KIRCHE IN NOT (ACN) hat seinen Jahresbericht 2024 vorgelegt, der einmal mehr die Großzügigkeit der Wohltäter auf der ganzen Welt widerspiegelt, wenn es darum geht, den leidenden Christen und der Kirche in Not zu helfen. Die Ukraine, der Libanon und Indien waren die Länder, die im Jahr 2024 die meiste Hilfe erhielten, Afrika war der meistunterstützte Kontinent.
Das weltweite päpstliche Hilfswerk KIRCHE IN NOT (ACN) erhielt im Jahr 2024 insgesamt 139,3 Millionen Euro an Spenden und Erbschaften – ein Zeichen des fortwährenden Vertrauens und der Großzügigkeit ihrer Wohltäter weltweit. Mit diesem Betrag und weiteren 2,2 Millionen Euro an Rücklagen aus den Vorjahren finanzierte es Aktivitäten im Wert von 141,5 Millionen Euro.
„Die materielle Not vieler Christen weltweit wird durch Krieg oder Konflikte verschlimmert und dadurch existentiell, zudem leiden viele Millionen Christen unter Verfolgung. Umso ermutigender ist es, dass unsere Wohltäter in Österreich mit Gebet und Spenden so großherzig und selbstlos an der Seite unserer Glaubensgeschwister stehen”, so Tobias Pechmann, Nationaldirektor von KIRCHE IN NOT – Österreich. „Trotz dieser oft lebensbedrohenden Not hören wir viele ermutigende Zeugnisse, dass der Glaube dort, wo er bedroht wird, wächst und lebendigt ist.“
Die Großzügigkeit der fast 360 000 Wohltäter des Hilfswerks, unter anderem in den 23 Ländern, in denen KIRCHE IN NOT nationale Büros unterhält, ermöglichte es, 5335 Projekte in 137 Ländern umzusetzen. Dank ihnen kann KIRCHE IN NOT auch weiterhin ohne staatliche Unterstützung seiner Mission nachkommen und somit seine Unabhängigkeit bewahren.
In einer Botschaft an die Wohltäter sagt die internationale geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT, Regina Lynch: „Dank Ihrer Großzügigkeit konnte KIRCHE IN NOT Hunderttausenden unserer Glaubensgeschwister, die täglich mit Herausforderungen wie Verfolgung, Krieg oder bitterer Armut konfrontiert sind, Hoffnung schenken. Obwohl viele von Ihnen selbst durch Schwierigkeiten gehen, sind Sie dem Ruf Gottes gefolgt, anderen Hoffnung zu bringen.“
79,8 Prozent der oben genannten Mittel flossen in missionsbezogene Aufwendungen. Davon gingen 84,7 Prozent an Hilfsprojekte, sodass KIRCHE IN NOT auf 5335 der 7296 Hilfsgesuche aus aller Welt positiv antworten konnte. Die restlichen 15,3 Prozent der missionsbezogenen Aufwendungen, das heißt 17,3 Millionen Euro, flossen in Aktivitäten im Zusammenhang mit Informationsarbeit, Glaubensverkündigung und der Verteidigung von verfolgten Christen. Dazu gehören die Veröffentlichung religiöser Literatur sowie Gebetskampagnen und die Vertretung der Rechte und Interessen verfolgter und leidender Christen. Die notwendigen Aufwendungen für Verwaltung lagen bei 7,5 Prozent der Gesamtausgaben, die für Werbung bei 12,7 Prozent.
Das Land, das 2024 die meisten Hilfsgelder von KIRCHE IN NOT erhielt, war zum dritten Mal in Folge die Ukraine (8,4 Millionen Euro). An zweiter Stelle folgte der Libanon (7,4 Millionen), dann Indien (6,7 Millionen).
„Die Ukraine war wieder das einzelne Land, das am stärksten von uns unterstützt wurde. Dort liegt der Fokus inzwischen auf der Begleitung traumatisierter Menschen. Wir sichern zudem weiterhin den Lebensunterhalt der Priester und Ordensleute, unterstützen die Ausbildung der Seminaristen und helfen durch Bereitstellung von Fahrzeugen und Heizungen“, so Lynch.
Auf regionaler Ebene war Afrika die Region, die die meiste Hilfe empfing. Mit 30,2 Prozent ging fast ein Drittel der Projektausgaben dorthin. Zu den Hauptempfängerländern der in Afrika durchgeführten Projekte gehörten Nigeria und Burkina Faso.
„Die Hilfe für Afrika war wieder der größte Posten unserer Projektausgaben, denn einerseits wächst die Kirche in Afrika stark und erfreut sich einer hohen Zahl an Priester und Ordensberufungen, andererseits leidet sie nicht nur unter Armut, sondern auch unter dem sich auf immer mehr Länder ausbreitenden dschihadistischen Terror. So hat sich allein unsere Hilfe für Burkina Faso innerhalb der letzten vier Jahre verdreifacht“, erklärt Lynch.
Weitere 18,7 % der Projektausgaben von KIRCHE IN NOT – die zweithöchste Unterstützung nach Regionen – flossen 2024 nach Asien und Ozeanien, insbesondere nach Indien, das nicht nur das einzelne Land ist, das 2024 die drittmeiste Hilfe erhielt, sondern auch das Land, in dem das Hilfswerk die meisten Studienstipendien und Messstipendien vergibt.
Der Nahe Osten erhielt mit 17,5 % der Hilfsgelder die dritthöchste Unterstützung, wobei der Libanon, Syrien und das Heilige Land nach der Eskalation der bewaffneten Konflikte die Hauptnutznießer waren.
Lateinamerika und Europa erhielten 16,8 % bzw. 15,9 % der gesamten Hilfe. Die restlichen 0,9 % gingen an andere Regionen.
KIRCHE IN NOT stellte im Jahr 2024 fast 1,85 Millionen Messstipendien für 42 252 Priester bereit, die höchste Zahl in der Geschichte von KIRCHE IN NOT. Statistisch gesehen bedeutet dies, dass jeder zehnte Priester weltweit Unterstützung von KIRCHE IN NOT erhielt und dass alle 17 Sekunden irgendwo auf der Welt eine Messe für die Anliegen der Wohltäter gefeiert wurde.
Im Jahr 2024 unterstützte KIRCHE IN NOT die Ausbildung von fast 10 000 Seminaristen. Jeder elfte angehende Priester der Welt erhielt 2024 eine Ausbildungshilfe des Hilfswerks, die Mehrheit davon in Afrika (5305), wo es die meisten Priesterberufungen gibt, sowie 1824 in Lateinamerika, 1752 in Asien und 1080 in Europa (davon mehr als 700 Seminaristen in der Ukraine).
Die Ausbildungshilfen für Priester, Ordensleute und Laien machten 28,2 Prozent der gesamten Hilfe aus, Mess-Stipendien für Priester und Existenzhilfen für Schwestern insgesamt 23,9 Prozent.
Aufgrund der hohen Kosten der Einzelprojekte lagen Bauhilfen mit etwas weniger als einem Viertel der Hilfe (23,6 Prozent) wieder einmal an erster Stelle. Im Jahr 2024 wurden etwas mehr als 750 Bauprojekte
durchgeführt.
10,5 Prozent der Hilfe von KIRCHE IN NOT floss in die Beschaffung von 1141 Transportmitteln, darunter 474 Autos, 388 Fahrräder, 264 Motorräder, drei Busse, elf Boote und ein Lkw.
Die Nothilfe machte rund 10,7 % der Ausgaben aus, ein ähnlicher Prozentsatz wie im Vorjahr.
Anlässlich des Jubiläums der Familien, Kinder, Großeltern und Älteren in Rom (30. Mai – 1. Juni) gibt das KIRCHE IN NOT (ACN) eine Sonderausgabe seiner gefragten Kinderbibel heraus – ein Klassiker der Kinderkatechese, der seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1979 Millionen von Familien auf der ganzen Welt begleitet hat.
Während einer der Hauptveranstaltungen des Jubiläums wird KIRCHE IN NOT 10.000 Exemplare der Kinderbibel in fünf Sprachen (Italienisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch) an die Teilnehmer des „Festes der Familie“ und der Gebetsvigil auf der Piazza San Giovanni in Laterano verteilen. Die Sonderausgabe enthält ein bisher unveröffentlichtes Vorwort von Erzbischof Rino Fisichella und soll Kinder, Eltern und Großeltern bei der Weitergabe des Glaubens in der Familie miteinander verbinden.
Die Kinderbibel wurde bisher in mehr als 190 Sprachen übersetzt und weltweit über 51 Millionen Mal gedruckt.
„Liebe Familien, liebe Kinder, liebe Großeltern und älteren Menschen: Sie halten eine besondere Kinderbibel in Ihren Händen. Sie ist ein kostbarer Schatz, denn sie enthält die schönste Geschichte der Welt – die Geschichte der Liebe Gottes zu jedem einzelnen von uns“, schreibt Erzbischof Fisichella.
„Es ist nicht irgendein Buch, sondern das Wort Gottes, das Kraft, Freude, Trost und Hoffnung schenkt. Es ist eine Gelegenheit, im Jubiläumsjahr unsere Beziehung zum Wort Gottes zu erneuern. Lassen wir es nicht im Regal verstauben: Wenn Gott spricht, erwartet er, dass wir innehalten und zuhören.“
Diese Worte betonen die Bedeutung der Bibel als Werkzeug zur Glaubensweitergabe in der Familie und als Brücke zwischen den Generationen. Dank ihrer einfachen Sprache und farbenfrohen Illustrationen ist sie auch für jüngere Kinder leicht verständlich und ansprechend gestaltet.
Nach 45 Jahren hat KIRCHE IN NOT beschlossen, das Layout der Kinderbibel zu modernisieren. Die von den Lesern beliebten Originalillustrationen bleiben erhalten, werden jedoch nun ganzseitig und in einem zeitgemäßeren, visuell ansprechenden Format präsentiert.
„Der Inhalt bleibt der ursprünglichen Botschaft treu. Doch das neue Design soll den Einsatz in Familien, der Katechese und im Alltag erleichtern – insbesondere in Regionen, in denen der Zugang zu religiösem Material begrenzt ist“, erklärt Pater Anton Lässer, Internationaler Kirchlicher Assistent von KIRCHE IN NOT International.
Neu hinzugekommen sind am Ende jeder biblischen Geschichte praxisnahe Elemente: „Ein kurzer Satz, der die Frohe Botschaft jeder Erzählung zusammenfasst und Kinder zu einer persönlichen Begegnung mit Christus einlädt, zwei einfache Fragen zur Anregung des Gesprächs mit den Kindern sowie ein kleines Gebet, das das spirituelle Leben von klein auf stärkt“, so Pater Lässer weiter.
Mehr Informationen zur Kinderbibel finden Sie hier: https://www.kircheinnot.at/kirche-in-not/kinderbibel/
Katholische Priester aus der Türkei haben in einem Schreiben an KIRCHE IN NOT für die Unterstützung durch Messstipendien gedankt. Sie seien nicht bloß ein Messopfer der Wohltäter, sondern eine wichtige Unterstützung für das Überleben der Priester in der Türkei, betonte der Apostolische Vikar von Istanbul, Bischof Massimiliano Palinuro.
Einst war die Türkei ein bedeutendes Zentrum des Christentums, viele biblische Orte liegen auf dem heutigen Staatsgebiet. Heute bilden Christen mit 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung jedoch nur noch eine winzige Minderheit – und sie leben weit verstreut.
Die Türkei ist mehr als neunmal so groß wie Österreich, aber nur in drei katholische Kirchenprovinzen aufgeteilt: das Erzbistum Izmir sowie die Apostolischen Vikariate Anatolien (mit Sitz in Iskenderun) und Istanbul. „Wir sind nur wenige Priester und können nicht alle Gläubigen erreichen“, bedauert Pater Massimiliano Treti, einer von 26 Priestern im Apostolischen Vikariat Istanbul.
Zur selben Kirchenprovinz gehört auch die Hauptstadt Ankara, wo Pater Seraphin Kazadi tätig ist. Er kümmert sich nicht nur um die dortige Pfarrgemeinde, sondern ist auch zuständig für die Studentenseelsorge an der Universität in Karabük, etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Die meisten der rund 80 katholischen Studenten stammen aus dem Ausland. Da es dort keine katholische Kirche gibt, muss Pater Seraphin für Gottesdienste einen Saal anmieten.
Die Messstipendien durch KIRCHE IN NOT seien für ihn daher unverzichtbar, um die Reisekosten zu decken und die Saalmiete zu bezahlen, betonte er. Darüber hinaus werde mit den Mess-Stipendien auch die Seelsorgestelle für ausländische Studenten an der Universität Karabük unterstützt und aufrechterhalten.
Aber auch in anderen Teilen des Vikariats sind Messstipendien eine unverzichtbare Hilfe zur Existenzsicherung. Ein Priester, der in einer Pfarre tätig ist, die überwiegend aus „Flüchtlingsfamilien und einigen Studenten aus Afrika“ besteht, und nicht namentlich genannt werden möchte, berichtet: „Wir erhalten keinerlei lokale Hilfe zum Unterhalt der Pfarre. Ihre Unterstützung ist daher von entscheidender Bedeutung – für unsere Ordensgemeinschaft und für unsere Pfarre.“
Ein Messstipendium ist eine freiwillige Gabe eines Wohltäters, mit der heilige Messen gestiftet und in einem bestimmten Anliegen gefeiert werden. Es ist eine wichtige Unterstützung für den Priester und seine Gemeinde – insbesondere in Ländern, in denen Priester nur wenig oder gar keinen Lohn erhalten.
Im Jahr 2024 hat KIRCHE IN NOT weltweit mehr als 40 000 Priestern durch Messstipendien geholfen.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Messstipendien
Der neue Papst Leo XIV. hat in seiner Zeit als Bischof in Peru (2014-2023) und als Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika im Dikasterium für die Bischöfe ab 2023 mehrfach mit KIRCHE IN NOT (ACN) zusammengearbeitet.
Daran erinnerte die Geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT, Regina Lynch, anlässlich der Wahl von Robert Francis Kardinal Prevost zum Oberhaupt der katholischen Kirche: „Ich freue mich, dass ein Missionar mit über 20 Jahren Erfahrungen in der Verbreitung des Evangeliums unser neuer Papst ist. Wir sind stolz darauf, dass wir seine Arbeit in Peru unterstützen konnten.“
KIRCHE IN NOT finanzierte mehrere Projekte in den beiden Diözesen Chiclayo und Callao an der peruanischen Westküste, die der jetzige Papst als Apostolischer Administrator und Bischof leitete. KIRCHE IN NOT unterstützte die Ausbildung angehender Priester und leitete Messstipendien an Missionare in den Anden-Gebieten weiter.
In einem Brief an das Hilfswerk bedankte sich der damalige Bischof Prevost für die gute Zusammenarbeit „insbesondere in den ärmsten Gebieten unserer Diözesen“ und bat: „Gott segne die Arbeit von KIRCHE IN NOT.“
Erst im März dieses Jahres hatten sich Vertreter von „Kirche in Not“ mit Kardinal Prevost ausgetauscht, als die Päpstliche Kommission für Lateinamerika und weitere Vatikanbehörden ein Treffen über synodale Zusammenarbeit in der lateinamerikanischen Kirche und in der Karibik ausrichteten. „,Kirche in Not‘ ist entschlossen und freut sich darauf, in Einheit mit Papst Leo XIV. die Arbeit im Dienst notleidender christlicher Gemeinden fortzusetzen – in Lateinamerika und weltweit“, erklärte Regina Lynch.
Der Augustinerpater Robert Francis Prevost war ab den 1980er Jahren in Peru tätig, unterbrochen durch seine Tätigkeit als Generaloberer seines Ordens von 2001-2013. Nach seiner Bischofsweihe 2014 leitete er das Bistum Chiclayo im Norden Perus, von 2020 bis 2021 als Apostolischer Administrator auch die weiter südlich gelegene Diözese Callao. 2023 wurde Prevost zum Präfekten des vatikanischen Dikasteriums für die Bischöfe und Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika ernannt. Im September 2023 nahm ihn Papst Franziskus in das Kardinalskollegium auf; am 8. Mai 2025 wurde Prevost zum Papst gewählt und nahm den Namen Leo XIV. an.
Von den ca. 70.000 römisch-katholischen Gläubigen der Diözese sind nur noch rund 2.500 übriggeblieben. Die anderen sind entweder in die Zentral- oder die Westukraine geflüchtet oder ins Ausland gegangen. Bischof Pavlo Honcharuk erklärt, dass aus manchen Gemeinden 90 Prozent der Gläubigen weggegangen seien, und fügt hinzu: „Die Priester bleiben und betreuen die verbliebenen Gläubigen und diejenigen, die Gott suchen und in die Kirche kommen, um geistliche Unterstützung zu finden.“ Aber die Kollekten bleiben aus, während Energiekosten steigen und die laufenden Kosten weiterhin bezahlt werden müssen. Damit die Arbeit in den Pfarren weitergehen kann, hatte er uns um Hilfe für 25 Pfarren seiner Diözese gebeten. Unsere Wohltäter haben 40.000 gespendet.
Kapuzinerpater Jaroslav Fedirchuk berichtet aus Dnipro: „Die Lage in Dnipro ist immer noch sehr gefährlich. Wir hören ständig Luftabwehralarm. Wir leben Tag und Nacht unter Stress. Die geistlich-emotionale Anspannung liegt in der Luft. Die Zahl der Kriegsopfer steigt von Tag zu Tag, darunter sind auch Menschen mit tiefen Traumata. Wir möchten unsere lieben Wohltäter aber darüber informieren, dass wir trotz des anhaltenden Krieges auf unseren geistlichen Posten bleiben, ohne die Gläubigen im Stich zu lassen.
Wir dienen allen, die in Not sind. Wir feiern täglich die Eucharistie, nehmen Beichten ab, bereiten Erwachsene und Kinder, die neu in unsere Gemeinde kommen, auf die Erstbeichte und die Heilige Kommunion sowie auf die Taufe, die Firmung und das Sakrament der Ehe vor. Wir helfen überall, ohne Rücksicht auf die mögliche Gefahr eines Angriffs aus der Luft.“
Der Pfarrer der Gemeinde des heiligen Antonius in Nikopol berichtet: „Nikopol wird seit den ersten Monaten des Krieges fast täglich von schwerer Artillerie und in letzter Zeit auch von Drohnen beschossen. Viele Menschen haben die Stadt verlassen, während diejenigen, die geblieben sind, versuchen, ihr Leben an die täglichen Gefahren und Belastungen anzupassen. Manchen Menschen fällt es schwer, das Haus ihrer Familie zu verlassen, an dem sie so sehr hängen, und sie vertrauen Tag für Tag darauf, dass sie vom Unglück verschont bleiben, obwohl ihnen niemand diese Garantie geben kann. Die Menschen versuchen, möglichst normal zu leben, aber nicht alle erleben den nächsten Tag.
Uns tröstet die Tatsache, dass es inmitten der Dunkelheit des Bösen, die uns umgibt, Raum gibt, um Gott zu begegnen, indem wir sein Wort hören und die Heilige Kommunion empfangen, den Rosenkranz beten, die Leidenden trösten. Wenn wir Menschen sehen, die Hilfe brauchen, teilen wir mit ihnen, was wir haben. Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wir glauben, dass es wichtig und notwendig ist. Wir danken allen unseren Brüdern und Schwestern für ihre Hilfe und ihre Freundlichkeit gegenüber den Menschen. Bitten wir den lieben Gott, dass diejenigen, die sich auf den Weg des Bösen begeben haben, zur Besinnung kommen. Möge der Herr uns allen ein Herz schenken, das bereit ist, Buße zu tun, denn Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er Buße tut und leben kann.“
Bischof Honcharuk dankt uns im Namen aller 25 Pfarrgemeinden, die Hilfe erhalten haben, und schreibt: „Möge der gute Gott Sie segnen und die Heiligste Jungfrau Maria, die Königin des Friedens, möge den Frieden für die Ukraine und für die ganze Welt erbitten.”
„Ohne tägliche heilige Messe und Rosenkranz könnte ich es hier nicht aushalten“, betont Witalij Nowak im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT (ACN). Nowak ist Militärpfarrer für eine Brigade von etwa 3000 Frontkämpfern in der Ostukraine, die genau Position kann er aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Er ist ein Seelsorger in der Hölle des Krieges – die auch nach drei Jahren noch nicht zu Ende ist.
Aktuell nehmen die Kämpfe wieder zu, berichtet Pfarrer Nowak. Und ob die Zukunft einen Waffenstillstand oder gar Frieden bringt, kann niemand absehen. Täglich spendet er den Segen für Soldaten, die in die Frontkämpfe geschickt werden – keiner weiß, ob sie lebend zurückkommen. „Sie stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens in einer Intensität wie niemals zuvor. Ich möchte ihnen Sicherheit vermitteln. Aber mehr als meine Präsenz ist es die Gegenwart Gottes, die ich ihnen schenke.“
Obwohl offiziell über 80 Prozent der Ukrainer Christen sind, sind die Folgen der Sowjetzeit nach wie vor sichtbar: Viele Soldaten wissen kaum etwas vom Christentum. „Ich versuche, sie behutsam anzusprechen und teile mit ihnen ein paar Gedanken aus dem Evangelium.“ Jeder Soldat bekommt von ihm auch einen Rosenkranz und eine Wundertätige Medaille, die auf eine Marienerscheinung der französischen Ordensschwester Katharina Labouré im Jahr 1830 zurückgeht. Pfarrer Nowak erklärt den Soldaten, dass diese beiden Andachtsgegenstände ein Zeichen für Gottes Nähe seien und sie nicht allein sind. „Wenn sie dann wieder vom Fronteinsatz zurückkommen, sagen sie mir oft: ,Der Rosenkranz und die Medaille waren meine ständigen Begleiter. Ich habe mich an das erinnert, was sie mir gesagt haben, und habe zu Gott gebetet.’“
Aber es gibt auch die gegenteilige Erfahrung: Soldaten, die früher religiös waren, wenden sich aufgrund der erlebten Grausamkeiten von Gott ab. Die Seelsorger sind weiterhin für sie da, zumal es oft keine psychologische Hilfe gebe, berichtet Pfarrer Nowak. Gut die Hälfte der rund 300 Priester des griechisch-katholischen Ritus in der Ukraine haben seit Kriegsbeginn eine Fortbildung absolviert, um traumatisierte Menschen besser betreuen zu können. KIRCHE IN NOT finanziert diese Kurse. Seit 2022 hat das Hilfswerk in der Ukraine fast 1000 Projekte mit einem Umfang von über 3,5 Millionen unterstützt. Mittlerweile ist auch Netzwerk von kirchlichen Erholungszentren für ehemalige Frontsoldaten entstanden.
In den Gesprächen tauche auch immer wieder die Frage nach der Gewissensverantwortung auf, berichtet Pfarrer Nowak: „Wenn man dem Feind gegenübersteht, ist es dann Hass, der einen leitet, oder der Wunsch, das Land und die eigene Familie zu schützen?“ Sorgsam geht der Priester auch mit seinen Formulierungen um. Vom Schutz des Himmels zu sprechen, ist angesichts allgegenwärtiger Drohnen, die das Leben vom einen auf den anderen Moment auslöschen, schwierig geworden.
Unterwegs ist Pfarrer Nowak mit einem neuen Fahrzeug, das KIRCHE IN NOT finanziert hat: Einem Transporter, der bei Bedarf auch in ein Gesprächszimmer oder eine Kapelle umgewandelt werden kann. Diese Gefährte stehen in der Tradition der „Fahrzeuge für Gott“, die KIRCHE IN NOT in den 1950er-Jahren zur Seelsorge unter den katholischen Heimatvertriebenen in der deutschen Diaspora auf die Reise geschickt hat. „Natürlich bete ich nicht nur mit den Soldaten, ich koche auch mit Ihnen, verbringe ihre wenige Freizeit mit ihnen“, erzählt Pfarrer Nowak. Unterwegs ist er nicht nur dem Auto, sondern auch in der digitalen Welt. Täglich postet er Fotos, kurze Ermutigungstexte oder Bibelverse in den sozialen Medien und kann so viele „seiner“ Soldaten erreichen.
Aber auch ein schwerer Dienst hinter der Front gehört zu seinen täglichen Aufgaben: Er nimmt Kontakt mit der Familie auf, sobald ein Soldat verletzt wird – oder in den Kämpfen umkommt. „Das ist das Schwierigste“, gibt der Seelsorger zu. Gemeinsam mit den Angehörigen plant er auch die Beerdigung. Diese ist aber nicht immer sofort möglich, vor allem dann, wenn jemand in den besetzten Gebieten gefallen ist.
Außerdem hätten sich viele Familien im Ausland in Sicherheit gebracht und könnten nur aus der Ferne trauern. Dabei erlebt Pfarrer Nowak auch, „das viele Menschen in Wut und Hass gefangen sind“. Dem versucht der Seelsorger entgegenzuwirken, ohne zu beschwichtigen: mit einem offenen Ohr, einem offenen Herzen und dem Trost aus dem Glauben.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Ukraine
Im Vorfeld des dritten Jahrestags der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar haben mehrere katholische Bischöfe des Landes KIRCHE IN NOT (ACN) für die ungebrochene und kreative Unterstützung der ukrainischen Kirche gedankt.
Der Bischof von Donezk, Maksym Rjabucha, lebt wegen der russischen Besatzung seiner Stadt aktuell in Saporischschja. Er schrieb KIRCHE IN NOT: „Der Krieg verursacht großen Schmerz, ein Gefühl der Hilflosigkeit, Trauer durch Verlust. Die Ukraine ist allen dankbar, die während dieser schwierigen Kriegsjahre an unserer Seite waren. Ohne Sie würden wir nicht mehr existieren.“
Der Bischof von Odessa, Stanislaw Schyrokoradjuk, schildert gegenüber KIRCHE IN NOT die täglichen Herausforderungen in der Seelsorge: „Seit drei Jahren herrscht Krieg – Tod und Zerstörung sind tägliche Realität. Die schwierigste und schmerzhafteste Aufgabe der Kirche sind Beerdigungen. Wie schwer ist es, die Fragen nach dem ‚Warum‘ und ‚Wofür‘ zu beantworten. Jeden Tag sterben junge Männer, Frauen und sogar Kinder. Was für ein hoher Preis für die Unabhängigkeit der Ukraine.“ Trotz des Leids bleibe der Glaube für viele ein Halt, sagt Bischof Schyrokoradjuk. „Und wir hören nie auf, all jenen zu danken, die dafür sorgen, dass wir uns nicht allein fühlen. Vielen Dank für Ihre Gebete und Ihre Solidarität mit uns.“
KIRCHE IN NOT hat die katholische Kirche in der Ukraine seit Beginn der russischen Invasion vor drei Jahren mit über 25 Millionen Euro unterstützt. Die Art der Unterstützung hat sich im Laufe der Zeit verändert: Lag der Fokus zunächst auf Hilfe bei der Versorgung von Binnenvertriebenen, wurde der Schwerpunkt inzwischen auf die pastorale Begleitung der Kriegsopfer verlagert. Die Hauptbereiche der Unterstützung sind nun Existenzhilfen für Priester und Ordensfrauen, die Ausbildung von Seminaristen sowie Projekte zur Traumabewältigung.
Ein weiterer wichtiger Posten ist die Beschaffung von Fahrzeugen für die Seelsorge. 2024 hat KIRCHE IN NOT unter anderem zwei „Kapellenwohnwagen“ finanziert, in denen aktuell die Feier der heiligen Messe auch an der ostukrainischen Front möglich ist. Mit diesem Konzept hat das Hilfswerk bereits jahrzehntelange Erfahrung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vertriebenenseelsorge in Deutschland mit zu Kirchen umfunktionierten Lastwagen aufrechterhalten und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs finanzierte KIRCHE IN NOT Kapellenschiffe auf Don und Wolga.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Ukraine
Die Menschen in der Ukraine begehen das dritte Weihnachtsfest im Krieg. Nach so langer Zeit nehmen psychische Belastungen immer mehr zu, berichten ukrainische Projektpartner KIRCHE IN NOT (ACN). Aber auch die humanitäre Lage bleibt angespannt: „In den Regionen Charkiw, Saporischschja und Odessa fehlt es den Menschen am Nötigsten: Brot, Wasser, Heizung und Strom“, teilte der Apostolische Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, mit.
In den anderen Regionen des Landes sei es am wichtigsten, bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu helfen. „Und natürlich ist auch die psychologische Hilfe von großer Bedeutung, nicht nur für die Soldaten und ihre Familien. Drei Jahre Krieg haben viele Schwierigkeiten auf psychischer Ebene verursacht“, sagte der Nuntius.
Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, betonte in seinen Weihnachtsgrüßen die Zusammenarbeit mit KIRCHE IN NOT: „Danke, dass Sie uns helfen, Menschenleben zu retten.“
Der römisch-katholische Erzbischof von Lemberg, Mieczyslaw Mokrzycki, brachte seine Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe zum Ausdruck: „Wir bitten Sie, darum zu beten, dass dieser Krieg so bald wie möglich endet“, sagte er in einer Videobotschaft. Er bat um weitere Unterstützung für die Priester und Ordensleute, „die in dieser schwierigen Zeit mit den Menschen arbeiten“.
Sein Weihbischof Eduard Kava betonte die Unterstützung von KIRCHE IN NOT bei der Ausbildung und Begleitung junger Menschen: „Dank Ihrer Hilfe können wir hier viele gute Dinge tun, besonders für die Jugend“, sagte Kava. Er wies auf ein Adventstreffen von Jugendlichen in der Nähe von Lemberg hin, „bei dem sie gemeinsam beten und für ihren kirchlichen Einsatz ausgebildet werden.“
Auch Nuntius Kulbokas verwies abschließend darauf, dass es neben der materiellen auch auf die geistliche Unterstützung an diesem Kriegsweihnachten ankomme. Es sei die „innere Kraft und Motivation“ der Kirche in der Ukraine, „allen die Freude und den Frieden Christi zu bringen – uns selbst, aber auch dem Militär, das die Ukraine verteidigt“.
Seit Beginn der Ukrainekriegs im Februar 2022 hat KIRCHE IN NOT an die 700 Projekte der römisch-katholischen und der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine unterstützt. Das Hilfswerk fördert die Versorgung und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen, die pastorale Arbeit von Seelsorgern und psychologische Schulungen von Priestern und Ordensleuten, die sich um traumatisierte Menschen kümmern.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Ukraine
Die meisten Aktivitäten und Veranstaltungen zum „Red Wednesday“ finden in Europa statt. In den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Deutschland werden Hunderte von Kirchen in (blut)rotem Licht erstrahlen, um an die christlichen Märtyrer dieser Tage zu gedenken. Allein in Österreich nehmen über 210 Kirchen, Stifte oder Abteien mit roter Beleuchtung, Gebet und/oder einem Gottesdienst teil, darunter auch die Dome in Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wien. Auch das Bundeskanzleramt wird rot beleuchtet werden und setzt damit ein Zeichen für den Schutz verfolgter religiöser Minderheiten. Damit hat sich die Zahl der Teilnehmer seit 2019 (20 Kirchen) mit 2024 über 220 in Österreich verzehnfacht.
„Diese große Resonanz aus ganz Österreich ist ein wichtiges Signal der Solidarität für die unzähligen Christen, die unter Diskriminierung und Verfolgung leiden und an die häufig niemand denkt. Dass das Menschrecht auf Religionsfreiheit für so viele Menschen mit Füßen getreten wird, dass viele Christen ermordet werden, weil sie an Gott glauben, ist schrecklich und leidvolles Unrecht. Der Red Wednesday gibt ihnen eine Stimme“, so Tobias Pechmann, Nationaldirektor von KIRCHE IN NOT – Österreich.
In Wien wird von KIRCHE IN NOT – Österreich am 20. November um 12:00 Uhr eine Hl. Messe im Stephansdom mit Dompfarrer Toni Faber gefeiert sowie um 19:00 Uhr ein ökumenischer Gebetsabend in der Michaelerkirche mit Vertretern unterschiedlicher christlicher Gemeinschaften, u. a. mit dem römisch-katholischen Weihbischof Franz Scharl, dem armenisch-apostolischen Bischof und Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich Tiran Petrosyan, dem Vorsitzenden des Rates der Freikirchen in Österreich Pastor Franz Gollatz, dem bischöflichen Vikar der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich Erzpriester Ioannis Nikolitsis, dem syrisch-orthodoxen Chorespiskopos Emanuel Aydin, dem anglikanischen Reverend Canon Patrick Curran, Nationaldirektor von Missio Österreich Pater Karl Wallner sowie dem Geschäftsführer von Open Doors Österreich Kurt Igler.
Jeder kann am Red Wednesday teilnehmen. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen und geben unseren verfolgten Brüdern und Schwestern eine Stimme.
Wie können Sie teilnehmen:
Bereits seit 2015 wird durch das rote Anstrahlen von Kirchen und staatlichen Gebäuden die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schicksal verfolgter und benachteiligter Christen gelenkt. Mit dem „Red Wednesday“ macht das internationale katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT auf das Schicksal von Millionen verfolgten, unterdrückten und bedrohten Christen weltweit aufmerksam. In vielen Ländern weltweit werden rund um diesen Tag hunderte berühmte Kathedralen, Kirchen, Klöster, Monumente und öffentliche Gebäude von innen oder außen rot angestrahlt.
„Niemand sprach über Gott“, erinnert sich Ilona Bilianova an ihre Kindheit im Kommunismus. Als Tochter eines sowjetischen Offiziers wurde sie in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Weil ihr Vater häufig versetzt wurde, verbrachte sie ihre Kindheit in verschiedenen Teilen der Sowjetunion.
Gegenüber KIRCHE IN NOT erzählt Ilona, dass sie in ihrer Studienzeit zum ersten Mal auf das Leben und die Botschaft Jesu gestoßen sei – über die Musik: „Wir haben im Universitätschor die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach einstudiert. Um diese Musik zu verstehen, muss man die Bedeutung von Kreuz und Auferstehung kennen.“
Doch jenseits dieser kulturellen Ebene blieb Ilona das Christentum weiter fern – bis sie erkannte, dass ihre Familie enger mit dem Glauben verbunden war, als sie dachte: „Als meine Großmutter starb, kam ein Priester, und meine Familie hat mit ihm gebetet und gesungen.“ Ilona konnte die Sprache der liturgischen Texte nicht verstehen. Als sie nachfragte, erfuhr sie, dass das Aramäisch sei, die Sprache Jesu. Ihre Familie war seit Jahrhunderten chaldäisch-katholisch.
Die chaldäische Kirche ist ab dem 16. Jahrhundert im ostsyrischen Raum entstanden. Im 19. Jahrhundert strebten chaldäische Christen die Union mit Rom an. Sitz der Teilkirche mit eigenem Ritus ist Bagdad im Irak, ihr Oberhaupt ist Patriarch Raphael Louis Kardinal Sako.
Weltweit gibt es nur wenige chaldäisch-katholische Christen. „Wahrscheinlich sogar weniger als eine Million“, schätzt Benny Beth Yadegar, Priester der chaldäisch-katholischen Mission in Georgien. Aufgrund der Verfolgung in ihren ursprünglichen Heimatländern Irak, Irak, Syrien und Türkei suchten viele Chaldäer im 19. und frühen 20. Jahrhundert Zuflucht in Osteuropa. In Georgien leben deshalb bis heute tausende chaldäisch-katholische Christen – auch die kommunistische Herrschaft konnte sie nicht ganz vernichten.
Pfarrer Benny ist ebenfalls ein Flüchtling. Er kommt aus dem Iran. Er wollte nicht in den Krieg ziehen gegen den Irak. So ging er nach Italien, später in die USA, wo er zum Priester geweiht wurde. „Nach meiner Priesterweihe hört ich erstmals davon, dass es auch in Georgien chaldäisch-katholische Christen gibt“, berichtet er. Es waren die Aufbruchsjahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. So kam Pfarrer Benny 1995 nach Georgien.
Hier ist die Situation der chaldäischen Gemeinden anders als in anderen Teilen der Welt, wo starker Zusammenhalt und Traditionsbewusstsein unter den Mitgliedern herrschen. In Georgien dagegen wuchsen viele chaldäisch-katholische Christen ohne ihre kulturellen Wurzeln auf, so wie Ilona. Das beginnt schon damit, dass viele kaum Aramäisch können.
Als Pfarrer Benny in Georgien ankam, erkannte er, dass seine Gemeinde einen Mittelpunkt braucht. „Also beschloss ich, dass wir eine Kirche bauen müssen, in der Hauptstadt Tiflis“, erzählt der Priester. Doch bis dorthin war es ein langer Weg. Widerstand kam auch von der orthodoxen Kirche. Deshalb erklärte Pfarrer Benny den Behörden, dass er ein Kulturzentrum plane. Als das Gotteshaus fertig war, hätten die Verantwortlichen ihn gefragt, weshalb es jetzt eine Kirche und kein Kulturzentrum geworden sei, erzählt der Pfarrer lächelnd. „Ich habe geantwortet: Das Christentum ist unsere Kultur, wir haben keine andere.“
Neben Räumen für den Gottesdienst umfasst das chaldäische Zentrum auch Büros und eine kleine Schule. Yulia zum Beispiel unterrichtet dort Kinder in Aramäisch. Und Ilona leitet jetzt den Kirchenchor – sie ist ihrem „Erstkontakt“ zum Christentum also treu geblieben. 2016 hat sogar Papst Franziskus bei seiner Georgien-Reise dem chaldäischen Zentrum einen Besuch abgestattet.
Aber nicht nur in Tiflis leben Mitglieder der chaldäisch-katholischen Gemeinde, sondern auch in der 40 Kilometer entfernten Stadt Gardabani, nahe der Grenze zu Armenien und Aserbaidschan. Viele der heute rund 400 Chaldäer haben ihre Wurzeln in der Türkei, von wo ihre Vorfahren vor der Verfolgung durch das osmanische Reich nach Aserbaidschan flohen. Stalin ließ die chaldäisch-katholischen Christen wie viele andere Volksgruppen nach Sibirien deportieren, erst nach seinem Tod 1953 durften sie zurück. „Sie wollten jedoch in einem mehrheitlich christlich geprägten Land leben und so landeten sie in Georgien“, berichtet Pfarrer Benny.
Die Boden- und Klimabedingungen rund um Gardabani seien jedoch so schlecht gewesen, dass viele Chaldäer ihr Leben verloren, nachdem sie Stalins Deportation überlebt hatten. „Wie viele sind gestorben, um ihren Glauben zu bewahren?“, fragt Pfarrer Benny. „Sie sind für mich so etwas wie Märtyrer.“
Hier ist die Situation der chaldäischen Gemeinden anders als in anderen Teilen der Welt, wo starker Zusammenhalt und Traditionsbewusstsein unter den Mitgliedern herrschen. In Georgien dagegen wuchsen viele chaldäisch-katholische Christen ohne ihre kulturellen Wurzeln auf, so wie Ilona. Das beginnt schon damit, dass viele kaum Aramäisch können.
Auch weiterhin seien die Lebensbedingungen in Gardabani sehr schwierig. „Oft gibt es keinen Strom. Viele Familien leben zusammen auf kleinstem Raum, oft in baufälligen Häusern.“ Hoffnung und Obdach spendet ein neues Gemeindezentrum, das im Jahr 2023 eröffnet wurde, ebenfalls mit Hilfe von KIRCHE IN NOT. Die Kultur der chaldäisch-katholischen Christen in Georgien geht weiter.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Georgien
Mit fast zwei Millionen Euro fördert KIRCHE IN NOT auch in diesem Jahr Ferienfreizeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Viele der Sommerlager finden in kriegs- und konfliktgebeutelten Regionen statt, damit junge Menschen dem Leid für eine Weile entkommen und unbeschwerte Tage genießen können.
In 18 Ländern unterstützt das Hilfswerk die Ferienfreizeiten, zum Beispiel im Heiligen Land, in Libanon, Syrien, Armenien oder in der Ukraine. Aber auch in Ägypten, Mosambik und Venezuela wird den jungen Menschen die Möglichkeit geschenkt, sich in einer friedvollen Umgebung mit Gleichaltrigen auszutauschen und ihren Glauben besser kennenzulernen.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, dankt dem Hilfswerk für die diesjährige Unterstützung des Sommerlagers des Vikariats St. Jakobus für hebräischsprachige Katholiken in Israel. Diese Camps seien ohne die Unterstützung von KIRCHE IN NOT nicht möglich. Dabei seien diese sehr wichtig: „Die Mehrheit der Teilnehmer sind Kinder von Migranten. Diese Gruppe ist besonders von den Auswirkungen des Krieges betroffen.“
Piotr Zelazko, Patriarchalvikar für die hebräischsprachigen Katholiken in Israel, erklärte, dass diese Ferienlager für junge Christen keine reine Sommeraktivität seien, sondern „ein Leuchtfeuer der Hoffnung sowie eine Chance, ein Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl zu erfahren, das in ihrer turbulenten Welt oft fehlt. Hier können sie ihren Glauben und ihr kulturelles Erbe kennenlernen.“ Im Westjordanland stehen die Sommerfreizeiten für rund 500 Kinder und junge Erwachsene ganz im Zeichen des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahrs des Gebets.
Auch in der Ukraine sollen Kinder ein paar unbeschwerte Tage genießen können. In den Camps für Waisenkinder, Kinder mit Behinderung und Kinder von Binnenvertriebenen und Kriegsopfern gibt es neben der geistlichen Begleitung auch eine psychologische Betreuung. Maksym Rybukha, griechisch-katholischer Weihbischof von Donezk, hob bei einem Besuch in der Internationalen Zentrale von „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus hervor, dass die Kinder und Jugendlichen derzeit nicht die Möglichkeit hätten, „ein normales Leben zu führen“. Die Ferienlager böten die Gelegenheit, Kraft zu schöpfen.
In Syrien wird die größte Zahl der Sommerlager von KIRCHE IN NOT unterstützt: 44 Camps für mehr als 75 000 Teilnehmer. Neben Spielen und Sport stehen auch pastorale Aktivitäten im Mittelpunkt der Ferienfreizeiten. Die Erfahrungen, die die Kinder und Jugendlichen in der Gemeinschaft erleben, können helfen, sich stärker in ihrer Heimat zu verwurzeln. Ein Pfadfinderleiter sagt: „Wenn wir die Mentalität der Generation nicht ändern, werden wir mit Sicherheit eine Generation ohne Ideale und Träume haben. Das wird dazu führen, dass sie in Zukunft das Land verlassen werden.“
Im Nachbarland Libanon ermöglicht KIRCHE IN NOT rund 60 000 Teilnehmern den Besuch eines Sommercamps. Aufgrund der Wirtschaftskrise im Land können sich viele Familien sonst kaum noch Aktivitäten leisten. Auch Tagescamps für libanesische Waisenkinder und jugendliche Flüchtlinge aus Syrien und Irak können durch die Unterstützung des Hilfswerks stattfinden.
Seit vielen Jahren fördert KIRCHE IN NOT in Armenien die Sommerlager, die von den Schwestern der Unbefleckten Empfängnis geleitet werden. Das Camp sei für die Kinder „das am meisten erwartete Ereignis des Jahres“, betont die Oberin des Ordens, Schwester Arousiag Sajonian. In diesem Jahr nehmen über 800 junge Menschen daran teil, darunter auch Waisen und Kinder aus Familien, die seit der Besetzung von Bergkarabach durch Aserbaidschan im September 2023 gewaltsam vertrieben wurden und in das armenische Kernland geflohen sind.
„Wir hoffen, die Traumata der jungen Menschen zu lindern und ihre Tage in einer sicheren Umgebung zu verschönern“, so Schwester Arousiag. „Wir glauben fest daran, dass wir die Welt durch Bildung und Förderung von Solidarität und Enthusiasmus zu einem besseren Ort zum Leben machen können.“
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Sommercamps
Laut dem römisch-katholischen Bischof der ostukrainischen Stadt Charkiw, Pawlo Hontscharuk, nimmt die Zahl der Suizide in den umkämpften Gebieten zu. „Es gibt viele Selbstmorde, weil die Menschen nicht wissen, wie es weitergeht. Der Luftalarm in Charkiw geht fast rund um die Uhr“, sagte Hontscharuk bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Von Russland aus abgefeuerte Raketen würden nach nicht einmal einer Minute in Charkiw einschlagen; das reiche nicht mehr aus, um den Luftalarm in Gang zu setzen. In der zweitgrößten Stadt der Ukraine seien Schulen und Kindergärten geschlossen; Unterricht finde bisweilen in U-Bahn-Stationen statt.
Charkiw liegt nur etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Wie der Bischof berichtete, sei sein Diözesangebiet, das eines der größten in Europa und mehr als doppelt so groß wie Österreich ist, zu einem Viertel besetzt. Dort könnten auch keine Priester mehr eingesetzt werden. Deren Präsenz habe jedoch für die Bevölkerung eine große Bedeutung: „Die Menschen sagen: ,Wenn ein Priester da ist, dann kann ich auch bleiben.’ Sie brauchen unsere Anwesenheit. Die Einsamkeit ist schwer zu ertragen – vor allem, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat.“
Immer wichtiger werde deshalb neben der humanitären auch die psychologische Hilfe für die Bevölkerung. Viele Menschen vertrauten keinen Psychologen, und es gebe auch zu wenige davon. „Wir haben wenige Spezialisten und Fachleute, und das ist ein Problem. KIRCHE IN NOT unterstützt psychologische Schulungen für Priester, Ordensleute und weitere Helfer. Das ist so wichtig, und wir sind sehr dankbar dafür“, erklärte Hontscharuk.
Neben den psychologischen Schulungen hat KIRCHE IN NOT in der Diözese Charkiw-Saporischschja in den vergangenen Monaten unter anderem Wärmepumpen und Öfen finanziert, um im Winter Pfarrheime und Klöster heizen zu können, in denen Menschen Zuflucht suchen. Priester und Ordensfrauen, die an der Front tätig sind, wurden zudem mit Erste-Hilfe-Ausrüstung ausgestattet.
Lebensgefährlich, aber wichtig sei der Einsatz von 46 Militärkaplänen, die oft die einzigen Ansprechpartner für die Frontsoldaten seien, sagte Hontscharuk: „Was diese Menschen in ihrer Seele erleben, ist ein Albtraum. Deshalb ist ein Militärkaplan so wichtig. Er hört sich das an, was die Menschen auf der Seele haben.“
Obgleich immer mehr Menschen aus Charkiw und Umgebung sich in Sicherheit bringen, komme das für den Bischof nicht infrage, wie er betonte: „Die Menschen brauchen mich. Sollte ich Charkiw ganz verlassen, dann mit dem allerletzten Auto.“
Immer wieder erlebe er, dass die seelsorgerische Begleitung der Menschen auch Aggressionen heilen könne. So sei eines seiner prägendsten Erlebnisse in jüngster Zeit eine Beerdigung nahe der Frontlinie gewesen, erzählte Hontscharuk. Die Menschen in dem Dorf seien prorussisch eingestellt und ihm gegenüber sehr abweisend bis feindlich eingestellt gewesen.
Der Bischof habe deshalb die Beerdigung mit einem Gebet für die Anwesenden begonnen. Nach der Trauerfeier seien die Menschen auf ihn zugekommen und hätten ihn aufgefordert, nochmals für sie zu beten. „Ich fragte sie, warum. Sie meinten: ,Als Sie gebetet haben, wurde uns leicht ums Herz.’ Bei diesen Menschen ist der Krieg zu Ende. Denn der Krieg fängt in den Herzen an, und er endet dort.“
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Ukraine Nothilfe