Ukraine: Tadej baute als Jugendlicher ein Kloster wieder auf, jetzt will er sein Land wiederaufbauen
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Ukraine: Tadej baute als Jugendlicher ein Kloster wieder auf, jetzt will er sein Land wiederaufbauen

Ukraine: Tadej baute als Jugendlicher ein Kloster wieder auf, jetzt will er sein Land wiederaufbauen

04.05.2022 aktuelles

Tadej wuchs nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Westen der Ukraine auf. Das Land erlebte damals eine kulturelle Wiedergeburt. Auch die jahrzehntelang grausam verfolgte ukrainische griechisch-katholische Kirche wagte ihren Weg aus dem Untergrund.

Als Kinder begleiteten Tadej und seine beiden Brüder ihre Mutter und Großmutter regelmäßig in das Basilianerkloster von Drohobytsch in der Nähe von Lwiw (Lemberg). Die Jungen waren so fasziniert von dem, was sie dort erlebten, dass sie zu Hause im Wohnzimmer die Liturgie der Mönche nachspielten.

Die Basilianer des heiligen Josaphat (OSBM) sind eine Mönchsgemeinschaft mit heute etwa 300 Mitgliedern. In der Sowjetzeit war die Gemeinschaft offiziell verboten. Beim Zusammenbruch des Kommunismus war nur ein kleines Kloster in Warschau übriggeblieben.

Der angehende Ordenspriester Tadej beim Studium.

Gemeinschaft der Basilianer war zur Sowjetzeit verboten

Seither setzte eine Wiederbelebung ein. Die Basilianer des heiligen Josaphat haben Niederlassungen in der Slowakei, Rumänien, Ungarn und in der Ukraine. Die sechs Basilianerklöster im Westen des Landes sind seit Beginn der russischen Invasion zu Anlaufstellen für Flüchtlinge und Vertriebene geworden.

In den 1990er-Jahren aber waren die Klosteranlagen noch Ruinen. „Damals halfen viele junge Leute den Mönchen beim Wiederaufbau“, erzählt Tadej. Auch er und seine Brüder machten mit. „Das gab uns das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein.“

Tadej (2. v. r.) mit anderen Seminaristen.

Doch diese Begeisterung für die Kirche wurde im Laufe der Jahre immer geringer. Tadej beschreibt sich selbst als „rebellischen Jugendlichen“, seine Leistungen in der Schule wurden schlechter. Als er bemerkte, dass die Männer seines Heimatdorfes die Kirche mieden, blieb auch er weg. Er hörte auf, seinen Glauben zu praktizieren.

Ein Gespräch im Unterricht und ein Tischtennisspiel sollten eines Tages alles verändern, erzählt Tadej: „Einer meiner Lehrer fragte mich, ob ich in die Kirche gehe. Ich fühlte mich in der Zwickmühle, weil meine Mutter fast jeden Tag in die Kirche ging. Ich wollte ihre Frömmigkeit irgendwie nicht verraten.“ Also griff er zu einer Lüge: „Ich habe gesagt, dass ich am Sonntag in die Kirche gehe.“ Jetzt fühlte er sich verpflichtet, das auch einzulösen.

„Auf dem Weg zum Gottesdienst dachte ich, wie dumm ich doch sei: Ich sollte lieber zu Hause Computer spielen.“ Doch Tadej ging trotzdem hin. Nach dem Gottesdienst luden ihn die Messdiener zu einer Partie Tischtennis ein. „Das hat sehr viel Spaß gemacht. Also bin ich jeden Tag in die Kirche gegangen, und danach haben wir Tischtennis gespielt.“ Ohne es zu merken, hatte Tadej einen neuen Freundeskreis gefunden.

Seminarist Tadej enthüllt eine neue Ikone.

Ringen um die Berufung

Bald tauchte der Gedanke in ihm auf, selber dem Basilianerorden beizutreten. Aber er wusste, dass es ein großes Hindernis zu bewältigen gab. Sein Vater hatte wie viele andere Ukrainer im Ausland sein Geld für die Familie verdient.

Als er wieder zu Besuch war, scherzten seine Eltern am Küchentisch; und Tadejs Vater sagte zu ihm: „Eines Tages wirst auch du eine Frau haben, und wissen, wie schwer das ist.“ In diesem Moment fühlte Tadej, dass die Zeit reif war. „Nein, das werde ich nicht. Ich möchte Mönchspriester werden“, sagte er.

Sein Vater war schockiert und forderte ihn auf, erst einmal zu studieren. Ein Jahr lang betete Tadej um die richtige Entscheidung. Dann beschloss er, schon nach dem Abitur ins Kloster einzutreten. Sein Vater unterstützt ihn bei diesem Entschluss.

Tadej beim Gebet.

Gesandt für den Wiederaufbau der Ukraine

Jetzt ist er gerade dabei sein Studium am Priesterseminar der Basilianer in Brjuchowitschi am Rande von Lemberg abzuschließen und bereitet sich auch die Priesterwehe vor. Dann soll er sein Studium in Rom fortsetzen – sofern dies während des Krieges möglich ist. Sein Ziel ist jetzt mehr denn je: Die Ukraine wiederaufbauen, geistig wie materiell.

Denn neben den bislang unabsehbaren Kriegsfolgen seien Korruption und ein Misstrauen gegenüber den Institutionen weit verbreitet, so Tadej. Die Ukraine leide unter Armut, Arbeitslosigkeit und Drogenmissbrauch. Es ist zu befürchten, dass die traumatischen Erfahrungen des Krieges dies alles verschärfen.

Tadej ist voller Hoffnung, dass die Ukraine die aktuellen Bedrohungen überwinden kann: „Es ist wie mit dem Volk Israel nach der Befreiung aus Ägypten. Das Volk brauchte 40 Jahre, um die Zeit der Sklaverei zu überwinden. Wir brauchen Zeit, um uns zu verändern.“

Flüchtlingsfamilie, die in einer Einrichtung der Basilianer Aufnahme gefunden hat.

Doch Tadej und seine Mitbrüder brauchen jetzt jede Form der Hilfe, die sie bekommen können. Die Basilianerklöster in der Westukraine haben hunderte Flüchtlinge aufgenommen. Diese müssen versorgt und verpflegt werden.

Dabei fehlten die notwendigen Mittel schon vor Kriegsbeginn, erzählt Pater Pantaleimon, der Leiter des Priesterseminars der Basilianer: „Seit ich Rektor bin, haben wir jedes Jahr die gleichen Einnahmen, aber die Preise haben sich verdoppelt. Seit Beginn des Krieges ist die Lage unberechenbar geworden.“

KIRCHE IN NOT unterstützt im Rahmen seines Nothilfeprogramms für die Ukraine Klöster, Pfarren, kirchliche Einrichtungen und auch Priesterseminare, damit sie die notleidenden Menschen versorgen können.

Unser Hilfswerk ist schon seit 1953 in der Ukraine aktiv und hat den Wiederaufbau kirchlicher Strukturen maßgeblich unterstützt. Die Ukraine braucht gerade jetzt zupackende Seelsorger wie Tadej, um die Wunden an Seele und Leib zu heilen – auch wenn es viel Zeit brauchen wird.

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Auch Papst Franziskus beobachtet die Entwicklungen an der Ostgrenze der Ukraine und rief zum Gebet auf: „Ich appelliere eindringlich an alle Menschen guten Willens, ihr Gebet zum Allmächtigen Gott zu erheben, damit jede politische Aktion und Initiative im Dienst der menschlichen Geschwisterlichkeit stehe, mehr als der Einzelinteressen. Wer seine eigenen Ziele zum Schaden anderer verfolgt, verachtet seine eigene Berufung als Mensch, denn wir wurden alle als Geschwister geschaffen.“

Besonders werden wir in unseren Mittagsgebeten der Menschen in der Ukraine gedenken. Schließen Sie sich bitte an, damit der Glaube lebt und unser Gebet stärker sein möge als Waffen.

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