann der Westen den Menschen im Südsudan jetzt am besten helfen?

Ich möchte sehr appellieren, uns im Bildungsbereich weiter zu unterstützen. Bildung ist das Wichtigste. Aktuell herrscht auch eine große Hungersnot. Schon wenig finanzielle Unterstützung hilft sehr viel, zum Beispiel, um Häuser in unseren Pfarreien zu errichten. Ich danke KIRCHE IN NOT, dass Sie uns eine Plattform geben, um unsere Nöte und Sorgen auszusprechen. Ich danke allen Wohltätern für Ihre Hilfe.

Unterstützen Sie die notleidenden Menschen im Südsudan und den Einsatz der Kirche für Bildung und Versöhnung. Mit Ihrer Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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Die Steyler Missionsschwester Veronika Theresia Rackova war eine Ärztin und die Direktorin des St.-Bakhita-Ambulanzzentrums in Yei in Südsudan. Am 16. Mai 2016 wurde an einer Straßenblockade der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA), einer früheren Guerilla-Bewegung, die aufgrund der Unabhängigkeit Süd sudans 2011 an die Macht kam, auf sie geschossen.

Schwester Veronika saß am Steuer des Krankenwagens und wollte gerade eine hochschwangere Frau in das nächstgelegene Krankenhaus fahren. Vier Tage später starb sie in einem Krankenhaus an den Folgen ihrer Verletzungen.

Sr. Veronika wurde von der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA), einer früheren Guerilla-Bewegung, angeschossen.

Die 58-jährige Ordensfrau, ursprünglich aus der Slowakei, widmete ihr Leben dem Dienst an den armen und bedürftigen Menschen.

Der Südsudan hat unter langen Bürgerkriegen zu leiden. Die Kirche in diesem Land braucht unsere Unterstützung. Aus diesem Grund unterstützt KIRCHE IN NOT eine Bandbreite verschiedener pastoraler, Bildungs-, Gesundheits- und Hungerhilfeprojekte, wie beispielsweise ein Projekt der Comboni-Missionare in der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Yirol in der Diözese Rumbek im Zentrum des Landes.

Die Beispiele von aktuellen Märtyrern stammen aus unserem Büchlein „Kalender der Märtyrer und Zeugen der Liebe“, das Sie in unserem Shop bestellen können: zum Kalender der Märtyrer

Die katholische Kirche begeht den außerordentlichen Monat der Weltmission. Oft geschieht das missionarische Wirken der Kirche unter erschwerten Bedingungen: In Verfolgung, Armut und Krieg. So auch im Südsudan. Hunderttausende Todesopfer, Millionen Geflüchtete – der Bürgerkrieg, der im Jahr 2013 im damals erst zwei Jahre alten afrikanischen Staat Südsudan ausbrach und bis zum Waffenstillstand im vorigen Jahr andauerte, hat das Land in einem desolaten Zustand hinterlassen. So äußert sich Pater Boniface Isenge aus der in der Mitte des Landes gelegenen Diözese Rumbek bei einem Besuch in der Zentrale von KIRCHE IN NOT.

Etwa 38 Prozent der gut 13 Millionen Südsudanesen seien Christen, so Pater Boniface. In seiner Diözese leben etwa 180.000 Katholiken. Viele hielten die katholische Kirche gar für die einzig funktionierende Institution im Land. Der Spiritaner lebte zunächst als junger Priester acht Jahre im benachbarten Äthiopien, ehe er sich im Jahr 2013 dazu entschloss, in den Südsudan zu gehen: „Nachdem das Landunabhängig wurde, hat mein Orden dringend Priester und Missionare gesucht, um hier tätig zu werden. Ich wollte etwas Neues machen und war bereit für diese neue Mission“, erinnert sich Pater Boniface. Er sieht es als seinen Auftrag, Frieden in die vom Krieg zerrüttete Region zu bringen.

Bereits kurz nach seiner Ankunft stellte der Geistliche fest, dass seine Gläubigen sich nach Bildung sehnen. „Die Schulen im Südsudan sind teilweise sehr weit voneinander entfernt“, beklagt er. „Sie sind überfüllt, sodass in der Regel 60 Schüler pro Klasse und mitunter über 100 Personen in einem Raum unterrichtet werden müssen.“ Nach Behördenangaben sind etwa drei Viertel aller Einwohner des Südsudans über 15 Jahre Analphabeten. Schon bald erkannte der Pater: „Bildung ist der Schlüssel, um immer wieder aufkommende Spannungen in der Bevölkerung zu beseitigen. Mit Bildung kommt Frieden!“

Neben der Seelsorge ist es Pater Boniface auch ein wichtiges Anliegen, Eltern die Wichtigkeit von Bildung für ihren Nachwuchs zu vermitteln. Nicht nur, damit die Kinder trotz der schwierigen Bedingungen und Probleme im Land eine bessere Chance als die Generation vor ihnen hätten, sondern auch um ihre Unabhängigkeit zu stärken. „Denn noch immer werden im Land 17 Prozent aller Ehen mit minderjährigen Mädchen geschlossen, das ist hier leider noch gängige Praxis“, sagt der Ordensmann.

Obwohl der Südsudan das drittärmste Land der Welt ist, sei das Preisniveau verhältnismäßig hoch. „Viele können sich selbst einfachste Grundnahrungsmittel nicht leisten und sind auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.“ Außerdem machen zahlreiche Krankheiten wie Malaria dem Land zusätzlich zu schaffen. Trotz all dieser Probleme ist Pater Boniface zuversichtlich: „Mein herzlicher Dank geht an alle, die uns unterstützen oder im Gebet mit uns verbunden sind. Ich bin hoffnungsvoll, dass man im Südsudan in Zukunft ein gutes Leben führen kann.“

Die Päpstliche Stiftung KIRCHE IN NOT hat allein seit dem Jahr 2015 die Kirche im Südsudan mit über 3,4 Millionen Euro unterstützt, darunter der Wiederaufbau von Kirchen und Pastoraleinrichtungen, die Ausbildung von Priestern sowie Messstipendien.