„Ohne tägliche heilige Messe und Rosenkranz könnte ich es hier nicht aushalten“, betont Witalij Nowak im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT (ACN). Nowak ist Militärpfarrer für eine Brigade von etwa 3000 Frontkämpfern in der Ostukraine, die genau Position kann er aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Er ist ein Seelsorger in der Hölle des Krieges – die auch nach drei Jahren noch nicht zu Ende ist.
Aktuell nehmen die Kämpfe wieder zu, berichtet Pfarrer Nowak. Und ob die Zukunft einen Waffenstillstand oder gar Frieden bringt, kann niemand absehen. Täglich spendet er den Segen für Soldaten, die in die Frontkämpfe geschickt werden – keiner weiß, ob sie lebend zurückkommen. „Sie stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens in einer Intensität wie niemals zuvor. Ich möchte ihnen Sicherheit vermitteln. Aber mehr als meine Präsenz ist es die Gegenwart Gottes, die ich ihnen schenke.“
Obwohl offiziell über 80 Prozent der Ukrainer Christen sind, sind die Folgen der Sowjetzeit nach wie vor sichtbar: Viele Soldaten wissen kaum etwas vom Christentum. „Ich versuche, sie behutsam anzusprechen und teile mit ihnen ein paar Gedanken aus dem Evangelium.“ Jeder Soldat bekommt von ihm auch einen Rosenkranz und eine Wundertätige Medaille, die auf eine Marienerscheinung der französischen Ordensschwester Katharina Labouré im Jahr 1830 zurückgeht. Pfarrer Nowak erklärt den Soldaten, dass diese beiden Andachtsgegenstände ein Zeichen für Gottes Nähe seien und sie nicht allein sind. „Wenn sie dann wieder vom Fronteinsatz zurückkommen, sagen sie mir oft: ,Der Rosenkranz und die Medaille waren meine ständigen Begleiter. Ich habe mich an das erinnert, was sie mir gesagt haben, und habe zu Gott gebetet.’“
Aber es gibt auch die gegenteilige Erfahrung: Soldaten, die früher religiös waren, wenden sich aufgrund der erlebten Grausamkeiten von Gott ab. Die Seelsorger sind weiterhin für sie da, zumal es oft keine psychologische Hilfe gebe, berichtet Pfarrer Nowak. Gut die Hälfte der rund 300 Priester des griechisch-katholischen Ritus in der Ukraine haben seit Kriegsbeginn eine Fortbildung absolviert, um traumatisierte Menschen besser betreuen zu können. KIRCHE IN NOT finanziert diese Kurse. Seit 2022 hat das Hilfswerk in der Ukraine fast 1000 Projekte mit einem Umfang von über 3,5 Millionen unterstützt. Mittlerweile ist auch Netzwerk von kirchlichen Erholungszentren für ehemalige Frontsoldaten entstanden.
In den Gesprächen tauche auch immer wieder die Frage nach der Gewissensverantwortung auf, berichtet Pfarrer Nowak: „Wenn man dem Feind gegenübersteht, ist es dann Hass, der einen leitet, oder der Wunsch, das Land und die eigene Familie zu schützen?“ Sorgsam geht der Priester auch mit seinen Formulierungen um. Vom Schutz des Himmels zu sprechen, ist angesichts allgegenwärtiger Drohnen, die das Leben vom einen auf den anderen Moment auslöschen, schwierig geworden.
Unterwegs ist Pfarrer Nowak mit einem neuen Fahrzeug, das KIRCHE IN NOT finanziert hat: Einem Transporter, der bei Bedarf auch in ein Gesprächszimmer oder eine Kapelle umgewandelt werden kann. Diese Gefährte stehen in der Tradition der „Fahrzeuge für Gott“, die KIRCHE IN NOT in den 1950er-Jahren zur Seelsorge unter den katholischen Heimatvertriebenen in der deutschen Diaspora auf die Reise geschickt hat. „Natürlich bete ich nicht nur mit den Soldaten, ich koche auch mit Ihnen, verbringe ihre wenige Freizeit mit ihnen“, erzählt Pfarrer Nowak. Unterwegs ist er nicht nur dem Auto, sondern auch in der digitalen Welt. Täglich postet er Fotos, kurze Ermutigungstexte oder Bibelverse in den sozialen Medien und kann so viele „seiner“ Soldaten erreichen.
Aber auch ein schwerer Dienst hinter der Front gehört zu seinen täglichen Aufgaben: Er nimmt Kontakt mit der Familie auf, sobald ein Soldat verletzt wird – oder in den Kämpfen umkommt. „Das ist das Schwierigste“, gibt der Seelsorger zu. Gemeinsam mit den Angehörigen plant er auch die Beerdigung. Diese ist aber nicht immer sofort möglich, vor allem dann, wenn jemand in den besetzten Gebieten gefallen ist.
Außerdem hätten sich viele Familien im Ausland in Sicherheit gebracht und könnten nur aus der Ferne trauern. Dabei erlebt Pfarrer Nowak auch, „das viele Menschen in Wut und Hass gefangen sind“. Dem versucht der Seelsorger entgegenzuwirken, ohne zu beschwichtigen: mit einem offenen Ohr, einem offenen Herzen und dem Trost aus dem Glauben.
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Im Vorfeld des dritten Jahrestags der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar haben mehrere katholische Bischöfe des Landes KIRCHE IN NOT (ACN) für die ungebrochene und kreative Unterstützung der ukrainischen Kirche gedankt.
Der Bischof von Donezk, Maksym Rjabucha, lebt wegen der russischen Besatzung seiner Stadt aktuell in Saporischschja. Er schrieb KIRCHE IN NOT: „Der Krieg verursacht großen Schmerz, ein Gefühl der Hilflosigkeit, Trauer durch Verlust. Die Ukraine ist allen dankbar, die während dieser schwierigen Kriegsjahre an unserer Seite waren. Ohne Sie würden wir nicht mehr existieren.“
Der Bischof von Odessa, Stanislaw Schyrokoradjuk, schildert gegenüber KIRCHE IN NOT die täglichen Herausforderungen in der Seelsorge: „Seit drei Jahren herrscht Krieg – Tod und Zerstörung sind tägliche Realität. Die schwierigste und schmerzhafteste Aufgabe der Kirche sind Beerdigungen. Wie schwer ist es, die Fragen nach dem ‚Warum‘ und ‚Wofür‘ zu beantworten. Jeden Tag sterben junge Männer, Frauen und sogar Kinder. Was für ein hoher Preis für die Unabhängigkeit der Ukraine.“ Trotz des Leids bleibe der Glaube für viele ein Halt, sagt Bischof Schyrokoradjuk. „Und wir hören nie auf, all jenen zu danken, die dafür sorgen, dass wir uns nicht allein fühlen. Vielen Dank für Ihre Gebete und Ihre Solidarität mit uns.“
KIRCHE IN NOT hat die katholische Kirche in der Ukraine seit Beginn der russischen Invasion vor drei Jahren mit über 25 Millionen Euro unterstützt. Die Art der Unterstützung hat sich im Laufe der Zeit verändert: Lag der Fokus zunächst auf Hilfe bei der Versorgung von Binnenvertriebenen, wurde der Schwerpunkt inzwischen auf die pastorale Begleitung der Kriegsopfer verlagert. Die Hauptbereiche der Unterstützung sind nun Existenzhilfen für Priester und Ordensfrauen, die Ausbildung von Seminaristen sowie Projekte zur Traumabewältigung.
Ein weiterer wichtiger Posten ist die Beschaffung von Fahrzeugen für die Seelsorge. 2024 hat KIRCHE IN NOT unter anderem zwei „Kapellenwohnwagen“ finanziert, in denen aktuell die Feier der heiligen Messe auch an der ostukrainischen Front möglich ist. Mit diesem Konzept hat das Hilfswerk bereits jahrzehntelange Erfahrung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vertriebenenseelsorge in Deutschland mit zu Kirchen umfunktionierten Lastwagen aufrechterhalten und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs finanzierte KIRCHE IN NOT Kapellenschiffe auf Don und Wolga.
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Die Menschen in der Ukraine begehen das dritte Weihnachtsfest im Krieg. Nach so langer Zeit nehmen psychische Belastungen immer mehr zu, berichten ukrainische Projektpartner KIRCHE IN NOT (ACN). Aber auch die humanitäre Lage bleibt angespannt: „In den Regionen Charkiw, Saporischschja und Odessa fehlt es den Menschen am Nötigsten: Brot, Wasser, Heizung und Strom“, teilte der Apostolische Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, mit.
In den anderen Regionen des Landes sei es am wichtigsten, bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu helfen. „Und natürlich ist auch die psychologische Hilfe von großer Bedeutung, nicht nur für die Soldaten und ihre Familien. Drei Jahre Krieg haben viele Schwierigkeiten auf psychischer Ebene verursacht“, sagte der Nuntius.
Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, betonte in seinen Weihnachtsgrüßen die Zusammenarbeit mit KIRCHE IN NOT: „Danke, dass Sie uns helfen, Menschenleben zu retten.“
Der römisch-katholische Erzbischof von Lemberg, Mieczyslaw Mokrzycki, brachte seine Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe zum Ausdruck: „Wir bitten Sie, darum zu beten, dass dieser Krieg so bald wie möglich endet“, sagte er in einer Videobotschaft. Er bat um weitere Unterstützung für die Priester und Ordensleute, „die in dieser schwierigen Zeit mit den Menschen arbeiten“.
Sein Weihbischof Eduard Kava betonte die Unterstützung von KIRCHE IN NOT bei der Ausbildung und Begleitung junger Menschen: „Dank Ihrer Hilfe können wir hier viele gute Dinge tun, besonders für die Jugend“, sagte Kava. Er wies auf ein Adventstreffen von Jugendlichen in der Nähe von Lemberg hin, „bei dem sie gemeinsam beten und für ihren kirchlichen Einsatz ausgebildet werden.“
Auch Nuntius Kulbokas verwies abschließend darauf, dass es neben der materiellen auch auf die geistliche Unterstützung an diesem Kriegsweihnachten ankomme. Es sei die „innere Kraft und Motivation“ der Kirche in der Ukraine, „allen die Freude und den Frieden Christi zu bringen – uns selbst, aber auch dem Militär, das die Ukraine verteidigt“.
Seit Beginn der Ukrainekriegs im Februar 2022 hat KIRCHE IN NOT an die 700 Projekte der römisch-katholischen und der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine unterstützt. Das Hilfswerk fördert die Versorgung und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen, die pastorale Arbeit von Seelsorgern und psychologische Schulungen von Priestern und Ordensleuten, die sich um traumatisierte Menschen kümmern.
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Die meisten Aktivitäten und Veranstaltungen zum „Red Wednesday“ finden in Europa statt. In den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Deutschland werden Hunderte von Kirchen in (blut)rotem Licht erstrahlen, um an die christlichen Märtyrer dieser Tage zu gedenken. Allein in Österreich nehmen über 210 Kirchen, Stifte oder Abteien mit roter Beleuchtung, Gebet und/oder einem Gottesdienst teil, darunter auch die Dome in Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wien. Auch das Bundeskanzleramt wird rot beleuchtet werden und setzt damit ein Zeichen für den Schutz verfolgter religiöser Minderheiten. Damit hat sich die Zahl der Teilnehmer seit 2019 (20 Kirchen) mit 2024 über 220 in Österreich verzehnfacht.
„Diese große Resonanz aus ganz Österreich ist ein wichtiges Signal der Solidarität für die unzähligen Christen, die unter Diskriminierung und Verfolgung leiden und an die häufig niemand denkt. Dass das Menschrecht auf Religionsfreiheit für so viele Menschen mit Füßen getreten wird, dass viele Christen ermordet werden, weil sie an Gott glauben, ist schrecklich und leidvolles Unrecht. Der Red Wednesday gibt ihnen eine Stimme“, so Tobias Pechmann, Nationaldirektor von KIRCHE IN NOT – Österreich.
In Wien wird von KIRCHE IN NOT – Österreich am 20. November um 12:00 Uhr eine Hl. Messe im Stephansdom mit Dompfarrer Toni Faber gefeiert sowie um 19:00 Uhr ein ökumenischer Gebetsabend in der Michaelerkirche mit Vertretern unterschiedlicher christlicher Gemeinschaften, u. a. mit dem römisch-katholischen Weihbischof Franz Scharl, dem armenisch-apostolischen Bischof und Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich Tiran Petrosyan, dem Vorsitzenden des Rates der Freikirchen in Österreich Pastor Franz Gollatz, dem bischöflichen Vikar der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich Erzpriester Ioannis Nikolitsis, dem syrisch-orthodoxen Chorespiskopos Emanuel Aydin, dem anglikanischen Reverend Canon Patrick Curran, Nationaldirektor von Missio Österreich Pater Karl Wallner sowie dem Geschäftsführer von Open Doors Österreich Kurt Igler.
Jeder kann am Red Wednesday teilnehmen. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen und geben unseren verfolgten Brüdern und Schwestern eine Stimme.
Wie können Sie teilnehmen:
Bereits seit 2015 wird durch das rote Anstrahlen von Kirchen und staatlichen Gebäuden die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schicksal verfolgter und benachteiligter Christen gelenkt. Mit dem „Red Wednesday“ macht das internationale katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT auf das Schicksal von Millionen verfolgten, unterdrückten und bedrohten Christen weltweit aufmerksam. In vielen Ländern weltweit werden rund um diesen Tag hunderte berühmte Kathedralen, Kirchen, Klöster, Monumente und öffentliche Gebäude von innen oder außen rot angestrahlt.
„Niemand sprach über Gott“, erinnert sich Ilona Bilianova an ihre Kindheit im Kommunismus. Als Tochter eines sowjetischen Offiziers wurde sie in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Weil ihr Vater häufig versetzt wurde, verbrachte sie ihre Kindheit in verschiedenen Teilen der Sowjetunion.
Gegenüber KIRCHE IN NOT erzählt Ilona, dass sie in ihrer Studienzeit zum ersten Mal auf das Leben und die Botschaft Jesu gestoßen sei – über die Musik: „Wir haben im Universitätschor die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach einstudiert. Um diese Musik zu verstehen, muss man die Bedeutung von Kreuz und Auferstehung kennen.“
Doch jenseits dieser kulturellen Ebene blieb Ilona das Christentum weiter fern – bis sie erkannte, dass ihre Familie enger mit dem Glauben verbunden war, als sie dachte: „Als meine Großmutter starb, kam ein Priester, und meine Familie hat mit ihm gebetet und gesungen.“ Ilona konnte die Sprache der liturgischen Texte nicht verstehen. Als sie nachfragte, erfuhr sie, dass das Aramäisch sei, die Sprache Jesu. Ihre Familie war seit Jahrhunderten chaldäisch-katholisch.
Die chaldäische Kirche ist ab dem 16. Jahrhundert im ostsyrischen Raum entstanden. Im 19. Jahrhundert strebten chaldäische Christen die Union mit Rom an. Sitz der Teilkirche mit eigenem Ritus ist Bagdad im Irak, ihr Oberhaupt ist Patriarch Raphael Louis Kardinal Sako.
Weltweit gibt es nur wenige chaldäisch-katholische Christen. „Wahrscheinlich sogar weniger als eine Million“, schätzt Benny Beth Yadegar, Priester der chaldäisch-katholischen Mission in Georgien. Aufgrund der Verfolgung in ihren ursprünglichen Heimatländern Irak, Irak, Syrien und Türkei suchten viele Chaldäer im 19. und frühen 20. Jahrhundert Zuflucht in Osteuropa. In Georgien leben deshalb bis heute tausende chaldäisch-katholische Christen – auch die kommunistische Herrschaft konnte sie nicht ganz vernichten.
Pfarrer Benny ist ebenfalls ein Flüchtling. Er kommt aus dem Iran. Er wollte nicht in den Krieg ziehen gegen den Irak. So ging er nach Italien, später in die USA, wo er zum Priester geweiht wurde. „Nach meiner Priesterweihe hört ich erstmals davon, dass es auch in Georgien chaldäisch-katholische Christen gibt“, berichtet er. Es waren die Aufbruchsjahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. So kam Pfarrer Benny 1995 nach Georgien.
Hier ist die Situation der chaldäischen Gemeinden anders als in anderen Teilen der Welt, wo starker Zusammenhalt und Traditionsbewusstsein unter den Mitgliedern herrschen. In Georgien dagegen wuchsen viele chaldäisch-katholische Christen ohne ihre kulturellen Wurzeln auf, so wie Ilona. Das beginnt schon damit, dass viele kaum Aramäisch können.
Als Pfarrer Benny in Georgien ankam, erkannte er, dass seine Gemeinde einen Mittelpunkt braucht. „Also beschloss ich, dass wir eine Kirche bauen müssen, in der Hauptstadt Tiflis“, erzählt der Priester. Doch bis dorthin war es ein langer Weg. Widerstand kam auch von der orthodoxen Kirche. Deshalb erklärte Pfarrer Benny den Behörden, dass er ein Kulturzentrum plane. Als das Gotteshaus fertig war, hätten die Verantwortlichen ihn gefragt, weshalb es jetzt eine Kirche und kein Kulturzentrum geworden sei, erzählt der Pfarrer lächelnd. „Ich habe geantwortet: Das Christentum ist unsere Kultur, wir haben keine andere.“
Neben Räumen für den Gottesdienst umfasst das chaldäische Zentrum auch Büros und eine kleine Schule. Yulia zum Beispiel unterrichtet dort Kinder in Aramäisch. Und Ilona leitet jetzt den Kirchenchor – sie ist ihrem „Erstkontakt“ zum Christentum also treu geblieben. 2016 hat sogar Papst Franziskus bei seiner Georgien-Reise dem chaldäischen Zentrum einen Besuch abgestattet.
Aber nicht nur in Tiflis leben Mitglieder der chaldäisch-katholischen Gemeinde, sondern auch in der 40 Kilometer entfernten Stadt Gardabani, nahe der Grenze zu Armenien und Aserbaidschan. Viele der heute rund 400 Chaldäer haben ihre Wurzeln in der Türkei, von wo ihre Vorfahren vor der Verfolgung durch das osmanische Reich nach Aserbaidschan flohen. Stalin ließ die chaldäisch-katholischen Christen wie viele andere Volksgruppen nach Sibirien deportieren, erst nach seinem Tod 1953 durften sie zurück. „Sie wollten jedoch in einem mehrheitlich christlich geprägten Land leben und so landeten sie in Georgien“, berichtet Pfarrer Benny.
Die Boden- und Klimabedingungen rund um Gardabani seien jedoch so schlecht gewesen, dass viele Chaldäer ihr Leben verloren, nachdem sie Stalins Deportation überlebt hatten. „Wie viele sind gestorben, um ihren Glauben zu bewahren?“, fragt Pfarrer Benny. „Sie sind für mich so etwas wie Märtyrer.“
Hier ist die Situation der chaldäischen Gemeinden anders als in anderen Teilen der Welt, wo starker Zusammenhalt und Traditionsbewusstsein unter den Mitgliedern herrschen. In Georgien dagegen wuchsen viele chaldäisch-katholische Christen ohne ihre kulturellen Wurzeln auf, so wie Ilona. Das beginnt schon damit, dass viele kaum Aramäisch können.
Auch weiterhin seien die Lebensbedingungen in Gardabani sehr schwierig. „Oft gibt es keinen Strom. Viele Familien leben zusammen auf kleinstem Raum, oft in baufälligen Häusern.“ Hoffnung und Obdach spendet ein neues Gemeindezentrum, das im Jahr 2023 eröffnet wurde, ebenfalls mit Hilfe von KIRCHE IN NOT. Die Kultur der chaldäisch-katholischen Christen in Georgien geht weiter.
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Verwendungszweck: Georgien
Mit fast zwei Millionen Euro fördert KIRCHE IN NOT auch in diesem Jahr Ferienfreizeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Viele der Sommerlager finden in kriegs- und konfliktgebeutelten Regionen statt, damit junge Menschen dem Leid für eine Weile entkommen und unbeschwerte Tage genießen können.
In 18 Ländern unterstützt das Hilfswerk die Ferienfreizeiten, zum Beispiel im Heiligen Land, in Libanon, Syrien, Armenien oder in der Ukraine. Aber auch in Ägypten, Mosambik und Venezuela wird den jungen Menschen die Möglichkeit geschenkt, sich in einer friedvollen Umgebung mit Gleichaltrigen auszutauschen und ihren Glauben besser kennenzulernen.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, dankt dem Hilfswerk für die diesjährige Unterstützung des Sommerlagers des Vikariats St. Jakobus für hebräischsprachige Katholiken in Israel. Diese Camps seien ohne die Unterstützung von KIRCHE IN NOT nicht möglich. Dabei seien diese sehr wichtig: „Die Mehrheit der Teilnehmer sind Kinder von Migranten. Diese Gruppe ist besonders von den Auswirkungen des Krieges betroffen.“
Piotr Zelazko, Patriarchalvikar für die hebräischsprachigen Katholiken in Israel, erklärte, dass diese Ferienlager für junge Christen keine reine Sommeraktivität seien, sondern „ein Leuchtfeuer der Hoffnung sowie eine Chance, ein Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl zu erfahren, das in ihrer turbulenten Welt oft fehlt. Hier können sie ihren Glauben und ihr kulturelles Erbe kennenlernen.“ Im Westjordanland stehen die Sommerfreizeiten für rund 500 Kinder und junge Erwachsene ganz im Zeichen des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahrs des Gebets.
Auch in der Ukraine sollen Kinder ein paar unbeschwerte Tage genießen können. In den Camps für Waisenkinder, Kinder mit Behinderung und Kinder von Binnenvertriebenen und Kriegsopfern gibt es neben der geistlichen Begleitung auch eine psychologische Betreuung. Maksym Rybukha, griechisch-katholischer Weihbischof von Donezk, hob bei einem Besuch in der Internationalen Zentrale von „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus hervor, dass die Kinder und Jugendlichen derzeit nicht die Möglichkeit hätten, „ein normales Leben zu führen“. Die Ferienlager böten die Gelegenheit, Kraft zu schöpfen.
In Syrien wird die größte Zahl der Sommerlager von KIRCHE IN NOT unterstützt: 44 Camps für mehr als 75 000 Teilnehmer. Neben Spielen und Sport stehen auch pastorale Aktivitäten im Mittelpunkt der Ferienfreizeiten. Die Erfahrungen, die die Kinder und Jugendlichen in der Gemeinschaft erleben, können helfen, sich stärker in ihrer Heimat zu verwurzeln. Ein Pfadfinderleiter sagt: „Wenn wir die Mentalität der Generation nicht ändern, werden wir mit Sicherheit eine Generation ohne Ideale und Träume haben. Das wird dazu führen, dass sie in Zukunft das Land verlassen werden.“
Im Nachbarland Libanon ermöglicht KIRCHE IN NOT rund 60 000 Teilnehmern den Besuch eines Sommercamps. Aufgrund der Wirtschaftskrise im Land können sich viele Familien sonst kaum noch Aktivitäten leisten. Auch Tagescamps für libanesische Waisenkinder und jugendliche Flüchtlinge aus Syrien und Irak können durch die Unterstützung des Hilfswerks stattfinden.
Seit vielen Jahren fördert KIRCHE IN NOT in Armenien die Sommerlager, die von den Schwestern der Unbefleckten Empfängnis geleitet werden. Das Camp sei für die Kinder „das am meisten erwartete Ereignis des Jahres“, betont die Oberin des Ordens, Schwester Arousiag Sajonian. In diesem Jahr nehmen über 800 junge Menschen daran teil, darunter auch Waisen und Kinder aus Familien, die seit der Besetzung von Bergkarabach durch Aserbaidschan im September 2023 gewaltsam vertrieben wurden und in das armenische Kernland geflohen sind.
„Wir hoffen, die Traumata der jungen Menschen zu lindern und ihre Tage in einer sicheren Umgebung zu verschönern“, so Schwester Arousiag. „Wir glauben fest daran, dass wir die Welt durch Bildung und Förderung von Solidarität und Enthusiasmus zu einem besseren Ort zum Leben machen können.“
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Laut dem römisch-katholischen Bischof der ostukrainischen Stadt Charkiw, Pawlo Hontscharuk, nimmt die Zahl der Suizide in den umkämpften Gebieten zu. „Es gibt viele Selbstmorde, weil die Menschen nicht wissen, wie es weitergeht. Der Luftalarm in Charkiw geht fast rund um die Uhr“, sagte Hontscharuk bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Von Russland aus abgefeuerte Raketen würden nach nicht einmal einer Minute in Charkiw einschlagen; das reiche nicht mehr aus, um den Luftalarm in Gang zu setzen. In der zweitgrößten Stadt der Ukraine seien Schulen und Kindergärten geschlossen; Unterricht finde bisweilen in U-Bahn-Stationen statt.
Charkiw liegt nur etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Wie der Bischof berichtete, sei sein Diözesangebiet, das eines der größten in Europa und mehr als doppelt so groß wie Österreich ist, zu einem Viertel besetzt. Dort könnten auch keine Priester mehr eingesetzt werden. Deren Präsenz habe jedoch für die Bevölkerung eine große Bedeutung: „Die Menschen sagen: ,Wenn ein Priester da ist, dann kann ich auch bleiben.’ Sie brauchen unsere Anwesenheit. Die Einsamkeit ist schwer zu ertragen – vor allem, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat.“
Immer wichtiger werde deshalb neben der humanitären auch die psychologische Hilfe für die Bevölkerung. Viele Menschen vertrauten keinen Psychologen, und es gebe auch zu wenige davon. „Wir haben wenige Spezialisten und Fachleute, und das ist ein Problem. KIRCHE IN NOT unterstützt psychologische Schulungen für Priester, Ordensleute und weitere Helfer. Das ist so wichtig, und wir sind sehr dankbar dafür“, erklärte Hontscharuk.
Neben den psychologischen Schulungen hat KIRCHE IN NOT in der Diözese Charkiw-Saporischschja in den vergangenen Monaten unter anderem Wärmepumpen und Öfen finanziert, um im Winter Pfarrheime und Klöster heizen zu können, in denen Menschen Zuflucht suchen. Priester und Ordensfrauen, die an der Front tätig sind, wurden zudem mit Erste-Hilfe-Ausrüstung ausgestattet.
Lebensgefährlich, aber wichtig sei der Einsatz von 46 Militärkaplänen, die oft die einzigen Ansprechpartner für die Frontsoldaten seien, sagte Hontscharuk: „Was diese Menschen in ihrer Seele erleben, ist ein Albtraum. Deshalb ist ein Militärkaplan so wichtig. Er hört sich das an, was die Menschen auf der Seele haben.“
Obgleich immer mehr Menschen aus Charkiw und Umgebung sich in Sicherheit bringen, komme das für den Bischof nicht infrage, wie er betonte: „Die Menschen brauchen mich. Sollte ich Charkiw ganz verlassen, dann mit dem allerletzten Auto.“
Immer wieder erlebe er, dass die seelsorgerische Begleitung der Menschen auch Aggressionen heilen könne. So sei eines seiner prägendsten Erlebnisse in jüngster Zeit eine Beerdigung nahe der Frontlinie gewesen, erzählte Hontscharuk. Die Menschen in dem Dorf seien prorussisch eingestellt und ihm gegenüber sehr abweisend bis feindlich eingestellt gewesen.
Der Bischof habe deshalb die Beerdigung mit einem Gebet für die Anwesenden begonnen. Nach der Trauerfeier seien die Menschen auf ihn zugekommen und hätten ihn aufgefordert, nochmals für sie zu beten. „Ich fragte sie, warum. Sie meinten: ,Als Sie gebetet haben, wurde uns leicht ums Herz.’ Bei diesen Menschen ist der Krieg zu Ende. Denn der Krieg fängt in den Herzen an, und er endet dort.“
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Verwendungszweck: Ukraine Nothilfe
Die Caritas Ukraine möchte ein schönes Gelände in der Region Volyn erwerben, um dort ein integratives Camp für Kinder und Jugendliche zu errichten, die von den verheerenden Folgen des Krieges in der Ukraine betroffen sind. Um dieses Projekt verwirklichen zu können, hat die Caritas Ukraine KIRCHE IN NOT um Hilfe gebeten.
Der Krieg hat das Leben in der Ukraine tiefgreifend verändert. Besonders Kinder leiden unter den Auswirkungen: Armut, Verlust von Stabilität und Sicherheit, der Verlust von Freunden und Familie. Laut UNICEF leben inzwischen eine halbe Million Kinder mehr in Armut als noch vor wenigen Jahren. Diese Kinder brauchen dringend einen Ort der Geborgenheit und Hoffnung.
Die Caritas Ukraine plant einen Ort zu schaffen, der nicht nur ein physisches Refugium bietet, sondern auch emotionalen und spirituellen Beistand. Durch Sommercamps und Wochenendaktivitäten möchte sie den Kindern und Jugendlichen helfen, ihre seelischen Wunden zu heilen. Professionelle Betreuung und enge Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden sollen dies ermöglichen.
In Dolsk, im Herzen der wunderschönen Polissia-Wälder, wurde das perfekte Gelände gefunden. Ein großzügiges Haus mit Blick auf einen See wartet darauf mit Leben und Lachen erfüllt zu werden. Die Räume bieten Platz für 1300 bis 1600 Kinder und Jugendliche pro Jahr, 60% von ihnen aus besonders schutzbedürftigen Gruppen. Im Sommer werden hier christliche Camps stattfinden, im Winter Schulungen und spirituelle Exerzitien.
Das zweistöckige Gebäude umfasst helle, geräumige Zimmer, einen großen Speisesaal, Sportplätze, Spielplätze und vieles mehr. Es liegt an einem 22 Hektar großen See und ist umgeben von der idyllischen Natur der Region. Der Keller kann im Notfall als Luftschutzbunker genutzt werden. Für eine ganzjährige Nutzung sind Wärmepumpen und eine bessere Dämmung geplant.
Das Lubomir Huzar Integrations- und Gesundheitszentrum wird sich selbst tragen. Finanziert wird es durch staatliche Unterstützung für benachteiligte Kinder, Projekte und Wohltäter sowie Einnahmen aus Exerzitien, Schulungen und Seminaren.
Ziel ist es, diesen Kindern und Jugendlichen nicht nur eine sichere Umgebung zu bieten, sondern auch Hoffnung, Freude und die Möglichkeit, ihre seelischen Wunden zu heilen. Mit Ihrer Unterstützung können wir diesen Traum verwirklichen und einen Ort der Geborgenheit und des Neuanfangs schaffen.
Dieses Projekt wurde von der ERSTE Stiftung unterstützt.
Zahlreich sind die Zeugnisse von Seminaristen, die vom Krieg geprägt, aber vom Glauben getragen sind. Sie bleiben an der Seite der zahlreichen leidenden und kranken Menschen. Da die Seminaristen selber unter diesem Krieg leiden, fühlen sie sich anderen Menschen, die Leid zu ertragen haben, nahe.
Vitalij, ein 28-jähriger griechisch-katholischer Seminarist in Kiew beispielsweise, hat seinen Vater, der sich freiwillig der Armee angeschlossen hatte, am 8. Dezember 2022 verloren. Er war 52 Jahre alt. Als Vitalij von ihm spricht, werden seine hellblauen Augen feucht.
Dennoch erklärt der junge Seminarist, dass sie „Glück gehabt“ hätten, ihn bestatten zu können. Viele Menschen fänden nicht einmal mehr die Leiche ihres Vaters, ihres Ehemannes oder ihres Kindes. Vitalij hat auch einen guten Freund verloren.
„Ich versuche denjenigen zu helfen, die ebenfalls einen ihnen nahestehenden Menschen verloren haben. Zweifelsohne kann ich sie besser verstehen. Doch mein Schmerz ist immer noch sehr groß.“ Ein Jahr später ist die seelische Wunde bei Weitem noch nicht geheilt. Sein Glaube hilft ihm jedoch, trotz der Prüfung Frieden zu finden und leidenden Menschen zur Seite zu stehen.
Roberto, ein 23-jähriger Seminarist aus Lemberg, war im Sommer Betreuer bei Jugendfreizeiten in der Ostukraine. Einige der Jugendlichen, um die er sich gekümmert hatte, wurden getötet. Wie alle Ukrainer hat der Krieg auch Roberto zutiefst gezeichnet. Er erklärt, dass viele Menschen zu ihm kommen, um ihm Fragen zu stellen, da er als Seminarist eine Soutane trägt: „Viele fragen mich: ‚Wie kann Gott zulassen, dass das geschieht?‘ Es ist für mich sehr schwer, darauf zu antworten. Doch ich schöpfe meine Kraft aus der eucharistischen Anbetung.“
Er bezeugt auch, wie sich der Krieg auf seine Berufung ausgewirkt hat. „Mein Oberer bat mich eines Tages, mich um die Flüchtlinge zu kümmern, mit ihnen zu sprechen. Als ich ihnen Katechismusunterricht erteilte, wurde mir der Sinn meiner Berufung klar: Zwei von ihnen haben ihre Erstkommunion empfangen, einer hat zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder gebeichtet, andere haben sich firmen lassen, ein Paar hat geheiratet!“ Trotz des Leids des Krieges ist Gott am Werk.
KIRCHE IN NOT hat sich am Bau aller zehn Priesterseminare in der Ukraine beteiligt – drei römisch-katholische und sieben griechisch-katholische Seminare – und fördert aktuell sämtliche Seminaristen mit einem Stipendium. In Kiew dankt Ruslan Michalkiw, Rektor des griechisch-katholischen Seminars von Worsel, KIRCHE IN NOT für die Hilfe, nachdem russische Milizen das Priesterseminar im Frühjahr 2022 einen Monat lang besetzt hatten.
„Die Fenster waren kaputt, alles war ein Chaos. Doch dank Ihrer Hilfe ist das Seminar nun noch viel schöner als zuvor! Ganz herzlichen Dank dafür!“ Der Rektor, der sich von der Hoffnung leiten ließ, legte nach der Rückkehr nach Worsel großen Wert darauf, dass die Seminaristen ihre Ausbildung rasch aufnehmen konnten.
Daher auch der Wunsch, das Seminar so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Wenn er nun seine Seminaristen bei der Arbeit sieht, gesteht der Rektor: „Die Gnade des Herrn ist größer als das Grauen des Krieges.“
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… Ukraine Nothilfe
Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, hat bei einer Konferenz des weltweiten Hilfswerks „Kirche in Not“ zum Beginn der Fastenzeit auf die andauernde dramatische Situation in der Ukraine aufmerksam gemacht, vor allem in den von Russland besetzten Gebieten.
„In diesem Teil der Ukraine gibt es keine katholischen Priester mehr. In den besetzten Gebieten um Saporischschja haben russische Behörden ein Sonderdekret erlassen, das die Existenz der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche verbietet, und haben unser Eigentum beschlagnahmt“, berichtete der Großerzbischof. Auch in der Stadt Donezk seien die Kirche beschlagnahmt und ihre Türen geschlossen worden. In den besetzten Gebieten sei die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche in den Untergrund gedrängt worden, so Schewtschuk.
„Nach Angaben der Ukraine wurden 20 000 Kinder von Russen verschleppt. Wir haben auch 35 000 vermisste Soldaten. Das Leben ihrer Familien ist eine ständige Qual“, so Schewtschuk. „Jedes Mal, wenn wir einen Gefangenenaustausch haben und ihre Ehemänner nicht zurückkehren, wird ihr Schmerz größer.“ Die Mehrheit der ukrainischen Familien lebe in Trennung, weil die Männer in der Armee seien und die Frauen und Kinder die Stadt oder das Land verlassen hätten.
Der Botschafter des Heiligen Stuhls für die Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, ergänzte: „Es gibt viele Menschen, die wir nicht erreichen können, nicht einmal, um Essen oder Wasser zu bringen.“ Weiter berichtete er: „Wenn wir mit Menschen sprechen, die in die Ukraine zurückkehren, und sie die Bedingungen beschreiben, unter denen sie gefangen waren, dann sind das schreckliche Zustände, vor allem für die Soldaten. Einige von ihnen sind nicht in der Lage zu sprechen, so traumatisiert sind sie. Für Menschen im Ausland ist es schwer vorstellbar, was hier vor sich geht.“
Zu Beginn der Konferenz warnte Regina Lynch, geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“, dass aufgrund der zahlreichen Konflikte auf der ganzen Welt die Gefahr bestünde, dass die Ukraine in Vergessenheit gerate. Daher stehe die Lage in dem osteuropäischen Land auch zwei Jahre nach der Invasion durch die russische Armee im Mittelpunkt der Fastenzeitkampagne von „Kirche in Not“. „Die Ukraine erlebt gerade ihren eigenen Kreuzweg“, so Lynch. Daher sei es wichtig, weiterhin die dringend benötigte Unterstützung zu leisten. Rund sieben Millionen Menschen in der Ukraine sind von Lebensmittelknappheit betroffen, vor allem im Umkreis von 50 Kilometern von der Frontlinie.
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Das größte Problem, das die Pfarrgemeinde hatte, bestand jedoch im Fehlen einer Heizungsanlage. So fiel die Temperatur in der Kirche im Winter auf unter null Grad, berichtete uns Pfarrer Dzmitry Pukhalski. Für die Gläubigen, besonders für die alten Menschen und die Kinder, war das sehr schwierig. Das schlug sich auch in der Zahl der Messbesucher nieder: Während im Sommer sonntags bis zu 180 Gläubige zur heiligen Messe kamen, waren es im Winter höchstens 100. Die Sonntagsschule für die Kinder, die ebenfalls in der Pfarrkirche abgehalten wird, musste im Winter ganz ausfallen.
Dank Eurer Hilfe kamen 15.000 Euro zusammen, so dass wir die Pfarre dabei unterstützen konnten, eine Heizungsanlage einzubauen. Der Pfarrer schreibt uns: „Im Namen der ganzen Pfarrgemeinde möchte ich meine riesige Dankbarkeit für Ihre Hilfe zum Ausdruck bringen. Dank Ihrer Hilfe konnten wir eine Heizung einbauen. Jetzt kommen auch wieder die älteren Menschen zur Messe, die bisher im Winter nicht zur Kirche kamen. Sie besuchen die heilige Messe sogar an Werktagen. Und die Sonntagsschule für die Kinder kann nun auch im Winter stattfinden. Wir feiern an jedem ersten Sonntag im Monat die heilige Messe für alle, die uns geholfen haben.“