Die Pfarre St. Simon und St. Helena ist ein wichtiges geistliches Zentrum der belarussischen Hauptstadt. Am 5. September hatten sich dort mehrere hundert Menschen versammelt, um für die Einheit des Landes und die Opfer der Massenproteste zu beten, darunter auch Vertreter ausländischer Botschaften und anderer Religionen. Für den 11. September ist ein stadtweiter Kreuzweg angekündigt, bei dem die katholischen Gläubigen um die Rückkehr ihres Erzbischofs Tadeusz Kondrusiewicz beten wollen.
Wie zahlreiche internationale Medien berichteten, war dem Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz in Belarus und Erzbischof von Minsk-Mahiljou am 31. August an der polnisch-belarussischen Grenze die Wiedereinreise verweigert worden. Osteuropa-Referentin Magda Kaczmarek vom weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ erklärte dazu: „Wir müssen daran denken, dass Erzbischof bereits 74 Jahre und nicht völlig gesund ist. Eine solche Behandlung kann negative Folgen auf seinen Gesundheitszustand haben.“ Kondrusiewicz hatte im August die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten öffentlich kritisiert.
Aus seinem „Exil“ in Polen hat sich der Erzbischof vergangene Woche an die Gläubigen und „alle Menschen guten Willens“ gewandt. Er bat sie um das Gebet für eine Lösung der gesellschaftspolitischen Krise, die er als „beispiellos“ bezeichnete. „In diesem Land, das in der Welt als friedlich und gemäßigt angesehen wird“ habe ein Bruder „seine Hand gegen den anderen Bruder erhoben.“
Der Erzbischof rief zu „Vergebung und Barmherzigkeit“ auf. Er regte an, im September in allen Kirchen des Landes um die Fürsprache des Erzengels Michael, des Schutzpatrons von Belarus, zu beten, um eine „Verschlimmerung des Konflikts aufzuhalten und schnellstmöglich eine Lösung zu finden.“ Eine Statue des Erzengels Michael wird alle vier katholischen Diözesen des Landes besuchen. Über eine Million der 9,5 Millionen Belarussen gehören der römisch-katholischen Kirche an, rund 10 000 der unierten griechisch-katholischen Kirche. „Kirche in Not“ ruft zu Gebet und Hilfe für die Menschen in Belarus auf.
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