Haiti: Bandengewalt trifft immer mehr kirchliche Einrichtungen - KIRCHE IN NOT Österreich
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Haiti: Bandengewalt trifft immer mehr kirchliche Einrichtungen

Haiti: Bandengewalt trifft immer mehr kirchliche Einrichtungen

Eine Ordensschwester über die Lage im Karibikstaat

07.05.2025 aktuelles

Rund um die Hauptstadt Port-au-Prince in Haiti haben bewaffnete Banden die Gewalt übernommen. Auch immer mehr kirchliche Einrichtungen geraten in ihr Visier, berichtete Spiritaner-Schwester Helena Queijo aus Jacmel im Südosten Haitis im Gespräch mit KIRCHE IN NOT: „Katholische Schulen wurden von Banden überfallen, ebenso das kirchliche Krankenhaus sowie die Schule und das Wohnheim unseres Ordens in Port-au-Prince.“

Die Missionarinnen der Nächstenliebe, die von Mutter Teresa gegründete Gemeinschaft, hätten die von ihnen betreuten Kranken evakuieren und ihre Arbeit vorübergehend einstellen müssen. Ordensschwestern des Franz-von-Sales-Krankenhauses in der Hauptstadt seien gezwungen gewesen, ihre Ordenskleidung abzulegen, um sich so besser unter der Bevölkerung verstecken zu können, erklärte Schwester Helena, die sich gegenwärtig in Portugal aufhält.

Entführungen und Gewalt gegen kirchliche Mitarbeiter seien inzwischen ebenfalls an der Tagesordnung: „Die Bandenmitglieder machen keinen Unterschied: Sie entführen Ausländer, Priester, Ordensleute oder auch einfache Leute. Niemand ist sicher.“ Es gehe den Entführern darum, Lösegeld zu erpressen und so ihre Aktivitäten weiter zu finanzieren.

Schwester Helena Queijo kümmert sich in Haiti um Kinder.

„Das Leid der Menschen ist enorm“

Schwester Helena erinnerte auch an die beiden Ordensfrauen Evanette Onezaire und Jeanne Voltaire, die Ende März bei einem Angriff bewaffneter Banden in Mirebalais etwa 50 Kilometer nordöstlich von Port-au-Prince zusammen mit weiteren Personen getötet wurden. „Das Leid der Menschen ist enorm. Wenn sie Glück haben, bleiben sie am Leben – aber sie müssen alles zurücklassen und sich oft für lange Zeit verstecken. Viele haben ihr Zuhause und ihr gesamtes Hab und Gut verloren.“

In der Gegend um Jacmel, wo die Lage noch vergleichsweise ruhig sei, nehme die Zahl der Binnenflüchtlinge weiter zu, berichtet Schwester Helena. Lebensmittel würden deshalb knapp; die Gegend sei ohnehin sehr arm. „Wenn es lange nicht regnet, leiden die Menschen Hunger und kommen deshalb in unser Kloster. Sie bitten um ein wenig Reis oder Bohnen. Wir lassen niemanden mit leeren Händen gehen, auch wenn wir selbst nur wenig haben.“

Von Spiritanerinnen betreute Familien in Haiti.

Zahl der Binnenflüchtlinge nimmt zu

KIRCHE IN NOT unterstützt die Arbeit der Ordensschwestern und weitere Projekte in der Diözese Jacmel seit mehr als 30 Jahren. Da es in der Gegend häufig keinen Strom gibt, bauen Pfarreien und Klöster Solarmodule auf ihre Dächer, um Speisen für bedürftige Menschen zuzubereiten oder zu kühlen.

Was die zukünftige Entwicklung in Haiti angeht, ist Schwester Helena skeptisch: „Gewalt ist hier leider keine neue Erscheinung. Doch die Lage hat sich jetzt dramatisch verschärft.“

Gewaltsame Proteste in Haiti (Archivbild). © Digital Democracy

Konflikt ohne Ende

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre, schwere Naturkatastrophen haben das Land wiederholt getroffen. Seit über zehn Jahren befindet sich das Land in einer politischen Dauerkrise, die 2021 in der Ermordung des damaligen Präsidenten Jovenel Moïse gipfelte. Seither haben bewaffnete Banden immer mehr Oberhand gewonnen; die staatlichen Sicherheitsbehörden haben ihnen wenig entgegenzusetzen. Eine im Herbst 2024 gestartete UN-Unterstützungsmission unter Führung Kenias hat bislang wenig Erfolg gezeigt.

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